Fängt Herzlosigkeit im Kopf an?

Die Tochter kehrte von ihrer erfolgreichen monetären Mission in Bangkok zurück. Der kleine Goon sehnte sich täglich nach Mae. Wenn er, während ihrer Abwesenheit, gelegentlich zum Haus zurückkehrte, öffnete der Kleine Schränke, presste ihre Kleider an sich und roch daran. Seine Augen waren voller Tränen. Goongrüsst
Jeden Abend wartete er sehnsüchtig auf seine Mutter. Er konnte kaum einschlafen. Die
Selbstverliebte fand innerhalb von vierundzwanzig Stunden nach der Rückkehr keine Zeit, ihren tapferen Sohn, er lebt gegenwärtig bei seinem Onkel, zu besuchen.
Das skandalöse Drama wird weitergehen. Diese grausam egoistische Person denkt bereits an ihre nächsten Einsätze in zwei Tagen in Lampang und Pai, später in Hongkong, Vientiane und Luang Prabang. Die Zukunft ihres Kindes interessiert sie nicht. Für sie wird die peinliche Angelegenheit mit einigen Räucherstäbchen und einer bemerkenswerten Geldspende im nächsten Tempel erledigt sein.

Mowgli bereitete seiner (Pflege)Mutter grosse Sorgen. Eines Nachmittags rief er von der Schule aus an, ein Kollege habe Geburtstag. Er sei zur Feier eingeladen. Er würde später als üblich zurückkommen. Darf ich?
Natürlich erhielt er die Erlaubnis. Dick wusste, die jungen Herren würden sich bei nordthailändischem Sukiyaki in Chiang Mai vergnügen.
Wir wussten nicht, dass Mowgli bloss hundert Baht bei sich hatte. Weil er keinen anständigen Betrag beitragen konnte, fühlte er sich zu scheu, um beim Essen zuzulangen, wie es eigentlich sein Magen verlangte.
Nach dem Essen trafen die munteren Jünglinge einen weiteren lustigen Kollegen, der sie zum Spülen einlud. Was tranken die zukünftigen starken Männer? Es war nicht landläufiger, unversteuerter Lao Khao, sondern Wodka.
Mowgli durfte gelegentlich bei uns zum Essen ein Glas Wein versuchen. Die Prozentrechnung kennen Thais nicht. Während Wein Alkoholwerte zwischen neun und maximal fünfzehn Prozent aufweist, haben Destillate bis vierzig Prozent. Nach dem zweiten Glas Wodka fiel Mowgli bewusstlos vom Stuhl und kotzte (glücklicherweise).
Dick versuchte, ihn ab elf Uhr mehrmals telefonisch zu erreichen. Keine Antwort. Sie wusste nicht, sein Smartphone war mit einem Passwort gesichert. Die Kollegen konnten die Anrufe nicht beantworten.
Ab sechs Uhr in der Frühe kannte die Glucke kein halten und liess ihre Söhne das verlorene Küken suchen. Einige Stunden später traf der Abgestürzte mit schwerem Kopf zu Hause ein.

Muss ich nun, als mitfühlender Onkel, mit Mowgli übungshalber Schnäpse trinken, um ihn für künftige Geburtstage und sein späteres Wirken in Lan Na Land zu imprägnieren?
Ich ziehe es vor, zusammen mit Goon Gummibären von Haribo zu kauen und – währenddessen ganz im Stillen – seine rastlose Mutter zu verfluchen.
Dabei ist seine Situation das Schicksal vieler Kinder in Nordthailand und im Isan. Während ihre lebenslustigen Mütter ihr Dasein als verführerische, jungfräuliche Bar- Girls mit Alkohol, Drogen und Zocken in den Grossstädten geniessen und sich selbst verwirklichen, wachsen die Kleinen bei geistig abgehalfterten Grossmüttern irgendwo im staubtrockenen Hinterland zusammen mit Federvieh als hoffnungsträchtige nächste Generation auf.

Die ständige, unanständige Selbstverwirklichung haut auf den Magen

Dies soll kein Jammerblog sein. Aber ich zeige, welche unfreiwilligen Arbeitseinsätze Dick in den letzten Wochen leisten durfte.
Dicks Tochter reist, angeblich aus beruflichen Gründen: Seminare, Tagungen – sie finden auch des Nachts statt – und Konferenzen. Machen sie sich ruhig Gedanken über die Effizienz solcher Veranstaltungen. Sie erreichen nicht annähernd die Qualitäten von General Prayut Chan-o-cha Freitags- Fernsehansprachen. Dösen und schnarchen der Zuseher sind in LanNa Land üblich. Landesweit berichten sämtliche Kanäle von den verheissungsvollen Zukunftsvisionen und den Feindbildern des unermüdlich werkelnden Generals.

