Wie Goon Onkels Besucherin sabotierte

Ende August berichtete ich, wie Goons Onkel, Dicks Moped, an eine angeblich per Smartphone gefundene „Dame“ verlor. (1) Seine erlogenen Erklärungen dazu entsprachen nicht einmal der halben Wahrheit. Grösseres Ausmisten brachten nicht nur trübe, sondern belustigende Tatsachen ans Licht. Trotz seines mehrjährigen dösens in Tempeln, im Fachjargon Meditation genannt, standesgemäss in gelben Roben, scheint der Mann den Begriff Lüge nicht zu kennen! Er war der Einzige der Verwandtschaft, dem ich vertraute. Nun verstehe ich, warum Buddha zuweilen den Kopf verliert. BuddhaPhan
Zur Zeit des Besuchs der zweifelhaften Line-Unbekannten, hatte Onkel eigentlich eine wichtigere Aufgabe. Er hatte bereits einen Besucher. Goon lebte bei seinem Onkel, weil die Mutter öfters nicht in der Lage ist, speziell während Schulferien, Kinder zu betreuen, oder zu verköstigen. Goons Bruder lebte allein in einem Internat in Chiang Mai. Bei Schulschluss zog der einsame Kleine es vor, wieder zu den Grosseltern nach Nan zu ziehen. Sie haben nicht nur Zeit für ihn, sondern etwas Liebe übrig, die seine Mutter nur für Bewunderer und Verehrer verschwendet.
Der kleine Goon freute sich gar nicht über den unerwarteten Frauenbesuch, mit dem er nun seinen Onkel teilen sollte. Schon bei seiner Mutter musste er dauernd widerwärtige Kerle vertreiben. Beim Onkel waren es neuerdings Weiber. Sogleich begann er mit gezielter Sabotage. Er setzte gezielt ihr Smartphone unter Wasser. Madame zeigte wenig Freude daran.
Dann besetzte er für zwei Stunden das Badezimmer. Erst verrichtete er ausgiebig die Notdurft, flüssig, fest und gasförmig. Danach putzte er die Zähne, ja, er polierte sie auf Hochglanz. Er legte Wert auf Körperpflege, duschte, wusch sich die Haare.
Draussen vor der Tür rief eine Frauenstimme:
„Bitte, öffne die Türe, ich muss dringend ….“
Goon entdeckte einen dunklen Fleck auf seinem rechten Fuss. Er duschte erneut und wusch sich zur Sicherheit die Haare noch einmal. Vor der Türe wechselte die Stimme von freundlichem Bitten auf hassvolles Schimpfen. Goon freute sich am Sieg und liess das Wasser fröhlich rauschen, bis es draussen endgültig still wurde.

(1) https://hinterindien.com/2016/08/31/smartphones-an-hohlkoepfen/

Affenkäfige

Bei Tierliebhabern möchte ich gleich eine Entschuldigung anbringen: Ich wollte keine Affen beleidigen!  Aber als altem Einfaltspinsel fielen mir für die Trilogie keine besseren Titel ein als: Affenkäfige, Affentheater und Affenliebe.

Als neugieriger Knabe stand ich öfters fasziniert vor Affenkäfigen. Das war jedes Mal ein Riesenspektakel, denn häusliche Flimmerkästen gab es noch nicht. Die lustigen Tiere lümmelten sich im Geäst, hingen an Seilen, oder sassen auf Schaukeln, während dem sie teures, für mich seltenes Futter, wie Orangen und Bananen grosszügig vergeudeten. Einige Biester betrieben, die Zähne bleckend, Fellpflege und lausten sich gegenseitig. Affenmütter hüpften gestresst mit winzigen, angeklammerten Jungtieren durch das betriebsame Getümmel.
Einige Äffchen hatten lange rote Bleistifte. Sie benutzten sie nicht zum Zeichnen oder Schreiben. Sie rieben und fummelten erregt mit Fingern an ihrem Büromaterial herum. Ähnliche Reaktionen sah ich kürzlich wieder, als junge Leute ihre Smartphones, ebenfalls Büromaterial, befingerten.
Öfters steckten die Affen diese roten Dinger ihren Kollegen in den Hintern. Das war sehr interessant. Ich war ahnungslos. Anstatt mich aufzuklären, grunzte Grossvater grimmig:
„Komm, wir verziehen uns zu den Vögeln, da gibt es einen Papagei – der spricht.“

