
Mein WC am 3. Nov. 2002.
Die oft peinlichen Episoden sind nicht von einem kranken Geist erfundene Hirngespinste, sondern entsprechen täglicher Realität. Der Link: ‚Ein nasses Handy retten‘, fand jedenfalls einige Interessenten.
Nasse Elektronik kann gerettet werden. Mit Urin oder Kot verschmutztes Wasser hat eine wesentlich höhere Leitfähigkeit und birgt damit grössere Risiken. Je schneller der rettende Zugriff erfolgt, desto besser ist die Überlebenschance. Eventuell hilft aussaugen und beatmen!
Ich erlebte mehrere Überschwemmungen im Dorf. Die altehrwürdigen, mit Vakuum-Bildröhren bestückten Fernseher, schwammen in der braunen Brühe. Heutige Flachbildschirme würden ohne Schwimmhilfen absaufen. Wir wuschen die Apparate sorgfältig mit einem sanften, sauberen Wasserstrahl und trockneten sie einige Tage. Die meisten Geräte funktionierten danach. Sogar einer meiner Staubsauger überlebte dank rettender Reinigung das Bad im Schlamm.
Dazu gibt es die berühmte Ballade von F. Schiller: Der Taucher (1) – und andere schillernde Versionen, nicht von Friedrich, dafür mit Uhr. Wann folgt eine Handy Ballade?
Fortsetzung
Gelegentlich denke ich beim Schreiben. Die Fingerarbeit verbunden mit mangelnder Virtuosität gewährt mir Zeit. So viel Zeit, dass ich einen Satz bereits nach dem mühseligen Tippen verbessern kann. Dann beklopfte ich, wie ein Steinhauer seinen Granit, während geraumer Zeit einen Satz. Wenn dann der Geist nachliess, holte ich Nachschub aus einer importierten Flasche, beobachtete die Natur, die nächste Umgebung – und die Menschen in ihren eingeübten, unerträglich sturen Rollenspielen. Aus reiner Verzweiflung hieb ich danach wieder auf geplagte Tastaturen ein.
Etwas vom Wichtigsten beim Schreiben sind für mich das Nichts, die Leere und die Abstände. Damit entstehen Bilder und wie in der Musik ein Rhythmus. Dies bremst den Lesefluss und gibt Zeit zum Denken, für Reflexionen. In der Mathematik war die Einführung der Null wesentlich. Abschnitte, Gliederung und Leere in Texten sind zentral.
Der Setzer verzichtete im Buch “Geschichten aus Hinterindien“ teilweise grosszügig auf meine eingefügten Leerräume, um mehr Buchstaben zwischen zwei Deckel zu pressen, denn Qualitätspapier ist teuer. (2)
Dan Brown, kein Autor wie Goethe oder Gotthelf, aber finanziell wesentlich erfolgreicher, benutzt viel Leere. Da waren Seiten, fünf Sechstel davon beeindruckend unbedruckt. (3) (Beispiele: Inferno Seiten 120, 180, Doubleday)
Anfänglich hielt ich Bilder aus meinen Texten fern. Gotthelf illustrierte seine Werke nicht. Dürrenmatt war ein grossartiger Zeichner. In seinen Büchern sucht man seine Skizzen vergeblich.
Als Kind missfielen mir in bejahrten Büchern Abbildungen durch Holzschnitte oder Kupferstiche. Keiner erklärte mir, die alten Drucker kannten keine anderen Verfahren. Später bereicherten Antiquitäten meine ‚verlorene‘ Bibliothek und ich bewunderte Stiche und Gravuren. Es war ein langer und beschwerlicher Weg, von den frühen Höhlenmalereien bis zur digitalen Bild- und Texterfassung und Reproduktion.
Der Verleger wollte Fotos in die Texte einfügen. Ich war dagegen. Er druckte trotz meinen Einwänden unbedeutende Bilder in Briefmarkengrösse. Ich war beleidigt. Wenn Bilder verwendet werden, dann in guter Auflösung und anständiger Grösse, damit Leser mit Sehschwächen, nicht nach Lupen suchen müssen.
Seit dieser Zeit benutzte ich, zuerst zaghaft, eigene Fotografien. Sie ergänzen, sie veredeln im Idealfall Texte und öffnen den Menschen mit Eindrücken und Bildern neue Fenster in fremde Welten. Gleichzeitig sind die Illustrationen je nach Anordnung Leerräume. Sie vermitteln, sofern vorhanden, Zeit zum Betrachten und Überlegen.
Wie schreibst Du? Papier und Bleistift haben vorzügliche Speichereigenschaften. Sie sind preisgünstiger als Smartphones, Tablets und wuchtige Elektronik auf polierten Schreibtischen. Sie benötigen keinen elektrischen Strom. Einzig beim Versenden zeigen handschriftliche Informationen und gedruckte Mitteilungen bedeutende Schwächen.
Leser denken unter Umständen: „Dieser grässliche Low bringt doch immer wieder unappetitliche, durch Fäkalien verunstaltete Geschichten.“ Vergessen sie bitte nicht: jedes Jahr stehen irgendwo in Thailand zehntausende Menschen bis zum Hals in brauner Brühe. 2013 – mindestens 80 Tote!
(1) http://meister.igl.uni-freiburg.de/gedichte/sch_fv06.html
Andere Werke feuchter Tiefstapler könnten auf Wunsch publiziert werden.
(2) Low, Geschichten aus Hinterindien. Zenos Verlag, Segnitz bei Würzburg, 2011, 416 Seiten, 29.80 Euro, ISBN 978-3-931018-22-1.
(3) Dan Brown:
The Da Vinci Code
Inferno
Digital Fortress