Unerwartete Besucher bereiten doppelte Freuden

Eines Morgens um 8 Uhr dreißig, sagte Dick: „Ich gehe mal kurz nach unten. Jemand besucht mich.“
Weil meine Morgenstunden ziemlich ausgebucht sind mit Arztbesuch, Frühstück und Physiotherapie, wollte ich genaueres wissen.
„Wohin gehst du denn ?“
„Zur Busstation, es dauert nur 30 Minuten.“
Einige Kilometer entfernt vom Krankenhaus liegt eine Busstation mit Verbindungen nach Chiang Rai, Pizza new look, so versteht mich mein Smartphone, Phitsanulok, Nakhon Sawan und Bangkok. Städtische Buslinien verkehren hier nicht. Fünf Viertelstunden später, das sind dreissig Lanna-Minuten, kam Dick zurück. Sie erzählte:
„Freunde sandten mir per Line eine Mitteilung. Sie fuhren letzte Nacht von Nakhon Sawan nach Chiang Mai. Sie wollten mich als Reiseführerin in Chiang Ma und mit mir Frühstücken. Sie dachten, ich könne sie verpflegen und ihnen Unterkunft bieten. Ich habe diese Leute 10 Jahre lang nicht mehr gesehen.“
Auf diese günstige Art, last minute booking ohne Kreditkarten, reist man in Thailand, möglichst ohne Voranmeldung.

Aber auch im Krankenzimmer haben wir öfters unerwünschten Besuch. Noch vor wenigen Wochen lagerten Heftpflaster und Verbände in einem Körbchen in Griffweite des Bettes. Dick bemerkte, dass Heftpflaster verschwanden. Seitdem bewahren wir die teuren Medikamente, etwa 25 € das Stück, in meiner Reisetasche auf.
Sofern Dick einkaufte und ich in die Physiotherapie rollte, liessen wir das Zimmer von einer Pflegerin abschließen. Vor einigen Tagen bemerkte Dick, dass eine ganze Packung mit vier Pflastern verschwand. Selbst nach buddhistischer Logik, wirft der Zugriff auf eine Packung einen höheren Brutto- oder Netto-Ertrag ab, als ein Einzelstück. Wenn wir sparen wollen, muss also immer jemand im Zimmer sein.

Einen Höhepunkt thailändischer Schlaumeierei erlebte ich, als eine Bekannte von Dick anrief und erklärte, sie würde uns im Spital besuchen. Sie schleppte einen Kerl mit Hemd im China Look mit sich. Er erzählte uns, er habe als Architekt gearbeitet. Im Ruhestand baue er nun biologisches Obst an. Sein Bruder liege mit Wasser in der Lunge im Spital. Er würde mich gerne wiedersehen und verschwand.
Zwei Wochen später erschien er alleine und sagte:
„Gegenüber meinem Haus ist ein Krematorium. Das Dach leckt. Die Sanitär-installationen sind in einem desolaten Zustand.“
Der Besucher zeigte mir farbige Illustrationen. Es waren nicht technische Grund- oder Seiten-Risse, sondern Bilder, wie man sie in Büchern für Kinder findet. Seine Ideen waren nicht besonders behindertenfreundlich. WC und Lavabo waren auf Sockeln montiert, 15 cm erhöht über dem Boden vorgesehen, für einen Rollstuhlfahrer unerreichbar.
Er wollte von mir 50’000 Baht, um die WCs instand zu stellen. ∆
Leck mich doch am Alzheimer!

Seltener, aber oft genug erlebe ich live TV soap operas. Es klopfte an der Türe, aber nicht wie Vogel Specht oder ein übermütiger Holzwurm, nein , das tönt nach Schauspielerinnen. Dann erscheinen sie, meist zu zweit und flöten:
„Savas di kaaaa.“
Sie sagen im Chor: „Du siehst besser aus als letztes mal“.
Als freundlicher Mensch biete ich den Damen Platz an. Synchron setzen sie sich. Dann nesteln sie in ihren Handtaschen. Beide ziehen gleichzeitig ein Smartphone aus ihrem Ballast-Beutel. Danach fingern sie eine halbe Stunde auf ihren Bildschirmen herum, versorgen ihre Handys und verabschieden sich mit besten Wünschen für gute Besserung.

Weitere Besuche sind Lebensmittel-Inspektoren und Inspektorinnen. An Küchenschränken sind sie kaum interessiert. Sie sind versessen auf Kühlschränke. Dort locken Aufschnitt, Parmaschinken und Schokolade. Das Verspeisen meiner Vorräte gibt ihnen genügend Kraft, um mir gute Besserung zu wünschen und möglichst schnell zu verschwinden.

Die Wintersonne bringt kaum Licht ins Dunkel

Da ist wieder einmal eine Geschichte, welche Lachmuskeln erregen könnte. Über die eigene Dummheit zu stolpern und darüber zu schreiben, muss schwer geübt werden.

Mein erster Beitrag im Oktober betraf Dicks Tochter. (1) Es sah aus, als ob sie endlich einen vertrauenswürdigen Partner getroffen hätte. Gegenwärtig ist sie ehrbare Lebensgefährtin mit Kopftuch und tiefschwarzem Ganzkörperkondom, denn ihr neuester Partner verehrt Allah. Es gibt keine Hunde, Schweinereien und Unreinheiten in seinem Haus! Meine Begeisterung über das neue Mitglied der Koran Kaste hielt sich in Grenzen. Die Hochzeitsfeier fand ohne unsere Anwesenheit statt.

Dick hatte zuvor ein ernsthaftes Gespräch mit dem ausserordentlich netten Herrn. Er schien durchaus ehrbare Absichten zu haben. Er investierte beachtliche Summen in seine Zukunft. Er besorgte ein Geschäftslokal für seine neue Frau. Er kaufte für sie ein neues Motorrad und einen neuen Wagen, nachdem sie ihr Fahrzeug während Jahren ohne jegliche Wartung zu Schrott gefahren hatte.