Chiang Mai ist Provinz. Bangkok ist der Nabel der Welt. So reist denn die Dame, trotz Nebenrolle als Goons Mutter, alle paar Wochen in die ferne Metropole. Ihr Knabe ist Nebensache, eine lästige Fussfessel ihrer Karriere. Die Familie, Brüder und Grossmutter würden Goon schon betreuen, zur Schule bringen, trösten, füttern, pflegen und unterhalten. Sie verreiste nach Bangkok.
Einige Zeit danach kochten wir Abendessen, deckten um acht Uhr den Tisch. Freudig öffnete ich eine Flasche Salice Salentino. Es duftetete verführerisch aus Töpfen und Pfannen. Da läutete Dicks Telefon:
„Kaa, …. kaaa, …kaa, ka.“
„Ich muss zum Haus der Tochter. Die liefern eine Waschmaschine!“ sagte Dick.
„Abends, pünktlich zu unserer Essenszeit,“ erwiderte ich ärgerlich.
„Kann die Frau der Firma nicht erklären, sie sei abwesend und einen passenden Termin vereinbaren?“
Die Maschine war nicht neu. Sie wurde repariert. Die Lieferanten schlossen die Wasserleitung an, verbanden die Stromleitung mit dem Netz und demonstrierten das Gerät mit sämtlichen Programmen, während unser Essen nicht besser, aber kälter wurde. Als Dick zurückkam warnte ich:
„Dein Eingreifen war ein Fehler. Die Tochter wird deine Hilfsbereitschaft eiskalt ausnützen!“

Letzte Woche hatte ich eine dringende Sitzung im Badezimmer, als Dicks Telefon bimmelte. Dick sagte, sie müsse nur ganz kurz weg. Dachdecker seien im Haus der Tochter. Töchterchen weilte wieder im fernen Bangkok.
„Bitte geh nicht weg. Bleibe aus Sicherheitsgründen hier. Ganz kurz kenne ich – das sind mindestens neunzig Minuten. Sobald ich im Rollstuhl sitze, kannst Du problemlos verreisen“, bat ich.
Meine Transfers vom WC sind leider immer noch unsicher. Mir fehlt die Kraft und ich wollte einen Unfall vermeiden. Zwei Stunden später kam Dick zurück.

Zwei Nachbarn reparierten kürzlich ihre Dächer. Seitdem gibt es im Haus der Tochter während den noch seltenen Regenfällen Überschwemmungen. Diese selbstbewussten Nachbarn wollten die notwendige Dachsanierung mit allen Mitteln verhindern. Dies bedeute Staub, Schmutz und Lärm, sagten sie. Die Arbeiten an ihren eigenen Häusern klärten sie auf!
Am nächsten Morgen um acht Uhr kämpfte Dick auf der Baustelle. Der Dorfobmann war nicht genug. Die Leute riefen sogar die Polizei, um die dringenden Reparaturen zu verhindern. In der Nacht klauten sie vorsorglich die Kabel der Arbeiter.
Seit fünf Tagen ist Dick während acht bis zehn Stunden mit Dachdeckern und extrem militanten Dorfvollpfosten beschäftigt. Ein Konzept, einen Plan für die Arbeiten, betreffend Dauer und Kosten, existiert nicht. Mittlerweile gibt es hier im Hause kein frisches Gemüse mehr.
Manchmal zuckt es in meinen Fingern und ich fühle Lust, jemanden ins Nibbana zu befördern. Leider fehlt mir die Kraft zur Selbstverwirklichung!

Matthäus und die törichten Jungfrauen

Es döste sich gut in den frühen Morgenstunden in den kühlen Tempelhallen, während aus dunklem Hintergrund ein vergoldeter Buddha ein mildes Lächeln andeutete. Wer nicht döste, hantierte auf dem Boden sitzend mit Smartphones, während Mönche chanteten und der Abt danach vergeblich versuchte, an die abwesend Anwesenden einige weise Worte, einige Körnchen Wahrheit und Ethik mit auf den mit harten Steinen gepflasterten, von Lügen, Drogen, Alkohol und Unmoral verseuchten Weg zu geben.
Das interessiert das Publikum wenig bis gar nicht. Sie kamen bloss, um ihre Opfer, Geld, Weihrauch, Speisen und Geschenke zu bringen. Ihre neuen Kleider, Schmuck und Fahrzeuge klatschsüchtigen Bekannten zu präsentieren.

Nicht alle Einwohner versammeln sich im Tempel. Es gibt mindestens eine Thai-Familie im Dorf, die Jesus Christus verehrt. Die Mutter zeichnete sich durch ungeheure Tatkraft aus. Sie arbeitet von früh bis spät. Keine Tätigkeit ist ihr zu gering oder zu schwer. Wenn sie Zeit hatte, sass sie an ihrer Nähmaschine und kreierte Kleidchen für ihre beiden Töchter. An Feiern und Festen der Nachbarn zeigte sie sich kurz und brachte wie üblich einige Häppchen mit. Sie vergeudete selten Zeit mit sinnlosem herumalbern oder vor den Flimmerkisten.
Wenn ich Freitag abends zu später Stunde vom Feiern mit den Schönen – keine Hühner aus polierter Chromstahlstangenhaltung, sondern naturnahe Wesen aus Bodenhaltung – ins neue Haus zurückkehrte, sang eine kleine Gruppe im christlichen Haus zu Gitarreklängen Hymnen und Lieder. Der gestrenge Reformator Johannes Calvin hätte seine Freude an dieser ausserordentlichen Frau gehabt.
Neben zahlreichen Arbeiten in Haus und Dorf ist sie ein beflissenes Mitglied ihrer Kirchgemeinde. Die reformierten Kirchen in LanNa Land laden selten zum Dösen und Träumen ein. Die geschulten Pastoren predigen, wie es in den USA üblich ist. Ihre sanften Stimmen explodieren plötzlich zu dröhnendem Donner. Ihre Worte sind Waffen gegen Satan und Lethargie. Die Gläubigen geraten durch aufstehen und absitzen ins Schwitzen. Eifriger Gesang versorgt Herz und Hirn mit Sauerstoff – Religion als angewandte Leibesübung.
Die Gemeinde ist zusätzlich engagiert in christliches Liedgut und Laienspiele. Sie kontaktiert mit ihren Programmen regelmässig Gruppen in Indonesien, Malaysia und Singapur.

