Das Husten des Kleptomanewitsch

Mehr als fünf Monate keine Meldungen über unsern Lieblingsnachbarn Kleptomanewitsch führten beinahe zu Entzugserscheinungen. Zurück im Dorf am letzten Reisfeld, war ich erleichtert, als ich ihn eines Morgens husten hörte. Der hätte ja längst an seinem Hochofen zur Stahlgewinnung und unermesslichem Reichtum tot umfallen können. (1)
Das Verhältnis zwischen Kleptomanewitsch und Dick entspricht etwa der Freundschaft zwischen Dagobert Duck – Scrooge McDuck – und der Panzerknackerbande. Noch aggressiver ist die Feindschaft zwischen diesem Nachbarn und einem von Dicks Söhnen.

Kürzlich sah der betrunkene Kleptomanewitsch in der Nähe des Marktes von HangDong ein bekanntes Gesicht. Im Suff glaubte er, es sei besagter Sohn und wollte ihn, dank den Illusionen seines Alkohol-Pegels, verprügeln. Er liess seinen verbeulten Kleinlaster rücksichtslos mitten auf der Fahrbahn stehen, verfolgte diese Person und begann mitten im Getümmel eine üble Prügelei. Die Verkehrsteilnehmer und Marktbesucher waren erzürnt wegen der blockierten Strasse. Sie schlugen ebenfalls auf Kleptomanewitsch ein, bis dieser K.O., knocked out, zu Boden sank. Sie transportierten den leblosen Körper ins Spital. Jeder dachte, der Kerl ist hinüber, über den Jordan oder näher liegend, über den Mae Ping. Diagnose: Schädelbruch. Er blieb eine Woche im Krankenhaus.
Die Ermittlungen der Polizei am Tatort verliefen ergebnislos. Keiner hatte etwas gehört oder gesehen. Wieder vernehmungsfähig, gab Kleptomanewitsch als Täter Dicks Sohn an. Da hatte er Pech. Der Herr war leider zur Tatzeit an einer Hochzeitsfeier in Phitsanulok. (2) Kleptomanewitsch blieb der Husten im Halse stecken.

(1) https://hinterindien.com/2014/01/21/kleptomanewitsch-wird-reich/
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Phitsanulok

Vordergründige Hinterlist

Zwei üble Ereignisse trafen mich hart.
PACIFIC HEALTHCARE THAILAND kassierte 25‘000 Baht, ohne die überlebenswichtige Ware zu liefern. Telefonverbindungen existierten nicht mehr. Mails wurden nicht beantwortet. Die Firma ist Generalvertreter von COLOPLAST in Thailand!
Ein Brandanschlag auf die zentrale Schalteinheit des Internet-Anbieters im Dorf verhinderte während Tagen meine verzweifelte Suche nach Ersatzlieferanten!

Nächste Woche ist Songkran, Thai-Neujahr. Da werden ausser Wasser werfen keine Geschäfte abgewickelt.
Nach erfolgreicher Intervention aus HONGKONG, danke Lynette, erhielt ich die Lieferung vor Songkran doch noch.

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Die Geschichte des Mädchens berührte mehrere Leser(innen). Ein guter Freund meinte:
das einleitende Zitat mag passender sein, wenn wieder von Mord und Totschlag die Rede ist.
Nein, die Grundübel dieser Gesellschaft sind Egoismus und Gleichgültigkeit gegenüber dem Rest der Welt. Diese Lebensauffassungen sind weit verbreitet. Wir erleben sie täglich, in den Familien, auf Strassen, beim Betreten von Personenaufzügen, beim Drängeln an Kassen, bei gemeinen Diebstählen und idiotischen Verbrechen.

Dass im gleichen Haushalt zwei Frauen nicht kochen können, dürfte eher eine Ausnahme sein. Manche Mädchen können nach zehn Schuljahren kaum schreiben oder lesen. Die Möglichkeit, während der Schulzeit geschwängert zu werden, dürfte weit höher liegen als ein kühner Griff zum Griffel zwecks Kommunikation. Aber ein Süppchen oder Eier zu garen, dürfte den meisten Weiblein vertraut sein, wenn die Sauberkeit der Töpfe keine Rolle spielt. Wie man Reiskocher benutzt, weiss fast jedes Kind. Reis in einer üblichen Pfanne zu kochen, gilt als unmöglich.

