Museen in Hinterindien nach 1970

Unsere Kwan Yin ist krank. Diagnose: Lochfraß, verursacht durch die Luftverschmutzung, besonders in den Wintermonaten. Dazu kommt die falsche Pflege. Ich beschrieb die Misshandlung durch die Haushälterin mit Möbelpflege-Mitteln. Als ich einige Fotos benötigte, musste erst das bräunliche Geschmier weg. Sorgfältig entfernte Dick die Rückstände der Möbelpflege. Anstatt die Figur im gereinigten Zustand zu belassen, behandelte sie die Kwan Yin ohne jegliche Nachfrage, dafür in Windeseile, mit farblosem Kokosöl. Als ich endlich im Rollstuhl saß, roch ich die Kokosnuss. Ich dachte daran, dass das Öl bald ranzig stinken würde. Das Öl glänzte und spiegelte derart, dass es nicht möglich war, eine durchschnittliche Fotografie zu klicken. Nach einigem Suchen fand ich glücklicherweise im Archiv eine Aufnahme mit echter Kamera von 2005.
Um langfristig zu überleben, braucht die Göttin einen sauberen Platz mit gereinigter Luft und ausgebildetem Personal. Gibt es vielleicht in einem Museum einen Ort für sie?
In Hinterindien besuchte ich mehrere Museen. Die Qualität der Wartung und der Sicherheit gegen Beschädigung und Diebstahl führte zu Zweifeln meinerseits. Die Helfer waren kaum ausgebildet. Sie verkauften zur Einkommensverbesserung teilweise seltene Exponate. In Thailand, Bangkok, fand man die besten gestohlenen Artefakte aus ganz Hinterindien seit 1985 in River City. Angkor Wat war Zentnerweise vertreten. Angeblich von Generalissimus Chiang Kai-Shek stammte ein wunderschöner Buddha.

Eine der trübsten Erfahrungen machte ich auf der Insel Penang, einst „Prince of Wales Island“ genannt. Sir Thomas Stamford Raffles wurde am 6. Juli auf einem Schiff 1781 vor der Küste von Jamaica geboren. Nach der Schule war er mit 14 Jahren in London Angestellter der Britischen Ostindien Kompanie. Raffles wurde 1805 als Sekretär des Gouverneurs auf die Insel Penang versetzt.  Danach war er Gouverneur von Java und Bencoolen, Benkulu. Derselbe Raffles gründete am 6. Februar 1819 den Handelsposten Singapur. 

1972 hatte ich die Gelegenheit von Songkhla nach Penang zu fliegen. Nach der Ankunft besuchte ich keine Bordelle, aber einen der letzten Opium-Den in der Chulia Strasse. Vor dem luxuriösen Laden lag ein zugedröhnter, zahlungsunfähiger chinesischer Kuli in seinen Exkrementen auf der Straße.  Im sehr gepflegten Eingang traf ich einen netten, gesprächigen  Herrn.  Er war Direktor der Einwanderungsbehörde. Er empfahl mir ein besseres Hotel anstelle dessen, wo mein bescheidenes Gepäck lagerte.  Er ließ meinen Koffer In die neue Bleibe transportieren. Er bat um meinen Pass und erlaubte mir, anstelle von drei Tagen, zwei Wochen auf der Insel zu bleiben.

Atemberaubend hübsch gestylte Hostessen in Cheongsam aus Seide gehüllt, übernahmen die Vorbereitung der Pfeife und fügten akrobatisch Chandu-Kügelchen hinzu. Nach der ersten Pfeife verließ ich den verruchten, für mich glücksbringenden Ort. Fortan logierte ich im Hotel Eastern & Oriental, wie seinerzeit Sommerset Maugham. Er schrieb Bücher wie: Der Menschen Hörigkeit, Silbermond und Kupfermünze, Auf Messers Schneide.

George-Town Penang. Pfahlbau-Siedlung 1972. Ort: gegenüber dem Festland.

Ich rollte zum Museum in George Town und sah mich um. An einer Wand entdeckte ich eine Land-Karte der Insel Penang, damals „Prince of Wales Island“, vermessen im Auftrag von Stamford Raffles.

