Loi Krathong im Norden einst und jetzt

An einem Novemberabend 1998 flogen meine Tochter und ich von Bangkok nach Chiang Mai. Wir erlebten das schönste Fest Thailands in Hua Hin. Die junge Frau legte während Tagen fleissig Hand an beim Bau von Krathong.Wir sahen farbenfrohe Umzüge und gleissendes Feuerwerk.
Als wir im Taxi vom Flughafen zum Hotel fuhren, erlebten wir etwas komplett Neues. Himmels-Laternen, Heissluftballone mit Feuerwerk. Hunderte stiegen am Horizont auf. Der Eindruck war unvergesslich und überwältigend.
Später starteten wir im Dorf, in Tempeln und in der Stadt die Laternen selbst. Die Obrigkeit untersagte jedes Jahr das Starten der Ballone in der Nähe des Flughafens. In den letzten Jahren wurde dann der Flugbetrieb während einigen Stunden unterbrochen.
Der Generalissimo will seinen Landsleuten Freude schenken. Darum wurde der Gebrauch traditioneller Himmelslaternen dieses Jahr landesweit strikt verboten, Der Himmel im Raum Hang Dong blieb dunkel, denn Polizei und Armee griffen schon beim Anbieten der Ware hart durch.
Eine Ausnahme gab es, unser Nachbar, Polizeioffizier der Sonderklasse, erteilte seiner Frau und sich die Erlaubnis, je einen leuchtenden Flugkörper steigen zu lassen, allerdings ohne verräterisches Feuerwerk. Das hätte die Sünder entlarven können.
Himmelslaternen werden in Heimarbeit angefertigt. Der Verdienst ist gering. Dieses Jahr gingen die armen Leute leer aus. Keine Laternen – kein Einkommen – wie Auskommen? Wirtschaftliche Probleme kennen Generäle keine.
Die Knallerei mit Petarden, Reibkopfknallern, Kanonenschlägen, Knallfröschen und dergleichen ist seit Jahrzehnten verboten, wird aber von Ordnungshütern und Knallköpfen geflissentlich übersehen, denn sie sind berufsbedingt alle schwerhörig.
Neben Knallkonzerten blieb die Stimmung stark gedämpft. Entlang des Kanals an der Strasse 3035 wurden keine Krathong angeboten. Dick fuhr mit dem Moped vergeblich bis Nam Prae. Dutzende Passanten suchten Kratongverkäufer. Wegen fehlender Himmelslaternen konnte man sie offenbar nicht sehen.
Dick kehrte zurück, fällte im Garten eine Bananenstaude und bastelte vier Krathong. Die Kinder zeigten ihre helle Begeisterung. Dann reisten vier glückliche Personen zum Kanal zurück. LK2006

Wirtschaftliche Probleme kennen Generäle keine. Die Bevölkerung des Dorfes erlitt schwere Wasserschäden. Der Schönheitssalon stand im Hochwasser. Zwei Matratzen, ein Kühlschrank, drei Schränke, mehrere Gestelle und Regale wurden zerstört. Erstmalig will die Regierung Schäden, (verursacht durch unausgebildete Angestellte), teilweise vergüten.
Dick soll fünfzehntausend Baht erhalten. Das sind keine fünfhundert Franken. Wie sollen wir damit Ersatz beschaffen? Das Grösste: Das Geld wird, wenn überhaupt, irgendeinmal im nächsten Jahr ausbezahlt. Aber die Menschen brauchen Kühlschränke, Matratzen und Schränke jetzt. Schränke wären wichtig, um ungebrauchte Himmelslaternen zu lagern.

Die vier Bilder sind von 1998 bis 2008.
Glücklichere Festtage finden sie in:

https://hinterindien.com/2012/12/06/loi-krathong/
Ein Bild stammt von 1971

Vom Dürrluft Eisi, von südlichen Winden, Ventilatoren, Viagra, Brot und Turbo-Broilern

Ein Stück Heimat pfiff mir wenigstens in einigen finsteren Nächten um die Ohren. Es heulte und krachte wie in windigen Gotthelf-Szenen mir Dürrluft Eisi. Das Schlafzimmer-Fenster war nur im Millimeter Bereich geöffnet. Trotzdem standen die Vorhänge waagrecht, als wären sie mit Viagra gewaschen worden. Der deutliche Unterschied zur Schweiz war, der Wind war nicht eisig-kalt, sondern es wehte und blies ein warm-trockener Sturm während Tagen aus Nordosten.

