Extreme Natureinflüsse in schwierigen Lebenslagen

Vor unserer Abreise besuchte mich wahrscheinlich eine saugfreudige Tigermücke in Satun und stach ungeniert zu. Während der Fahrt litt ich nach einer Woche an Symptomen eines Tropenfiebers. Die Armmuskeln wurden zeitweise durch kräftige Faust- und Fuss-schläge eines unsichtbaren Thaiboxers zermürbt. Gleichzeitig erzitterte ich an kurzen, jedoch heftigen Fieberschüben. Mühsam verteidigte ich im Halb-Delirium den Sitzplatz gegen das finale Abrutschen.
Wir hatten ein angenehmes Hotel in Nakhon Pathom. Das Restaurant bot neben süffigem Prosecco, aromatische Sezuan Süppchen, das zarteste Rindfleisch Hong-Kong zwischen Malaysia und Laos an.
Der Herr Oberkellner, ein hirnloser Dressman mit tadelloser Haarpflege, liess den Korken in meiner Rückengegend knallen. Mein rechter Arm zitterte durch die unnötige Artillerieübung derart gereizt, dass ich den Sprudel kaum degustieren konnte. Für wenige Sekunden verzauberten italienische Träume mein Fortsein.
Glücklicherweise wurden die Speisen von in rote Cheongsam, 長衫, gekleideten Frauen dargereicht, so dass wir den Flaschenmisshandler, Korkenschänder und Weinbanausen vergessen durften.

Das Fieber-Thermometer bestätigte meine Vermutung. Das Blut im Urin flüsterte einen Namen, der mir geläufig war: Dengue.
Seit der Operation in Chunphon schluckte ich täglich Antibiotika gegen bakterielle Infekte. Tropenfieber werden durch Viren ausgelöst. Antibiotika hilft nicht. Dagegen wirkt Tylenol fiebersenkend und lindert Schmerzen.
Die Nacht bot mit Tylenol gute Erholung. Das nächste Ziel Nakhon Sawan, war nicht zu weit entfernt. Wir konnten über die Strassen 321, später die 340, die mit reichlich Verkehr verstopfte AH2 meiden. In der Gegend nördlich von Suphan Buri werden entlang der Strasse oft gute Trauben angeboten. Wir hatten Glück und gönnten uns ein Kilogramm Beeren.
Mein Auge hing an der Uhr. Ich zählte die Sekunden bis zum Ziel. Krank auf Langstrecke war kein Vergnügen, eher Folter. Ich litt wirklich. Als ich beinahe kraftlos ins Bett rollte, knallte es laut im rechten Bein. Irgend etwas brach. Geschwollene Schenkel und Fuss bestätigten die Vermutung am nächsten Morgen.
Was fehlte zum vollständigen Glück? Ein Rahmenbruch am Rollstuhl oder eine Dynamitstange in einem finsteren Stollen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Cheongsam

Gesammelte Leckerbissen über 1700 Kilometer

Am Ende einer harten Tagestrecke freuen wir uns stets auf das Abendessen. Wir fanden auf dem langen Weg nur zwei herausragende Küchen. Die eine befindet sich in Nakhon Sawan. Die Thai Küche ist wieder grossartig, seitdem der letzte Koch gefeuert wurde.
Die zweite Station, die ich sofort wieder aufsuchen würde, ist in Nakhon Pathom, das chinesische Restaurant des Mida Dhavarati Hotels.

Es gab auch weniger delikate Speisen. Eine Speisekarte reizte meinen Appetit mit Nudeln und gebratenem Schweinefleisch an einer braunen Sauce.
Die Preise für Schweinefleisch sind im Keller. Zuletzt bezahlten wir um vierzig Baht für ein Kilogramm. Gute Nudeln kosten fast das Vierfache. Ein Fläschchen Betadine, Inhalt dreissig Milliliter, kostet in Satun nun vierundvierzig Baht. In Chiang Mai waren es noch achtunddreissig Baht.
Wie reagierten die Köche beim Erzeugen des Nudelgerichts? Mir wurde eine Schüssel mittlerer Grösse hingestellt. Aus einem undefinierbaren Sud winkte mir ein Berg, ein thailändisches Matterhorn von Schweinefleisch entgegen. Nach emsigem Graben fand ich darunter versteckt einige teure Nudeln. Die braune Sosse war eine klare Suppe. Nur der Sherry zum Verfeinern fehlte.