Mitte Januar erreichten Dick bittere Tatsachen. Der angeblich nette Kerl, neuester Beischläfer und Gatte der Tochter, entpuppte sich als professioneller Hochstapler. Der blühende Familienbetrieb im Tourismusgeschäft in Nordthailand existiert nicht. Der Eindruck erweckende Blechscherz, der am Salon in PhonPhat präsentierte Wagen, war gemietet. Das Moped wird monatlich mit tausend Baht abgestottert.

Das ganze Lügengebilde geriet schnell ins Rutschen. Die Frau besetzte das Haus eines Bruders im Dorf, zusammen mit Ehemann, Sohn Goon und ihrem Vater (2) in PhonPhat. Sie verscheuchte gnadenlos ihren krebskranken Bruder. Sie verkaufte Goons Lego Sammlung, wie der kleine Enkel traurig mitteilte. Danach wurde die Bande kriminell. Als pikantes Detail erwähne ich, dass der Vater der Tochter mit einer anderen Frau, ebenfalls Mowgli zeugte, der bereits 2012 in unser Haus einbrach. (3)

Eine Fenster-Scheibe unseres Hauses wurde mühsam ausgebaut. Darauf folgte die Entfernung des Schutzgitters aus rostfreiem Stahl. Die Gauner brachten sogar Zement und Farbe für die Wiederherstellung. Töchterchen wollte die Grundstücks-Dokumente. Ohne sämtliche Wertsachen zu klauen, verabschiedete sich die Bande vom Tatort.

Danach erhielt Dick Anrufe, ihre Tochter verkaufe Goldringe und Diamanten. Nach unserem Wissen waren es kaum Schätze aus Dicks Sammlung. Die Verbrecher mussten zusätzlich weitere Bürger beraubt haben. Nachher begann das feine Töchterchen, in Phitsanulok, mit selbstgebastelten Vollmachten, Dicks Grundbesitz zu verkaufen. Als ehemalige Bankangestellte kannte sie diesen Geschäftsbereich.
Die um Hilfe gerufene Polizei sagte: „Familiengeschichten gehen uns grundsätzlich nichts an.“
Die Beamten der Grundstücksämter in Phitsanulok und HangDong fanden: „Sobald wir etwas umgeschrieben haben, sind Änderungen unmöglich.“ Ein teures Haus in der Stadt Phitsanulok wechselte den Besitzer für lumpige 800‘000.00 Baht!

Dick sah ihren gesamten Besitz in PhonPhat in Gefahr. Sie wollte für Rettungsmassnahmen schnellstens zurück in den Norden. Es gab nur ein Problem, Air Asia akzeptierte ihre Kreditkarten im Internet nicht. Am nächsten Morgen telefonierte sie mit Angestellten der Firma. Die Gesellschaft gestattete die Benutzung einer fremden, meiner Karte. Das Passwort wurde nicht abgefragt. Jeder könnte diese Karte stehlen und auf meine Rechnung Flüge buchen.

Die Polizei um Hilfe zu ersuchen, war sinnlos. In Familientragödien mischen sich die Beamten nicht ein. Dagegen hätten sie sich gerne an unserem Besitz an Möbeln aus verbotenem, teuren Holz, Hua Li und Teak, und kulturell bedeutenden Werken, Gemälden und alten Bronzen, bereichert.
Das Grundstücksamt in Hang Dong erwies sich ebenfalls als reines Finanzinstitut. Dieselben Damen und Herren, welche vor wenigen Tagen 200‘000.00 Baht vom kriminellen Töchterchen kassierten, offerierten Dick zum selben Preis neue Papiere für vier Häuser.
Der kleine Unterschied ist, die Dokumente für die Gauner konnten in wenigen Stunden hergestellt werden. Dick darf einen Monat lang warten. Vielleicht wird währen dieser Zeit das eine oder andere Haus verkauft! So funktioniert der thailändische Unrechtsstaat. Gibt es mehr Sicherheiten unter den netten Generälen Prayut und dem Uhrenfan Prawit?

Die beweihräucherten und bewunderten Buddhas im Hause entwickelten unbekannte Energien. Mimi, unser Schosshündchen, zerfetzte die Schuhe der Einbrecherin und biss sie in den Arsch. Der Hund überlebte den Biss!
Nach ihrer Siegesfeier in Phitsanulok konnte sie die nächtlichen Freuden-Tänze nicht mehr abbrechen und beenden. Sie musste im psychiatrischen Krankenhaus in Chiang Mai ruhig gestellt werden. In Phitsanulok gibt es solche Einrichtungen nicht.

(1) https://hinterindien.com/2017/10/03/gerede-vermutungen-wo-liegt-die-wahrheit/
(2) https://hinterindien.com/2012/04/16/ipenis/
(3) https://hinterindien.com/2012/07/14/via-mala/

Der lange Weg nach Satun

Unser Leben gleicht der Reise
eines Wandrers in der Nacht.
Jeder hat in seinem Gleise,
etwas das ihm Kummer macht.

Aber unerwartet schwindet
vor uns Nacht und Dunkelheit,
und der Schwerbedrückte findet
Linderung in seinem Leid.

Darum lasst uns weitergehen,
weichet nicht verzagt zurück!
Dort in jenen fernen Höhen
wartet unser noch ein Glück.

