Im Dorf in LanNa Land an den Reisfeldern, es gibt sie bald nicht mehr, steht ein nach Farang Standards durchdachtes Haus. Jeder Raum verfügt über Fenster, zweckdienliche Beleuchtung, mehrere Steckdosen, Telefon- und Antennen-Anschlüsse. Heiss- und Kaltwasser in Küche und Bad wurden als Selbstverständlichkeiten betrachtet.
Unser jetziges Heim bauten zur selben Zeit auf Profit bedachte, wenig innovative, lokale Unternehmer. Alle Räume haben einen fast unzugänglichen Stromanschluss. Mit Verlängerungskabeln müssen Standorte für das Laden der Telefone, für Notebooks, Staubsauger und Rasierapparate, erschlossen werden. Ein Schlafzimmerfenster bringt Licht und Dünste aus der Küche. Es ersetzt gekonnt den Dunstabzug über der Kochstelle. An den Decken in Räumen und Badezimmern bemerkten wir siebförmige Abdeckungen. Einschalten liessen sich diese Abzugsventilatoren nicht. Auf Nachfrage bestätigte die Besitzerin, es handle sich um ein Lautsprechersystem. Es wurde nie in Betrieb genommen.
Das Haus wurde komplett eingerichtet vermietet. Die Frage ist nur, was verstehen die Einheimischen unter kompletter Einrichtung? In unserem Falle bedeutete dies eine Menge Elektronik-Schrott, mindestens drei Fernseher, der neueste zehn Jahre jung, Verstärker mit Surround Technik, ohne Lautsprecher. Kabelstecker aller Geräte werden dauernd ausgerissen und bei Gebrauch erneut gesteckt. Schalter fanden den Weg noch nicht nach Satun. Die Leute flicken ohne jegliche Kenntnisse Stecker und Dosen, ahnungslos welche Gefahren von schlecht isolierten Leitungen und mangelhaft installierten Anschlüssen ausgehen. Die Betten waren mit Matratzen aus einem Kung-Fu Trainingszentrum ausgerüstet. Die Kämpfer härteten darauf ihre Hände, bevor sie Backsteine zertrümmerten. Dick schaute sich nach Matratzen um und bestellte eine: Queen Size. Matratzen haben annähernd Seitenverhältnisse wie 2:1, 4:3, und 1:1. Die Spezialisten lieferten ohne langes Überlegen Kingsize, 1:1. Unsere bestellte Grösse, 4:3, war nicht lieferbar. Dick fand nach weiterer Suche ein Geschäft mit einer Matratze. Auswahl wie in Chiang Mai gab es nicht.
Bettwäsche in der gewünschten Grösse gab es nur in gemischter Qualität oder in Polyester – mit Farbtönen für psychedelische Angstträume. Reine Baumwolle besorgten wir in Kuah, Malaysia.
Wir vertrauten der Kücheneinrichtung nicht lange. Nach kurzer Besichtigung der Kochgelegenheiten, kaufte ich ein drei flammiges Gasrechaud. Die Kunststoff-Teller benutzten wir einmal, weil sich das Rot unserer Tomatensauce nicht mehr entfernen liess.
Jedes zarte Stück Wasserbüffel widersteht sämtlichen verbogenen, dünnschicht Gäbelchen. Die ehemals beschichteten Teflonpfannen sind blank gescheuert. Der gebratene Fisch klebt unlösbar, ohne teure Kleber von Sika oder Araldit.
Der eine Kühlschrank lässt sich nicht mehr regeln. Unten im Gemüsefach gefrieren Salat, Zwiebeln und Kräuter. Flaschen bersten. Der andere Kühler kühlt gar nicht. Das Bier ist wohl temperiert, wie das Klavier von Johann Sebastian Bach. (1) Die Butter schmilzt und ermöglicht den Gebrauch der stumpfen Messer, denn schneiden kann man damit nicht. Die Bearbeitung warmer Butter dagegen ist möglich.
Im Bad ist ein Wassererhitzer zum Duschen montiert. Wegen mangelndem Druck liess er sich nicht benutzen. Ein Wassertank und eine Pumpe wurden installiert.
Wie seinerzeit in LanNa Land, wird im Ort, ebenfalls in Wäschereien, nur mit kaltem Wasser gewaschen. Kaltes Wasser verteilt Bakterien bloss und vermindert deren Siedlungsdichte. Zur Hebung der Hygiene der Unterwäsche werde ich ein Wasch-Maschinchen kaufen müssen. Damit entlaste ich ebenfalls Dick. Gegenwärtig schmeisst sie schmutzige Wäsche in einen grossen Wasser-Behälter und stampft den Inhalt mit den Füssen. Im günstigsten Fall könnte sie sich dabei unfreiwillig einen Fusspilz holen.
Nach meinen Aufzählungen musste ich mir sagen, leider polemisierte ich erneut. Diese Dinge stimmen, aber sie sind keinesfalls repräsentativ. (2)
(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Sebastian_Bach
(1) https://www.youtube.com/watch?v=mu_C_g8VoPE
(2) https://hinterindien.com/2014/11/15/briefe-aus-thailand/