Die beiden hübschen Töchter besuchen eine teure Schule in der Stadt. Als sie grösser und reifer wurden, klagten die Mädchen, der Schulweg sei zu lang und zu beschwerlich. Anstelle der täglichen Ausgaben für den Schulbus möchten sie in der Nähe der Schule eine kleine, bescheidene Unterkunft mieten. Was die jungen Damen nicht sagten … war, die christlichen Lieder behagten ihnen nicht. Sie zogen Karaoke in schummrig düsteren Kaschemmen vor.

Als die Mutter neulich von einer Auslandstournee nach Hause kam, war die eine Tochter nicht in der Schule, sondern im Spital. Sie schenkte einem gesunden Baby das Leben.
Der Vater war ein stimmgewaltiger Karaokesänger. Nur welcher es genau war, wussten die törichten Jungfrauen nicht. Sie vergassen, wie in Matthäus 25,1-13 genau beschrieben, das Öl für ihre Lampen. (1)

Ode an schummrige Karaoke Schuppen, entlang den Lan Na Landstrassen:

Wo besoffene Kerle schräge Lieder lallen,
lassen LanNa Frauen Hemmungen und Hüllen fallen!
Nach dem kurzen Liebesschwur
Fehlt der DUREX – Natur pur. (2)

(Ähnlich wie bei der Thai-Immigration gilt dann die 9 Monate Frist.)

(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Gleichnis_von_den_klugen_und_t%C3%B6richten_Jungfrauen
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Durex

Verlorene Übersicht?

In drei Jahren verfasste ich auf WordPress bis heute freiwillig mehr als 375 Beiträge. Ich räumte auf und archivierte. Einerseits erstaunte mich die Vielfalt der Themen.
Zahlreiche Erlebnisse sind Momentaufnahmen. Sie unterlagen im Laufe der Zeit eigentlich ständigen Wechseln, ähnlich dem Wetter. Die meisten Menschen fotografieren nur bei Sonnenschein. Ich beschrieb Schattseiten und Unwetter, meist zurückhaltend, stark beeinflusst durch westliche Erziehung, Literatur und Moral.
Andererseits gestehe ich, in Nordthailand, im Dorf am Reisfeld rotiere ich gedanklich an Ort und Stelle. Es gibt kaum Positives zu berichten. Die Rubrik müsste lauten: Sex, sex, sex, Gedankenlosigkeit, Unglücksfälle und Verbrechen!
Bedauernswert finde ich die Situation der Jugendlichen hier. Ausser an technischen Spielzeugen und gewaltverherrlichenden Computerspielen, zeigen die jungen Leute keinerlei Interessen. Neugier und Wissensdrang der Kinder wurden durch Lehrer, Fernsehen oder Elternhaus nie geweckt. Mowgli erreichte den Zenith seiner Bildung vor vier Jahren. Seitdem lernte er nur wenig dazu. Er übte sich trotz regulärem Schulbesuch fleissig im Vergessen. Weil seine Kollegen noch vergesslicher und vor allem eingebildeter sind, ist er trotzdem einer der Besten.
Wir kennen es von Handwerkern: Saubere, vertrauenswürdige Ausführung von Arbeiten, besonders Reparaturen, gehören in die Kategorie Seltenheit. Fachkenntnisse und geforderte Vorsicht, werden meistens durch mass- und sinnlose Kraft ersetzt.

Die Szenen ähneln sich. Sie passen fugenlos, besser als ein Puzzle, zusammen.
Vor einigen Tagen verfasste ich einen unglaublichen Artikel, eigentlich nichts Neues unter gleissender Tropensonne – oder unter dem unendlichen Sternenhimmel. Glücklicherweise löschte ich meine krassen Informationen unfreiwillig durch einen Muskelkrampf in der Hand – ausgelöst durch einen Blitzschlag.
Die Menschen des Dorfes, von wenigen Ausnahmen abgesehen, benehmen sich wie im Irrenhaus. Ich hatte diesen Eindruck beim Verlassen Ende August. Jetzt, Ende Mai, nach einer unfreiwilligen Rückkehr aus der Idylle Satun, bleibt meine Meinung unverändert.

Die trügerischen Wahrnehmungen dürften an mir liegen. Bereits vor drei Jahren schrieb mir ein speziell netter, verantwortungsbewusster Mensch:
Deine Weisheiten sind auch nur durch ein „sehr kleingestricktes“ Fernglas verifizierbar…. und ganz sicher nicht allgemeingültig.
Ja. In meinen Geschichten, nicht nur dort, fehlen meistens Verstand und globale Großzügigkeit.

Eigentlich bin ich von Hinterindien gesättigt und habe genug, speziell von Nordthailand. Meine komfortabelste Unterkunft in Asien liegt bedauerlicherweise auf diesem Fleck Erde. In LanNa Land erlebten wir zu viele spezifische Un- und Eigenarten.
Leider kann ich kaum zurück nach Europa. Ich ertrage das Klima, ebenfalls die pseudo-helvetische Gutmensch-Politik, eingebunden in den driftenden, fremdbestimmten Ballon Europa, nicht mehr. Eine zukünftige Betreuung in eidgenössischen Alters- und Pflege-heimen ist nicht erstrebenswert. Eine Erdbestattung in jener Gegend erwäge ich nicht, weil bei eisiger Bise (Nordwind) im ungeheizten Behältnis zusätzlicher Rheumatismus droht. Deshalb suchen wir weiter nach einer angenehmen Unterkunft, kleines Haus in grossem Garten, im milden Süden.

