Harte Zeiten für ein Weichei

Wie ein grünes Schlänglein im hohen Gras unbemerkt im Garten, schlich sich mein Leiden in den Körper. Als ich die Finger nicht mehr im üblichen Rahmen bewegen konnte, gab ich das Tippen für meine Beiträge in Hinterindien auf.
Noch im August 2018 mischte ich Getränke an der Bar. Danach konnte ich weder Flaschen, noch Dosen öffnen. Als mich die Grosskinder besuchten, bereitete ich mühsam Hörnli, Pasta, zu. Mit meinen Gästen aus dem Kanton Wallis besuchte ich zum letzten mal ein Restaurant in Chiang Mai. Zur knusprigen Peking Ente musste ich gegen Ende der Mahlzeit den Rotwein mit einem Trinkhalm aus dem Glase saugen.

Meine Hände und Arme wurden zusehends schwächer. Es war nicht mehr möglich, mich mit einem kraftvollen Schwung vom Rollstuhl aufs WC zu setzen. Bei einer misslungenen Übung riss ich mir den Hintern auf. Die Blutspuren wiesen deutlich darauf hin.
Die Ärztin empfahl, für die Transfers Hilfe anzufordern. Mein bescheidener Stolz fiel der Vernunft zum Opfer. Anfänglich setzte dank Zinksalbe eine Besserung ein. Auf ärztlichen Rat benutzte Dick mit Silber beschichtete Pflaster, die man 3 Tage auf der Wunde lassen konnte. Wenn Silber, dann im Geldbeutel und nicht am Hintern, dort ist es nämlich am Arsch.
Im Januar folgte der Spitaleintritt mit Operationen. Im Bett fühlte ich danach ein gewaltiges Rauschen in Armen und Händen. Meine Finger streckten sich unnatürlich. Ich konnte gar nichts unternehmen wie: essen, trinken, Zeitungen oder Bücher lesen, Fernsehprogramme schauen, Nase popeln, waschen, Zähne putzen, sitzen, Smartfones fingern oder mich drehen. So lag ich mehrere lange Wochen untätig. Tränen liefen mir unfreiwillig ins Gesicht. Dick umsorgte mich.
Sie sagte: „Wenn Du die Krankheit nicht annimmst und Freude zeigst, kannst du nicht gesund werden.“ Schöne Aussichten.

Gericht aus Hinterindien. – Das andere Curry Rezept

Mit meinen Gelenkschmerzen kann ich nicht stundenlang frische, zähe Wurzeln zerstampfen. Deshalb ist es ein einfaches Gericht. Noch einfacher geht es nur, wenn man sich zur nächsten Garküche oder in eine Kneipe schleppt, Geld auf einen schmierigen Tisch legt, hungrig und durstig hervorwürgt: „Gäng, Khao, Beer – khrap!“ Welche Art Gäng aufgetischt wird, wissen sie nicht.
In meinem Falle kämen noch die Transfers ins Fahrzeug dazu. Der Einstieg erfordert, sofern ich es in einer Sekunde schaffen würde, nahezu die Leistung von einer Pferdestärke. Sehe ich aus wie ein Pferd? Deshalb ziehe ich unsere Küche mit bescheidenen Vorräten vor. Das Rezept für drei Personen lautet:
Man nehme einen viertel Liter ungezuckerten Orangensaft. Dann wird eine bio-logische Banane in dünnen Scheiben hineingesäbelt. Pazifisten dürfen Küchenmesser verwenden. Eine feingeschnittene Tomate hinzugeben. Zwei Esslöffel mit Waugh’s Curry Pulver einrühren. Wer indische Currymischungen hat, benutzt diese. Indische Mischungen gibt es seit diesem Jahr in unserer Gegend nicht mehr. Wer sind die Hintermänner? Sind es eher unauffällige Typen der Mafia – oder die uniformierten, namenlosen Helden der Volksbefreiungsarmee?
Zusätzlich gab ich frisch gemahlenen Pfeffer, weiss und dunkel, bei. Küchenkräuter von frisch bis zu getrocknete Mischungen können die Tunke ergänzen. Ganz wichtig ist, eine viertel Zehe frisch gepressten Knoblauch einrühren. Militanten Knoblauchisten empfehle ich, bloss eine halbe Zehe zu verwenden. Sonst wird das empfindliche Bananen-Orangen, Schlauchapfel-Apfelsinen, Aroma, gestört.
Die delikate Mixtur auf kleinem Feuer brodeln lassen, bis die Bananenstücklein zerkocht sind. Währenddessen, drei bis vier Tranchen Schweinelende, ungefähr 15 mm stark, in eine beschichtete Bratpfanne geben. Einige Tropfen Olivenöl beifügen. Das Fleisch beidseitig mit wenig Paprikapulver bestäuben, salzen, würzen mit Oregano und Rosmarin und warten. Paprika benutze ich zur Farbgebung.
In Lan Na Land könnte anstelle von Schweinefleisch Elefantenfilet verwendet werden – grösseres Kochgeschirr erforderlich. Sofern Elefant verwendet wird, ist das Gericht Halal und könnte in europäischen Asylunterkünften angeboten werden.