Mowgli brodelt seit einigen Jahren selbst. Er hat sichere Gefühle für Masse und Gewichte und benutzt aus Faulheit keinerlei Messgeräte, weder für Mengen noch für Zeit. Das führt dann zu Speisen im Stil von Loriots Frühstücks Ei. (1) Fisch ist nach dreiviertel Stunden hart wie Backstein, dafür bleibt sein Schweinemagen pikant saignant. (2)

Mein Englisch-Unterricht war seit Jahren eine reine Alibi Funktion für das Mädchen, damit sie ihre Mutter inklusive Horden hormon- und trieb-gesteuerte Hausfreunde in Phitsanulok in den Ferien nicht besuchen muss. Die Schulferien dauern von Mitte März bis Anfangs Juni.
Mütterchen trickste ihre Tochter aus und simulierte einige Tage augenverdrehend röchelnd im Spital! Leibesfrüchtchen musste die Nibbana-Kandidatin besuchen. Mehrere Geschwister, keines vom gleichen Vater, hätten die leidende Mutter durch ihre Anwesenheit aufmuntern und erquicken können. Aber die lange Reise bewirkte den Unterschied. Noch am Tage des Besuchs vollbrachte Jesus persönlich ein neues Osterwunder und die Todgeweihte hüpfte, zumindest Red Bull verleiht Flügel, fröhlich nach Hause.

Ferien: Geldgierige Lehrkräfte veranstalten Sommerkurse gegen Entgelt. Die Kinder lassen sich jeden Tag in den Schulen volllabern, ohne das Geringste zu lernen. Weil sie tagelang für teures Geld herumsitzen, sind sie danach zum effektiven Lernen zu müde. Nutzbringenden Gratis-Unterricht wimmelt man erfahrungsgemäss trickreich ab.
Lehrreich wäre, wenn die Jugendlichen sich für einige Wochen mit sich selbst beschäftigen und anstelle von programmierter Elektronik ein Buch in die Hände nehmen würden. Es gibt sie, Welt-Literatur, für junge Menschen in Thai. Für Mowgli kaufte ich von Antoine de Saint-Exupéry ‚Der kleine Prinz‘. Als Comic hätte er es an guten Tagen verstehen können. (3)

Vergleichend stelle ich fest: Während meiner Jugend waren Ferien wertvolles Freizeitvergnügen. Wir sassen nicht denkbefreit tagelang vor Fernsehern und Smartphones. Wir verschlangen Bücher und pflegten Steckenpferde. Ich staute versteckt an einem Rinnsal einen Teich von annähernd zweihundert Litern Inhalt. Darin lebten Fische, Frösche, Käfer, Krebse, Kröten und Molche. Es gab Eidechsen und Feuersalamander. An heissen Tagen kühlten Wanderer Bier im glasklaren Wasser. Ich kannte Flora und Fauna vom Aaretal bis in die Voralpen. Meine Schätze waren in Herbarien gesammelt. Nur nach Osterhasen suchten selbst Experten vergeblich.
Hier werden sämtliche Lebewesen kaltblütig und gedankenlos abgeschlachtet. Vierbeiner, ausgenommen Hunde und Elefanten, sind ausnahmslos Ratten.

Ich erwähnte die Schwierigkeiten, englische Texte zu verstehen. Weil die Kinder kaum lesen, verstehen sie Thai-Texte ebenfalls nicht. Das ändert sich bis an das Ende der obligatorischen Zeitverschwendung nicht. Die Dörfer benutzen deshalb als Informationssysteme Lautsprecher.
Chaplins Stummfilme haben in Thailand eine Tonspur. Da wird erklärt, was lustig ist und wann man lacht. Amerikanische Seifen-Opern, das Schulsystem für die schweigende Mehrheit ist ähnlich ungenügend wie in Thailand, haben eingeblendete Lach-Sequenzen.

Als Trost mailte einer aus der Ferne: Im Dorf können doch nicht nur schlechte und dumme Menschen wohnen! Darauf werde ich mit Freude antworten und zeigen, wie eigene Kinder und die restliche Familie ganz nebensächlich dem Götzen Egoismus geopfert werden.