Langes Warten auf Millionen

Eigentlich erwartete die Alte mit ihren, meist durch Unvorsichtigkeit erworbenen Leiden, dass sämtliche Angehörige mit Kindern und Kindeskindern, Onkel, Tante, Anverwandte, in die Provinz Phitsanulok pilgern würden, um sie zu pflegen und vor allem – zu verehren.
Diese Nummer wurde zwei-, dreimal gegeben. Dann durchschauten selbst die Dümmsten – ohne sich zu äussern – das grausame Treiben, die Diktatur einer Dulderin.
Wenn sie als selbstverstümmelnde Patientin Pflege benötigte, durfte sie sich zu den Hilfe Anbietenden bemühen. Die Wohnungen in Chiang Mai haben weniger Insekten und mehr Komfort. Zahlreiche Krankenhäuser in der näheren Umgebung bieten bessere Möglichkeiten, als sie im Umkreis von hundertfünfzig Kilometern von ihrem Dorf erwarten konnte.

Wenn das alte, gebündelte Leiden jeweils röchelnd, auf dem letzten Loch pfeifend ankam, erschütterte sie die Herzen ihrer Töchter zutiefst. Aber sobald das Mundwerk angelaufen war, vergass sie das Röcheln. Die Atmung wurde so kräftig, sie hätte nicht nur als Engel gleich Posaune, Tuba oder andere Gegenstände blasen können.
Während den Genesungen wurde kräftig abgesahnt und ausgenommen. Sobald die Alte die eine Tochter mit ihren Forderungen an den Rand körperlicher und geistiger Gesundheit gebracht hatte, wechselte sie das Domizil. Wenn es ihr nach einigen Monaten in Lan Na Land langweilig wurde und es ihr nicht mehr gefiel, weil die Verehrung spürbar nachliess, verzog sie sich, beladen mit Lebensmitteln, Kleidern und vollgestopfter Börse wieder in den Süden, wo interessiertere Zuhörerinnen auf sie warteten.

Im Nachbarhaus hatte sich wieder einmal die begeistert phallusverehrende, phallusverzehrende Tochter für kurze Zeit einquartiert. Sie hatte nicht nur erfolgreich abgetrieben, sondern einen potenten Dauerverehrer aufgetrieben. Das sich innig liebende Paar besuchte zwischen zwei lautstarken intimen Vereinigungen die Mutter und konsumierte von ihrem mitgebrachten Lan Na Futter. Schmatzend lobten sie ihr gutes Aussehen, ihren schön bleichen Teint und meinten, sie könne nach der Kur in Lan Na Land problemlos hundert Jahre alt werden. Zur Bekräftigung dieser Aussage schloss das Pärchen einen Tag darauf eine Todesfallversicherung in Millionenhöhe zu seinen Gunsten ab. Die eigensinnige Alte war des Lesens praktisch unkundig. Sie setzte ihre Brille auf und unterschrieb den Wisch. Sie überlegte nicht, dass der hohe Betrag nicht für sie bestimmt sei.

Ihre Lendenwirbelsäule ist möglicherweise durch Unfälle und Haltungsschäden in zwei Richtungen, seitlich und vorwärts, deformiert. Noch vor zehn Jahren legte sie sich am Boden auf den Bauch und liess als (Ross-)Kur siebenjährige Enkel auf der empfindlich beschädigten Wirbelsäule hüpfen. Im Haus gab es weder günstige Liegeplätze, noch angenehme Sitzgelegenheiten, dafür uralte, halbblinde Fernseher. Wir kauften damals Bettgestelle, Matratzen und für das Wohnzimmer ein Sofa.

Ein Sturz in sinnloser Eile vor einem Jahr beschädigte die heiklen Stellen in der Lendengegend gefährlich. Erste Hilfe leisteten die Ärzte in Phitsanulok. Sie sandten die Verletzte zu den Spezialisten in Chiang Mai. Die ersten Monate lebte sie bei der Tochter in der Nähe des Universität-Spitals.
Als sie sich besser fühlte, wechselte sie den Haushalt. Sie kam nach Phonphat. Sie war stets ungeduldig. Ihre Eile, verbunden mit Unvorsichtigkeit, führte zu einem erneuten Sturz. Die ärztlichen Bemühungen der letzten Monate waren vergeblich! Erneut waren Aufenthalte in Krankenhäusern erforderlich. Als Mowgli von Satun zurückreisen musste, half er Grossmutter bei ihren ersten Schritten seit Monaten.

Die triebbesessene, hormongesteuerte Tochter und ihr derzeitiger Liebhaber vernahmen, Mutter gehe es besser. Sie könne wieder gehen. Ihre Hoffnung, den Versicherungsbetrag demnächst zu kassieren, schwand. Deshalb luden sie die hilfsbedürftige Behinderte in ihre neue Wohnung ein. Sie, die junge Frau, die in einer Dekade für ihre Mutter nie einen Finger krümmte, versprach sorgfältige, fachkundige Betreuung, erstklassiges Essen und Goldschmuck in Mengen.