Ein Problem wurde gelöst. Unser Brot war noch immer geniessbar, aber eindeutig weniger gut. Der sichtbare Mangel war, der Teig ging nicht mehr so üppig und rasch auf, wie anfänglich.
Der Fehler lag im Messsystem. Anfänglich mass ich die Flüssigkeiten ebenfalls mit der Waage. Dick erstand einen in Asien gefertigten und geeichten Messbecher und benutzte diesen. Die paar Prozent Fehler der Ablesegenauigkeit machten sich im Teig und in der Qualität bemerkbar.

Das chinesische Frühlingsfest, Mondneujahr, war angesagt. In Satun werden Feste kaum gefeiert wie im Norden. An Loi Krathong erleuchten in den Nachtstunden Kerzen nur selten die Gewässer. Umzüge und Paraden erlebte ich bisher keine. Auch Songkran wird, ausser einer bemerkenswerten Häufung der Verkehrsunfälle und dem gelegentlichen Genuss hochprozentiger Destillate, kaum zelebriert.
Aber am Neujahrsfest der Chinesen geben sich sogar Thais spendefreudig und verteilen Geschenke.
Möbel- und Elektrogeräte-Verkäufer verteilen nicht nur Ramsch an ihre Kundschaft. So erhält Dick jeweilen Einladungen, doch bitte einen Kühlschrank, einen Turbo Broiler, einen Ventilator oder ein anderes Apparätchen abzuholen.
Der Möbel-Spezialist, welcher uns den mit Schimmel befallenen Nachttisch lieferte, wollte Dick ein Sofa im Wert von 8‘500 Baht schenken. Da im kleinen Haus bereits ein Sofa steht, verzichtete Dick auf das echte Kunstleder. Wir erhielten statt dessen einen Werkzeugschrank, der bereits auf meiner Einkaufsliste vorgemerkt war.
Was ist denn ein Turbo Broiler? Das ist ein ultra-modernes Kochgerät, das in der Küche, weil selten benutzt, unnötig viel Platz beansprucht. Die Wärmequelle befindet sich, wie in der Natur, oben. Das erlaubt naturnahes Kochen. Die Hitze wird durch ein Gebläse ins Gargut gewirbelt. Ob das Gegarte nachher nur gut oder gar besser ist, weiss ich nicht.

Ebenfalls auf dem Dorf-Markt war die Spendefreudigkeit so bemerkenswert, dass zusätzliche Lebensmittel verdarben. Unser Hühnerlieferant von eigenen, freilebenden Qualitäts-Tieren, wollte Dick mit einem riesigen Flugapparat beschenken. Für unseren Kleinsthaushalt genügte die Hälfte. Wir zehrten vier Tage lang delikates Huhn, erst aus dem Backofen, später als Salat. Es lagen zusätzlich noch Meeresfrüchte im Kühl-Schrank. Heute wurden wieder vier Tierlein gratis an die Haustüre geliefert. krabbler
In Chiang Mai könnten wir dank Mowglis leistungsfähigem Verdauungsapparat Lebensmittel weit besser verwerten.

Gesteuerte Abhängigkeiten

Kleinkinder haben selten Wünsche. Die Wunschlosigkeit ist teilweise durch fehlende Kommunikation gegeben. Deshalb pflegen Eltern für ihren Nachwuchs Dinge zu erwerben, die sie eigentlich selbst begehren. Vor allem luxuriöse Dinge, die in der Nachbarschaft Neid erwecken sollten.
In meiner Kindheit baute mein Vater ein Tretauto. Es erforderte viel Kraft, den schweren Wagen anzutreiben. Nach kurzer Zeit überliess ich meinem jüngeren Bruder Lenkung und Pedale gerne.
Das erste Tretauto wurde 1853 in New York vorgestellt. In Deutschland dauerte es zusätzliche fünfzig Jahre, bis solche Wagen gebaut wurden. Sie waren realen Automodellen nachempfunden. Sie verfügten über Handbremse, Hupe, Blinker und Polstersitze.
Als Goon im Dorf ankam, besass er gleich zwei elektrische Fahrzeuge. Da war nichts für gesundes Strampeln und Treten vorhanden. Diese Automobile hatten zusätzlich eine Fernbedienung. Beim seltenen Ausgang auf den Strassen lenkten die Eltern das Fahrzeug. Stolze Kinder wurden in überteuerten chinesischen Lackkarossen sitzend ahnungslos manipuliert.