MonaAls ich im Dorf an den Reisfeldern ankam, klärten mich freundliche Frauen über den Umgang mit Eingeborenen auf. Dabei waren sie selbst Fremde in einer Retortensiedlung, eingewandert aus dem Grossraum Bangkok. Die meisten Lan Na Speisen behagten ihnen nicht. Es gibt Kräutlein, die stinken so, dass die Haare himmelwärts stehen, während die restlichen Organe welken und den Gesetzen der Schwerkraft folgen. Die Sprache der Alteingesessenen verstanden sie schlecht.
Gutgläubig hörte ich den wohlgemeinten Belehrungen zu. Ich döste meine Träume von fremdartig geformten, bunten Tempeln, heiligen Mönchen in gelben Roben, buddhistischer Reinheit der Herzen, von langhaarigen mandeläugigen sanften Verführerinnen und kräftig gewürzten Thai-Häppchen, eine Art Reisekatalog-Eintopf eben.

Es dauerte Jahre, bis ich mich selbst in einem Affenkäfig wiederfand, mit gekauften Orangen, aber eigenen bio Bananen im Garten.
Der Affenkäfig der Jugendzeit war Wahrheit. Das Affentheater im Dorf um Anstand, Sitte und Moral war ein falsches Spiel mit löchrigen Fassaden.
Das Rätsel um Gottheiten mit vierzig Armen löste sich, als ich mir eingestehen musste, ich verfüge nicht über genügend Hände, um all die dargebotenen sekundären und primären Geschlechtsteile läufiger Dorfkatzen zu stimulieren.

Abenteuerlustige Kollegen verprassten gleichzeitig ihr Unvermögen in schummrigen Trinkhallen und schäbigen Hotelzimmern mit professionellen Dirnen. Vergeblich versuchten sie, mich zu schalem Bier und schlüpfrigen Vergnügungen in die Stadt zu schleppen.
Ich war zu faul, in der Stadt zweifelhaftem, öffentlich angebotenem, lackiertem Fleisch in Mogelpackungen nachzuhängen. Speziell darum, weil mich vernachlässigte Dorfschöne besuchten und mir in meiner Einsamkeit reichlich Trost und Liebe spendeten. Dabei bildete ich mir nie ein, die Mandelschlitzäugigen besuchten mich bloss, wegen meinen strahlend blauen Augen.

Fortsetzung folgt

Illusionen

Kirche1Nach wenigen mit Schlafstörungen gesegneten Nächten ist sie da, eine neue, gleichzeitig uralte Geschichte.

Vor einem Jahr durfte ich im Herzland, im ehemaligen Wirkungskreis eines Jeremias Gotthelf, drei Stunden Gastfreundschaft inmitten einer intakten Familie geniessen. Welch ein Erlebnis nach einem Dutzend Jahre hinterindischer Oberflächlichkeiten gespielter dörflicher Seifenopern mit viel Kabale, d.h. niederträchtigen Intrigen – und wenig Liebe.

Ausser mit den Grosseltern erlebte ich selten enge familiäre Verbundenheit. In meinem Elternhaus fand ich wenig Geborgenheit und erhielt mehr Prügel als Anerkennung. Der Vater arbeitete hart, um uns mit Anstand über die harten Runden der Nachkriegszeit zu bringen. Über die Mutter schweigt des Sängers Höflichkeit.

Die eigene Ehe scheiterte und hinterliess tiefe emotionelle und finanzielle Wunden. Die leidtragenden Personen waren die Kinder. Die finanzielle Lage konnte ich durch eigene Anstrengungen im Laufe der Zeit verbessern.
Das Sorgerecht für die Kinder, niemand erwähnte je die Sorgepflicht, erhielt die Mutter. Ausser Markenklamotten kriegten die Kleinen wenig Fürsorge und Betreuung. Die Tochter flüchtete zu mir, während die amtlich festgesetzten Betreuungsbeiträge zwecks Situationsberuhigung weiter flossen. Der Sohn blieb ausserhalb meines Einflussbereiches. Es blieb ein düsterer Tümpel salziger Tränen, umgeben von Sanddünen schmerzlicher Erinnerungen.

