Ein ungeheurer Verdacht

Die jungen Eltern der Zwillinge und ihre Großmutter sind dauernd beschäftigt. Mit nichts tun, sich am Smartphone vergnügen, faulenzen, fernsehen oder sie rennen hirnlos virtuellen Baht-Scheinen nach. Wenn immer sie keine Zeit hatten für ihre Kinder, deponierten sie ihre Ware im oder am Beauty-Salon. Als Kindernahrung dienten ihnen Milchpulver mit heissem Wasser, Klebreis mit Fleisch von Garküchen. Gemüse kannten die Kinder nicht.
Bei Sonnenaufgang spazierten diese Personen zum Haus und setzten die Kinder ohne Voranmeldung aus. Oft ging der Vater voraus, Smartphone im Gesicht. Die Kinder strampelten ihm nach. Diese selbstverliebten Leute kümmerten sich weiter um gar nichts als ihre ureigendsten Interessen, in ihrer grenzenlosen Gier nach Geld, Sex und drahtloser Kommunikation. Die ganze Menschheit ersäuft in einem strahlenden Ozean von unkontrolliert zunehmenden Mikrowellen-Geräten. Keiner bemerkt den Dummfug! Die durch Hochfrequenz-Einflüsse geschädigten Eltern nahmen an: Irgendjemand, Urgroßmutter, unsere Angestellten, würden schon im Hause sein, um die Kinder zu betreuen.

In der Morgenfrühe des 30. Dezember schmiss der Fettfleck, die Mutter, grusslos Ihre Kinder ins Haus. Mowgli war hier auf Urlaub von der Armee. Einer der Transport-Arbeiter war ebenfalls im Haus. Nach 14 Uhr verließen die jungen Herren den Ort, um selbst zu essen, nachdem sie die Kinder verpflegt und mich ins Bett transportiert hatten.
Eine ältere Frau war für mein körperliches Wohlbefinden zuständig, turnte und massierte. Ich hörte währenddessen die Urgroßmutter und die Zwillinge im Garten. Nachher vernahm ich nur noch die Urgroßmutter und erbärmliche Schreie des Mädchens. Danach wurde es ganz still. Der Hund bellte aufgeregt. Er führte das Knäblein zum Teich. Es sah seine Schwester im Wasser und holte Urgroßmutter. Die Alte, von momentaner Blindheit geschlagen, sah nichts – oder wollte nichts sehen. Sie verließ noch am selben Nachmittag, sehr wahrscheinlich von Ängsten geplagt, abschiedslos freiwillig das Haus.

Glücklicherweise kamen die jungen Herren von ihrer Mahleit zurück. Mowgli, unser Pflegesohn, hob das Mädchen an Land und versuchte möglichst viel Wasser aus dem Körper zu schütteln. Der Angestellte zog die nassen Kleider aus und versuchte Herzmassage. Nur die Pampers, vollgesogen mit Wasser von Teich, vergaßen die Männer. Die Telefone liefen heiß. Dick war in Hang Dong beschäftigt mit dem Besorgen von Medikamenten und Medizinal-Technik. Sie rief den Vorsteher des Dorfes und das Spital zwecks Rettungswagen an. Ein Fahrzeug brachte das Mädchen zum Dorfeingang. Dort, an der Hauptstrasse 108, wartete die Ambulanz des Krankenhauses.
Die Ärzte in HangDong überwiesen die Patientin in das Nakornping Hospital in Mae Rim. Der Arzt konnte uns nur wenig Hoffnung machen. Er erklärte, dass nur etwa ein Prozent der Kinder wieder erwachen. Nach 3 Tagen Intensivstation wurde das Mädchen, als es wieder selbst atmen konnte, in ein übliches Kinderzimmer verlegt.
Die Zwillinge hatten zum Spielen nur minderwertigen Plastik-Schrott. Die Zweijährige hatte keine Puppe. Ich bat Dick, sie solle unbedingt eine Puppe kaufen.
Am nächsten Tag, welch ein Wunder, stand das Mädchen im Bett auf und tanzte mit ihrer Puppe. Von 6 Kindern im Zimmer überlebte es als einziges.