Goon durfte sich seine Bausätze mehr oder weniger selbst aussuchen. Durch das Fernsehen geschädigt, wählte er zuerst grimmig bunte Weltraummonster als Spielzeuge. Da winkte ich entschieden ab.
Er konzentrierte sich dann auf Fahrzeuge und erhielt als Geschenk der Firma zusätzlich einen Tiger. Ein Instruktor führte den Knaben mit nummerierten Bauanleitungen in die logische Konstruktion der Bausätze ein. Dafür bin ich dankbar. Mit mangelnden Sprachkenntnissen und zusätzlich klammen, zitternden Fingern hätte ich kaum helfen können. goon-lego
Aus aktuellem Anlass entschieden sich die Behörden in Chiang Mai auf Festlichkeiten wie Loi Krathong, sowie Sonntags- und Nachtmärkte zu verzichten. Hohe Einbussen im Gastgewerbe sind absehbar. Zahlreiche selbständig erwerbende Handwerker und Marktfahrer verlieren ersatzlos ihre wirklich kargen Einkommen. Vielleicht wechseln sie in den einträglicheren Drogenhandel. Dort sind die meisten Kunden ohnehin abhängig.

Loi Krathong

Loi Krathong ist  eines der eindrücklichsten und stimmungsreichsten Feste Hinterindiens. In der Vollmondnacht des 12. Mondmonates verwandeln sich sämtliche Gewässer, auch der Nachbarländer Thailands, in wundervolle Lichtgärten. Krath

Dusit Zoo 1971.
Nang Noppamas:
Phatima Bupphachuen

Kleine Schwimmkörper aus Bananenstrünken und Blättern, oder Palmblättern, bestückt mit Blumen, Weihrauch, Kerzen und einigen Münzen werden in dieser Nacht dem Wasser übergeben.Flinke Finger im Wasser plantschender Knaben bergen als erstes die Geldopfer.KrathongG

Die Stadtverwaltung von Bangkok hatte für einige Jahre Reinigungsprobleme, weil Krathongs aus Schaumpolystyrol praktisch als unzerstörbar galten. Nun werden wieder umweltfreundlichere Krathongs sogar aus Brotteig gefertigt. Da freuen sich die Fische.CNX Ballon9

Speziell in Chiang Mai wird zusätzlich der Himmel mit tausenden Heissluftballons, Khom Fai, Khom Loi, belebt. An Drähten werden  Brandsätze montiert. Es ist eine heisse Sache, weil nur der Wind bestimmt, wohin die Reise geht. Diese Ballone finden nun im ganzen Land Verbreitung. In Dürregebieten würde ich davon eher abraten.

In Chiang Mai heisst das Fest Yi Peng und dauert mehrere Tage mit Umzügen, Schönheits- (Nang Noppamas) und Krathong- Wettbewerben. Prächtige Feuerwerke erhellen die Nächte mit tausend Farben und verdunkeln sie danach mit noch dichterem Rauch.

Am 23. Oktober ist Chulalongkorn Tag (Rama V). Ab 20. Oktober beginnt (währen der Trockenzeit) eine immerwährende Knallerei, die erst mit Songkran, dem Thaineujahr, Mitte April endet. Besonders während Loi Krathong nimmt die Feuerwerkerei üble Formen an, weil Knallköpfe Knallkörper aus den Händen starten, oder in Menschenmassen werfen. Alleine in Chiang Mai gab es durch Feuerwerkskörper 55 Verletzte. In HangDong im Spital sah es ähnlich aus. Dabei ist die Dunkelziffer hoch. Weil nicht nur gefeuert, gegessen, sondern nach alter Väter Sitte bei Vollmond Lao Khao und andere harte Spirituosen gebechert werden, gab es über hundert Verkehrsunfälle.

CNXLoiSpezielle Unfälle fanden den Weg in die Presse. In Ang Thong schmiss ein Jugendlicher Knaller vom Rücksitz eines Motorrades bis höhere Gewalt den Unsinn beendete. Ein Funke zündete offenbar die Feuerwerkskörper in der Vorratstüte. Die Explosionen zerfetzten seinen Unterleib. Der Fahrer erlitt schwere Rückenverletzungen und liegt im Koma.

In Mae Taeng bastelte ein Verrückter einen gigantischen Feuerwerkskörper. Er starb bei der gewaltigen Detonation unmittelbar nach der Zündung. Seinem Freund wurden beide Beine weggerissen.

Lysoform Weniger spektakulär, dennoch saudumm, verhielt sich ein jugendlicher Mopedfahrer im Dorf. Während er beim silberhellen Mondschein nach einem erfrischenden Regenguss seine frisierte Pubertierlafette benutzte, musste er triebhaft gleichzeitig rauchen und telefonieren. Dabei verbrannte er sich am Ohr. Nach der hochprozentigen schluckweisen Desinfektion, Freunde halfen, Lao Khao – kein Lysoform, versagten seine Beine ihren Dienst. Fahren konnte er noch.