Museen in Hinterindien nach 1970

Unsere Kwan Yin ist krank. Diagnose: Lochfraß, verursacht durch die Luftverschmutzung, besonders in den Wintermonaten. Dazu kommt die falsche Pflege. Ich beschrieb die Misshandlung durch die Haushälterin mit Möbelpflege-Mitteln. Als ich einige Fotos benötigte, musste erst das bräunliche Geschmier weg. Sorgfältig entfernte Dick die Rückstände der Möbelpflege. Anstatt die Figur im gereinigten Zustand zu belassen, behandelte sie die Kwan Yin ohne jegliche Nachfrage, dafür in Windeseile, mit farblosem Kokosöl. Als ich endlich im Rollstuhl saß, roch ich die Kokosnuss. Ich dachte daran, dass das Öl bald ranzig stinken würde. Das Öl glänzte und spiegelte derart, dass es nicht möglich war, eine durchschnittliche Fotografie zu klicken. Nach einigem Suchen fand ich glücklicherweise im Archiv eine Aufnahme mit echter Kamera von 2005.
Um langfristig zu überleben, braucht die Göttin einen sauberen Platz mit gereinigter Luft und ausgebildetem Personal. Gibt es vielleicht in einem Museum einen Ort für sie?
In Hinterindien besuchte ich mehrere Museen. Die Qualität der Wartung und der Sicherheit gegen Beschädigung und Diebstahl führte zu Zweifeln meinerseits. Die Helfer waren kaum ausgebildet. Sie verkauften zur Einkommensverbesserung teilweise seltene Exponate. In Thailand, Bangkok, fand man die besten gestohlenen Artefakte aus ganz Hinterindien seit 1985 in River City. Angkor Wat war Zentnerweise vertreten. Angeblich von Generalissimus Chiang Kai-Shek stammte ein wunderschöner Buddha.

Eine der trübsten Erfahrungen machte ich auf der Insel Penang, einst „Prince of Wales Island“ genannt. Sir Thomas Stamford Raffles wurde am 6. Juli auf einem Schiff 1781 vor der Küste von Jamaica geboren. Nach der Schule war er mit 14 Jahren in London Angestellter der Britischen Ostindien Kompanie. Raffles wurde 1805 als Sekretär des Gouverneurs auf die Insel Penang versetzt.  Danach war er Gouverneur von Java und Bencoolen, Benkulu. Derselbe Raffles gründete am 6. Februar 1819 den Handelsposten Singapur. 

1972 hatte ich die Gelegenheit von Songkhla nach Penang zu fliegen. Nach der Ankunft besuchte ich keine Bordelle, aber einen der letzten Opium-Den in der Chulia Strasse. Vor dem luxuriösen Laden lag ein zugedröhnter, zahlungsunfähiger chinesischer Kuli in seinen Exkrementen auf der Straße.  Im sehr gepflegten Eingang traf ich einen netten, gesprächigen  Herrn.  Er war Direktor der Einwanderungsbehörde. Er empfahl mir ein besseres Hotel anstelle dessen, wo mein bescheidenes Gepäck lagerte.  Er ließ meinen Koffer In die neue Bleibe transportieren. Er bat um meinen Pass und erlaubte mir, anstelle von drei Tagen, zwei Wochen auf der Insel zu bleiben.

Atemberaubend hübsch gestylte Hostessen in Cheongsam aus Seide gehüllt, übernahmen die Vorbereitung der Pfeife und fügten akrobatisch Chandu-Kügelchen hinzu. Nach der ersten Pfeife verließ ich den verruchten, für mich glücksbringenden Ort. Fortan logierte ich im Hotel Eastern & Oriental, wie seinerzeit Sommerset Maugham. Er schrieb Bücher wie: Der Menschen Hörigkeit, Silbermond und Kupfermünze, Auf Messers Schneide.

George-Town Penang. Pfahlbau-Siedlung 1972. Ort: gegenüber dem Festland.

Ich rollte zum Museum in George Town und sah mich um. An einer Wand entdeckte ich eine Land-Karte der Insel Penang, damals „Prince of Wales Island“, vermessen im Auftrag von Stamford Raffles.

Ich war begeistert. Dann sah ich die Ameisen, welche das kostbare Werk ohne jegliches Nachdenken über Kartographie auffrassen. Entsetzt informierte ich gleich einen der herumstehenden Angestellten. Er zuckte mit den Schultern. Seine Aufgabe war, die Besucher zu überwachen. Schädlinge zu bekämpfen, gehörte nicht zu seinen Pflichten.

