Visionen aus Singapur

Ein lieber Freund sandte mir eine interessante Seite der Straits Times. Der Dekan der LKY, Lee Kuan Yew Schule, einem Institut der NUS, National University of Singapore, Kishore Mahbubani, verfasste einen Artikel über: The road to a car-less Singapore. „Der Weg zum automobillosen Singapur“.

Leider ist bereits der Titel irreführend. Der Autor meinte, im Jahre 2050 werden Singapurs Einwohner keine privaten Wagen mehr besitzen.
Er schreibt: Trotzdem werden Fahrzeuge die Strassen beleben. Aber diese Fahrzeuge sind vollautomatische Einheiten, welche wir mit Smartphones abrufen. Im MIT, Massachusetts Institute of Technology, USA, wurde berechnet, auf diese Weise würden von unseren 900‘000 Fahrzeugen 600‘000 unnötig.
Das gäbe Platz für Parks, Jogger und Radfahrer und sogar klimatisierte Spazierwege. Die erste Hürde ist, wir müssen die grenzenlose Verehrung eigener Verkehrsmittel beenden. In der Theorie sind Wagen Instrumente wie Kühlschränke oder Waschmaschinen. Wir beten weder unsere Haartrockner noch Waschmaschinen an. Aber viele Einwohner stehen am Sonntag früh auf, um ihre Wagen zu verhätscheln und zu polieren.
Der Traum Wageneigentümer zu sein, ist ein amerikanischer Traum. Da ist mehr als genügend Land vorhanden für Zweit- und Dritt-Wagen. Singapur dagegen ist klein und eng.

Ein weiterer Schritt zu einer wagenlosen Gesellschaft ist die Errichtung einer Amtsstelle, welche das ganze Transportsystem organisiert und überwacht. Singapur hat Erfahrungen. Private Grundstücke wurden durch das HDB, Housing & Development Board, enteignet. HDB errichtete in Singapur die sichersten und saubersten Eigentumswohnungen mit dem höchsten Grad von Wohneigentum der Welt. (1)
Wir fördern mit dem EDB, Economic Developmemt Board, die ökonomische Entwicklung der Stadt. EDB ermöglichte einer kleinen Stadt mit fünf Millionen Einwohnern mehr Fremdkapital und grössere Investitionen, als Indonesien mit 250 Millionen Menschen. …

Die Vorzüge der Entwicklung des besten Systems öffentlicher Transporte der Welt sind klar. Damit erreichen wir die höchste Mobilitätsrate. Staus würden ausgeschlossen. Wir werden nie mehr irgendwo verspätet ankommen. Die ökonomische Effizienz wird noch stärker.
Aber diese materiellen Gewinne sind vernachlässigbar im Vergleich mit spirituellen Werten. Die Verehrung materieller Dinge wie Automobile macht uns unglücklich, denn irgendwer wird immer einen grösseren oder schnelleren Wagen besitzen.

Wenn das PTB, Public Transport Board, so erfolgreich wie HDB und EDB arbeitet, haben wir eine sauberere und grünere Stadt. Wir würden die meist bewunderte Stadt der Welt!
Wenn das kleine Singapur der gesamten Menschheit damit den Weg in die Zukunft ebnet, werden wir die glücklichsten Leute der Welt.

Der Herr Dekan vergass, weniger Fahrzeuge bedeuten nicht nur weniger Lärm und Abgase. Weniger Fahrzeuge bedeuten auch weniger Arbeitsplätze in Produktion und Unterhalt. In Zukunft werden die meisten Arbeitsplätze, nicht nur im Fahrzeugbau, durch Roboter wegrationalisiert. Die effektive landwirtschaftliche Produktion, in Singapur kein Thema, wird durch Nahrungsmittelgiganten wie Monsanto, Nestlé und andere, zum Nischenprodukt für Liebhaber und Wohlhabende. Lebensmittel für die breite Bevölkerung werden zukünftig in Chemie-Fabriken aus Bakterien und Mikro-Pilzen erzeugt. Nestlé übt bereits mit Astronautennahrung. Der Umweg über die Agro-Chemie entfällt in Zukunft.