Video von Dick(Smartphone): 4. Januar 2020, Puppentanz mit Puppe im Arm

 

Ehrenmitglied der globalen Wegwerfgesellschaft

Als Spital Patient im Entwicklungsland wurde ich Mitglied der extremen Umweltverschmutzer. Täglich liefere ich indirekt zwischen 5 bis 8 Plastiksäcken mit Wegwerf-Artikeln aller Arten. Das beginnt ganz bescheiden bei den Medikamenten. Die Hersteller Packungen werden von der Apotheke in Plastiksäcklein mit ein bis zwei Pillen abgefüllt, beschriftet und an die verschiedenen Stationen verteilt. Eine diplomierte Pflegerin öffnet die Verpackungen und gibt die Pillen in einen 30 ml Kunststoff-Becher. Je nach Verordnung erhalten die Patienten täglich bis zu drei Becher.
Mahlzeiten werden auf einem Kunststoff-Tablett serviert. Der Teller kommt nicht direkt mit dem Kunststoff in Kontakt, sondern liegt auf einer Papierunterlage. Das Besteck, eine Serviette und zwei Zahnstocher sind in einer Papierhülle versteckt. Möglicherweise findet sich eine Beschreibung des Essens mit Kalorienangaben. Butter, Konfitüre und Margarine sind einzeln verpackt, ebenso Salz, Pfeffer und Ketchup. Die Messer sind nicht scharf genug zum Schneiden von Fleisch oder für einen Selbstmord. Zum Streichen von Butter sind sie zu gross.

Pro Monat liefere ich zusätzlich 45 Wegwerf-Spritzen mit Nadeln. Dazu gibt es 120 Spezial-Heftpflaster. 30 Mal wird die Bettwäsche gewechselt. Nicht vergessen sollte ich Salben, Kochsalzlösung, Desinfektionsmittel, 60 bis 90 Urinkatheter und sechzig Pampers.

Neugeborene und Kleinkinder können noch keine Urteile über Wegwerfwindeln abgeben. Sie lallen lächelnd höchstens: „Mama… Gagi“.
In meinem Bildungsweg fehlten Kindergarten und Wegwerfwindeln. Möglicherweise aus Glaubensgründen wurde mir bisher der Zutritt ins Nirvana, Nibbana, verwehrt. Stattdessen wurde ich im hohen Alter Pampers-Tester, denn Hierzulande heißen alle Windeln Pampers.
Die Erfinderin von Wegwerf-Windeln war Marion Donovan anno 1949. Sie konnte ihre ersten Windeln nicht vermarkten. 1956 ärgerte sich Direktor und Chemiker Victor Mills von Procter & Gamble beim Wechseln herkömmlicher Windeln bei seinem Grosskind. Er und sein Team arbeiteten an einer Wegwerfwindel, die 1961 auf den Markt kam. 10 Jahre später wurden die Sicherheitsnadeln durch Klebeband ersetzt. Ab 1986 nahm ein Geliermittel mehr Flüssigkeit auf. Gleichzeitig konnten 50 % Material eingespart werden. Seit 2018 werden hautfreundliche Windeln produziert, ohne Chlorbleichmittel, Duftstoffe und 26 weitere Allergene.
Bisher hatte ich keine Möglichkeit die Pampers mit den Produkten aus Thailand zu vergleichen.
Ich bemerkte, dass die Pflegerinnen den richtigen Umgang mit Wegwerfwindeln nie eingehend gelernt haben. Auf der Bauchseite haben die Windeln eine Zielvorrichtung. Die Windel-Größen S,M,L, sollte auf den Bauchnabel gerichtet sein, oder der Nabel sei seitlich verschoben.

Links und rechts der Größenangabe sind Streifen mit Nummern. Sofern die Windel richtig sitzt, werden die Kleber beispielsweise auf beiden Seiten auf 1,5 angebracht. Im Extremfall könnte der Kleber rechts auf die Windelgröße, links auf die Nummer 3,5 zu liegen kommen. Diese Methode wird nur bei Sopran-Flatulenzern empfohlen.
Ich bedauere außerordentlich, dass ich im hohen Alter zum Umweltsünder stilisiert wurde. Kehricht- oder Müllverbrennungsanlagen gibt es in Chiang Mai noch nicht. Die einzigen Verbrennungsanlagen sind die Krematorien. Sie geben Rauch ab, wie Zigarren — ohne Filter!