Preisgünstig assen wir in Thung Song. Für Schweinssuppe, Huhn mit Reis, und Meeresfrüchte Salat legte Dick in der Nähe des Parks hundertvierzig Baht auf den Tisch. Die Suppe war einmalig gut.

Zurück in Satun gibt es wieder frisches Brot. Weil Dick mit ihrem verletzten Arm Mühe beim Kneten bekundete, kaufte ich im April eine Küchenmaschine von Kenwood.
Der Schaden an der Schulter wurde entgegen meinen Vorstellungen in Chiang Mai nicht behoben, obwohl die Versicherung Kostengutsprache erteilte. Aber die Dame Kenwood in Satun werkelt problemlos und ohne zu meckern.
Leider gibt es zum Brot weder gute Wurst, Schinken noch Käse. Der Grana Padano aus Italien ist nicht mehr im Angebot. Der sogenannte „italienische“ Käse wird aus Wisconsin, USA, importiert. Die Shitake Pilze sind aus Chinas Pilzzuchten! Wahre Lebenskünstler in den Tropen züchten Käse und Pilze in ihrem Schuhwerk.

Der lange Weg nach Satun

Unser Leben gleicht der Reise
eines Wandrers in der Nacht.
Jeder hat in seinem Gleise,
etwas das ihm Kummer macht.

Aber unerwartet schwindet
vor uns Nacht und Dunkelheit,
und der Schwerbedrückte findet
Linderung in seinem Leid.

Darum lasst uns weitergehen,
weichet nicht verzagt zurück!
Dort in jenen fernen Höhen
wartet unser noch ein Glück.

Mutig, mutig, liebe Brüder,
gebt die bangen Sorgen auf:
morgen geht die Sonne wieder
freundlich an dem Himmel auf. (1)

Die Abreise verzögerte sich wegen Wasser. Erst wurde das Dorf überflutet. Dicks Hilfskraft war total überfordert. Das feuchte Ereignis blockierte den Rest ihres Denkvermögens für Wochen und verurteilte sie, ausser der pausenlosen Nutzung ihres Smartphones, zu absoluter Untätigkeit. Dick reinigte drei Häuser mehr oder weniger im Alleingang. Dafür möchte die Nichthelferin nun mehr Baht in Form von Lohn und Gehalt. Als zusätzliche Zeitverschwendung gab es Schaden-Sitzungen im Dorf und in der Gemeinde.
Eine Woche später litt der Süden unter schweren Niederschlägen. Die Provinzen Prachuap Kiri Khan, Nakhon Si Thammarat und Trang waren teilweise unter Wasser. Der Glückspilz-Verzehrer hatte dann einen trefflichen Riechkolben für den Reisetermin. Die schwierigste Strecke führte von Nakhon Pathom nach Phetchaburi mit kilometerlangen Staus und Umleitungen.
Für die 186 Kilometer von Prachuap Kiri Khan nach Chumphon benötigte Dick nur zwei Stunden und zehn Minuten. Als neuen Etappenort wählten wir anstelle von Surat Thani oder Nakhon Si Thammarat Thung Song. Von dort waren wir in weniger als drei Stunden in Klong Khut. Wir standen vor dem Garten-Tor und bestaunten sprachlos unseren Dschungel. Dick benötigte Messer und Sägen, bis sich das Tor öffnen liess. Spuren einer angeblichen Überschwemmung entdeckten wir keine.
Positiv fiel während der Reise auf, dass die Damenwelt wieder bunt gekleidet ist. Die jungen Frauen tragen gegenwärtig knappste Beinkleider. Ein erfreulicher Anblick für zahnlose, sappernde Liebhaber von Speck und Schinken.
Gibt es eine neue Verordnung, um zusätzliche Touristen anzulocken? In Nakhon Sawan als auch in Nakhon Pathom floss kein Warmwasser – in vier und fünf Sterne Unterkünften. Die chinesischen Gäste kennen offenbar heisses Wasser nicht. Die Frauen stecken dann ihre kalten Finger in sämtliche warmen Speisen am Frühstücksbuffet, anstatt die Krallen in ihrer Speckseitenfurche zu wärmen.
Negativ beurteile ich die Leistung des Hotels in Thung Song. Das im Internet angekündigte Speiselokal für schmackhafte Mahlzeiten und augenöffnendes Frühstück existierte nicht mehr. Dafür gab es in der nächsten Umgebung kundenfreundliche Verpflegungsbetriebe.