Der Fahrzeugpark in Singapur brachte dem Land reiche Fiskalabgaben. Diese Einnahmen müssen irgendwie kompensiert werden. Tausende Bus- und Taxifahrer werden arbeitslos und zahlen dann keine Steuern mehr. Diese kleinen Probleme können Generalstabsmässig gelöst werden. Die Administration der Löwenstadt verfügt über einschlägige Erfahrungen.

Die ungesunde Entwicklung, Ball-Spieler, sei es Fussball oder Tennis, Schauspieler in Film und Fernsehen, Musiker und Sänger, sind finanziell meist weit besser gestellt als Arbeiter, Bauern, Intellektuelle – Architekten, Ärzte und Ingenieure – wird sich nicht verändern.
Die sportlichen Kapazitäten, oft Analphabeten aus wirtschaftlichen Randgebieten, werden auf ihre Träume, wie Frauen, Ferraris, Lamborghinis, Maseratis und Porsches kaum verzichten. Die Herren Staatspräsidenten auf ihre Nobelkarossen aus Deutschland ebenfalls nicht. Die Superreichen lassen ihre Spielzeuge im Ausland registrieren.

In meinen zwei Wohnorten in Thailand leben sämtliche Nachbarn, meist Staatsangestellte in Verwaltungen oder bei den Ordnungsdiensten – Armee und Polizei – wie reiche Film-, Fussball-, oder Tennis-Grössen, jedoch in unbezahlten Häusern, mit unbezahlten Zweit- und Dritt-Wagen und Frauen, Mia Noi. Die unbezahlten Mopeds unerzogener Kinder zählen nicht. Hauptsache: Der (Baht)Schein strahlt!

In dreissig Jahren werden Menschen in Singapur vermutlich Dämme gegen steigende Meerespegel bauen oder die Orchard Road wird zum Khlong umfunktioniert – mit dem PTB als staatlicher Bootvermittler.

(t) http://www.straitstimes.com/opinion/the-road-to-a-car-less-singapore
(1) https://en.wikipedia.org/wiki/Housing_and_Development_Board

Von Rauchsignalen zur digitalen Datenübermittlung

Die Reduzierung des dezimalen Rechenwesens, 0 bis 9, auf bloss zwei Werte ermöglichte revolutionäre Entwicklungen.

Das Dualsystem (lat. Dualis = zwei enthaltend), auch Zweiersystem oder Binärsystem genannt, ist ein Zahlensystem, das zur Darstellung von Zahlen mit nur zwei verschiedene Ziffern benutzt.
Im üblichen Dezimalsystem werden die Ziffern 0 bis 9 verwendet. Im Dualsystem hingegen werden sämtliche Zahlen mit den Ziffern des Wertes null und eins dargestellt. Oft werden für diese Ziffern die Symbole 0 und 1 – oder 0 und L verwendet. (0)

Eine Serie von acht Trigrammen und 64 Hexagrammen sind aus dem alt-chinesischen und taoistischen Text I Ching, I Ging, bekannt. (1) Der chinesische Gelehrte und Philosoph Shao Yong entwickelte im 11. Jahrhundert daraus eine systematische Anordnung von Hexagrammen, die die Folge von 1 bis 64 darstellt. Er erfand eine Methode, um dieselben zu erzeugen. Es gibt keine Hinweise, dass Shao es verstand, Berechnungen im Dualsystem vorzunehmen. Er erkannte das Konzept des Stellenwertes nicht.