Das einzige Problem war, das saubere Pärchen lebte in achthundertfünfzig Kilometern Entfernung. Die Beiden dachten nicht im Traum daran, die kranke Alte in Chiang Mai abzuholen. Die Tochter plante vielmehr – ihr vierzehnjähriger Lümmel ohne Führerschein, der Spezialist für Fahrzeuge und Treibstoffe – sollte Grossmutter in den Südosten des Landes befördern. Risiko bestand für die Einladenden keines. Sie hatten ja den Versicherungs-Vertrag.
Die Alte war mit den Plänen für die Reise nicht nur einverstanden, sondern hoch erfreut. Sie sah die Schwierigkeiten einer mindestens fünfzehnstündigen Fahrt auf schlechten Sitzen mit einem unerfahrenen Jugendlichen, ohne jegliche Ausweise nicht.
Zum Verrichten der Notdurft benötigte sie unter Umständen Hilfe. Die Toiletten an Tankstellen befanden sich meist ausserhalb ihres eingeschränkten Aktionsradius. Trotzdem setzte sie alles daran, Chiang Mai rasch möglichst zu verlassen. Feste Termine für Konsultationen und Therapie im Krankenhaus vergass sie.
Dick informierte von Satun aus die Verwandtschaft im Dorf und gab den eindringlichen Befehl: „Mutter reist nicht!“

Irgendwo in achthundertfünfzig Kilometern Entfernung wartete vielleicht vergeblich eine prächtig dekorierte Torte mit dem Schriftzug: “Herzlich willkommen liebe Mutter!“
In der Umgebung von BanWaen fanden als Zutaten öfters Arsen, Bariumcarbonat und Strychnin Verwendung.

Trojanische Pferde im Fischtrog

Trotz oder wegen des grassierenden Irrsinns erfreuten wir uns in Lanna Land an den beiden Teichen im Garten und ihren Bewohnern, Pflanzen und Tieren. Hie und da bereicherte ein frischer Fisch unsere Speisekarte.
In Satun errichtete man ausserhalb des Wohnzimmers einen L-förmigen Trog, der eigentlich als Zierbecken mit Springbrunnen und Lichteffekten dienen sollte. Das Gebilde leckte und soff mehr Wasser, als die Wasserpumpe liefern konnte. Reparieren wollte es keiner. Der Trog war deshalb mit Kitsch aus Ton und Kunststoff gefüllt, ein veritables südthailändisches Krempelarium.
Zur Reduktion der nachmittäglichen Hitzeeinstrahlung ins Wohnzimmer wäre ein mit Wasser gefüllter Trog weit wirksamer gewesen, als die ausserordentliche Sammlung von pseudo-exotischem Kitsch.
Ich beharrte bei der Vermieterin auf einer Reparatur und drohte, bei der nächsten Rechnung in Zahlungsverzug zu geraten. Meine Aussage bekräftigten wir dadurch, indem wir fleissig Mietshäuser in der Umgebung besichtigten.
Gezwungenermassen investierte sie in Zeit, Zement und Silikon. Das Werk wurde zusehends dichter, von GPM, Gallonen pro Minute auf LPS, Liter pro Stunde.

Eines Tages begeisterte ich meine Mitbewohner zu einer biologischen Exkursion zum Flussgebiet des Affenfelsens. Wir packten Säcke, Eimer und Töpfe in den Wagen. leider vergassen wir Werkzeuge wie Pickel und Schaufeln. in wenigen Minuten reisten wir an den Ta Li Klai. Die Landschaft hatte sich dramatisch verändert. ta li klai Der Fluss wird von hier an in ein enges Betonkorsett gezwängt. Trotzdem fanden wir im Morast schöne, einheimische Pflanzen. Drei Personen arbeiteten zu Hause dann während Tagen. Mowgli wusch Sand. Sogar die Vermieterin zeigte ihr Interesse und wirkte mit. Der Trog wurde systematisch begrünt. Die Königin der Seerosen, Buah Luang ist vetreten. Ein kleines, extrem wachstumsfreudiges gelbes Röschen bildet täglich Blätter und Blüten. Schilf gedeiht. Als Sauerstofflieferanten dienen wenige Triebe Wasserpest. Dick brachte eine schwimmende Pflanze mit hübschen blauen Blüten. Neugierig fragte ich nach dem Namen: „Wasserorchidee!“ Trog
Es war die berüchtigte Wasser-Hyazinthe. Einst aus Brasilien importiert, verstopft das Unkraut nun im ganzen Land die Gewässer. Sie verdoppelt ihren Lebensraum innerhalb von zwei Wochen. Ein halbvoller Teich ist vierzehn Tage später zugewachsen. Dann sterben die erdrückten, vom Licht abgeschotteten Wasserpflanzen, ebenso die Fische an Sauerstoff-Mangel. Ich sah im März am Mae Tha Chin, Provinz Nakhon Pathom, wie eine grüne Flut unzähliger Wasser- Hyazinthen die gesamte Oberfläche besetzte und stundenlang Richtung Meer strömte. (1)
(1) https://hinterindien.com/2015/03/03/wahrnehmungsunfahigkeiten/

