Problematische Geister in Flaschen

Asiaten reagieren oft mit Allergien auf den Genuss von Weisswein. Die häufigste Ursache liegt in einem Enzymmangel, Aldehyd-Dehydrogenase. Das kann einen roten Kopf, Nesselfieber, Hitzewallungen, Herzrasen, Kopfschmerzen, Unwohlsein und einen veränderten Blutdruck bewirken. Alkohol kann die Freisetzung von Histaminen auslösen, was zu ähnlichen Beschwerden führt. Zusätzlich können Sulfite Reaktionen erzeugen. Deren Konzentration ist im Rotwein am geringsten, im Weißwein höher und in süßen Weinen am höchsten. Sulfite dienen als Konservierungsmittel.*
Kopfschmerzen nach dem Genuss von Rotwein könnten durch phenole Flavonoide oder durch Aminosäuren begründet sein. Flavonoide sind mit Tanninen verwandte Komponenten in der Haut von Weintrauben. Sie wirken als Antioxidantien.

Allergien können durch Erdbeeren, Garnelen, Milch, Getreide, Parfüm, Insektenstiche und Medikamente ausgelöst werden. Sofern sie in Hinterindien angebotene gegrillte Ratten, geröstete Kakerlaken oder Bambuswürmer nicht mögen, müssen sie nicht lügen: „Meine Religion (als Pastafarianer) erlaubt mir nicht, diese erlesene Delikatesse zu verspeisen.“ Sie erklären kurz und schnurz: „Ich habe eine Allergie.“

Ohne all dieses spezifische Wissen spazierte Dick nach dem gemeinsamen Abendessen in der Dunkelheit der Silvesternacht mit der Flasche in der Tasche zu Frau Nepenthes. NepenthesFrau Nepenthes ist  Gärtnerin. Sie versorgte uns immer wieder freigiebig mit Kräutlein, Gemüsen, Pflanzen und schenkte uns eine ihrer Kannenpflanzen, eben die Nepenthes. Sie lud uns ein, die letzten Stunden des Jahres in ihrem Haus zu feiern.
Dick übergab den kalten Sekt dem Hausherrn. Er freute sich über das Gastgeschenk und bedankte sich bei Dick – mit besten Wünschen an mich.
Schaumweine kannte er nicht. Er goss vorsichtig etwas Flüssigkeit in ein Glas, nippte daran, lächelte nicht, – er grinste und sagte: „Saugut!“
Dann soff er, ohne weitere Überlegungen und ohne Rücksicht auf allfällige Interessenten, in einer halben Minute die Hälfte der Flasche. Es dauerte nicht lange und sein Kopf rötete sich gefährlich. Dick erschrak. Betrunken lallte er unverständliche Laute. Danach begann er, seine Frau wüst zu beschimpfen und zu beleidigen. Dick versuchte vergeblich, die Feier zu retten. Bereits um halb Zwölf war sie, um eine bittere Erfahrung reicher, zurück.

Mein Fehler, weil ich keinen billigen Lao Khao eingelagert hatte.

http://de.wikipedia.org/wiki/Histamin
http://de.wikipedia.org/wiki/Flavonoide

*Ergänzung:
Eine Kennzeichnung „enthält Sulfite“ bzw. „enthält Schwefeldioxid“  ist nach der Wein-Marktorganisations-Durchführungsverordnung – VO (EG) 753/2002 – bei Konzentrationen von mehr als 10 mg/l vorgeschrieben. Die Regel gilt in der EU seit 2005.
Menschen mit einer Überempfindlichkeit gegen Sulfite zeigen bereits beim Konsum geringster Mengen Unverträglichkeitsreaktionen wie Bronchospasmen, Asthma, anaphylaktoide Reaktionen, Nesselfieber und niedrigen Blutdruck.
Sulfite entstehen in Mengen von 10–40 mg/l auf natürliche Weise während der alkoholischen Gärung. Seit Ende des 18. Jahrhunderts sind antimikrobakterielle und anti-oxidative Wirkungen des Schwefels bekannt.
Schwefeldioxid, SO2, wird dem Wein gasförmig, in wässriger Lösung, als „Schwefelpulver“, Kaliumdisulfit, oder wie früher, durch Ausbrennen der Fässer mit Schwefelspänen zugesetzt.
Sulfite ermöglichen, Weine über längere Zeit zu lagern, ohne dass sie durch Oxidation umkippen. In restsüßen Weinen  verhindert Sulfit unerwünschte Nachgärungen in abgefüllten Flaschen
Der EU Höchstwert für Beerenauslesen, Trockenbeerenauslesen, Eiswein und vergleichbare ausländische Weine beträgt 400 mg/l.
Manche Winzer versuchen, Weine ohne Zusatz von Schwefeldioxid herzustellen. Dank fortschrittlicher Kellertechnologie gelingt dies seit Jahren in konventionellen und in Bioweingütern.
Empfehlung: Trinkt trockene Weine mit tiefem Restzuckergehalt!