Der Zeitpunkt der Abreise war ein Glückstag. Am Abend erschienen fünf Personen mit Dicks Mutter im Schönheitssalon und verlangten Essen und Unterkünfte. Dicks Angestellte wies die Leute weg. Seit die (schwer kranke) Alte uns im Mai dieses Jahres unter Absingen von Drohungen und Verwünschungen verlassen wollte und wegzog, war sie dauernd unterwegs. Einmal versuche sie vergeblich, ihren Platz im Haus in PhonPhat zurück zu erobern. Einige Zeit danach wurde sie von einem Dorfobmann der Provinz Phitsanulok persönlich bei uns abgeliefert, weil sie unmöglich allein in ihrem Haus leben könne. Nach einigen Tagen übernahm Dicks Schwester die Fürsorge und entlastete uns. Diese Pflegerin brachte ihre Mutter auf ihr eindringliches gedankenloses Drängen zurück in die Provinz Phitsanulok. Wenige Wochen später stand sie mit Verwandtschaft als streitbare Begleiter wieder vor der Tür! (2)
Vor einem Jahr im Mai erhielten wir Anrufe aus dem Krankenhaus Hang-Dong, die Frau sei am Sterben und würde nur wenige Tage überleben. Seit dem treibt sie ihr Unwesen als Nicht-Tote, wie in den einschlägigen Horror-Filmen.

(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Beresinalied
(2) https://hinterindien.com/2017/06/04/das-wars-dann-wohl-misstritte/

Anmerkung: Die A4 bei Phetchaburi war heute, 23. Nov., wieder geflutet! Die Schnellstrasse in den Süden wurde unterbrochen.

Der Weg in den Süden ist mit Sünden gepflastert

Meistens sind es Bausünden. Seit dem 6. November sind wir von Chiang Mai unterwegs. Die Tage wurden dort schmerzhaft kälter. Auf dem Hausberg herrschten bloss noch zwei Grad! Wir werden am 12. November in unserem südlichen Heim in Satun eintreffen, wenn wir weiterhin unfallfrei arbeiten. Gefährliche Hindernisse sind nicht nur in Form von Baustellen und denkbefreiten Lenkern in fahrendem Schrott auf den Strassen vorhanden. In den Gasthäusern verlocken verführerische Meeresfrüchte und Flaschen mit alkoholischen Getränken zum Sündigen. Einige Reiseeindrücke aus Nakhon Pathom und Prachuap Kiri Khan wählte ich heute im Hotel in Chumphon aus.
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Gekühlte Büroluft oder steife Brise

Unsere Zukunft begann gestern. Es scheint ziemlich sicher, dass unsere Pflegerin anfangs November von Indonesien zurück kehrt und ihre Arbeit hier beginnt. Wir reisen dann in den Süden. Ich bin bereits mit packen beschäftigt. An die hundert Kilogramm Werkzeuge und Material werden mitgenommen. Inbegriffen sind Schiebelehre, Bohrmaschine und Router. Dick konnte letztes Jahr mit dem Internetanbieter aushandeln, dass wir in Satun oder Chiang Mai das Netz abwechselnd nutzen.