Mutig, mutig, liebe Brüder,
gebt die bangen Sorgen auf:
morgen geht die Sonne wieder
freundlich an dem Himmel auf. (1)

Die Abreise verzögerte sich wegen Wasser. Erst wurde das Dorf überflutet. Dicks Hilfskraft war total überfordert. Das feuchte Ereignis blockierte den Rest ihres Denkvermögens für Wochen und verurteilte sie, ausser der pausenlosen Nutzung ihres Smartphones, zu absoluter Untätigkeit. Dick reinigte drei Häuser mehr oder weniger im Alleingang. Dafür möchte die Nichthelferin nun mehr Baht in Form von Lohn und Gehalt. Als zusätzliche Zeitverschwendung gab es Schaden-Sitzungen im Dorf und in der Gemeinde.
Eine Woche später litt der Süden unter schweren Niederschlägen. Die Provinzen Prachuap Kiri Khan, Nakhon Si Thammarat und Trang waren teilweise unter Wasser. Der Glückspilz-Verzehrer hatte dann einen trefflichen Riechkolben für den Reisetermin. Die schwierigste Strecke führte von Nakhon Pathom nach Phetchaburi mit kilometerlangen Staus und Umleitungen.
Für die 186 Kilometer von Prachuap Kiri Khan nach Chumphon benötigte Dick nur zwei Stunden und zehn Minuten. Als neuen Etappenort wählten wir anstelle von Surat Thani oder Nakhon Si Thammarat Thung Song. Von dort waren wir in weniger als drei Stunden in Klong Khut. Wir standen vor dem Garten-Tor und bestaunten sprachlos unseren Dschungel. Dick benötigte Messer und Sägen, bis sich das Tor öffnen liess. Spuren einer angeblichen Überschwemmung entdeckten wir keine.
Positiv fiel während der Reise auf, dass die Damenwelt wieder bunt gekleidet ist. Die jungen Frauen tragen gegenwärtig knappste Beinkleider. Ein erfreulicher Anblick für zahnlose, sappernde Liebhaber von Speck und Schinken.
Gibt es eine neue Verordnung, um zusätzliche Touristen anzulocken? In Nakhon Sawan als auch in Nakhon Pathom floss kein Warmwasser – in vier und fünf Sterne Unterkünften. Die chinesischen Gäste kennen offenbar heisses Wasser nicht. Die Frauen stecken dann ihre kalten Finger in sämtliche warmen Speisen am Frühstücksbuffet, anstatt die Krallen in ihrer Speckseitenfurche zu wärmen.
Negativ beurteile ich die Leistung des Hotels in Thung Song. Das im Internet angekündigte Speiselokal für schmackhafte Mahlzeiten und augenöffnendes Frühstück existierte nicht mehr. Dafür gab es in der nächsten Umgebung kundenfreundliche Verpflegungsbetriebe.

Der Zeitpunkt der Abreise war ein Glückstag. Am Abend erschienen fünf Personen mit Dicks Mutter im Schönheitssalon und verlangten Essen und Unterkünfte. Dicks Angestellte wies die Leute weg. Seit die (schwer kranke) Alte uns im Mai dieses Jahres unter Absingen von Drohungen und Verwünschungen verlassen wollte und wegzog, war sie dauernd unterwegs. Einmal versuche sie vergeblich, ihren Platz im Haus in PhonPhat zurück zu erobern. Einige Zeit danach wurde sie von einem Dorfobmann der Provinz Phitsanulok persönlich bei uns abgeliefert, weil sie unmöglich allein in ihrem Haus leben könne. Nach einigen Tagen übernahm Dicks Schwester die Fürsorge und entlastete uns. Diese Pflegerin brachte ihre Mutter auf ihr eindringliches gedankenloses Drängen zurück in die Provinz Phitsanulok. Wenige Wochen später stand sie mit Verwandtschaft als streitbare Begleiter wieder vor der Tür! (2)
Vor einem Jahr im Mai erhielten wir Anrufe aus dem Krankenhaus Hang-Dong, die Frau sei am Sterben und würde nur wenige Tage überleben. Seit dem treibt sie ihr Unwesen als Nicht-Tote, wie in den einschlägigen Horror-Filmen.

(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Beresinalied
(2) https://hinterindien.com/2017/06/04/das-wars-dann-wohl-misstritte/

Anmerkung: Die A4 bei Phetchaburi war heute, 23. Nov., wieder geflutet! Die Schnellstrasse in den Süden wurde unterbrochen.

Das war’s dann wohl… Misstritte

Während Jahren organisierten wir Betreuung und Pflege für Dicks Mutter. Ich finanzierte das Ganze, um den Seelen-Frieden in Satun geniessen zu können.
Alleine die letzten drei Wochen war die Frau dreimal in Krankenhäusern. Mowgli, Dicks Freundin und Dick selbst setzten sich rund um die Uhr, ebenfalls im Spital, für die Alte ein. Die anderen vier Kinder hatten weder Interesse oder Geld, noch Zeit für ihre Mutter.
Am Dienstagnachmittag wurde die Patientin entlassen. Der Arzt erklärte, die Umstellung von Spritzen auf Pillen könne Erbrechen auslösen. In der Nacht war Dick beschäftigt, Mütterlein von Rotz, Kotz und Scheisse zu säubern. Gegen Mitternacht kam sie erschöpft zurück.
Zwölf Stunden später war alles anders. Mutter schrie lauthals, sie wolle sofort nach Hause. Sie habe genug vom minderwertigen Gesindel in ihrer unmittelbaren Umgebung. Man betrüge und bestehle sie. Anstatt in eine Erstklasse-Klinik wie Chiang Mai RAM, bringe man sie in ein drittklassiges Provinzspital. Dick fehle jeglicher Respekt, vor allem Finanzen für ihre schwerst kranke Mutter. Jeder bekam sein Fett weg, die Betreuerin, sogar Enkel Mowgli, der wirklich sein Bestes, vor allem lange -schlaflose Nächte, für die launige Alte gab.
Dick war tief getroffen. Sie verlor die Kontrolle über ihre Blase. Sie wollte sich umbringen. Ich war erschüttert, obwohl mir die heimtückischen Attacken der bösartigen Hexe bekannt waren. Diese jahrelange Gehirnwäsche war perfide. Dick litt anfänglich gemäss Schwester und Schwager unter Migräne-Anfällen. Migräne war es nicht. Ich brachte meine neue Partnerin während mehr als einem Jahr regelmässig in psychiatrische Behandlung. Sie hatte grosses Glück, denn die Chef-Ärztin behandelte persönlich.

Ihre Mutter vergass, dass die chirurgischen Eingriffe im RAM Spital durchgeführt wurden. Von diesem Krankenhaus wurde sie dann an das Nakornping Hospital überwiesen. Die Ärzte waren dieselben. Nakornping entschied später, die Patientin nach Hang Dong zu überweisen.