Ich hoffte insgeheim, die Landkarte sei bloß eine Kopie. Das Original sei in Sicherheit im britischen Museum in London. Ich war einmal in diesem Museum. Grossartig! Die Landkarte sah ich nicht. Dagegen beeindruckte mich auf dem WC das Papier. Jedes Blatt war bedruckt mit: Eigentum der Königin. Ich wagte es kaum, meinen Hintern zu polieren. Danke Majestät!

Literatur: The lost heritage. Reality of Artifact smuggling in South East Asia. Masayuki Nagashima. Post Books, 2002

PALMEN, GÖTTER UND BLAUFICHTEN

Die Hände und Finger sind fremdgesteuert. Sie erlauben es nicht, meine Weihnachtsgeschichte zu schreiben. Deshalb greife ich auf eine alte Episode aus meinem unveröffentlichten „Bestseller Plattfuss“ zurück.

Blutrot leuchtete der tropische Abendhimmel über einer bewaldeten Kuppe. Höher wurde er blau, dann dunkel. Dazu rauschten die sich überschlagenden und brechenden Wellen in einem ewigen Rhythmus. Eine angenehme Brise säuselte oben in den Palmwedeln.
Eine der Palmen wuchs nicht wie die Andern einer Säule gleich in den Himmel. Mühsam trug sie die Krone im Wind. Der Stamm war einer Exponentialkurve ähnlich. Es war ein aussergewöhnlicher Baum. Vor dem Stamm lagen drei ovale Steine im Gras.
Ein langhaariges, schlankes Mädchen im Sarong Kebaya näherte sich. Es trug eine Schale mit Blumen und Weihrauch. Es stellte die Blumen an den Stamm der Palme, entzündete den Weihrauch und erzählte mir, im Baum wohne ein Gott.

Ein paar Jahre später besuchte ich den Ort wieder. Nicht nur den Menschen gefiel der Platz. Wie ich hörte, hatte sich mittlerweile auch im Nachbarbaum ein Gott niedergelassen. Allerdings konnte ich bloss die Spuren menschlicher Opfergaben erkennen:
Frische Blumen, abgebrannter Weihrauch, eine kleine Laterne mit einem Kerzenstummel. Einer der Steine war mit Silberbronze bemalt. Über der Wurzel der Palme des ersten Gottes war ein Vorhang angebracht. Sogar himmlische Wesen haben ein bescheidenes, unverbrieftes Recht auf Privatsphäre.
Gegen Spitzhacke und Bulldozer kämpfen möglicherweise selbst Götter vergebens, erfuhr ich bei meinem letzten Besuch. Die Palmen sollten einem riesigen Hotelkomplex mit Helikopter-Landeplatz auf dem Dach weichen. So frisst das Kapital die Poesie.

Für die Menschen des Nordens sind Palmen Symbole für Sonne und südliche Wärme. In den Tropen sind es andere Bäume, von denen geträumt wird, weil es sie nur in der unerreichbaren Ferne gibt.
Apfelbäume, mit ihren zarten Blüten und den farbigen, runden Früchten, die entweder aus Amerika, Australien, China oder Europa importiert werden. Tannenbäume, wie sie in geheimnisvollen Märchen und alten, meist englischen Weihnachtserzählungen vorkommen.

Wir durften unser eigenes Häuschen Ende Oktober beziehen. Sogleich pflanzte ich Krokuszwiebeln, um die ersten Frühlingsboten im sonst schmucklosen Garten erblühen zu sehen.
Im Dezember dachte meine Frau jeden Tag mehr an ihren Traumbaum, eine Blautanne. Als es die Finanzen erlaubten, beschlossen wir, den Traum zu verwirklichen. Wir suchten eine Gärtnerei auf und gedachten die Blautanne zugleich als Weihnachtsbaum zu benutzen. Der Boden war noch nicht gefroren. Nebel hing düster herum. Laub lag am Boden. Ein kalter, unfreundlicher Wind und ein wortkarger Gärtner begleiteten uns.
„Die Blautanne sei eigentlich eine Blaufichte,“ erklärte er. Wir besichtigten die anwesenden Fichten. Die einen waren zu gross, zu klein, nicht schön im Wuchs oder zu teuer. Wir konnten uns nicht entscheiden.
An einem unscheinbaren, blattlosen Astgerippe erspähte meine Begleiterin einen Zettel.
„Pfirsiche – grosse rote, gelbfleischige, saftige und voll¬aromatische Früchte,“ versprach er.
„Kann man Tannzapfen essen?“ fragten wir uns. Anstelle des Tannenbaumes trugen wir, total verfressen, einen Pfirsichbaum nach Hause.