(1) http://www.youtube.com/watch?v=bHR_aU1TKZ8
(2) http://www.lebensmittellexikon.de/s0002700.php
(3) http://kleineprinz.com/

Weitere Geschenke

Fortsetzung (Tip Forum: Schöne Bescherungen in Hinterindien)

Nach ihrer Rückkehr von Phitsanulok erhöhte sich der Ruhe-Puls der Frau auf fünfundneunzig. Mich nervte, daß gleichzeitig Dicks sämtliche Kinder ins Dorf zogen. Die eine hatte einen Job bei einer Bank. Der Jüngste wollte von der guten medizinischen Versorgung profitieren. Er hob sich beim Ausbuddeln alter Baumwurzeln einen Bruch. In Phitsanulok konnte man angeblich das Leiden weder diagnostizieren noch behandeln.
Er befürchtete, er leide an einer tödlichen Krebsgeschwulst. Seine Freundin hingegen sprach, sie wollte von Dicks Kenntnissen profitieren und lernen, um später einen Salon zu eröffnen. Ihr Dorf verfügte über keine Einrichtungen zur Kapitalverschleuderung zwecks Pflege von Runzeln, Krähenfüssen, erwünschter und unerwünschter Haare. Der hinterste Fleck Hinterindiens benötigt heute Blondinen. Für Thailand eine großartige Erfindung: Die Haarfarbe läßt sich der Intelligenz anpassen.

Am 14. Dezember 2011 verschärfte sich die Situation um Mutter. Wir frevelten, folgten einer Einladung zum Mittagessen und sahen uns bei Anbruch der Dunkelheit nach Wein und Weihnachtsgebäck um.
Wir kehrten gegen zwanzig Uhr zurück.Dick betreute ausnahmsweise eine Kundin, welche einen Langstreckenflug vor sich hatte und ihren vermissten Gatten nach der Ankunft beglücken wollte.
Mutter litt. Harte Schicksalsschläge, andauernde Entbehrungen und fortgesetzter Liebesentzug verdarben ihr den ganzen Tag. Zusätzlich war sie besonderem Hochdruck ausgesetzt. Einer ihrer allesamt nichtsnutzigen Söhne telefonierte, er benötigte dringend vierzigtausend Baht. Anlässlich oder nach Onkels Kremation versetzte die Alte eine viertel Million Baht, Leistungen einer Lebensversicherung für ihren verstorbenen Mann. Es entging ihr, wenigstens einen Teil unserer Aufwendungen für Spital und Kremation zu vergüten.
Nun versuchte sie hemmungslos, für ihren bedürftigen Sohn, Zaster bei Dicks Kindern einzutreiben. Der Hundezüchter sollte umgehend seine Hunde in Kohle verwandeln – nicht verbrennen, sondern verkaufen!
Der Verletzte Enkel wurde aufgefordert, sein praktisch neues Moped zu versetzen. Dick war nicht bereit, den Tunichtgut zu subventionieren. Sie kannte die Summen, welche sich stillschweigend, wie Pfützen bei Sonneneinstrahlung, verflüchtigten. Söhnchen rief nur bei finanziellen Engpässen an. Das heißt, er bettelte dauernd!
Dick kümmerte sich nur um ihre Kundin. Sie ließ ihre Mutter über die herzlose Saubande in Lan Na Land wettern, wüten und toben.

Die Alte wollte nach dem finanziellen Desaster unverzüglich nach Hause, Distanz vierhundertfünfzig Kilometer. Warten bis am nächsten Morgen war unmöglich und ausgeschlossen. Sie forderte beide Enkel auf, sie gleich zu fahren. Die Jungen reagierten nicht. Sie packte Zeug. Sie machte sich in der Finsternis ohne jegliche Verabschiedung mit außerordentlicher Bagage zu Fuß auf den Weg. Der Hundezüchter sah sie und fuhr mit ihr in die kalte Nacht hinaus.

Am Tag darauf wollte Dick die Waschmaschine benutzen. Sie bemerkte, Mütterlein liess als Not-Proviant an die zehn Kilogramm Waschpulver, einige Flaschen Speiseöl und sämtliche Vorräte an Kaffee und Ovomaltine mitlaufen. Einige antike Bronzeschalen aus Laos verschwanden ebenfalls. Das Herz hätte die elende Schlepperei wahrscheinlich nicht lange mitgemacht. Für mich war sie gestorben.Amp Zuvor fehlten, nach einem Kurzbesuch des sich in permanenten Geldnöten befindlichen schmierigen Charakters, Verbindungskabel der akustischen Hintergrundberieselung des Salons. Die voluminösen Elektronik-Einheiten und Lautsprecher ließ er dank fehlender Transportmöglichkeiten stehen.
Mit derben Verlusten muss in Hinterindien jederzeit gerechnet werden. Dennoch war dieser Abgang meine beglückende Weihnachtsbescherung.

