Bären, Bäume und Kleptomanewitsch

Quelle: Wikipedia, Brunswyk, GNU Free Documentation License

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Zoologen nennen ihn ‘Ailurus fulgens‘. Er ist auch als roter Bambus-Bär, Kleiner Panda, Katzenbär, Bärenkatze, Feuerfuchs oder Goldhund bekannt. Er ist eines der hübschesten Säugetiere. Bambus-Bären werden bis hundertzwanzig Zentimeter lang. Die Hälfte davon ist ein orangeroter, quergeringelter Schwanz. Die Tiere leben etwa zehn Jahre und werden bis sechs Kilogramm schwer.
Die Gesichter weisen ähnliche Zeichnungen wie Waschbären auf. Der Nasenspiegel ist schwarz. Die Augen sind dunkel.

Seit 2008 ist der Kleine Panda auf einer Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion. Nach Schätzungen leben weniger als 10‘000 Tiere in Nepal, Sikkim (Indien), im Norden von Bhutan, Myanmar bis nach China und Tibet. Sie bewohnen üblicherweise die Hänge des Himalaya, auf einer Höhe zwischen 1‘500 bis 4‘000 Metern. (1)

Dick und Dei sahen wiederholt zwei wenig scheue Tiere in der Nähe des Bambus. Dessen Sprösslinge waren angefressen. Zusätzlich wachsen im Garten reichlich Nüsse und Früchte als Futter. Entweder schwänzten unsere Bärchen den Geographie-Unterricht oder sie entfernten sich unerlaubterweise aus einem Tierpark, zum Beispiel aus Chiang Mai Night Safari. Die verloren sogar ein Nashornbaby und vermissten es während einer Woche nicht. Danach fanden ‘Pfleger‘ den Kadaver. Er roch nicht nach Veilchen.

Kleptomanewitsch nenne ich einen diebischen Nachbarn. Er lieferte längere Zeit skurrile Geschichten. Weil ich dem widerlichen Kerl keine Plattform für seine grundüble Gesinnung bieten wollte, ignorierte ich ihn.
Seine Bekanntschaft machte ich anfangs des Jahrtausends. Er kassierte vierhundert Baht, um acht Quadratmeter Gras zu schneiden. Der Preis war mehr als angemessen. Um die Rendite zu verbessern, kleptomanisierte der Gauner zusätzlich zwei Rosenstöcke.

Unsere Grundstücke grenzen fast aneinander. Dazwischen liegt eine vorgesehene Strasse. Sie existiert nur auf Plänen und wurde nie gebaut. Kleptomanewitsch erhebt Anspruch auf das Gebiet. In der Frühzeit baute er dort Bambushütten und siedelte papierlose Flüchtlinge aus Birma an, welche er finanziell und sexuell beliebig bedrängte. Die Leute arbeiteten und er kassierte.
Ein grausamer Höhepunkt war, als er auf dem nichtexistierenden Weg neben dem Beauty Salon eine Wurmfabrik für seine Geflügelzucht errichten wollte.

Wir haben einige Bäume und Sträucher, welche regelmässig Pflege erfordern. Es kam vor, dass wir den geplanten Weg für den Transport grösserer Äste benutzten. Dies passte dem Nachbarn nicht. Regelmässig rief er Ortsvorsteher und Polizei, wir hätten mit unserem Abfall sein Grundstück beschädigt.
Da liege noch ein welkes Blatt vom Mangobaum. Er verlange die gründliche Entfernung sämtlicher Blätter aus der Nähe seines wertvollen Besitzes.

Während wir in Borneo weilten, sah Kleptomanewitsch eine Methode, wie er Dick ärgern und sich zugleich bereichern konnte. Pro Lastwagenladung Bauschutt erhielt er zweitausend Baht. Dieser Abfall wurde auf den zukünftigen Weg geschüttet.
Die Dorfbewohner hassten die schweren Laster, die das schmale Zubringer-Strässchen zusätzlich beschädigten.
Sie wandten sich an Dick. Dick sah sich die Bescherung an und informierte die Gemeindeverwaltung. Darauf erschienen ein halbes Dutzend Beamte inklusive Polizei.
Kleptomanewitsch erhielt eine Busse wegen verbotener Schuttablagerung und den Befehl zur Räumung des Geländes.
Laut maulend fügte sich der Klausüchtige den Behörden. Gleichzeitig potenzierte sich der grenzenlose Hass auf die Nachbarin.