Frohe Weihnacht aus Satun, damals aus Penang, Malaysia und Herrenschwanden,
Low

Die wichtigsten Angestellten im Museum für Paläontologie wären die Klofrauen

Ob die UNESCO den angestrebten Titel „Globaler Geopark Satun“ an Thailand vergibt, spielt eigentlich keine Rolle. Die Naturschönheiten sind, wenn auch teilweise mit Abfällen angereichert, vorhanden. Die interessanten Stellen, ebenso die Inseln sind für das breite Publikum bereits erschlossen. Wozu der Herr Direktor des Globalen Geoparks Satun zusätzlich eine Milliarde Baht verschleudern will, weiss ich nicht.
Den Wunsch nach einem eigenen Museum verstehe ich, sogar unter Berücksichtigung der eher wenig spektakulären Fundstücke. Im Gansu Provincial Museum Lanzhou Shi, Gansu Sheng, China, steht beispielsweise ein komplettes Skelett eines Stegodons!

Der Bau eines Museums könnte teuer werden. So ein Haus benötigt gewisse Verwaltungsstrukturen. An der Spitze steht ein Direktor. Er ist Untergebener des Chefs des Geoparks, möglicherweise im Rang eines Vizedirektors. Der Direktor des Museums benötigt mindestens eine Assistentin. Beide Führungskräfte beschäftigen standesgemäss Sekretärinnen. Das Museum funktioniert nicht ohne uniformiertes Aufsichtspersonal, denn Gäste bringen gerne gratis Souvenirs nach Hause.
Wenn der Eintritt nicht frei ist, müssten Kassiererinnen angestellt werden. Bei einer Gesamtfläche von 25 Rai, braucht es Gärtner, die mit Maschinen umgehen können. Hochsensible Geräte wie Grasschneider, Kettensägen und kleinere Bulldozer benötigen zwecks Wartung geschulte Mechaniker, welche Muttern mit teuren Schiebelehren befestigen.

Assistentinnen sind wichtig für die interne Kommunikation. Eines Morgens könnte der Direktor die Damen in massgeschneiderten Uniformen mit dem Sticker in Gold „Global Geopark Satun“ zum Wachmann am Eingang delegieren, mit der wichtigen Botschaft: „Der diensttuende Wachmann möge seine Dienstmütze mit dem Sticker in Gold „Global Geopark Satun“ nach Vorschrift aufsetzen. In einer Stunde könnten Gäste der Verwaltung aus Satun eintreffen!“
Sollte sich Pöbel, unvorhergesehene Besucher in das Museum für Paläontologie und Geobiologie verirren, braucht es Klofrauen. Die schwierigen geologischen Zeitskalen – oder die noch unverständlicheren Namen der Fossilien, könnten schwer auf die Mägen ungebildeter Gäste schlagen.

Ich kenne mehrere hinterindische Museen. Der erste Schock traf mich in den siebziger Jahren in George Town, Penang, als ich zusehen durfte, wie Legionen emsiger Ameisen von Sir Stamford Rafffles persönlich erarbeitete Land-Karten auffrassen.
Ein weiterer wissenschaftlicher Höhepunkt war unser Besuch des berühmten Vogelparks in Labuan.
Seit Wochen mieden Besucher die Anlage. Das freundliche Personal hiess uns als erste Gäste seit langem willkommen.

Wir besuchten Langu, als La Ngu bekannt und dessen Umgebung. Der Strand in der Nähe der Ban Pack Bang Schule ist ausserordentlich schön. Die Aussicht auf zwei Inseln, die eine heisst Ko Li Di Lek, war atemberaubend. Leider ist die Küste mehr oder weniger Privateigentum mit (illegalen) Strassensperren. Wir bereisten die Küstenstrasse Richtung Pak Bara und bewunderten den Ausblick auf den Mu Ko Petra Nationalpark. petra-park-2 Mehrere kurze Aufenthalte zwecks Erkundung in zahlreichen Resorts waren vergeblich. Kleinstbungalows von zehn bis zwölf Quadratmetern boten wenig Komfort. Unsere Absicht, einige Nächte im Gebiet zu verbringen, gaben wir aus diesem Grund auf.
Neben zahlreichen Imbissbuden am Strand entlang, erreichten wir Pak Bara. Hier möchte der Oberbefehlshaber eine grosse Hafenanlage errichten. Schäden an Korallen und Inseln, würden kommerzielle Handelsflotten, anders als Horden unzivilisierter Touristen, kaum anrichten.