Quellen:
Thailand TIP Forum
Mein Tagebuch, Geschichten aus Hinterindien
#1784 am: 19. März 2012 Schöne Bescherungen in Hinterindien
#1685 am: 29. November 2011 Kein Verlass in Hinterindien

Schöne Bescherungen

TannenbaumSeit Wochen ertönt bei Grossverteilern in Thailand Weihnachtsmusik, “Alle Jahre wieder“. (1) Entsprechende Geschichten vom November und Dezember 2011 fand ich im TIP Forum. Meine überarbeiteten Erzählungen führen zum besseren Verständnis von Thai Familienverhältnissen. Dies ist für später folgende Beiträge vorteilhaft.

Nach dem Ableben von Dicks Vater wünschte sich die lustige Witwe, zukünftig von der einen Tochter in Chiang Mai, es gibt deren drei, nicht nur betreut, sondern verwöhnt zu werden. Es gab reichlich Platz im Schönheitssalon.
Ich kannte das Lästermaul der Frau. Es führte in ihrem Dorf bereits zu Handgreiflichkeiten und Prügeln. Selbst in Chiang Mai blieben wir von ihren Intrigen nicht verschont.
Aber was sollte ich gegen den verständlichen Wunsch einwenden.
Die Alte erschien, gesundheitlich angeschlagen, wesentlich früher als ersehnt oder geplant bereits Ende August. Nur das Mundwerk funktionierte wie frisch geölt, selbsttätig und ohne jegliche Unterstützung aus Hirnregionen.
Sie litt angeblich unter hohem Blutdruck und zahllosen weiteren, undefinierbaren Beschwerden. Sie schluckte ganze Kollektionen farbiger Pillen.

An gängigen medizinischen Geräten fehlt es uns nicht. Yai besuchte uns nicht nur zum Abendessen. Ich registrierte regelmäßig Blutdruck, Puls und Temperatur und erstellte eindrückliche Tabellen. Der Blutdruck war für eine Endsechzigerin mit 110 nicht übermäßig hoch. Im rechten Oberschenkel dagegen lagen die Werte mindestens 30 Einheiten höher. Als ehemaliger Ultrahochvakuumspezialist bemerkte ich die Verengung im Pumpsystem. Dick ging mit ihr ins Krankenhaus. Später besuchte sie den Zahnarzt. Sie war in besten Händen.
Sorgen bereiteten mir die Herzfrequenzen, welche ständig weit über achtzig lagen. Ruhe nützte bei ihr nichts. Ich wußte nicht, daß ein hyperaktives Maulwerk die Herztätigkeit derart beeinflussen kann. Man hätte sie totschlagen müssen, um den Puls zu senken.

Als Dick mit mir in den Süden flog, bat ich die Frau, die vom Arzt verordnete Medizin pünktlich einzunehmen. Sie langweilte sich ohne tägliche Betreuung und war eine der Ersten, die bei Onkels Anmeldeschwierigkeiten im Nibbana nach Phitsanulok reisten.

In Kuala Lumpur vernahmen wir, ein neunzig jähriger Onkel sei im Spital in Phitsanulok. Es gehe ihm schlecht. Er habe Wasser in der Lunge und liege in der Intensivpflegestation.
Fünf Tage später waren wir zurück in Chiang Mai und hörten, die Verwandtschaft sei bereits auf dem Weg in die Region Phitsanulok. Der betagte Onkel verstarb am 22. November im Krankenhaus.
Angehörige wuschen seinen Körper. Ein Leichentransporter karrte Onkels Leib in sein Heimatdorf. Der Sarg sollte erst im Dorf-Tempel preisgünstig erworben werden, unter dem Titel: „Ehret heimisches Schaffen“!
Beim wenig zimperlichen Ausladen erwachte der Onkel aus seinem Tiefschlaf und klagte über Durst. Wasser und Kaffe stärkten seine Lebensgeister. Zahlreiche Verwandtschaft saß ungläubig diskutierend herum. Sie aßen und tranken wie bei jeder anderen Volksbelustigung und warteten vergeblich auf ein rasches Ableben. Sie fühlten sich, wie sie es bereits an kurzfristig abgesagten Hochzeiten erlebten, durch den rücksichtslosen Überlebenswillen eines nutzlosen Alten, um eine unvergessliche Feier geprellt.
Die Familie war mit der Pflege überfordert. Zwei Tage später brachten ihn die Angehörigen, so lieb- wie hirnlose Nachkommen, gegen sein Aufbegehren und seinen Willen in dieselbe Klinik zurück, die verantwortungslos seinen Tod ohne seriöse Überprüfung bescheinigte.
Am 26. November um 19 Uhr, stellte das Pflegepersonal erneut seinen Hinschied fest, nachdem der alte Mann eigenhändig die Sauerstoffschläuche entfernte.