Wenn ein Kranker aus sämtlichen Löchern übel duftenden Ausscheidungen von sich gibt, ist es weitaus klüger, die nächstgelegene Hilfsstelle anzupeilen, als Stunden im Fahrzeug im Verkehr zu stecken, nur um eine renommierte Klinik aufzusuchen.

Eine Tochter lebt in der Nähe von Phitsanulok. Sie vergiftete Mutter zweimal – mit von Laien hergestellten Natur-Heilmitteln. Das zweite Mal brachte sie die Sterbende eigenhändig in das Krankenhaus in Hang Dong. Als es schlussendlich ans Bezahlen ging, fehlten der ehrbaren Tochter viertausend Baht. Sie borgte sich die Summe von unserer zufällig anwesenden Erzfeindin. Danach setzte sie sich schnellstmöglich nach Phitsanulok ab. Wir erfuhren diese Geschichte grinsend in Satun. Zähneknirschend überwiesen wir die Summe in den Norden.

Diese liebenswürdige Tochter bereitete nun Mutters schnelle Abreise vor. Vor etwa einem Jahr sollte Dicks uraltes Fahrzeug in Phitsanulok verkauft werden. Die Käufer wollten das Fahrzeug eigentlich, nur bezahlen wollten sie nicht. Deshalb wurden die Ausweise nie übertragen.
Ein wohlgeratenes Söhnchen dieser Tochter benutzte seither ohne jegliche Erlaubnis den Wagen. Er sollte mit dem fast dreissig jährigen Klapperkasten Grossmutter abholen. Der Sohn hat keine Fahrbewilligung. Es gibt keine Versicherung für das Fahrzeug. Seit Jahren wurden keine Steuern bezahlt. Wartungsarbeit ist für den Knaben ein Fremdwort. Arbeit sowieso.

Der Fahrer setzte sich mit Familie, hochschwangere Frau, in kürze dürfte sie zwanzig sein, mit drei jähriger Tochter, in Bewegung. Wie er die zahlreichen Kontrollstellen umging, dürfte sein Geheimnis bleiben. Es wäre für Dick sehr teuer geworden. Als erstes nahm sie dem Fahrer nach der Ankunft den Fahrzeug-Schlüssel ab und versteckte den noch fahrbaren Untersatz im Dorf. Zwei Tage später reiste die Familie per Bahn zurück. Ein weiser Spruch aus der Schweiz heisst: Der Kluge reist im Zuge!

Die unfreundliche Alte lebt nun für einige Tage bei einer andern Tochter in Chiang Mai. Aus Trotz liess sie ihre Medikamente bei uns liegen. Benötigt sie die teure Chemie wirklich nicht?
Sie verhöhnte unsere Fürsorge und kaufte vor dem Schönheits-Salon demonstrativ Klebreis und andere Delikatessen von einer Lieferantin auf einem Motorrad. In zwei Tagen soll sie in ihre Heimat gefahren werden. Hoffentlich schafft sie es! Von mir gibt es jedenfalls keine Hilfe, Unterkunft, Satang oder gar Baht mehr.

Überraschungen und Herausforderungen

Unsere Lebensweise in Thailand fordert uns dauernd neu heraus. Es gibt kein Zurücklehnen und Ausruhen. Dick wird andauernd von Mutter und Kindern gerupft, wie ein geschlachtetes Huhn. Die Geschwister beteiligen sich nicht an der Pflege. Geldgierig warten sie auf ihr baldiges Erbe, das jedoch vor langer Zeit öffentlich verprasst wurde. Dicks eigene Bedürfnisse und Wünsche haben keine Priorität. Sofern die Alte plötzlich Lust auf Fisch hatte, fing Dick Fische. Eine halbe Stunde später verlangte die Tochter telefonisch, Dick sollte Goon von der Schule abholen. In Satun sind wir weit weg. Forderungen, beispielsweise für getrocknete Garnelen, erfolgen nur fernmündlich.
Die Regierung der Generäle erlässt regelmässig neue Verordnungen und Verfügungen, welche drei Tage später ersatzlos verschwinden. Das Weinangebot wird im Süden bewusst verknappt. Antibiotika, Dulcolax, Heftpflaster, sowie die meisten Produkte aus Apotheken sind kriegswichtige Erzeugnisse, welche nicht in die Hände von Bombenbauern fallen sollen. Das erschwert den Einkauf von wichtigen Hilfsmitteln bedeutend. In hartnäckigen Fällen bestellte ich die benötigte Ware in Chiang Mai.

Vor beinahe einem Jahr retteten wir Dicks Mutter vor dem bevorstehenden Tod. Später organisierte Dick Pflegerinnen. Sie brachte diesen Frauen die Zubereitung von Magenschondiät bei, ohne den Ausdruck auch nur zu erwähnen. Vor einigen Monaten ging es der Alten so gut, dass sie in ihre angestammte Heimat verreisen wollte, um dort zu leben und später dort zu sterben. Die Pflegerin, eine entfernte Verwandte aus der Region, hatte keine Einwände gegen die Reise. Dick freute sich bereits auf baldige unbeschwerte Tage in Nordthailand.
Vor Jahren verletzte sie sich an der Schulter. Aus der kleinen Verletzung entstand eine unschöne Geschwulst. Ärzte begutachteten den Schaden und meinten: Abwarten. Anscheinend leidet sie nun zeitweise unter Schmerzen. Sie möchte die Schwellung in Chiang Mai entfernen lassen. Eine alte Freundin sollte sie danach betreuen und gleichzeitig den Schönheitssalon wieder aktivieren. In der langfristigen Planung war ich nicht inbegriffen.