Leibniz, *1. Juli 1646 in Leipzig; † 14. November 1716 in Hannover, entwickelte im 17. Jahrhunderts die Dyadik, die Darstellung von Zahlen im Dualsystem. Er sah darin ein überzeugendes Sinnbild des christlichen Glaubens. Dazu schrieb er dem französischen Jesuitenpater Bouvet:
„Zu Beginn des ersten Tages war die 1, das heißt Gott. Zu Beginn des zweiten Tages die 2, denn Himmel und Erde wurden während des ersten geschaffen. Schließlich zu Beginn des siebenten Tages war schon alles da; deshalb ist der letzte Tag der vollkommenste und der Sabbat, denn an ihm ist alles geschaffen und erfüllt, und deshalb schreibt sich die 7 111, also ohne Null. Und nur wenn man die Zahlen bloß mit 0 und 1 schreibt, erkennt man die Vollkommenheit des siebenten Tages, der als heilig gilt, und von dem noch bemerkenswert ist, dass seine Charaktere einen Bezug zur Dreifaltigkeit haben.“ Leibniz
Erst das Dualsystem in Verbindung mit boolescher Algebra ermöglichten neue Technologien.
Die boolesche Algebra ist nach George Boole benannt. Sie basiert auf dessen Logikkalkül von 1847. Er wandte erstmals algebraische Methoden in der Klassenlogik und Aussagenlogik an. Ihre heutige Form verdankt sie der Weiterentwicklung durch Mathematiker wie John Venn, William Stanley Jevons, Charles Peirce, Ernst Schröder und Giuseppe Peano. In Booles originaler Algebra entspricht die Multiplikation dem UND, die Addition dagegen weder dem exklusiven ENTWEDER-ODER noch dem inklusiven ODER. Mindestens eine Aussage von beiden ist wahr.

Booles logisches System ermöglichte die Realisierung elektronischer Schaltkreise, wie wir sie heute in PC, Kameras und Smartphones finden.
Eine stürmische Entwicklung setzte ein:

Im November 1937 vollendete George Stibitz, er arbeitete später bei den Bell Labs, seinen Relais-gestützten Rechner „Modell K“ – nach „K“ für Küche, wo er ihn zusammenbaute. Die Anordnung beherrschte die Addition im Dualsystem.

1937 baute Konrad Zuse eine auf dem Dualsystem basierende Rechenmaschine. Die mechanische Zuse Z1 arbeitete wegen mechanischen Problemen unzuverlässig.

1937 fertigte Claude Shannon seine Master-Abschlussarbeit am Massachusetts Institute of Technology – MIT – an. Shannon realisierte erstmals Boolesche Algebra und Arithmetik im Dualsystem mit elektrischen Relais als Schalter. Unter dem Titel „A Symbolic Analysis of Relay and Switching Circuits“ hat Shannons Arbeit die Konstruktion digitaler Schaltkreise begründet.

1937 bis 1941 bauten John Atanasoff und Clifford Berry den ersten elektronischen Digitalrechner, den auf Elektronenröhren basierenden Atanasoff-Berry-Computer.

Am 12. Mai 1941 führte Konrad Zuse einem kleinen Kreis in Berlin den ersten universell programmierbaren binären Digitalrechner vor. Die elektromechanische Zuse Z3 wurde im Weltkrieg komplett zerstört.

Am 19. März 1955 stellten die Bell-Forschungslaboratorien den ersten ausschließlich mit Halbleiter-Elementen realisierten binären Digitalrechner, den TRansistorized Airborne Digital Computer, vor.

Anfangs 1960 realisierte Low im Tiefenauspital der Stadt Bern einen ein Byte Zähler – acht Bit – aus Dioden und Transistoren auf einer Fläche von ungefähr 40 mal 60 Zentimetern! Mein Ziel war die inkrementale Datenspeicherung auf Magnetband – REVOX! (2) Die Pläne waren offenbar nicht schlecht. Während meiner Abwesenheit wurden sie mit Minox fotografiert, denn jeder hatte Zugang zum Kranken-Zimmer. (3) Kopierer von Xerox waren noch nicht weit verbreitet. (4)

Trotz Smartphones, die Cretin, die Einheimischen, nutzen sie als Spiegel, für Fotos und Pornos, weitere hilfreiche Funktionen wie GPS sind weitgehend unbekannt – und digital TV, sind stinkende abendliche Rauchzeichen in Hinterindien weit verbreitet. (5)

(0) https://de.wikipedia.org/wiki/Dualsystem
(1) https://de.wikipedia.org/wiki/I_Ging
(2) https://de.wikipedia.org/wiki/Revox
(3) https://de.wikipedia.org/wiki/Minox
(4) https://de.wikipedia.org/wiki/Xerox
(5) https://en.wiktionary.org/wiki/cretin