Auch in Pak Bara suchten wir vergeblich nach drei Sterne Unterkünften. In der Nähe liegt das Dorf Ban Bo Chet Luk, mit den berühmten sieben Brunnen. Für echte archäologische Objekte sehen mir die Dinger zu neu aus. Wurde da leicht nachgeholfen, oder gar geschummelt?

Reis

Sehr wahrscheinlich hat die Tastatur einen Virus, meine Finger funktionieren nicht richtig oder umgekehrt. Auf dem Bildschirm erscheinen nur selten die Buchstaben, die ich anschlagen wollte. Deshalb grub ich eine alte Geschichte, # 1283 vom 09. November 2010, aus. (1)

Wir ernähren uns nicht nur von Brot, Kartoffeln, Pasta und Polenta. Unsere bescheidenen Reisvorräte in beiden Häusern gingen zur Neige. Wir hatten die Qual der Wahl, neuen Reis zu besorgen.
Als ich die Geschichte verfasste, erhielt man in Thailand noch echten Duftreis. Der Reis duftet schon lange nicht mehr, obwohl die Verpackungen mit “Hom Mali“ das Gegenteil behaupten. Bei sinkender Qualität stiegen nur die Preise. Wheelchair ticket
Rollstuhl-Ticket für die Bahnfahrt – zusätzlich zum üblichen Fahrschein.

Ich erinnerte ich mich an meine erste Bahnfahrt zu Beginn der siebziger Jahre von Bangkok nach Butterworth, Malaysia. Der Express dieselte in den frühen Morgenstunden mit knapp vierzig Kilometern pro Stunde im Süden Thailands durch Reisfelder, deren grün ich nie vergass. In Penang sagte ich mir, diese relativ unangenehme, vor allem lange Bahnreise, mache ich nie wieder.
Der Kluge reist im Zuge; der Gescheite nutzt den Flieger für die Weite.
Dennoch bestätigten zwei weitere Bahnreisen meine frühere Beobachtung. Es gibt im Norden viele Reisfelder. Die Intensität der Farben ist aber, ähnlich den Lichteffekten in der Provence, nicht vergleichbar. Unvergessliche Farbkleckser im Süden wie im Norden dagegen waren die Arbeiterinnen und Arbeiter in den Reisfeldern. Schon deren Hüte sind beachtenswert. Getragen werden Spitz-Hüte, die in der Seitenansicht einem Dreieck ähneln. Sie sind von China über Vietnam bis nach Indonesien verbreitet. Weiter beobachtete ich grosse geflochtene, sombreroartige schattenspendende Kopfbedeckungen.
Den Thai-Superhut mit eingebauter Klimatisierung sah ich im Reisfeld eher selten. Dagegen tragen ihn die Frauen auf den schwimmenden Märkten öfters. Ein geflochtenes Gestell auf dem Kopf trägt einen wundervoll geformten Schattenspender. Das entstehende Luftkissen zwischen Hut und Kopf wirkt äusserst angenehm. Dieser Hut wurde in den Weingärten des Lavaux getestet und eindeutig als Sieger beurteilt.
Ich hatte verschiedentlich die Gelegenheit, die faszinierenden Arbeiten in den Reisfeldern von Indonesien bis Thailand zu beobachten, vom Setzen der Pflanzen bis zur Ernte und dem Dreschen. Wenige Bilder, diese Diapositive wurden leider mit etwa 15 000 anderen entsorgt, sind nur noch im Kopf vorhanden:
Im Vordergrund ein kleiner Bauer mit zwei mächtigen Wasserbüffeln an der Leine im Schlamm, auf einem schmalen Damm trippeln einige Frauen in Sarong Kebaya und Kinder als Farbtupfer in Einerkolonne, im Hintergrund grüsst statisch die kolossale Tempelanlage von Borobodur.
Während in den ersten Jahren hier am Dorfrand noch von Hand gedroschen wurde, benutzten die Leute bald Maschinen für die harte Arbeit.