Bankunmae

Aus- und Ein-Bildung goon1

Weil seine Mutter berufstätig ist, wird Goon während des Tages in einem Kindergarten zwischengelagert. Dabei hat er Glück. Die Betreuer scheinen mit ihren Gästen kreativ zu spielen. In seinem ersten Kinderentsorgungsinstut wurden die Kleinen chemisch ruhiggestellt und sie schliefen hauptsächlich, bis verdorbene Lebensmittel verfüttert wurden und einige zu zartbesaitete Wesen deswegen vorzeitig ins Nibbana verreisten. (1) Es war weder die Pferdelasagna, noch schwedische Fleischbällchen. Die wurden erst später erfunden. Im Land, wo Bambuswurm, Heuschrecken, Termiten, Raupen, Käfer und gegrillte Ratten regulär verzehrt werden, hätte es genügt, die an sich leckeren Produkte nicht aus den Regalen zu entfernen, sondern bloss die Warendeklaration zu ändern.

Viele junge Frauen Hinterindiens träumen davon, ihre liebreizenden Leibesformen als Tänzerinnen, sei es mit glanzvollen Seiden-Kostümen im klassischen Thai Tanz, sei es als halbnacktes Gogo Girl in einer Bar an funkelnden Chromstangen, an den Mann zu bringen.
Die Schulbücher für Teenager, Thai-Lizenzausgaben von McGraw-Hill, (2) sind voll von An-und Lobpreisungen über Filmsternchen, Models, Sängerinnen und junge Männer, welche durch Fussballspielen vermögend und erfolgreich wurden. Normale Berufsleute, Techniker, Laboranten, Ingenieure, Akademiker, Bauern, Bäuerinnen und Handwerker, sucht man in diesen Lehrmitteln vergeblich.

Eine einfallsreiche Privatschule entdeckte diese Marktlücke und bringt Kleinkindern, kaum dass sie auf ihren Beinchen stehen können, erste Bühnenerfahrung bei. Dick war mit ihrer Kamera vor Ort und dokumentierte erste Stürze, Tränen und Fluchten. Über Stürze diskutierten Fachleute und waren sich nicht einig, – sind es Gleichgewichtsstörungen oder Schwerpunktverlagerungen durch volle Pampers. Sie fassen, laut Herstellerangaben, (Grösse fünf) – bis achtzehn Kilogramm. Erstaunlich, was so Zwerge produzieren können. Ohne Boshaftigkeit und Hintergedanken anerkenne ich neidlos, dass die grösseren Mädchen (beim Tanz) nicht nur Freude und Einfühlungsvermögen haben. Wenige zeigen Talent.

Überzeugen sie sich selbst: Bankunmae Baby Dancers

Danach die wenigen Monate älteren Mädchen im  LanNa Stil,

Bankunmae All Star Dancers


Der kleine Goon übte zu Hause fleissig. Später, ganz allein auf einer grossen Bühne, entdeckte er weder Mutter noch Grossmutter unter den Zuschauern. Warum sollte er sich anstrengen? Unglücklich schaute er ins Publikum. Plötzlich sah er Yai, die Grossmutter, und begann, etwas aus dem Takt geraten, wie wild zu mähen.
Bankunmae – Goon missing mae

(1) https://hinterindien.com/2012/04/06/die-leiden-des-jungen-guun/
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/McGraw-Hill

Ich lud die Filme nicht mehr auf WordPress, sondern verlinkte sie mit YouTube. Die Vorteile sind, Menschen ohne Deutschkenntnisse haben Zugriff auf die Bilder, wie z.B. die Eltern der Kinder. Die Bildqualität kann (beim Zahnrad) in mehreren Stufen selbst eingestellt werden, von 240 bis 1080HD.