Fladenforschung

anstelle von Blumen, meiner Lieblingscousine zum Geburtstag gewidmet

Während ich bis zu den Ohren darin sitze, ich kann gegenwärtig nicht genug davon bekommen, bitte spendet Briefpapier mit Fliegenklacksen, getrocknete Pferdeäpfel oder Säuglingsexkremente im Senfglas, – gibt es Wissenschaftler, die sich freiwillig mit Fäkalien abgeben. 
Ralf Jochmann stellte für seine Dissertation 250 Kuhfladen sicher. Stapelte er sie? Seine Aufgabe war herauszufinden, wie sich das Medikament Ivermectin auf die Dungfauna auswirkt. Es sind gut 500 Fliegen- und Käferarten, die (schweizerische Verhältnisse) in und von einem Kuhfladen leben. Jochmann bestimmte während eines Jahres auf seinen gesammelten 250 Kuhfladen rund 150’000 Insekten. Dilettantisch berichtete ich ahnungslos von Myriaden von Fliegen, ohne die Gattungen genauer auseinander zu halten.

Den wichtigen Dungkäfer, der sich in den Fladen eintunnelt, erwähnte ich nicht. Dank dieser Gänge dringen weitere Insekten in den verkrusteten Haufen ein. Etwa die Schwingfliegen. Sie legen in dessen Gängen Eier ab. Von den Larven dieser Fliegen leben Larven verschiedener kleiner Wespenarten. Onkel läßt grüßen. Dank der großartigen Berichterstattung des Tagesanzeigers sehe ich meine Unkenntnis betreffend der Ökobilanz weltweit deponierter Kuhfladen ein und verneige mich vor der Grenzenlosigkeit der gesamten Schöpfung. (Demnächst neuer Aufsatz: Mein exkrementaler Weg zu den kuhfladenverehrenden Pastafariern.) (1) 

Resultate: In der Hälfte des mit Ivermectin geimpften Dungs, war der Bestand an Schwingfliegen zu 90 Prozent reduziert, derjenige der Wespen zu 80 Prozent. Keine Auswirkung hatte der Wirkstoff ausgerechnet auf blutsaugende Stechfliegen. Sie machen Bauern und Kühen das Leben schwer. Sie übertragen unter anderem die Blauzungenkrankheit. Achten sie am Steintisch auf blaue Zungen! 

Einen Schönheitsfehler hat die Arbeit von Ralf Jochmann. Er impfte Fladen von Kühen, welche nicht mit dem Medikament gedopt waren. Sie hätten problemlos an der Tour de France pedalen können! 
Jutta Maier schrieb dazu: Sinnvoller wäre es gewesen, Kuhfladen von Kühen zu untersuchen, die tatsächlich mit Ivermectin behandelt worden waren. Die tatsächliche Dosis kann von der nachträglich in den Fladen verabreichten durchaus variieren. 

(1) http://www.spiegel.de/netzwelt/web/pastafarians-mein-gott-ein-nudelmonster-a-370849.html

Quelle:Tages-Anzeiger: Was Kühe fallen lassen, nimmt er mit ins Labor, Hélène Arnet. Aktualisiert am 12.07.2012
http://www.derbund.ch/wissen/natur/Was-Kuehe-fallen-lassen-nimmt-er-mit-ins-Labor/story/24563072

http://www.fotocommunity.de/pc/pc/display/6519368