Ein unerwarteter Paukenschlag erfolgte letzte Woche, als Mutters Pflegerin im Nachbarhaus in der Provinz Phitsanulok, eine besser bezahlte Anstellung fand. Sie kündigte ihre Stelle auf Ende Monat. Eigentlich hätte sie gerne zwei alte Weiber mit zwei Gehältern betreut. Sie kochte bereits bei den Nachbarn und brachte das Essen über die Gasse. Ein Problem ist das Trink-Wasser. Die Nachbarn pumpen mit Fäkalien und Schmutz aus der eigenen Möbelproduktion verunreinigtes Wasser. Sie benutzen keine Filter. Väter und Mütter benötigten diesen neumodischen, teuren Plunder ebenfalls nicht. Aber ihre Vorfahren hatten weder WC, TV noch Smartphones. Doch so weit zurück denken heutige 4G+ Thais nicht.

Seit dem Dicks Mutter Speisen aus der Küche der Nachbarn verzehrt, zeigen sich wieder Blutgerinnsel in den Armen und angeblich neu in einer Schulter. Heute reist sie, sofern keine inneren Organe betroffen werden, zurück in den Norden. Demnächst unbeschwerte Tage in Chiang Mai dürfen wir vergessen. Dicks zukünftige Betreuung sorgt glücklicherweise demnächst für die Mutter. Dick wird, wie in der Vergangenheit, kaum zehn Stunden pro Tag, eher bei Nacht, bei mir anwesend sein.

Mir fehlen Lust und Vergnügen, die lange Reise in das Dorf mit Alkoholikern, Denunzianten, Dieben, Drogenabhängigen, Lügnern, Mördern, Nutten, Spitzeln und Verrätern zurück zu kehren. Anfänglich war das Dorf-Leben sehr angenehm. Einige liebe Einwohner verstarben. Andere Familien zogen weg. Die Neuankömmlinge machten die Situation zusehends unheimlicher. Alt eingesessene, aalglatte, praktisch unantastbare Funktionäre eigneten sich Besitz an. So vergrösserte ein Richter sein Grundstück, indem er kurzerhand eine Wendeschleife beschlagnahmte und überbaute. Unsere selten anwesenden Nachbarn im Süden demonstrieren, wie eine echte Dorfgemeinschaft funktioniert. Das gab es vor zwanzig Jahren auch im Norden.

Rückblick mit trüben Aussichten

Ein ereignisreiches Jahr endet demnächst. Im Januar bezahlte ich ein Haus, eine der lausigsten Bruchbuden Südthailands. Wir sind immer noch am Reparieren. Die Häuser hier sind alle defekt. Das ist der zeitgemässe, profitgenerierende Baustil. Die meisten Bewohner bemerken es nicht. Die Klos stinken wegen Montagefehlern schlimmer als öffentliche Toiletten. Die gefliesten Böden sind voller Farbkleckse. Die Wände haben Löcher wie reifer Emmentaler Käse, damit Insekten vor schweren Regenfällen Schutz finden. Insekten müssen in Thailand geschützt werden, denn im Isan landen sie öfters gebraten in Töpfen und Tellern. Ab Mai gelangen solche niedlichen Tiere neben Mehlwürmern aus Biomehl, ebenfalls in der Schweiz in den Handel.
Einige Nachbarn haben Handwerker als Dauergäste. Für sie gilt, bei Regen darf nicht gearbeitet werden. So bekleckste denn ein Spezialhandwerker eine weisse Decke von sechzehn Quadratmetern, unter Dach notabene, in rekordverdächtigen drei Tagen mit tiefschwarzer Farbe. Damit die Farbe des Nachts besser ins Auge fällt, wurden vier elektrische Leuchtkörper installiert.

Im Mai reisten wir mit bloss drei Übernachtungen zur sterbenden Mutter nach Chiang Mai zurück. Die Frau lebt immer noch. Während drei Monaten plagten mich nach der Ankunft Darmgrippen und damit ein wunder Hintern, (kein Wunder-Hintern), während die Todkranke zwanzig Kilogramm zulegte.
Für die Rückreise nahmen wir uns im vollgepackten Wagen mehr Zeit. Wir verbrachten sechs Nächte in Hotelzimmern. Dennoch war nicht eitel Freude angesagt. In den sechs luxuriösen Unterkünften erlaubten nur zwei die Wonnen einer Darmentleerung für Rollstuhlfahrer.

Eine der traurigsten Herbergen war das fünf-Sterne Haus mit dem klangvollen Namen Mida Dhavarati. Die Empfangshalle mit der Rezeption wirkten beeindruckend. Das Zimmer allerdings, wies allerhöchstens drei Sterne Komfort auf. Die Rezeption verbannte uns in ein sogenanntes Behinderten-Zimmer. Das WC war trotz falsch montierten Chromstahlstangen für mich unerreichbar. Der Spiegel des Badezimmers war zu hoch montiert. Der Behinderte war offenbar der Architekt.
Direkten Zugang zum lebenserhaltenden Kipp-Schalter, der Bar, gab es für mich nicht. Die übersüssten Cocktails, auf gefälschten Alkohol verzichtete der Barkeeper freiwillig, waren schlicht ungeniessbar.

Das Karussell um die nicht mehr vorhandene Erbschaft dreht sich in Chiang Mai munter weiter. Die allfälligen Erben können nicht rechnen und bemerkten nicht, dass Bargeld und Grundbesitz längst verloren sind. Aber die Kinder der Alten versuchen dauernd, Mütterchen umzubringen. Sie wollen und müssen endlich erben.
Während Dicks kurzen Abwesenheiten brachten sie Speisen, welche die Kranke gierig verschlang. Danach gab es Blutungen in Darm und Nieren. In einigen Fällen folgten Spitalaufenthalte.
Vor wenigen Wochen besuchte eine Lady aus dem Süden Mütterchen und brachte Heilmittel. Die Alte schluckte gedankenlos. Danach folgten unkontrollierten Darmentleerungen mit Blut, Krankenhaus.
Die Ärzte entfernten das Giftgemisch aus dem Magen. Die Patientin erholte sich und sollte entlassen werden. Die Rechnung von achttausend Baht, konnte Töchterchen nicht begleichen. Sie kam ja nur, um zu kassieren. Sie bezahlte zweitausend Baht und nahm den nächsten Bus Richtung Phitsanulok. Die Gendarmen hätten sie in Chiang Mai einlochen können. Familienangelegenheiten interessieren jedoch die Ordnungshüter kaum.
Wiederum investierte ich zehn preisgünstige Flaschen Wein in eine alte Frau. Mir bleibt nur eines übrig, teureren Wein zu konsumieren. Das ist schwierig in Satun. Längere Reisen in ein luxuriöses Leben, erlauben meine Arme und die Hotelausstattungen nicht mehr. festtagssuessigkeiten-von-dick

Feine Verwandtschaft

29. April 2011

Ich blätterte in den Archiven und fand lesenswerte Aufzeichnungen. Sie helfen, die Gegenwart zu verstehen.