Etwas Kunst und Krempel, wie Bilder, Bronzen und eine Lampe möchten wir mitnehmen. Ein Markt für solche Artikel existiert in Satun noch nicht. Einer der wenigen “Kunsthändler“ in Satun ist Big C! Die mir im Ort angebotenen Ölgemälde waren primitive Schmierereien, die im Rausch oder im Suff – sie haben die Wahl – in einer knappen halben Stunde auf Leinwand gepfuscht wurden.malerei-low
Weiter möchten wir Senf – guter Senf ist auch eine Kunst – und verschiedene Mehlsorten mitschleppen. Auf Salami und ähnliche Delikatessen müssen wir verzichten, weil die Reise eine Woche dauern könnte. Dick hat geschäftliche Termine in Phitsanulok. Bei Magen-Darm Problemen bleiben wir an Ort oder reduzieren die tägliche Fahrleistung.
Südlich von Hua Hin ist die Strasse eine ewige Baustelle. Der gesamte Verkehr wird jeweilen für einige Kilometer über eine Fahrbahn geleitet. Der internationale Schwerverkehr bremst dann gewaltig. Am angenehmsten finden wir die Strecke von Nakhon Sawan nach Nakhon Pathom. Über gut ausgebaute, richtungsgetrennte Fahrbahnen mit wenig Verkehr kommen wir über Nebenstrassen via Chai Nat und Suphan Buri jeweilen planmässig vorwärts.
Ab Nakhon Pathom bleibt uns nur die Strasse Nummer vier bis in die Gegend von Hat Yai. Oder wir haben die Wahl, ab Nakhon Si Thammarat, weg von zahlreichen Lastwagen und ewig drängelnden Zeitgenossen, die Küstenstrasse nach Songkhla zu benutzen. In Nakhon Si Thammarat kennen wir ein sehr gutes Hotel mit zwei Restaurants. Da lohnt es sich für uns, eine letzte Nacht mit einer Peking Ente zu verbringen. Nach dem Frühstück sind es dann nur noch 275 Kilometer nach Hause.

Nach sechs Monaten Augenentzündung, täglichem Husten mit reichlich Auswurf, mittlerweile treffe ich den Spucknapf auf drei Meter Entfernung, sofern er gross genug ist, freue ich mich auf die frische Luft der Andamanensee. Eine weitere Reise wird mir von der Regierung verordnet. Am 16. November habe ich die Möglichkeit, entweder für die neunzig Tage Frist die Immigrationsbehörde aufzusuchen, oder mit einer einstündigen Schiffsreise nach Kuah, Langkawi, Malaysia zu verduften. Wir ziehen die Seebrise vor.

Abbildung: Öl und Acryl auf Leinwand, ca. 34 x 54 cm, ca. 2003,
von Tüpflischeisser Low. Sie sehen die Punkte links und rechts der grünen Fläche. Probleme bei der Aufnahme heute – Lichtreflexionen im Glas.

Trojanische Pferde im Fischtrog

Trotz oder wegen des grassierenden Irrsinns erfreuten wir uns in Lanna Land an den beiden Teichen im Garten und ihren Bewohnern, Pflanzen und Tieren. Hie und da bereicherte ein frischer Fisch unsere Speisekarte.
In Satun errichtete man ausserhalb des Wohnzimmers einen L-förmigen Trog, der eigentlich als Zierbecken mit Springbrunnen und Lichteffekten dienen sollte. Das Gebilde leckte und soff mehr Wasser, als die Wasserpumpe liefern konnte. Reparieren wollte es keiner. Der Trog war deshalb mit Kitsch aus Ton und Kunststoff gefüllt, ein veritables südthailändisches Krempelarium.
Zur Reduktion der nachmittäglichen Hitzeeinstrahlung ins Wohnzimmer wäre ein mit Wasser gefüllter Trog weit wirksamer gewesen, als die ausserordentliche Sammlung von pseudo-exotischem Kitsch.
Ich beharrte bei der Vermieterin auf einer Reparatur und drohte, bei der nächsten Rechnung in Zahlungsverzug zu geraten. Meine Aussage bekräftigten wir dadurch, indem wir fleissig Mietshäuser in der Umgebung besichtigten.
Gezwungenermassen investierte sie in Zeit, Zement und Silikon. Das Werk wurde zusehends dichter, von GPM, Gallonen pro Minute auf LPS, Liter pro Stunde.