Vor einigen Monaten stellte ich mögliche erste Risse in der familiären Idylle emmentalischer Käselandschaften und Gastfreundschaft fest. Nun ist sie da, die traurige, endgültige Gewissheit, dass wir unwissende Teilnehmer einer perfekt organisierten Verabschiedung waren.
Im christlich kühlen Abendland sind die Verhältnisse kaum besser, als in der von Methan und Unmoral geschwängerten Luft an stetig schwindenden Reisfeldern.
Herzliches Beileid.

http://de.wikipedia.org/wiki/Kabale_und_Liebe

Ein Leser kommentierte:
Die Menschen „sind wohl so..“ weltweit –
vielleicht auch weil viele die „10 Punkte Roadmap“
hochmütig als Zumutung ablehnen.. 

Abschied

Eine hochstehend tief feuchte Geschichte. Zusätzlich zeigte das Hygrometer über achtzig Prozent Lustfeuchtigkeit! Kein Wunder, dass die Linse eines digitalen photographischen Apparates an Fungus erkrankte. Vorsicht: Das Bier könnte nass werden!

Romantik pur am internationalen Flughafen Chiang Mai.
Sie, mit feuchten Mandelaugen: „Scheiden tut weh!“
Er, stark schwitzend: „Ja, Eichel auch.“

http://de.wikipedia.org/wiki/Hygrometer

Monatsrückblick

Seit unserer Rückkehr nach Chiang Mai vergingen fünf Wochen. Die tropische Wärme heilte meine gesammelten Frostschäden. Die restlichen Eindrücke vom Gastland, vor allem das Verhalten einiger Bewohner, waren eher demoralisierend. An diese Zustände werde ich mich erst nach meinem Ableben gewöhnen. 

Bier als Getränk und Durstlöscher schmeckte mir selten. Um jedoch genügend Flüssigkeitsaustausch zu gewährleisten, trank ich ausser Milch fast alles. Die meisten Thai Biere mundeten kaum und hinterliessen einen unangenehmen Magensäure Pegel. Vor unserer Reise becherte ich hie und da ein in Pathumthani gebrautes San Miguel. Nach verschiedenen grossartigen europäischen Bieren trank ich nur noch eine Dose davon. Tunten-, nein Tüten-, oder Beutelsuppen der Dynastie Knorr sind bekömmlicher. Meine Sprachkenntnisse leiden bereits wieder. 

Noch schlimmer steht es mit dem Weinangebot. Da werden Flaschen mit gesucht nachempfundenen Namen angeboten. Irgendwo im Hinterkopf läutet ein Alarm-Glöcklein: Betrug. Wir fanden neben fragwürdigem Wein, solche Hersteller müsste man wegen Panscherei* verklagen können, einen natürlichen, ehrlichen, süffigen Frascati. Drei Flaschen konnten wir bei drei Einkäufen über gesamthaft fünfzig Kilometer verteilt, ergattern. Wir klagten unser Leid der hilfreichen Geschäftsleitung. Drei Personen nahmen geduldig meine Bestellung auf. Sie versprachen: “Wir rufen sie an“.  Wir hörten nie mehr etwas vom Frascati.  Anrufe versprechen nicht nur Firmen, sondern häufig schlitzäugige, mandelohrige Schönheiten, wenn sie nicht auf ein Rendezvous erpicht sind.
Denn sie wollen nur das Eine,
möglichst kurz und viele Scheine.

Die Schutzgitter wurden repariert und am vergangenen Freitag montiert. Der Chromstahlspezialist versteht sein Handwerk.

Bierdose und Mauerbruchstücke. Lochdurchmesser 5 mm. Bohrmaschine Bosch

Beim Bohren im Mauerwerk war er weniger feinfühlig. Den Herrn werde ich mir für einen allfälligen Abbruch vormerken. Die nächsten Tage arbeite ich als Zahnarzt. Ich fülle Löcher im Haus … mit Zement. Die Gitter sind zusätzlich unter Spannung. Als Strombegrenzung dient eine in Serie geschaltete Glühlampe. Kitzelt es zu wenig, tausche ich einfach die Lampe in der Fassung aus.