Eigentlich war meine Idee, Geschichten zum Schmunzeln oder zum lächelnd Nachdenken zu schreiben. Als unabhängiger Beobachter der Szene bemühte ich mich, über den Ereignissen zu stehen. Doch nun schleuderte ich selbst in Bedrängnis. Diese Begebenheiten könnte ich grosszügig schweigend übergehen. Doch zum Spiel gehört eine Portion Fairness, obwohl es bedeutend einfacher wäre, Mitmenschen durch den Kakao zu ziehen.
Die Frage ist, ob wir die Klippen gemeinsam umschiffen, oder ob es Einzelaktionen gibt. Werde ich in absehbarer Zeit Einsiedler?
Nach vielen unerfreulichen Erfahrungen, über welche mutige Kollegen und ich berichteten, bin ich mehr als gewarnt und ziehe täglich neue Schlüsse. reclining-buddha
Die teilweise erfolgreichen Einbrüche in unser Paradies machten mich nachdenklich. Wir versuchten seit Jahren, unsere Privatsphäre zu schützen.
Für Besucher steht in etwa 200 Metern Entfernung ein komfortables Gästehaus. Für Feste und Gartenparties diente der Beautysalon als Küche und Toilette.
Nur noch wenige ausgewählte Personen gelangen in unser Heim, nachdem wir ärgerliche Erfahrungen mit taktlosen und aufdringlichen Besuchern aus dem Abendland samt einheimischem Gefolge machten.

Der Trick mit der Nagelburg war ein absoluter Volltreffer. Dick fehlte das Rückgrat, den Sohn aus dem Salon zu verbannen. Der eigentliche Fehler geschah vor Monaten, als sie ihm dort Gastrecht für seine Elektronikverkäufe im Dorf gewährte. Für wenige Tausender setzte sich der Schmarotzer fest und breitete sich in Windeseile aus.
Mit dem Einkommen seiner drei Tage-Arbeitswoche kann er mit den unerwarteten Schulgeldern für seine Tochter natürlich keine Darlehen zurückzahlen. Andererseits hindere ich ihn nicht, zusätzlich zur Elektronik, Frauen- und Hundehaltung, eine weitere lukrative Tätigkeit auszuüben.

Dick lernte im Spital noch wesentlich feinere Verwandte kennen. Mir war bekannt, dass zwei der Schwestern und der älteste Bruder immer wieder Mühe mit Besitzverhältnissen und fremdem Eigentum zeigten. Als arbeitsscheue Hohlköpfe bestahlen sie sich gegenseitig und lebten auf Kosten des Rests der Familie auf grossem Fuss, bis kaum mehr etwas zu holen war.
Während Dicks zweiter Sohn kürzlich im eigenen Haus seine Notdurft verrichtete, erleichterte ihn Tantchen zusätzlich um hart erarbeitete zwanzigtausend Baht. Als er sich die Summe durch deren Moped zurückholen wollte, bemerkte er, dass es bereits verpfändet war.

Eine der Frauen verlor mit ihrem Mann zusammen, einem grossmäuligen Golfer und Besserwisser in sämtlichen Lebenslagen, innerhalb weniger Jahre zwei spektakulär erschlichene Häuser, zwei Mittelklassewagen und Schmuck im Wert von einer halben Million Baht. Sie fanden immer wieder Dumme, welche für sie gratis arbeiteten und kassierten deren Löhne.
Die Kinder eines ausgeschlossen, erbten diese fast krankhaften Veranlagungen und sind Schurken und Vaganten von Buddhas Gnaden, die für ihre unbezahlten, teils gestohlenen Mopeds sogar den Treibstoff aus Autos, inklusive Fahrzeuge der Familie, klauen. Deren fragwürdige Zukunft liegt in Diebstahl, Drogen, Hehlerei und Zuhälterei. Mit ganz grossen Anstrengungen landet vielleicht einmal einer bei der TukTuk Mafia, oder einer anderen wichtigen, für den Tourismus unentbehrlichen Organisation.
Wie sich Dick aus dem Gemetzel heraushallten konnte, weiss ich nicht bestimmt. Es ist nicht auszuschliessen, dass sie mindestens zeitweise erpresst wurde.

Sie und einer ihrer Brüder kümmerten sich diese Tage rührend um den operierten Vater. Später stellte sich die Frage, ob er noch einmal unters Messer müsste.
Das Ärztegremium beriet lange. Die Herren waren unsicher und schlossen grössere Probleme ein. Die Erfolgsquote lag bei knapp fünfzig Prozent. Die Ärzte waren der Meinung, die Angehörigen müssten mit ihrer Unterschrift entscheiden.
Da stellte sich heraus, dass die zwei missratenen Töchter mit Sohn bereits in der Stadt anwesend waren, ohne den Patienten je zu besuchen. Sie erschienen in Begleitung eines Juristen mit vorbereiteten Erbschaftsdokumenten im Spital!
Der Vater hatte eine (nun lebensbedrohende) Todesfallversicherung über dreihunderttausend Baht bei seiner Bank.
Die drei Hungerleider waren selbstverständlich für die riskante Operation, denn je riskanter, desto Nibbana.
Dick, ihr helfender Bruder und Mutter waren dagegen. Der Stichentscheid lag beim Patienten, welcher einen erneuten Eingriff ebenfalls ablehnte.
Dann log er frei von der Leber weg, er habe seine Bank bereits beauftragt, den Betrag an Dick zu überweisen, welche seit Jahren seine Spitalaufenthalte bezahlte.
Die drei drolligen Kinder verloren ihre Beherrschung und bedachten Dick noch im Krankenhaus mit Morddrohungen. Dick brachte ihre Eltern nach Hause und machte sich auf den Weg nach Chiang Mai.