Reis wird aus der Reispflanze, Oryza sativa, gewonnen. Das deutsche Wort Reis stammt aus dem mittellateinischen risum, das dem lateinischen oriza entspricht.
Im chinesischen Mandarin wird Reis dào oder mifàn genannt. Das erste Wort ist die botanische Bezeichnung. Das zweite bezeichnet den Reis als Nahrungsmittel.
Die Wichtigkeit von Reis im täglichen Leben in China läßt sich aus dem Gruss:
„Che fan la ma,“ essen reis, Vergangenheit la, Frageform ma, erahnen. Etwas verständlicher, weg vom chinesischen Telegrammstil : „Hast du Reis gegessen?“

(1) Geschichten aus Hinterindien, Thailand TIP Forum

Gesparte Abfallgebühren

Zeilentiger äusserte sich zu ‘Faustrecht auf Strassen und Wegen‘: „Das sind ja
Gangstergeschichten“.
Gangstergeschichten sind das nicht. Sie gehören eher in die Kategorie primitive Selbstbefriedigung geistig Unterbelichteter. Solche Helden wirken teilweise in Fangruppen in Fussballstadien. Treiben sie ihren Unsinn dort, sind unter günstigen Umständen Frauen und Strassen sicherer.
Meine tragische Killergeschichte vom 21. November stammt von der Insel Penang.Sportrad
Nur wenige Stunden nach seiner sechsundfünfzigsten Geburtstagsfeier, spazierte ein Händler des Nachtmarkts, Herr Yeoh Beng Kooi mit Frau und Hund in der Nähe seiner Wohnung in Bandar Baru Air Itam. Er beobachtete wie ein Automobilist zwei volle Kehrichtsäcke aus dem Wagen schmiss.
Beng Kooi sagte dem überraschten Übeltäter, er schätze es gar nicht, wenn Fremde ihre Abfälle vor seiner Behausung deponieren. Der verärgerte Fahrer gab Gas und versuchte, Beng Kooi und seine Frau, Lee Seok Peng, mit seinem Wagen rückwärts anzufahren. Das Paar flüchtete auf die Vorderseite des Fahrzeugs. Der Fahrer trat erneut aufs Gas und erwischte Frau Peng. Sie stürzte, er fuhr über sie. Der Wagen schleppte den Körper mehrere Meter mit. Dann verliess der unberechenbare Kerl das Vehikel und rannte weg. Als er in einen Wasserabfluss fiel, hielten ihn mehrere Passanten fest. Wie übel das Schicksal mitspielte, zeigt der Name des ermittelnden Polizeibeamten: Farid al thrash. (Trash engl. = Müll)

In den Dörfern um Chiang Mai benötigen Menschen zur Abfallentsorgung keine Fahrzeuge. Unrat, wie tote Katzen und leere Flaschen, wird diskret über das Mäuerchen auf Nachbars Grund geschmissen.

Die Briten in Hinterindien – Malaca

Fortsetzung aus:

Neue
Allgemeine Geographische
und Statistische
EPHEMERIDEN
Redigirt
von
dem Prof. Dr. G. Hassel
Weimar, im Verlage des Landes-Industrie Comptoirs
XXII. Bandes drittes Stück 1827

5) Das Gebiet von Malaca. Die Stadt Malaca liegt auf der Westküste der Malaienhalbinsel und zwar N. Br. 2° 12‘ L. 119° 44‘ an der nach ihr benannten Strasse, die das Festland von Hinterindien von der Insel Sumatra scheidet. Diese Stadt war 1252 von dem letzten Malaiischen Fürsten von Sincapur gegründet: die Portugiesen, welche die Wichtigkeit des Besitzes derselben für ihren Handel erkannten, eroberten sie 1508 nach einer tapferen Gegenwehr, und behaupteten sie, obgleich zu verschiedenen Lalen von der ganzen Macht der Malaienfürsten angegriffen bis 1641, wo sie von den Holländern unter dem Generalgouverneur Vandiemen mit Hülfe des Königs von Dschohore nach der tapfersten Gegenwehr mit Sturm erobert wurde (Valentin Besch. Van Malacca p. 340 -343). Sie war den Holländern sowohl als militärischer Punct, und auch als vornehmer Handelsplatz an der Strasse Malaca viel werth; allein, seitdem die Briten die Niederlassung auf Prince Wales angelegt hatten, verlor sich ihr ganzer Handel, und die Behauptung des Platzes kostete ihnen jährlich seit 1817 263‘031 Gulden, wogegen sie nur auf etwa 60‘000 Guld. Einkünfte Rechnung machen konnten. Sie waren es gern zufrieden, dass sie das unnütze Malaca, das sie vielleicht freiwillig verlassen hätten, 1819 an die Briten mit ihren Besitzungen auf Decan für Benculen abtreten konnten. (2) Seitdem herrschen hier die Briten, haben die Stadt aber, weil sie in der Strasse von Malaca bereits die Prince Walesinsel besitzen, der Haven schlecht und das Wasser ungesund ist, nicht zu einem Haupthandelsplatz gemacht, sondern dafür das Eiland Sincapur gewählt. Malaca hat nur ein Gebiet von etwa 4 Q.M., das zwar einen fruchtbaren Boden hat, doch aber für seine Volksmenge nicht hinreichend Reis erzeugt, und dieser muss mit andern Lebensmitteln von Aussen herbeigeschafft werden. Die Volksmenge beträgt etwa 15‘000 Individuen, worunter kaum 100 Europäer, 5‘000 Schinesen, 500 Hindus und 250 Mestizen, der Rest Malaien sind, die den Islam verehren. Die Stadt hat davon 12‘000 Menschen; sie hat ein stark befestigtes Fort, das eine der stärksten Festungen in Hinterindien bildet, verfallne Mauern, keinen Haven, sondern eine blosse Rheede und schlechtes Trinkwasser. Ein katholischer Bischof, ein Suffragan des Erzbischof von Goa, hat aus der Zeit der Portugiesen hier den Sitz, auch finden sich unter den Einwohnern viele farbige Katholiken, aber ausser der katholischen Kathedrale sieht man Moskeen, Pagoden und Hindutempel. Der Handel ist fast ganz in den Händen der Schinesen: Europäische Kauffahrer legen selten an.