Den unfähigen Sensemann sollte man, wie in Hinterindien bei Festangestellten allgemein üblich, auf einen inaktiven Posten versetzen.

Fortsetzung folgt
(1) http://www.youtube.com/watch?v=1AuKx3z68-4
Es passierte in China mit einem Baby:
(b) http://www.blick.ch/news/ausland/geschrei-rettet-baby-vor-kremation-id2543175.html
Da könnte der Gefällt-mir Balken eine Fehlanzeige sein!

Der letzte Wille

Ausser der Verstorbenen und den in Gefängnissen verwahrten, sah ich die meisten Akteure der ‚Geschichten aus Hinterindien‘ am und im Tempelareal wieder. Ein armes Tierlein, arg gestaucht durch das unübliche Gewicht des Reiters, angetrieben durch kräftige Trommeln, schaffte mit letzter Kraft den kurzen Weg.Riding Monk2

Bevor sie sich setzen, sollten sich Mönche vergewissern, mit ihrer Körperfülle keine Würmer, Ameisen und andere Lebewesen zu quetschen. Solange die Robe weiss und nicht gelb ist, gelten solche Regeln offenbar nicht. Der alte
Herr Kleptomanewitsch trug ohne spezielle Einladung während der Prozession lächelnd eine junge Palme in den Händen. Wir konnten und wollten seine Teilnahme nicht verhindern. Da waren sie, all die schweren Jungs und die ehemals leichten Mädchen. Einige Kilogramm mehr, aber immer noch im alten Gewerbe, Huren, Hexen, Hungerleider.

Sie wusste nichts von ihrem Glück. Vor wenigen Wochen verstarb in Phitsanulok eine vermögende Tante. Sie traute ihrer Familie nicht und bestellte ohne Vorwarnung Dick zur Testamentsvollstreckerin. Die alte Frau besass mehrere Grundstücke, Häuser und eine Sammlung von Buddha Figuren, über deren Wert bereits ein Erbfolgekrieg ausbrach. Ahnungslose Phantasten sprachen von zwanzig Millionen Baht. Die werden sich mit zweihunderttausend Baht, bei schnellen Verkäufen entsprechend weniger, begnügen müssen. Vermögende Farang fehlen als Käufer. Offiziell können religiöse Bronzen, wie Buddha, Guan Ihm, Ganesch und Garuda, nicht exportiert werden.
Eine grössere Lebens-, oder Todesfallversicherung wartete jedoch auf gierige Bedürftige. Dick löste die meisten Probleme geschickt mit Hilfe von Beamten der Gemeindeverwaltung.

Die Verstorbene hatte einen letzten Wunsch: Einer der Söhne der Familie sollte für eine befristete Zeit als Mönch ihre Zukunft im Nibbana sichern.
Der junge Mann der engeren Familie wollte und konnte nicht. Erben schon – aber in den Tempel, nein. Seine Vergangenheit und die Gegenwart wiesen dunkle Stellen wie Drogenkonsum und zusätzliche Gesetzesverstösse auf.

Kaum zurück von Phitsanulok, fragte Dick ihren Sohn, wie er über einen Tempelaufenthalt denke. Der junge Mann besprach die heikle Angelegenheit mit seinem Arbeitgeber. Der Chef fand, das sei ein gutes Omen für die Firma. Er gewährte nicht nur bezahlten Urlaub, sondern versprach, er übernehme die Kosten für die Ausrüstung des künftigen Mönchs.
Dann brach für zwei Wochen Dunkelheit und Nacht über unser Haus und mich herein. Dick war beschäftigt. Leider nicht im Salon. Ich bemerkte: Lebensmittel und Getränke wurden im Nibbana nicht benötigt. Eigentlich hatte ich noch nicht vor, mich auf ein ideales Kremationsgewicht herunter zu hungern.