Eines Tages begeisterte ich meine Mitbewohner zu einer biologischen Exkursion zum Flussgebiet des Affenfelsens. Wir packten Säcke, Eimer und Töpfe in den Wagen. leider vergassen wir Werkzeuge wie Pickel und Schaufeln. in wenigen Minuten reisten wir an den Ta Li Klai. Die Landschaft hatte sich dramatisch verändert. ta li klai Der Fluss wird von hier an in ein enges Betonkorsett gezwängt. Trotzdem fanden wir im Morast schöne, einheimische Pflanzen. Drei Personen arbeiteten zu Hause dann während Tagen. Mowgli wusch Sand. Sogar die Vermieterin zeigte ihr Interesse und wirkte mit. Der Trog wurde systematisch begrünt. Die Königin der Seerosen, Buah Luang ist vetreten. Ein kleines, extrem wachstumsfreudiges gelbes Röschen bildet täglich Blätter und Blüten. Schilf gedeiht. Als Sauerstofflieferanten dienen wenige Triebe Wasserpest. Dick brachte eine schwimmende Pflanze mit hübschen blauen Blüten. Neugierig fragte ich nach dem Namen: „Wasserorchidee!“ Trog
Es war die berüchtigte Wasser-Hyazinthe. Einst aus Brasilien importiert, verstopft das Unkraut nun im ganzen Land die Gewässer. Sie verdoppelt ihren Lebensraum innerhalb von zwei Wochen. Ein halbvoller Teich ist vierzehn Tage später zugewachsen. Dann sterben die erdrückten, vom Licht abgeschotteten Wasserpflanzen, ebenso die Fische an Sauerstoff-Mangel. Ich sah im März am Mae Tha Chin, Provinz Nakhon Pathom, wie eine grüne Flut unzähliger Wasser- Hyazinthen die gesamte Oberfläche besetzte und stundenlang Richtung Meer strömte. (1)
(1) https://hinterindien.com/2015/03/03/wahrnehmungsunfahigkeiten/

Fortsetzung folgt

Lieferungsverzug trotz Adleraugen

Leider geriet ich mit den Berichten in Rückstand. Bisher versuchte ich, jeden dritten Tag einen Beitrag zu publizieren. Dieser Vorsatz wurde durch unsere Reisen arg durcheinander geschüttelt. Die teils holprigen Strassen und meine Tätigkeit als Navigator liessen das Tippen im Auto nicht zu. Leider bleibt es so, denn nächste Woche besuchen wir erneut Langkawi.
Einen der Höhepunkte als Nüvi-Interpretierender erlebte ich in Chumphon. Ich sagte:
„Links abbiegen, links bitte, links,.. links, …“.
Dick erwiderte:
„Nicht hier!“ und bog auf ihre falsche Schnellstrasse ab. Sieben Minuten später rollten wir dennoch Richtung Surat Thani.

Die vergangenen Tage waren wir von Chiang Mai nach Nakhon Sawan, Nakhon Pathom und Chumphon unterwegs. Von Nakhon Pathom aus machten wir einige Abstecher in den Tempel Wat Bua Kwan in Nonthaburi. Die zurückgelegten Distanzen in der Stadt betrugen alle fünf Minuten hundertfünfzig Meter. Bitte Umrechnen auf einen Kilometer!Wat Bua Kwan Hindugott
Eine Verwandte von Dick wurde im Tempel kremiert. Die Abschiedsfeier dauerte fünf Tage, mit Chanten und Gebeten der Mönche und der Vorführung klassischer Tänze, denn die Verstorbene lehrte Tanz an einer Universität in Bangkok. Thai-Tempel-Tänzerinnen
Das Orchester alleine umfasste zwölf Musiker. Es spielten selten alle zusammen, denn zwischendurch wurden Stärkungen eingeworfen. Dick filme fleissig. Nun müsste ich die Aufnahmen bearbeiten, um sie später auszugsweise auf Youtube zu zeigen. Flotter Flöter0rchester
Nach zweitausend Kilometern trafen wir wieder in Satun ein. Die Luft hier ist rein und klar. Adler kreisen am Himmel. Es ist unglaublich, wie diese Vögel in grosser Höhe fliegend Fische erspähen, einen Sturzflug einleiten und mit der Beute ihre Jungvögel versorgen. In Nordthailand müssten diese Greifvögel verhungern. Wegen der eingeschränkten Sicht im Smog wurden sogar Flüge nach Mae Hong Son eingestellt.