Dekorationen aus einem  alten Handelshaus, Melaka

Dekorationen aus einem alten Handelshaus, Melaka

Die geschichtlichen Angaben des verehrten Professors Hassel stimmen nicht mit meinen Daten in http://wp.me/p2ljyL-qh überein. Dafür ist die Buchhaltung auf den Gulden genau.

(q) http://de.wikipedia.org/wiki/Malakka
(q) http://de.wikipedia.org/wiki/Malakka
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Bengkulu_(Provinz) Bencoolen

Kein Stress

Vorwort:
Als ich vor einigen Tagen nach bedeutenden Ereignissen in ‘Hinterindien 1975‘ suchte, hatte ich ein bestimmtes Erlebnis im Kopf. Doch die Jahrzahl stimmte nicht. Ich fand meinen Bericht im Thailand TIP Forum. Er passt zum vorherigen Artikel über die Prinz Walesinsel.

1977 genossen wir zu zweit einige Urlaubstage auf Penang, Malaysia. Wir planten, am Abend des vierten Dezembers Familienangehörige in Singapur zu treffen.
Doch zuvor wurde ich in Ipoh zu einer geschäftlichen Besprechung erwartet.
Der Fahrer eines Staatsbetriebes holte mich Punkt acht Uhr im Hotel ab. Die Schnellstrasse gab es damals noch nicht. Wie viele Hühner, Hunde und Katzen unterwegs in den Kampung meine Reise mit ihrem Leben bezahlten, weiss ich nicht.Ipoh1982

Strassenszene mit Pomelo, Ipoh

Die Effizienz der Verhandlungen entsprach nicht meinem Wunschdenken. Meine Partner organisierten dazu noch einen völlig überrissenen Business Lunch, aber ich konnte diese Einladung nicht ausschlagen. Das wäre als unfreundlich empfunden worden und nicht gerade förderlich für eine zukünftige Zusammenarbeit.
Die Zeit, wenige Stunden, lief mir davon, obwohl unser Arbeitsthema einige hunderttausend Jahre, nämlich die radiometrische Altersbestimmungen von Gesteinen mit Hilfe des Kalium/Argon Zerfalls, betraf.
Nach dem Essen rief ich unser Hotel in Penang an und fragte, ob wir das Zimmer eine weitere Nacht benutzen könnten.
Glücklicherweise erreichte ich auch meine zukünftige Ex-Frau. Das war nicht einfach, denn Handys gab es noch nicht. Ich bat sie, unseren Flug irgendwann auf den nächsten Tag umzubuchen und ihre Mutter in Singapur zu informieren.
Der Fahrer raste dann am späteren Nachmittag los, dass die Funken stoben. Er kannte meinen Termin-Kalender. Ich beruhigte ihn und sagte, der Flug sei bereits verschoben. Ich würde ihm ein paar Ringgit geben, damit er die Nacht in Penang verbringen oder Freunde besuchen könne.
Wesentlich gemütlicher erreichten wir am Abend das Eastern & Oriental Hotel, wo mich die Gemahlin sehnlichst erwartete. Wir genossen das Abendessen unter Palmen und dem Sternenhimmel, während die Wellen zeitlos und unermüdlich den Strand anliefen.