Erst musste ein Tempel in der Nähe gefunden werden. Analog zur Käseunion in der Schweiz zwecks weltweiter Vermarktung von Löchern, gibt es in der Gegend eine Wat-Union. Sie vertritt die Interessen der Tempel nach aussen. Nach langem Feilschen und Verhandeln fand sich ein Tempel. Der Abt verlangte eine Reihe amtlicher Dokumente und Garantieerklärungen! Zusätzlich wollte er einen Persilschein der Polizei über die Straffreiheit des Antragsstellers! Der zukünftige Mönch musste im Spital ein Dokument für seine Drogenfreiheit erstellen lassen. Weil er kein Radfahrer ist, wurden weder Urin noch Blut analysiert. Das unbewaffnete Auge des Arztes genügte für das Formular. Dieses Papier musste von der Polizei beglaubigt werden. Jeder Antrag, jeder Gang verschluckte locker einen halben Tag.
Dann telefonierte Dick. Stundenlang. Hundert Gäste wurden während intensiven Gesprächen eingeladen. Für auswärtige Besucher, aus Bangkok, Phitsanulok und Umgebung, musste sie im Dorf Schlafgelegenheiten finden.

Fortsetzung folgt

Wurzelterror

Endloses Trauerspiel!

Am 23. Mai 2013 erhielt Dick einen Telefonanruf aus Phitsanulok. Die Polizei meldete sich:
„Ihr Sohn wurde festgenommen.  Unerlaubter Holzschlag auf einem fremden Grundstück!“
Dick klärte auf:
„Es ist mein Land. Er grub Wurzeln aus. Die sind seit Jahrzehnten, teilweise seit hundert Jahren im Boden. Dazu braucht er keine Bewilligung, denn das ist kein Holzschlag.
Im Zweifelsfall lässt sich das Alter der Wurzeln und das Jahr des Fällens der Stämme dank einer Wissenschaft namens Dendrochronologie eindeutig feststellen.“ (1)Officer

Die Polizei hatte trotz Anwalt und exakten Wissenschaften kein Einsehen. Die wollen keine Aufklärung in Dendrochronologie, sondern Papier, Scheine, Bargeld.
Der Sohn blieb über das Wochenende in der Kiste!
Er war nicht alleine. Er teilt die Zelle mit fünfzehn anderen, meist biologisch-kriminellen  Holzfrevlern. Ein alter Mann sass bereits seit zwei Wochen, weil er auf eigenem Boden Bambus schlug! Bambus ist keine Baumart. Bambus gehört zur Familie der Süssgräser. Aber – was Holz ist, bestimmen allwissende, uniformierte Beamte. (2)

Am Montag, anlässlich der Anhörung, sollte der Gefangene eigentlich die Zelle verlassen können. Vorsicht war geboten.
Die Uniformierten besuchten den Sohn vor etwa einem Monat am Arbeitsort und verlangten fünftausend Baht, – pro Monat, als polizeiliche Ordnungsgebühr für Holzbearbeitung.

Dick reiste nach Phitsanulok, – im Gepäck sämtliche einschlägigen Dokumente, während ich zu Hause meinen Klumpfuss pflegte. Tagelang wurde um Gesicht oder einige Baht gefeilscht. Dick hatte weder Geld noch Gesicht zu verlieren.
Nach einem Lokaltermin auf Dicks Besitz, 120 Kilometer von der Stadt entfernt, sollte der gefangene Sohn am 30. Mai um 18 00 Uhr angeblich aus der Haft entlassen werden?!

Dick ist erschöpft, am Ende ihrer Kräfte. Depressionen zeichnen sich ab. Warum nur flogen wir aus dem angenehmen Sabah in die Hitze und den moralischen Mief des Nordens, zu den braunen Ordnungshütern, einer eigenständigen, gesetzlosen Macht im Staat, zurück?

Anmerkungen:
Die Polizei als Ordnungsmacht ist verpflichtet, gegen illegalen Holzschlag einzuschreiten. In Hanglagen darf aus verständlichen Gründen Wurzelwerk nicht bearbeitet werden. Bei  Regengüssen würde sonst das ganze Erdreich talwärts rutschen.
Diese eigentlich vernünftigen Vorschriften wurden gewinnbringend optimiert und interpretiert.