Sie war kaum weg, als die Geldbeschaffungsfraktion vorfuhr. Die wussten, Mutter hatte zwei Baht Goldschmuck. Das sind dreissig Gramm.
Frech verlangten sie nach dem Gold. Ein Schuss von Dicks zweitem Sohn in einen Reifen des Fahrzeuges vertrieb die schlechte Gesellschaft. Sie rollten zur Polizei und wollten hunderttausend Baht Schadenersatz. Der Beamte grinste und erklärte, dass sei kein Schuss, sondern ein legaler Nagel und überliess die Schlaumeier ihrem Schicksal.

Sie reisten des Nachts hundertfünfzig Kilometer zurück nach Phitsanulok und besuchten Verwandte. Unter dem Vorwand, sie müssten Vater für eine dringende Operation nach Bangkok bringen, verlangten sie nach Gold. Als Sicherheit würden sie ihr (gemietetes) Fahrzeug an Ort stehen lassen. Ein Telefonanruf zu Dick in Chiang Mai wirkte klärend und vereitelte den fiesen Plan.

Am 28. April überzeugten sie sich persönlich vor Mutters Haus, ob Vater doch nicht lieber in ein Krankenhaus nach Bangkok gebracht werden möchte. Sie quengelten den ganzen Tag und meinten: “Dicks Farang sollte es möglich machen!“

Innerlich kochte ich aus ohnmächtiger Wut. Dick hatte Magenprobleme.
Sollte die Bande hier erscheinen, sind zwei Kilogramm zauberhaftes Feuerwerk vorbereitet. Danach wären nicht nur die Reifen des Fahrzeuges frisch vulkanisiert!

Gedanken über Verkehrsbehinderungen

Unser Weg führte von Khon Kaen nach Phitsanulok. In der Nähe von Chum Phae hielten wir unsere Mittagsrast in einem überdurchschnittlich grossen Verpflegungs-Betrieb. Mehrere Speise-Lokalitäten waren um einen Teich angeordnet. Für hungrige Abenteurer mit wasserdichten Smartphones gab es vier schwimmende Pavillons.
Neben uns setzten sich Schüler einer Krankenpflege-Fachschule an einen langen, bereits gedeckten Tisch. Sie zeigten gesunden Appetit und langten kräftig zu. Die jungen Frauen wirkten hübsch. Einige trugen ihre Haarpracht gefärbt. Blondinenwitze kursieren offenbar unter Thais im Isan noch nicht.
Die wenigen Männer am Tisch waren alle extrem schwere Jungs. Bei jedem hätte eine Waage mindestens hundertdreissig Kilogramm angezeigt. Bei der beschränkten Körpergrösse und dem unverhältnismässigen Bauchumfang dürften diese Herren ein echtes Problem haben, oder ihre Geschlechtsorgane hätten ihre Länge der kritischen Situation automatisch angepasst. Wenn nicht, spielen die Knaben im Falle eines Falles dann halt Luftgitarre.

http://de.wikipedia.org/wiki/Luftgitarre

Langes Warten auf Millionen

Eigentlich erwartete die Alte mit ihren, meist durch Unvorsichtigkeit erworbenen Leiden, dass sämtliche Angehörige mit Kindern und Kindeskindern, Onkel, Tante, Anverwandte, in die Provinz Phitsanulok pilgern würden, um sie zu pflegen und vor allem – zu verehren.
Diese Nummer wurde zwei-, dreimal gegeben. Dann durchschauten selbst die Dümmsten – ohne sich zu äussern – das grausame Treiben, die Diktatur einer Dulderin.
Wenn sie als selbstverstümmelnde Patientin Pflege benötigte, durfte sie sich zu den Hilfe Anbietenden bemühen. Die Wohnungen in Chiang Mai haben weniger Insekten und mehr Komfort. Zahlreiche Krankenhäuser in der näheren Umgebung bieten bessere Möglichkeiten, als sie im Umkreis von hundertfünfzig Kilometern von ihrem Dorf erwarten konnte.

Wenn das alte, gebündelte Leiden jeweils röchelnd, auf dem letzten Loch pfeifend ankam, erschütterte sie die Herzen ihrer Töchter zutiefst. Aber sobald das Mundwerk angelaufen war, vergass sie das Röcheln. Die Atmung wurde so kräftig, sie hätte nicht nur als Engel gleich Posaune, Tuba oder andere Gegenstände blasen können.
Während den Genesungen wurde kräftig abgesahnt und ausgenommen. Sobald die Alte die eine Tochter mit ihren Forderungen an den Rand körperlicher und geistiger Gesundheit gebracht hatte, wechselte sie das Domizil. Wenn es ihr nach einigen Monaten in Lan Na Land langweilig wurde und es ihr nicht mehr gefiel, weil die Verehrung spürbar nachliess, verzog sie sich, beladen mit Lebensmitteln, Kleidern und vollgestopfter Börse wieder in den Süden, wo interessiertere Zuhörerinnen auf sie warteten.

Im Nachbarhaus hatte sich wieder einmal die begeistert phallusverehrende, phallusverzehrende Tochter für kurze Zeit einquartiert. Sie hatte nicht nur erfolgreich abgetrieben, sondern einen potenten Dauerverehrer aufgetrieben. Das sich innig liebende Paar besuchte zwischen zwei lautstarken intimen Vereinigungen die Mutter und konsumierte von ihrem mitgebrachten Lan Na Futter. Schmatzend lobten sie ihr gutes Aussehen, ihren schön bleichen Teint und meinten, sie könne nach der Kur in Lan Na Land problemlos hundert Jahre alt werden. Zur Bekräftigung dieser Aussage schloss das Pärchen einen Tag darauf eine Todesfallversicherung in Millionenhöhe zu seinen Gunsten ab. Die eigensinnige Alte war des Lesens praktisch unkundig. Sie setzte ihre Brille auf und unterschrieb den Wisch. Sie überlegte nicht, dass der hohe Betrag nicht für sie bestimmt sei.