(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Kleiner_Panda
(1) http://www.natur-lexikon.com/Texte/sr/001/00003-panda/sr00003-panda.html

Fortsetzung folgt

Reisen II

Im Süden Nepals befindet sich der Chitwan National Park. Dort leben neben Tigern,  Leoparden, Lippenbären, Rotwild, Insekten, Schlangen, Nagern und unzähligen Vogelarten über fünfhundert einhörnige Panzernashörner. Das Reservat umfasst 932 Quadratkilometer. Südlich anschliessend, auf indischem Territorium, liegt der Valmiki National Park. Östlich des Chitwan schliesst das Parsa Reservat an.
Zusammengerechnet sind das über 2000 Quadratkilometer Fläche. Ein schöner Weideplatz für viele grosse, wilde Tiere.

Unsere Freunde reisten einst nach Nepal und besuchten mit Boot und Führer den Park.
Im reichlich mit Krokodilen dekorierten  Rapti Fluss, gelangten sie durch lichten Dschungel* an eine günstige, nach den Spuren zu schliessen, öfters benutzte Anlegestelle. Dann begann in der schwülen, drückenden Hitze alles andere als ein gemütlicher Sonntagsspaziergang im unwirtlichen Gelände.
Wie bei einem Erdbeben erzitterte plötzlich der Boden. Mit Getöse und Schnauben rannte mit einer Geschwindigkeit von annähernd 45 Kilometern pro Stunde, ein in seiner Ruhe gestörtes Panzernashorn auf die Gruppe zu. Der nepalesische Führer erkannte die drohende Gefahr, schnappte sich die Dame und ging mit ihr in Deckung.
Ähnlich wie einst Arnold Winkelried (1) in der Schlacht von Sempach, opferte sich der Reisegefährte und nahm unfreiwillig die volle Wucht des Hornes des wütenden Tieres mit seinem Hintern auf. Au Backe!

Das Grüppchen mit dem blutenden, grausam Verletzten fand in einem kleinen Dorf einen Arzt. Im einzigen Haus mit Fenstern und etwas Tageslicht reinigte und nähte der Medizinmann, begutachtet von sämtlichen Einwohnern, sie drückten sich die Nasen an den Scheiben platt, die grässliche Wunde zusammen. Ob er noch Garn für die Hose übrig hatte, entzieht sich meiner Kenntnis.
Mit viel Glück und einem Flugzeug einer europäischen Armee wurde der Verletzte nach Euroland geflogen, wo er sich in einem Krankenhaus vom Nashornstich erholte.

Zweimal stachen mich winzige Mücken ins Krankenlager. (Dengue Fieber, 2). An drei Kilogramm Horn verschwende ich besser keine Gedanken.

Als die staunenden Grosskinder eines Tages die Nashorngeschichte vernahmen, glaubten sie anfänglich kein Wort. Ein ganz gewitzter Gernegross rief:
„Grossvater, das ist unglaublich. Das will ich sehen. Mach bitte die Hosen runter!“
Immer wieder fragten die Kinder bei Besuchen:
„Wie geht es deinem Hintern? Dürfen wir noch einmal schauen?“

Wir hatten keine Ahnung vom gewaltigen Schicksalsschlag, der den tapferen Mann traf. Kein nepalesisches Panzer-Nashorn konnte ihn von weiteren Reisen abhalten.

Der Velust ist schmerzhaft und mit gebührenden Respekt schreibe ich:
‘Ruhe sanft, grosser Wanderer.‘

(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Arnold_Winkelried
(2) http://www.msf.ch/de/unsere-einsaetze/was-wir-tun/ueberblick/dengue-1/?gclid=CL3-2fC6r7ICFVEX6wodqQEAMw

* Zum Vergleich: Im dichten Dschungel Malaysias erlaubte die Dunkelheit das Fotografieren nicht. Kommunistische Kämpfer, sie fochten gegen die Kolonialmacht Grossbritannien und versteckten sich seinerzeit lange im Urwald, verrieten sich oft durch ihre helle Hautfarbe.