Das Leitungs-Wasser in Satun entspricht mit den gemessenen elektrischen Leitwerten dem Trinkwasser aus Flaschen. Dick sieht es an der Wäsche. Weisse Wäsche ist blendend weiss. In Chiang Mai erzeugt derselbe Maschinen-Typ mit demselben Pulver höchstens ein mildes Grau. Der gemessene Widerstand des gepumpten Wassers ist in Phonphat fünfundzwanzig Mal schlechter als das gefilterte Wasser. Die Qualität des Leitungswassers ist unterschiedlich, aber meist noch schlechter als unser gepumptes Wasser.

Wahrnehmungsunfähigkeiten

Der Leser und Denker Illuminati weckte mich mit seinem Kommentar erneut aus Träumen und Tiefschlaf. Was kann er nur gemeint haben? Zweifelt er gar die verheerende Luftbelastung durch Feinstaub in Nordthailand an?
Zugegeben, mein zynischer Vorschlag, Särge mit Warnschildern zu versehen, grenzte an Leichenfledderei. Er war so sinnvoll, wie Aufforderungen, Dieselfahrzeuge regelmässig zu warten, oder Krematorien mit Filteranlagen auszustatten. Das ist bei Feuerbestattungs-Anlagen ohne Kamine, wie ich sie in LanNa Land antraf, unmöglich.

Dazu gesellt sich unsere subjektive Wahrnehmung, beziehungsweise die Wahrnehmungsfähigkeit. Einige tragen rosarote Brillen. Sie erkennen aus Selbstschutz nichts, was sie nicht mögen.
Für solche Mitmenschen gibt es keine schlechten Gerüche, weniger freundlich als Gestank bezeichnet. Sie sind gierige Allesfresser, die sogar neben stinkenden Abfalleimern oder auf schwelenden Müllhalden picknicken.

Unglücklicherweise habe ich einen empfindlichen Riechkolben. Er lässt mich jedoch die Feinheiten edler Weine erkennen, ohne sie zu trinken. Dieselbe Nase warnt mich vor verdorbenen Speisen. Auf deren Genuss verzichte ich gerne, weil ich die meisten Toiletten wegen baulicher Hindernisse, Treppen und zu schmale Türen, im Notfall nicht aufsuchen kann.
Dick kennt da weniger Skrupel. Sie isst, mit wenigen Ausnahmen fast alles, was aufgetischt wird. Danach generiert sie neue Welt-Bestzeiten im Schittathlon auf glitschigen Slaloms zu Toiletten, sofern sie sich nicht vorher übergibt. Sie tut dies mit beneidenswerter Leichtigkeit, während ich mich jeweils stark schwitzend, ergebnislos fast zu Tode würge.

In reiferen Jugendjahren konnte ich defekte Elektrogeräte dank der hohen Sensibilität der Geruchsempfindlichkeit ohne Messgeräte reparieren. Defekte Gleichrichter aus Selen, es gibt sie heute nicht mehr, rochen für mich ähnlich, wie Neugeborene mit vollen Windeln. Die „Déformation professionelle“ liess mich Jahrzehnte später bei meinen Kindern ausrufen: „Es riecht nach Selen!“ (1)

Es mag zwei Wochen her sein. Ich lag bereits im Bett und wartete auf Dick. Ihre Mutter beanspruchte ihre Anwesenheit grenzen- und zeitlos. Als Dick endlich kam, füllte sie das Haus mit stechend durchdringendem, scharfem Gestank. Sie selbst bemerkte nichts.
Die dicke Luft liess mich nicht einschlafen. Ich suchte nach einer Erklärung. Fuchs und Marder waren es nicht. Katze! Ich verliess das Bett und suchte.
Wahrhaftig – da pisste doch ein verliebter Kater in einen auf der Veranda wartenden, mittlerweile im Schlafzimmer anwesenden, flauschigen Pantoffel.

Bei Rauch differenziere ich. Gartenabfälle und Qualm toter Tiere miefen, sind jedoch in geringen Mengen unbedenklich. Gummi und Autopneus, die ich von Kleptomanewitschs Stahlwerk her kenne, hinterlassen schwerer verdauliche Spuren. Wolken von PVC, PolyVinylChlorid, gehören für mich zur Giftklasse. Weniger vorsichtige Menschen garen über diesen glimmenden Wohlgerüchen Würste und Fleisch. Die Gase riechen nach Chlorwasserstoff. Es entstehen gesundheitlich bedenkliche chlororganische Verbindungen. (2)