Fortsetzung folgt

Eier und Frösche im tropischen Garten

Ei, ei, eiDas ist kein verstecktes Osterei, sondern das Gelege einer Fröschin im ungünstig konstruierten Teich. Anstatt das Wasser im Boden kühl zu halten, heizt die Nachmittagssonne den gefliesten Wassertrog auf. Die Verdunstungsrate ist dementsprechend. Nur bei Regenfällen entfällt die tägliche Auffüllung.
In Satun gibt es zahlreiche Froscharten. Sie vergruben sich vor der kurzen Hitzeperiode teilweise zwanzig Zentimeter tief in der Erde von Blumentöpfen. Wir störten die schutzsuchenden Tiere bei Gartenarbeiten. Nach den ersten Regengüssen sind sie überall anzutreffen.
Während drei Monaten versuchte ein Thai selten genug, unseren Teich zu reparieren. Einmal hatten wir fünf Zentimeter Wasser darin. Ein fetter Frosch kreuzte Mowglis Weg. Er fing ihn und gönnte ihm ein kühlendes Bad im rapide schwindenden Wasser.
Wenige Minuten später fing eine Katze den fetten, frisch gewaschenen Frosch im Trog. Das bisschen Wasser schreckte sie nicht ab. Sie setzte sich vor den Toyota und verspeiste das grosse Tier. Ich missgönnte der gierigen Mieze den fetten Frosch. In Lan Na Land werden die Amphibien professionell gejagt und verspeist. In Satun zeigen die Menschen kaum Lust für Froschspezialitäten wie Froschschenkelpizza.

Es gibt Frösche in der Grösse von Bratpfannen von 25 Zentimetern Durchmesser. Sie haben ausgeprägte Bassstimmen. Eine Froschart macht Geräusche, wie wenn sie zwei Kiesel zusammenschlagen würde. Diese Frösche klettern an Wänden und Decken wie Geckos. Farblich weisen die Tiere riesige Unterschiede auf. Sie sind nicht bloss grün gesprenkelt wie die europäischen Brüder.
Für eine Fotodokumentation reichte es noch nicht. Ich erkenne die Tiere erst, wenn sie sich bewegen. Wenn sie springen, ist der Fotograf zu spät dran.
In Bäumen und Sträuchern hüpfen kleinere Tiere. Daran erfreut sich bei uns im Garten eine grüne, rotschwänzige Baumschlange.
Weiter gibt es die ganz kleinen, bloss filzlausgrossen, äusserst giftigen Schleimfrösche. Sie sind so gefährlich, dass noch kein Wissenschaftler erfolgreich eine detaillierte Beschreibung verfasste. Trotz Schutzanzügen der Akademiker gelang es diesen gewitzten Tierlein immer wieder, durch Lücken von einigen Zehntel-Millimetern zu schlüpfen und die Forscher bei ihren Tätigkeiten zu erledigen. Beinahe täglich steht die thailändische Polizei vor Leichen und rätselt über Todesursachen.
Sind solch kleine Lebewesen wirklich gefährlich?
Nur wenige Menschen kennen die Gefahren, welche von Bakterien und Viren ausgehen. Dabei sind sie es, die jährlich Millionen von Toten auf dem Gewissen haben. Haben Bakterien oder Viren ein Gewissen? Schweissfüsse, Keuchhusten, Ebola und HIV – ohne Bakterien und Viren gäbe es diese Leiden nicht. Aber ohne Bakterien müssten wir auf Köstlichkeiten wie Bier, Brot, Käse und Wein verzichten.
Meine klare Folgerung aus Hinterindien ist, bei Unfällen unter Alkoholeinfluss sind letztendlich Bakterien die Verursacher!

Wahrnehmungsunfähigkeiten

Der Leser und Denker Illuminati weckte mich mit seinem Kommentar erneut aus Träumen und Tiefschlaf. Was kann er nur gemeint haben? Zweifelt er gar die verheerende Luftbelastung durch Feinstaub in Nordthailand an?
Zugegeben, mein zynischer Vorschlag, Särge mit Warnschildern zu versehen, grenzte an Leichenfledderei. Er war so sinnvoll, wie Aufforderungen, Dieselfahrzeuge regelmässig zu warten, oder Krematorien mit Filteranlagen auszustatten. Das ist bei Feuerbestattungs-Anlagen ohne Kamine, wie ich sie in LanNa Land antraf, unmöglich.

Dazu gesellt sich unsere subjektive Wahrnehmung, beziehungsweise die Wahrnehmungsfähigkeit. Einige tragen rosarote Brillen. Sie erkennen aus Selbstschutz nichts, was sie nicht mögen.
Für solche Mitmenschen gibt es keine schlechten Gerüche, weniger freundlich als Gestank bezeichnet. Sie sind gierige Allesfresser, die sogar neben stinkenden Abfalleimern oder auf schwelenden Müllhalden picknicken.

Unglücklicherweise habe ich einen empfindlichen Riechkolben. Er lässt mich jedoch die Feinheiten edler Weine erkennen, ohne sie zu trinken. Dieselbe Nase warnt mich vor verdorbenen Speisen. Auf deren Genuss verzichte ich gerne, weil ich die meisten Toiletten wegen baulicher Hindernisse, Treppen und zu schmale Türen, im Notfall nicht aufsuchen kann.
Dick kennt da weniger Skrupel. Sie isst, mit wenigen Ausnahmen fast alles, was aufgetischt wird. Danach generiert sie neue Welt-Bestzeiten im Schittathlon auf glitschigen Slaloms zu Toiletten, sofern sie sich nicht vorher übergibt. Sie tut dies mit beneidenswerter Leichtigkeit, während ich mich jeweils stark schwitzend, ergebnislos fast zu Tode würge.

