Hektische Hühner- und Hunde-Halter im Advent

Als junger Mensch dachte ich, wenn Hennen Eier legen und ausbrüten, sei das gelebte Brutalität. Das Internet dagegen sagt: Brutalität ist eine Einstellung oder ein Verhalten, das von Rücksichtslosigkeit, Grausamkeit und Gewalttätigkeit geprägt ist. Abscheuliche Brutalität lernte ich bei den ach so sanften und scheuen Buddhisten wie nie zuvor kennen. Diebstahl, Ehebruch, Korruption, Lüge, Mord und übelste Verleumdung gehörten bereits im Dorf des Nordens zur praktizierten täglichen Vollkommenheit.
Diese lieben Lebewesen lagen offenbar immer gerade dann mit Grippe, Malaria oder Dengue-Fieber darnieder, wenn in friedlich wirkenden Tempeln von scheinheiligen Gelbröcken über die Lehre Buddhas, menschliche Sanftmut und verborgene Tugenden gesprochen wurde.

Während sich Menschen im Abendland in der Adventszeit bei Kerzenlicht und sanfter Musik auf Weihnachten einstimmen, verspüren wir in der südlichen Wärme bei oft regnerischem Wetter – mit dem eintönigen Chanten der Mönche und den Gebetsrufen der Muezzin – keinen Hauch von Feststimmung. Tief in meinem Magen regt sich ein religiöses Bedürfnis nach duftendem Gebäck, Dresdener Stollen und Nürnberger Lebkuchen. Stimmung gibt es trotzdem, wenn auch mit anderen Vorzeichen. Im Umkreis von wenigen hundert Metern übertrafen sich die Ereignisse:

Ein Hund drang in ein bewohntes Grundstück ein und biss elf Hennen tot, ohne eine einzige zu verspeisen.
Der geschockte Hühnerhalter erkundigte sich nach dem Hundebesitzer. Da der Hund offenbar niemandem gehörte, ergriff er seine Flinte und erschoss das Tier. Der empörte, wütende Hundebesitzer nahm darauf seinen Schiessprügel. Er sandte den Hühnerhalter diskussionslos ins Nibbana.
Die Polizei nahm den Mörder nicht fest, mit der Begründung, Hunde hätten ein Anrecht auf Leben! Da könnten wohl einige Scheinchen den Besitzer gewechselt haben. Über den Munitionsverschleiss weiss ich, wie über sämtliche Nummern und Zahlen in Thailand, nichts Genaueres.
Frohe Weihnachten! Sie geniessen wohl eher Gans oder Truthahn, als Hörnli mit Apfelmus und Hackfleisch.

Feine Unterschiede

Wenn zwei das Gleiche tun, ist das noch lange nicht dasselbe. Viele Volksgruppen pflegen intensive Konversation mit ihrem Gott. Sie verwenden verschiedene Arten der Kommunikation. Sie endet letztendlich im Gebet.
Die eine Glaubensgemeinschaft benutzt fünf Mal täglich elektronische Signal-Verstärker, (KiloWatt / MegaGott), verkabelt mit kräftigen, auf sehenswerten Turmbauten montierten Lautsprechern, um Gläubige zum Gebet zu rufen: Allahu akbar…

Vor langer Zeit erstiegen manchmal schwer beleibte Muezzin mühsam keuchend dutzende von Stufen in schlanken Türmchen eines Minaretts, zwecks Erfüllung des Auftrages als pflichterfüllende Angestellte. Die Herren schrien sich in kühler Höhe die Kehlen wund und die Ohren taub. Um Bauchumfang und Hüftgelenke verschwenden heutige Muezzin keine Gedanken. Sie drücken im klimatisierten Kommunikationsbüro der Moschee (Zutritt verboten) im Erdgeschoss einen Knopf, sofern CD und Verstärker nicht automatisch einschalten. Zeitgemässe Installationen könnten über Internet zum Gebet aufrufen.

Der hinduistsche Sri Mariamman Tempel in Pekan Bangi Lama, Malaysia, erhielt eine Verwarnung wegen ungebührlichen Lärmes.  Der Stadtrat verlangte dringend einen Senkung des störenden Lärmpegels und die Aufhebung sämtlicher religiöser Aktivitäten nach sechs Uhr abends.
Die hohen Herren drohten mit Geldstrafen von 1000 Ringgit, sechs Monaten Gefängnis oder  beiden Strafen gleichzeitig.Andachtstätten MA

Der Hinduismus ist die drittgrösste Religionsgemeinschaft der Erde. Der Obmann des Tempels, S. Pannirselvam erklärte:
„Jeden Dienstag und Freitag zwischen sechs und neun Uhr abends beten tausende gläubige Hindus. Während der Gebete läuten Glocken. Müssen wir auf den Glockenklang verzichten?“
Pannirselvam suchte Hilfe bei Herrn T. Mohan, der sagte:
„Das ist eine Verletzung unserer Verfassung. Sie erlaubt freie Religionsausübung.
Wir erwarten eine öffentliche Entschuldigung des ‚Meist Ehrenhaften Chef Ministers‘, Tan Sri Khalid Ibrahim, persönlich.“

http://en.wikipedia.org/wiki/Chief_Ministers_in_Malaysia

Abbildung:
Sri Raja Mariamman Temple, Johor Bahru,
Kling Moschee, Melaka

21. Januar 2013