Als wir am nächsten Morgen frisch geduscht und reisebereit beim Frühstück sassen, tuschelten die Damen und Herren am Büffet aufgeregt und zeigten auf uns. Ein Kellner kam und gratulierte uns. Wozu? Weswegen?
Er legte die Morgenzeitung auf den Tisch:
Malaysia Airlines Flug MH 653 über Tanjong Kupang, Johor Bahru abgestürzt.

Die Ermittlungen zeigten, dass eine halbe Stunde nach dem Start um 19 21, genau um 19 54, der Pilot Subang Airport rief und meldete, es sei ein unbekannter Entführer an Bord. Captain Ganjoor leitete den Sinkflug ein. Auf Subang bereitete man sich für eine Notlandung vor. Einige Minuten später meldete der Pilot, der Flug nach Singapore würde fortgesetzt.
Um 20 15 war die Verbindung mit der Maschine unterbrochen. Um 20 36 stürzte die Boeing 737 mit 100 Personen in einen Sumpf und explodierte.

http://de.wikipedia.org/wiki/Radiometrische_Datierung

Die Briten in Hinterindien – Penang

Es ist immer wieder interessant, in alten Dokumenten zu stöbern, um damalige Betrachtungsweisen, Denkweisen und die Entwicklung der betreffenden Länder und Orte zu verfolgen.
Kürzlich fand ich, die Schreibweise wurde übernommen,

Neue
Allgemeine Geographische
und Statistische
EPHEMERIDEN

Redigirt
von
dem Prof. Dr. G. Hassel

Weimar,
im Verlage des Landes-Industrie Comptoirs

XXII. Bandes drittes Stück 1827
ABHANDLUNGEN
1.
Die Briten in Hinterindien

Penang1971Penang 1971, Kong Hock Keong Tempel

Die Mitteilungen entnahm der Herausgeber der ‚Calcutta gazette‘. Erst wurde birmanisches Gebiet beschrieben. Ab Seite 69 wurde es für mich spannend.

4) Die Prinz Walesinsel oder Pulo Pinang, ein Eiland, das 5° 25‘ N. Br. und 117° 53‘ L. vor dem Eingange in die Strasse von Malaca belegen ist und von der Ostindischen Gesellschaft im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts von einem Britischen Capitän Light (1), dem sie sein Schwiegervater, der Sultan von Queda, (Kedah), überlassen hatte, erworben wurde: sie war den Briten damals viel werth, da sie den Eingang zur Strasse Malaca befehligt und der Sitz eines wichtigen Handels mit den Hinterindischen Völkern zu werden versprach. Sie zog auch bald den Handel von Malaca an sich, und bleibt, ob gleich durch Sincapur und die neulichen Erwerbungen auf dem Festlande der Hinterindischen Halbinsel der Handel nunmehr mehr getheilt ist, fortwährend eine wichtige Besitzung: sie kostet indess der Gesellschaft viel, da 1817 ihre Einkünfte nur zu 548‘610, die Ausgaben aber auf 1‘095‘620 Gulden angeschlagen wurden, weil sie der Sitz einer eigenen, Bengalen untergeordneten Statthalterregierung ist und durch eine starke Besatzung gedeckt werden muss.
Prinz Wales ist etwa 7 ½ geograph. oder 160 Engl. Q.Meilen gross, 4 ½ Meile lang, 4 breit, hoch gelegen, und der fast zusammenhängende Wald, woraus sie vormals bestand, so weit gelichtet, dass gegenwärtig so vieler Reis, Yams und Kartoffeln gezogen werden können, als die Volksmenge bedarf. Dazu bringt sie Zucker, Pfeffer, Betelnüsse, Kaffee, Ingwer hervor, unterhält die Indischen Hausthiere, und das Meer hat Ueberfluss an Schildkröten, Fischen und Austern. Pfeffer ist indess bis jetzt das wichtigste Product: schon 1804 ärndtete man 20‘000 Cntr. Allein nicht die natürlichen Erzeugnisse gaben der Insel einen Werth, sondern vorzüglich, weil sie bisher der einzige und noch jetzt ein sehr bedeutender Stapelplatz für den Malacahandel ist und weil in dem Canale, der zwischen ihr und dem Festlande liegt, sich ein sehr sicherer Haven für die grössten Kauffarthei- und Kriegsschiffe öffnet. Die Schinafahrer segeln indess jetzt nach Sincapur. Der Malacahandel selbst beruhet vorzüglich auf Goldstaub, Zinn, Betelnüssen und Vogelnestern, welche die Briten mit Ostindischen und Europäischen Fabricaten, vorzüglich aber mit Opium saldieren.
Die Volksmenge, gegen 20‘000 Individuen, 1814 schon 14322 Köpfe, ist ein Gemisch aller möglichen Völkerschaften Vorder- und Hinterindiens, die der Handel hier zusammengetrieben hat: die Schinesen machen darunter einen beträchtlichen Theil aus. Die Hauptstadt Georgstown liegt auf der N.O. Küste; sie hat das Fort Cornwallis, eine regelmässige Befestigung, viele gute Gebäude und überhaupt ganz das Ansehn einer Europäischen Stadt: ihre Volksmenge mag auf 12‘000 Personen hinansteigen, die ganz vom Handel und Verkehr sich nähren. Den Haven bildet ein langer steinenerner Molo. Lebensmittel sind bis auf Fleisch wohlfeil, und die Schiffe finden sonst alle übrige Erfrischungen, auch ist Bauholz in der Nähe zu haben.