In reiferen Jugendjahren konnte ich defekte Elektrogeräte dank der hohen Sensibilität der Geruchsempfindlichkeit ohne Messgeräte reparieren. Defekte Gleichrichter aus Selen, es gibt sie heute nicht mehr, rochen für mich ähnlich, wie Neugeborene mit vollen Windeln. Die „Déformation professionelle“ liess mich Jahrzehnte später bei meinen Kindern ausrufen: „Es riecht nach Selen!“ (1)

Es mag zwei Wochen her sein. Ich lag bereits im Bett und wartete auf Dick. Ihre Mutter beanspruchte ihre Anwesenheit grenzen- und zeitlos. Als Dick endlich kam, füllte sie das Haus mit stechend durchdringendem, scharfem Gestank. Sie selbst bemerkte nichts.
Die dicke Luft liess mich nicht einschlafen. Ich suchte nach einer Erklärung. Fuchs und Marder waren es nicht. Katze! Ich verliess das Bett und suchte.
Wahrhaftig – da pisste doch ein verliebter Kater in einen auf der Veranda wartenden, mittlerweile im Schlafzimmer anwesenden, flauschigen Pantoffel.

Bei Rauch differenziere ich. Gartenabfälle und Qualm toter Tiere miefen, sind jedoch in geringen Mengen unbedenklich. Gummi und Autopneus, die ich von Kleptomanewitschs Stahlwerk her kenne, hinterlassen schwerer verdauliche Spuren. Wolken von PVC, PolyVinylChlorid, gehören für mich zur Giftklasse. Weniger vorsichtige Menschen garen über diesen glimmenden Wohlgerüchen Würste und Fleisch. Die Gase riechen nach Chlorwasserstoff. Es entstehen gesundheitlich bedenkliche chlororganische Verbindungen. (2)

Bereits beim Landeanflug in Bangkok anfangs Februar tauchte die Maschine in bunte Farbkombinationen von Luft. In Bangkok ist die Luftqualität weitaus besser als im Norden des Landes.
Tags darauf besorgten wir in Hangdong Nahrungsmittel bei einem Grossverteiler. Als ich mich danach ins Auto setzte, bemerkte ich schwarz gefärbte Hände. Ich erinnerte mich nicht, dass ich dunkle Gegenstände, Apparate oder Isan-Frauen, angefasst hätte. Meine Handflächen blieben während drei Wochen in Chiang Mai mehr oder weniger dunkel. Waschen half nur kurzzeitig.
In Nakhon Sawan verminderte sich die Einfärbung. Drei Tage später, in der Gegend des Mae Tha Chin, Distrikt Sam Phran, Provinz Nakhon Pathom, verschwand die Verfärbung allmählich. Ich nehme an, es handelte sich um chemische Reaktionen, ausgelöst durch Luftverschmutzung, feuchte Hände und die metallenen Greifringe des Rollstuhls. Mae Tha Chin
Heute vernahm ich telefonisch aus Satun und las in Zeitungen, dass sogar Chiang Mais Gouverneur Suriya Prasanbanthit nach reiflichem Nachdenken (ca. 3 Wochen) über die Luftqualität im Norden besorgt sei. Vermutlich werden dieselben Massnahmen ergriffen wie üblich: Ausser leerem Gerede – gar nichts.
Seit fünfzehn Jahren liegt ein neuer Feinstaub-Rekord in der Luft, denn so etwas erlebte ich nie zuvor.

(1) http://de.wikipedia.org/wiki/D%C3%A9formation_professionnelle
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Polyvinylchlorid
(3) http://www.wochenblitz.com/nachrichten/61359

Bild: Paddler kämpft gegen treibende Wasserhyazinthen am Mae Tha Chin.

Regionale Nadelstiche

Grosse Anlässe haben Sponsoren. Die dürfen für selbstlose Spenden dann ihre Werbebotschaften präsentieren.
Öfters wurden Dorffeste in LanNa Land von den Elektrizitätsproduzenten gesponsert. Nicht weil Teilnehmer freundliche Briefe mit Anfragen an die Direktion sandte, sondern weil man kurzerhand die Stromversorgung anzapfte. Die Kabel hängen überall wohlfeil herum und laden förmlich zur Selbstbedienung ein. Meistens lief das glimpflich ab. Zu Störfällen mit unfreiwilligen Kremationen kam es selten. Etwa dann, wenn ein mit Lao Khao Aufgeladener, Kabel nicht unterscheiden konnte und eine Hochspannungsleitung erwischte. Die Angaben an strassenquerenden Kabeln betreffen nicht die Spannung, sondern die Höhe über Grund.
Im grossen Stil funktioniert der Stromklau ebenfalls in Malaysa. Die Elektrizitätsgesellschaft von Sabah hat eine spezielle Einsatzgruppe. Sie entfernt wöchentlich illegale Anschlüsse. Am vergangenen Dienstag war die Truppe im Kampung Baru, Bukit Padang in Penampang tätig. In Zusammenarbeit mit der Polizei entfernten und beschlagnahmten die Herren fünfzig Kilogramm Kabel.
Der General-Manager des Unternehmens, Mahatir Nor Ismail erklärte, um gefährliche Missstände zu verhüten, müssten diese Aktionen wöchentlich durchgeführt werden. Pro Einsatz würde das Personal bis zu 100 Kilogramm Kabel aufrollen.
Wir dürfen uns vorstellen, diese Kabel wurden gestohlen, denn wenn die Diebe Geld hätten, wären die effektiven Stromkosten wesentlich günstiger.
dilarang masuk
In Singapoor wird weiter an den Freiheiten geschnipselt, ganz leicht nur, aber stetig. Es gibt neue Schnaps- und Bier-Paragraphen. In der Öffentlichkeit darf zwischen 22 30 und 07 00 Uhr kein Alkohol getrunken werden. Gleichzeitig soll ab 22 30 ein Verkaufsverbot gelten.
Warum denn so zaghaft? Kopieren sie einfach die thailändische Verordnung über den Verkauf von Alkoholika! Im Süden war sogar die Armee gezwungen, vor den Feiertagen dreihundert Flaschen Feuerwasser zu schmuggeln. Irgendein Verräter informierte die Polizei. Sie verhütete erfolgreich Leberschäden bei ihren uniformierten Kollegen.