Ihre Lendenwirbelsäule ist möglicherweise durch Unfälle und Haltungsschäden in zwei Richtungen, seitlich und vorwärts, deformiert. Noch vor zehn Jahren legte sie sich am Boden auf den Bauch und liess als (Ross-)Kur siebenjährige Enkel auf der empfindlich beschädigten Wirbelsäule hüpfen. Im Haus gab es weder günstige Liegeplätze, noch angenehme Sitzgelegenheiten, dafür uralte, halbblinde Fernseher. Wir kauften damals Bettgestelle, Matratzen und für das Wohnzimmer ein Sofa.

Ein Sturz in sinnloser Eile vor einem Jahr beschädigte die heiklen Stellen in der Lendengegend gefährlich. Erste Hilfe leisteten die Ärzte in Phitsanulok. Sie sandten die Verletzte zu den Spezialisten in Chiang Mai. Die ersten Monate lebte sie bei der Tochter in der Nähe des Universität-Spitals.
Als sie sich besser fühlte, wechselte sie den Haushalt. Sie kam nach Phonphat. Sie war stets ungeduldig. Ihre Eile, verbunden mit Unvorsichtigkeit, führte zu einem erneuten Sturz. Die ärztlichen Bemühungen der letzten Monate waren vergeblich! Erneut waren Aufenthalte in Krankenhäusern erforderlich. Als Mowgli von Satun zurückreisen musste, half er Grossmutter bei ihren ersten Schritten seit Monaten.

Die triebbesessene, hormongesteuerte Tochter und ihr derzeitiger Liebhaber vernahmen, Mutter gehe es besser. Sie könne wieder gehen. Ihre Hoffnung, den Versicherungsbetrag demnächst zu kassieren, schwand. Deshalb luden sie die hilfsbedürftige Behinderte in ihre neue Wohnung ein. Sie, die junge Frau, die in einer Dekade für ihre Mutter nie einen Finger krümmte, versprach sorgfältige, fachkundige Betreuung, erstklassiges Essen und Goldschmuck in Mengen.

Das einzige Problem war, das saubere Pärchen lebte in achthundertfünfzig Kilometern Entfernung. Die Beiden dachten nicht im Traum daran, die kranke Alte in Chiang Mai abzuholen. Die Tochter plante vielmehr – ihr vierzehnjähriger Lümmel ohne Führerschein, der Spezialist für Fahrzeuge und Treibstoffe – sollte Grossmutter in den Südosten des Landes befördern. Risiko bestand für die Einladenden keines. Sie hatten ja den Versicherungs-Vertrag.
Die Alte war mit den Plänen für die Reise nicht nur einverstanden, sondern hoch erfreut. Sie sah die Schwierigkeiten einer mindestens fünfzehnstündigen Fahrt auf schlechten Sitzen mit einem unerfahrenen Jugendlichen, ohne jegliche Ausweise nicht.
Zum Verrichten der Notdurft benötigte sie unter Umständen Hilfe. Die Toiletten an Tankstellen befanden sich meist ausserhalb ihres eingeschränkten Aktionsradius. Trotzdem setzte sie alles daran, Chiang Mai rasch möglichst zu verlassen. Feste Termine für Konsultationen und Therapie im Krankenhaus vergass sie.
Dick informierte von Satun aus die Verwandtschaft im Dorf und gab den eindringlichen Befehl: „Mutter reist nicht!“

Irgendwo in achthundertfünfzig Kilometern Entfernung wartete vielleicht vergeblich eine prächtig dekorierte Torte mit dem Schriftzug: “Herzlich willkommen liebe Mutter!“
In der Umgebung von BanWaen fanden als Zutaten öfters Arsen, Bariumcarbonat und Strychnin Verwendung.

Beeindruckende Aus- und Einsichten

Während zehn Jahren mit Dick durch dick und dünn geben Anlass zum Feiern, zusätzlich hat sie noch einen runden Geburtstag. Dabei besuchte sie mich damals, aus der fernen Provinz Phitsanulok, in Chiang Mai nur für einen Tag!
Seit Tagen sind wir auf der Flucht vor Satuns Mikroben und reisen in den Norden. Viel Zeit verbringen wir gegenwärtig, eingehüllt von dünnem Blech und Glas, in wenigen Kubikmetern heisser Luft. Die meisten Nächte teilen wir auf Flächen von knapp drei Quadratmetern. In Luxusherbergen mit doppelten Preisen, kann es ein Quadratmeter mehr sein. Frühstückstische sind noch kleiner. Das nennt sich dann innigliches, enges Zusammenleben.

Wir benutzen den AH2, den asiatischen Super-Highway Nummer zwei. Die freie Fahrt wird durch beeindruckend viele Rotlichter, Kreuzungen, trotz richtungsgetrennten Fahrbahnen entgegenkommende Fahrzeuge und unvermeidliche Wasserbüffel behindert. Während sie donnernde Lastwagen überholte, fragte die Lenkerin:
„Bist du noch glücklich mit mir?“
Friedlich grunzte ich:
„Wirklich sehr glücklich, danke. In drei Kilometern links abbiegen!“

Einen Augenblick später antwortete Dick:
„Da erleben wir aber einen echten Glücksfall. Wir könnten uns nicht einmal scheiden lassen! Wir sind nicht verheiratet.“
Amen.

Im Januar des letzten Jahres verlor ich über Nacht meine Selbständigkeit. Nun bin ich stark auf Dicks Hilfe angewiesen. Vorher war es äusserst angenehm, mit einem Schmetterling zusammen zu leben. Jeder Flügelschlag bedeutete Zärtlichkeit und frischen Wind.