Ich war begeistert. Dann sah ich die Ameisen, welche das kostbare Werk ohne jegliches Nachdenken über Kartographie auffrassen. Entsetzt informierte ich gleich einen der herumstehenden Angestellten. Er zuckte mit den Schultern. Seine Aufgabe war, die Besucher zu überwachen. Schädlinge zu bekämpfen, gehörte nicht zu seinen Pflichten.

Ich hoffte insgeheim, die Landkarte sei bloß eine Kopie. Das Original sei in Sicherheit im britischen Museum in London. Ich war einmal in diesem Museum. Grossartig! Die Landkarte sah ich nicht. Dagegen beeindruckte mich auf dem WC das Papier. Jedes Blatt war bedruckt mit: Eigentum der Königin. Ich wagte es kaum, meinen Hintern zu polieren. Danke Majestät!

Literatur: The lost heritage. Reality of Artifact smuggling in South East Asia. Masayuki Nagashima. Post Books, 2002

Lochfrass

Es geht nicht um die Vorzüge beim Genuss von originalem Emmentaler-Käse!
Im Zusammenhang mit ‘Töpfe in Hinterindien‘ https://hinterindien.com/2012/08/ oder
http://wp.me/p2ljyL-ji bemerkte ich folgende Suchanfragen unsicherer Leser:

A. Kann man Pfannen mit Lochfrass noch brauchen?
B. Ist Lochfrass bei Pfannen giftig?

Im Artikel heisst es:
In Kochgeschirr aus Aluminium oder rostfreiem Stahl kann Lochkorrosion durch Chlorfrass  auftreten. Liegt Salz (Natriumchlorid, NaCl) im Wasser am Boden von Töpfen und Pfannen , können kleine Löcher, der Lochfraß, entstehen. Lochfraß wird verhindert, wenn das Salz in kochendes Wasser gegeben wird.Formel

Antworten:

A. Sofern die Löcher noch nicht Tunnels sind, können Töpfe zum Kochen genutzt werden, andernfalls nur als Sieb.
Mit einer Lupe betrachtet, haben wir keine Pfannen ohne Spuren von Lochfrass.

B. Sofern du nicht selbst in das Metall beisst, bestimmt nicht.
Stahl, auch das Leichtmetall Aluminium, sind relativ schwer verdaulich. Dafür gibt es eisenhaltiges Gemüse. Während der Jagdsaison verzehrte meine Partnerin einst einen bleihaltigen Fasan, weil die Küche keinen Bleimagneten besass, um den Schrot zu entfernen.

Weit gesundheitsgefährdender als Pfannen mit Lochfrass können Keramiken aus Drittweltländern sein. Die Farben könnten Schadstoffe abgeben. Glasuren könnten Schwermetalle wie Blei oder Uran enthalten.
Als Kleinkind hatte ich einen Teller mit einem bunten Gockel. Im Verlaufe der Jahre verschwand das lustige Tier. Ich verzehrte mit dem Brei also ungewollt ein Hähnchen. Wieviel in meinen Körper geriet und wieviel beim Abwaschen weggeputzt wurde, wissen nur die Geister.

Im Paul Scherrer Institut in Würenlingen, CH, untersuchten die Fachleute hin und wieder
Keramikfliesen. Als Farbstoffe dienten Uranverbindungen. Bei der Annäherung mit Geiger-Müller Zählrohren tickten die Instrumente wegen der abgegebenen Strahlung.
Bereits 1789 und 1810 wurde Uranerze in den böhmischen, schlesischen und sächsischen Glashütten eingesetzt.
Anlässlich einer dringenden Sitzung zur Verrichtung eines Rufes der Natur in einer flott gekachelten Bedürfnisanstalt, kann jemand unter schlechten Bedingungen mehr radioaktive Strahlung erhalten, als bei einem Besuch im Kernkraftwerk! Die Strahlungsdosis könnte durch einen böhmischen Kristallleuchter intensiviert werden, bis Lochfrass entsteht. Aber – das wäre dann eine andere Formel.

http://de.wikipedia.org/wiki/Keramik
http://de.wikipedia.org/wiki/Z%C3%A4hlrohr