Neuanfang nach zehn Jahren

Im Dorf in LanNa Land an den Reisfeldern, es gibt sie bald nicht mehr, steht ein nach Farang Standards durchdachtes Haus. Jeder Raum verfügt über Fenster, zweckdienliche Beleuchtung, mehrere Steckdosen, Telefon- und Antennen-Anschlüsse. Heiss- und Kaltwasser in Küche und Bad wurden als Selbstverständlichkeiten betrachtet.
Unser jetziges Heim bauten zur selben Zeit auf Profit bedachte, wenig innovative, lokale Unternehmer. Alle Räume haben einen fast unzugänglichen Stromanschluss. Mit Verlängerungskabeln müssen Standorte für das Laden der Telefone, für Notebooks, Staubsauger und Rasierapparate, erschlossen werden. Ein Schlafzimmerfenster bringt Licht und Dünste aus der Küche. Es ersetzt gekonnt den Dunstabzug über der Kochstelle. Küche Satun An den Decken in Räumen und Badezimmern bemerkten wir siebförmige Abdeckungen. Einschalten liessen sich diese Abzugsventilatoren nicht. Auf Nachfrage bestätigte die Besitzerin, es handle sich um ein Lautsprechersystem. Es wurde nie in Betrieb genommen.
Das Haus wurde komplett eingerichtet vermietet. Die Frage ist nur, was verstehen die Einheimischen unter kompletter Einrichtung? In unserem Falle bedeutete dies eine Menge Elektronik-Schrott, mindestens drei Fernseher, der neueste zehn Jahre jung, Verstärker mit Surround Technik, ohne Lautsprecher. Kabelstecker aller Geräte werden dauernd ausgerissen und bei Gebrauch erneut gesteckt. Schalter fanden den Weg noch nicht nach Satun. Die Leute flicken ohne jegliche Kenntnisse Stecker und Dosen, ahnungslos welche Gefahren von schlecht isolierten Leitungen und mangelhaft installierten Anschlüssen ausgehen. Installation Die Betten waren mit Matratzen aus einem Kung-Fu Trainingszentrum ausgerüstet. Die Kämpfer härteten darauf ihre Hände, bevor sie Backsteine zertrümmerten. Dick schaute sich nach Matratzen um und bestellte eine: Queen Size. Matratzen haben annähernd Seitenverhältnisse wie 2:1, 4:3, und 1:1. Die Spezialisten lieferten ohne langes Überlegen Kingsize, 1:1. Unsere bestellte Grösse, 4:3, war nicht lieferbar. Dick fand nach weiterer Suche ein Geschäft mit einer Matratze. Auswahl wie in Chiang Mai gab es nicht.
Bettwäsche in der gewünschten Grösse gab es nur in gemischter Qualität oder in Polyester – mit Farbtönen für psychedelische Angstträume. Reine Baumwolle besorgten wir in Kuah, Malaysia.

Wir vertrauten der Kücheneinrichtung nicht lange. Nach kurzer Besichtigung der Kochgelegenheiten, kaufte ich ein drei flammiges Gasrechaud. Die Kunststoff-Teller benutzten wir einmal, weil sich das Rot unserer Tomatensauce nicht mehr entfernen liess.
Jedes zarte Stück Wasserbüffel widersteht sämtlichen verbogenen, dünnschicht Gäbelchen. Die ehemals beschichteten Teflonpfannen sind blank gescheuert. Der gebratene Fisch klebt unlösbar, ohne teure Kleber von Sika oder Araldit.
Der eine Kühlschrank lässt sich nicht mehr regeln. Unten im Gemüsefach gefrieren Salat, Zwiebeln und Kräuter. Flaschen bersten. Der andere Kühler kühlt gar nicht. Das Bier ist wohl temperiert, wie das Klavier von Johann Sebastian Bach. (1) Die Butter schmilzt und ermöglicht den Gebrauch der stumpfen Messer, denn schneiden kann man damit nicht. Die Bearbeitung warmer Butter dagegen ist möglich.
Im Bad ist ein Wassererhitzer zum Duschen montiert. Wegen mangelndem Druck liess er sich nicht benutzen. Ein Wassertank und eine Pumpe wurden installiert.

Wie seinerzeit in LanNa Land, wird im Ort, ebenfalls in Wäschereien, nur mit kaltem Wasser gewaschen. Kaltes Wasser verteilt Bakterien bloss und vermindert deren Siedlungsdichte. Zur Hebung der Hygiene der Unterwäsche werde ich ein Wasch-Maschinchen kaufen müssen. Damit entlaste ich ebenfalls Dick. Gegenwärtig schmeisst sie schmutzige Wäsche in einen grossen Wasser-Behälter und stampft den Inhalt mit den Füssen. Im günstigsten Fall könnte sie sich dabei unfreiwillig einen Fusspilz holen.

Nach meinen Aufzählungen musste ich mir sagen, leider polemisierte ich erneut. Diese Dinge stimmen, aber sie sind keinesfalls repräsentativ. (2)

(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Sebastian_Bach
(1) https://www.youtube.com/watch?v=mu_C_g8VoPE
(2) https://hinterindien.com/2014/11/15/briefe-aus-thailand/