Unser Unpflegling, abgekürzt Flegel, sagte todernst neulich kurz vor Mitternacht: “Ich kann keine Schularbeiten machen, ich kann nicht schlafen, aber spielen könnte ich!“

Ich fragte mich: „Wie kommt es, dass bereits ein kleiner Junge, ein Schulanfänger zum PC abhängigen Spieler wird?“ Entweder schrieb ich zu schnell, oder ich recherchierte zu langsam. Wenn Mama in ihrem eigenen Escort Service gegen schnödes Geld, echte und ewige Liebe verkauft, dann muss der Kleine mit Computern spielen. Papa kann sich nämlich nicht um Sohnemann kümmern. Er fährt Taxi in Bangkok.

* Große Aufmerksamkeit erregte 1985 der Glykol-Skandal, als österreichischen Weinen Frostschutzmittel zugesetzt wurden. In Italien wurden 2008 70 Millionen Litern Billigwein nicht unbedingt gesunde Substanzen wie Düngemittel und Salzsäure beigefügt. 

http://de.wikipedia.org/wiki/Panschen
http://www.sueddeutsche.de/leben/jahre-glykolskandal-suesses-gift-1.989808

http://www.sueddeutsche.de/leben/wein-skandal-in-italien-skandale-haben-auch-etwas-reinigendes-1.194914

Liebe

Ewige Liebe. Wie lange dauert eine Ewigkeit?  Sind es Gefühle? Sind es Triebe?

Ältere Semester wissen das nicht mehr so genau. Dort wirkt die Ohnmacht der Gewohnheit. Es ist jedoch angenehm, jederzeit etwas Warmes im Haus zu haben. Es muß nicht unbedingt kalter Kaffee, oder ein feuchter, angequalmter Glimmstengel sein.

Manch einem liegt im Laufe der Zeit eine Bratwurst mit pikantem Senf näher, als ein in ein frivoles Röcklein verpacktes Stück wohlfeiles, wohlgeformtes Fleisch. Die Jagd nach Gebratenem ist weit anspruchsloser und erst noch preisgünstiger. Eine pralle Wurst hat unter Umständen appetitlichere Formen, als leicht aus den Fugen geratene Partner. Vorurteilslose Genießer haben gleichzeitig in der einen Hand einen Wurstzipfel, im anderen Pfoten einen durch Cellulite veredelten, eh – verdellten – Hinterschinken.

Wenn meine Finger nicht die Tastatur beklopfen, sind sie meistens dort, wo sie nicht hingehören. Wir haben kein Klavier. Sie mag die Musik.

Seit Monaten hat unser junger Einbrecher eine noch jüngere Verehrerin. Dick untersagte ihr aus unzweideutigen Gründen das Betreten des Hauses. So wartet denn das Mädchen stundenlang auf der Strasse, um einen Blick auf ihren innig geliebten Jungen zu erhaschen. Bei Regengüssen klammert sie sich scheu an einen Schirm.

Sämtliche Aufforderungen an die Kleine, sich nach Hause zu begeben, waren nutzlos und vergeblich. Die Strasse ist öffentlich. Sie kann sich aufhalten, wo es ihr beliebt. Manchmal in der Nacht, bleibt uns nichts anderes übrig, als die anhängliche Verehrerin   nach Hause zu begleiten. Ihre introvertierte, kranke Mutter kümmert sich nicht um den Verbleib der Tochter. An Wochenenden ist das Mädchen tagelang vom vaterlosen Elternhaus abwesend .

Sind es Gefühle? Sind es Triebe? Einsamkeit und Sehnsucht müssen  unbeschreiblich sein.

http://de.wikipedia.org/wiki/Cellulite

http://de.wikipedia.org/wiki/Liebe

Song mit Sassy: http://www.youtube.com/watch?v=NA9mxA9B0OQ

Ella: http://www.youtube.com/watch?v=dJmqOfcqVg0&feature=related

Den zweiten Teil der Geschichte mag ich nicht. Er erinnert  an das Märchen von Hans Christian Andersen (1845): Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern

http://de.wikipedia.org/wiki/Das_kleine_M%C3%A4dchen_mit_den_Schwefelh%C3%B6lzern

http://www.sagen.at/texte/maerchen/maerchen_daenemark/maedchen_schwefelhoelzer.html