Sobald sich die Banane langsam in der Curry Tunke auflöst, Pasta-Wasser kochen. Pro 100 Gramm Pasta einen Liter Wasser verwenden. 50 Gramm Nudeln pro Person genügen, sofern es nicht Radfahrer sind. Radfahrer verspeisen ein Kilogramm – gemäss der nach oben offenen Pastafarier-Skala!
Zwecks reichlicher Saucen-Aufnahme empfehle ich „Le Eliche“ Nummer 56. Während die Pasta kocht, Lenden Stücke gut anbraten. In der Sauce kurz ziehen lassen.
Zum eher süsslichen Curry passt ein trockener Schaumwein. Wir leerten eine Flasche Trilogy. Bessere Brause, Gosset beispielsweise, gibt es, aber nicht in Chiang Mai.

https://www.tagesanzeiger.ch/leben/essen-und-trinken/Die-CurryInternationale/story/18814744

Fladenforschung

anstelle von Blumen, meiner Lieblingscousine zum Geburtstag gewidmet

Während ich bis zu den Ohren darin sitze, ich kann gegenwärtig nicht genug davon bekommen, bitte spendet Briefpapier mit Fliegenklacksen, getrocknete Pferdeäpfel oder Säuglingsexkremente im Senfglas, – gibt es Wissenschaftler, die sich freiwillig mit Fäkalien abgeben. 
Ralf Jochmann stellte für seine Dissertation 250 Kuhfladen sicher. Stapelte er sie? Seine Aufgabe war herauszufinden, wie sich das Medikament Ivermectin auf die Dungfauna auswirkt. Es sind gut 500 Fliegen- und Käferarten, die (schweizerische Verhältnisse) in und von einem Kuhfladen leben. Jochmann bestimmte während eines Jahres auf seinen gesammelten 250 Kuhfladen rund 150’000 Insekten. Dilettantisch berichtete ich ahnungslos von Myriaden von Fliegen, ohne die Gattungen genauer auseinander zu halten.

Den wichtigen Dungkäfer, der sich in den Fladen eintunnelt, erwähnte ich nicht. Dank dieser Gänge dringen weitere Insekten in den verkrusteten Haufen ein. Etwa die Schwingfliegen. Sie legen in dessen Gängen Eier ab. Von den Larven dieser Fliegen leben Larven verschiedener kleiner Wespenarten. Onkel läßt grüßen. Dank der großartigen Berichterstattung des Tagesanzeigers sehe ich meine Unkenntnis betreffend der Ökobilanz weltweit deponierter Kuhfladen ein und verneige mich vor der Grenzenlosigkeit der gesamten Schöpfung. (Demnächst neuer Aufsatz: Mein exkrementaler Weg zu den kuhfladenverehrenden Pastafariern.) (1) 

Resultate: In der Hälfte des mit Ivermectin geimpften Dungs, war der Bestand an Schwingfliegen zu 90 Prozent reduziert, derjenige der Wespen zu 80 Prozent. Keine Auswirkung hatte der Wirkstoff ausgerechnet auf blutsaugende Stechfliegen. Sie machen Bauern und Kühen das Leben schwer. Sie übertragen unter anderem die Blauzungenkrankheit. Achten sie am Steintisch auf blaue Zungen! 

Einen Schönheitsfehler hat die Arbeit von Ralf Jochmann. Er impfte Fladen von Kühen, welche nicht mit dem Medikament gedopt waren. Sie hätten problemlos an der Tour de France pedalen können! 
Jutta Maier schrieb dazu: Sinnvoller wäre es gewesen, Kuhfladen von Kühen zu untersuchen, die tatsächlich mit Ivermectin behandelt worden waren. Die tatsächliche Dosis kann von der nachträglich in den Fladen verabreichten durchaus variieren. 

(1) http://www.spiegel.de/netzwelt/web/pastafarians-mein-gott-ein-nudelmonster-a-370849.html

Quelle:Tages-Anzeiger: Was Kühe fallen lassen, nimmt er mit ins Labor, Hélène Arnet. Aktualisiert am 12.07.2012
http://www.derbund.ch/wissen/natur/Was-Kuehe-fallen-lassen-nimmt-er-mit-ins-Labor/story/24563072

http://www.fotocommunity.de/pc/pc/display/6519368