Weiter schrieb Professor Hassel ab Seite 71 über
5) Malaca
Sind sie interessiert?

(q) http://de.wikipedia.org/wiki/George_Town_(Penang)
(q) http://de.wikipedia.org/wiki/East_India_Company
(1) http://en.wikipedia.org/wiki/Francis_Light

 

Api Api

Die Seefahrer aus England fanden illustre Landeplätze in den Gebieten in und um Malaysia. Penang, Port Dickson, Melaka und Singapur waren strategisch wichtige und schön gelegene Häfen. Labuan und Kota Kinabalu ergänzten die Perlenkette. Labuan war für die frühen Dampfschiffe Brennstofflieferant – Kohle.

Die North Borneo Chartered Company errichtete auf der Insel Pulau Gaya ihren ersten Handelssitz im September 1882. Gaya wurde am 29. Dezember 1877 zusammen mit weiteren Gebieten an der Küste durch Verträge mit dem Sultan von Brunei, Abdul Mumin Ebn Marhoum Maulana Abdul Wahab, erworben.

Die Siedlung litt unter Wassermangel. Bereits nach drei Jahren, 1885 wurde die Verlegung auf das Festland gefordert. Nicht jeder in britischen Diensten hatte das Format eines Stamford Raffles. Darauf erfolgte ein wenig überlegter Umzug nach Gantian, der heutigen Sepanggar Bay. Die Wahl von Gantian war unglücklich. Die Bucht war wegen ihrer geringen Wassertiefe als Ankerplatz für größere Schiffe ungeeignet!
Der Sultan von Brunei trat weitere Gebiete auf dem Festland an die Gesellschaft ab. Menggatal, Mengkabong, Api Api, Sembulan, Inaman, Kuala Lama und Mebakut.
1899 wurde ein Herr Henry Walker beauftragt, raschen Ersatz für Gantian zu finden. Walker schlug den Streifen Land gegenüber der Insel Gaya vor.
Am 9. November 1899 erfolgte der erste Spatenstich für den Bau der neuen Niederlassung.

Der Platz, auf dem das heutige Kota Kinabalu gebaut wurde, war ursprünglich eine Siedlung der Bajau. Es gab dort größere Baumbestände von Avicennia, durch die Einheimischen Api-Api genannt. (1) Das war ebenfalls der Name des Dorfes.
Als die Niederlassung von Gantian verlegt wurde, wurde das frühere Api-Api zu Ehren Charles Jessels, des Aufsichtsratsvorsitzenden der North Borneo Chartered Company, in Jesselton umbenannt.Jesselton2

Seit 1968 heißt der Ort Kota Kinabalu. Der Name setzt sich aus Kota, dem malaiischen Wort für Stadt, und Kinabalu, einem markanten Berg, etwa 50 Kilometer östlich gelegen, zusammen. Der Kinabalu ist mit 4095 Metern der höchste Berg in Malaysia und Borneo.
Ganz nebenbei – der Gipfel wird Low’s Peak genannt.

Kota Kinabalu hat an die 200 000 Einwohner. Wir erreichten die Hauptstadt von Sabah mit einem Schnellboot von Labuan in drei Stunden. Das Billet kostete 34 Ringgit, ungefähr 340 Baht.
Täglich erfreut uns die Aussicht auf die Inseln Gaya, Mamutik, Manukan und Sulug. Ganz spektakulär ist diese Landschaft bei Sonnenuntergang.

(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Avicennia