Bereits beim Landeanflug in Bangkok anfangs Februar tauchte die Maschine in bunte Farbkombinationen von Luft. In Bangkok ist die Luftqualität weitaus besser als im Norden des Landes.
Tags darauf besorgten wir in Hangdong Nahrungsmittel bei einem Grossverteiler. Als ich mich danach ins Auto setzte, bemerkte ich schwarz gefärbte Hände. Ich erinnerte mich nicht, dass ich dunkle Gegenstände, Apparate oder Isan-Frauen, angefasst hätte. Meine Handflächen blieben während drei Wochen in Chiang Mai mehr oder weniger dunkel. Waschen half nur kurzzeitig.
In Nakhon Sawan verminderte sich die Einfärbung. Drei Tage später, in der Gegend des Mae Tha Chin, Distrikt Sam Phran, Provinz Nakhon Pathom, verschwand die Verfärbung allmählich. Ich nehme an, es handelte sich um chemische Reaktionen, ausgelöst durch Luftverschmutzung, feuchte Hände und die metallenen Greifringe des Rollstuhls. Mae Tha Chin
Heute vernahm ich telefonisch aus Satun und las in Zeitungen, dass sogar Chiang Mais Gouverneur Suriya Prasanbanthit nach reiflichem Nachdenken (ca. 3 Wochen) über die Luftqualität im Norden besorgt sei. Vermutlich werden dieselben Massnahmen ergriffen wie üblich: Ausser leerem Gerede – gar nichts.
Seit fünfzehn Jahren liegt ein neuer Feinstaub-Rekord in der Luft, denn so etwas erlebte ich nie zuvor.

(1) http://de.wikipedia.org/wiki/D%C3%A9formation_professionnelle
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Polyvinylchlorid
(3) http://www.wochenblitz.com/nachrichten/61359

Bild: Paddler kämpft gegen treibende Wasserhyazinthen am Mae Tha Chin.

To bier or not to bier

SinghaEin Mitglied des Deutschen Bundestages, Herr Dr. Jürgen Koppelin,  besichtigte als Thailand-Kenner während seiner jüngsten Asien-Reise zusammen mit dem deutschen Botschafter Rolf Schulze und Honorarkonsul Hagen Dirksen, die neue Singha-Brauerei in Nakon Pathom. Die technischen Einrichtungen  stammen zum Großteil aus Deutschland.
MdB J. Koppelin, ehrenamtlicher Vizepräsident der Vereinigung “Deutsches Institut für Reines Bier, e.V.“, war von der Anlage bierisch beeindruckt.
Er erzählte der Leiterin des Presse- und Kulturreferats der deutschen Botschaft Bangkok:
„Seit Jahren überrasche ich meine Besucher im Bundestag damit, dass ich ihnen aus dem Kühlschrank in meinem Büro ein Singha-Bier anbiete. Das ist eine gute Einstimmung auf ein Thema, das mir seit vielen Jahren am Herzen liegt: die deutsch-thailändischen Beziehungen.“

Der tiefere Sinn der Informationsreise verbunden mit dem politischen Anspruch lässt sich besser beurteilen, wenn man weiß: das in Deutschland vertriebene Singha Bier wird in der Schloß Brauerei Au Hallertau hergestellt!  Der  Bundestagsabgordnete und Bierspezialist sollte wissen, dass thailändische Biere mit dem Reinheitsgebot nichts zu tun haben.

Herr Dr. h.c. Koppelin erhielt Im Februar 2009 die Ehrendoktorwürde der Hanoi National Economics University. Ob er im Büro im Kühlschrank bayerisches Singha Bier lagert, geht uns nichts an. Übel ist bloss, wenn er das Getränk den Gästen als thailändisches Erzeugnis anbietet. 

 
http://farang-magazin.com/2013/07/singha-bier-im-deutschen-bundestag/#.UfzC-pLwlJIhttp://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCrgen_Koppelin  http://www.bundestag.de/bundestag/abgeordnete17/biografien/K/koppelin_juergen.html  http://de.wikipedia.org/wiki/Nakhon_Pathom_(Provinz)
http://de.wikipedia.org/wiki/William_Shakespeare
http://www.bild.de/politik/2008/politiker/duemmster-politiker-4255582.bild.html)