Dicks Wurzel-Land liegt in einer Ebene. Auch schwere Niederschläge könnten nach dem Entfernen der Stöcke weder Gebäude noch Strassen gefährden.

Der ganze Holzhandel in Ban Tawai, HangDong, Chiang Mai ist durch gerissene Geschäftspolitik im Besitz von Polizeibeamten. Betriebe, welche Damen mit und ohne Holz vor der Hütte vorwiegend liegend beschäftigen, ebenfalls.
Bei der kargen Entschädigung und den hohen Ansprüchen der Beamten  sind Nebenerwerbe überlebenswichtig.* Andernfalls könnte man die Herren in braunen Uniformen samt Lametta und – auf Hochglanz polierten Stiefeln –  in Casinos antreffen.

Die Farbe sagt alles: Braun. Wie in Sabah, im Kota Kinabalu Sunset, stinkt sie zum Himmel! (3) Die meist verbreiteten Religionen sind Arroganz und Dummheit.

(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Dendrochronologie
(2) https://de.wikipedia.org/wiki/Bambus
(3) http://wp.me/p2ljyL-UN

31. Mai 2013, 11 00 Uhr:
Söhnchen schmort immer noch in der Zelle. Die Ordnungsmacht verlangt für jede einzelne Wurzel einen Erlaubnisschein – gegen Scheine.

*http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=13743.msg1077417#msg1077417

Betrug 2

Girl1Langsam wurde ich vom Blinden zum Sehenden und bemerkte etliche Abgründe menschlichen Daseins. Die Reinheit der Lehre Buddhas und der wunderbaren Tempel wurde getrübt durch das äusserst raffgierige Verhalten der Menschen. Sie kannten die einfachsten – nur fünf – Gebote ihrer Religion nicht. Sofern sie Kenntnisse davon hatten, vergassen sie diese möglichst schnell. Sie besassen die Gewissheit, die Äbte der Klöster, selbst Buddha – liessen sich kaufen, wie korrupte Staatsangestellte, Polizisten und Politiker. Die heiligen Stätten der Andacht mutierten zur theatralischen Selbstinszenierung, Selbstbefriedigung und zu Nummern-Kiosken für Lotterien. Die überwiegende Mehrheit der Einheimischen sind keine Buddhisten, sondern Geisterhausverwaltungsangestellte. Die überragenden Vorteile dieser Glaubensrichtung sind: Es gibt weder Gebote noch Moral. Freiheiten und Dummheit werden dimensionslos.

Trotzdem halfen wir, sofern wir konnten. Hilfsbereitschaft wurde im Lande von Pestalozzi, Henri Dunant und der ewig dudelnden Glückskette ja bereits mit der Muttermilch eingesogen.
Immer wieder wurden wir belogen. Ein kleiner Knabe war halbblind. Uns und hilfsbereiten Ärzten wurde brutal verheimlicht, dass das Leiden durch einen Motorradunfall ausgelöst wurde – nur um einige Baht zusammen zu raffen.
Mir tat der Mann aus Phitsanulok, der vergeblich nach Chiang Mai für ein MRI reiste, unendlich leid. Ihm hätte ich helfen können. Aber da waren noch Dutzende weiterer bedürftiger Patienten und ich musste statt des Geldbeutels die Notbremse ziehen.
Die Millionen, welche zur Selbstverwirklichung in Tempeln gespendet werden, könnten unzähligen Kranken und Kindern helfen. Der herrschende Egoismus lässt differenziertes Denken nicht zu. Deshalb ist Hilfe ausserhalb von Familien praktisch ausgeschlossen.

Die dreissig Baht Versicherung deckt bei ernsthaften Gesundheitsstörungen nur einfachste Behandlungen. Dennoch gibt es Farang, welche sich die Versicherungskarte unbeirrt zulegen. Farang Ferien-Alterssiedlungen mit streng kommerziellem Hintergrund empfehlen ihren gutgläubigen Kunden diese Versicherung. Jeder Baht an Leistungen, der in die Pflege ausländischer Gäste fliesst, fehlt dann für die wirklich notleidenden Einheimischen. (2)

Unser Fahrzeug ist sieben Jahre alt. Die Versicherungsgesellschaft teilte uns mit, bei einem Unfall sei eine Reparatur des alten Fahrzeuges in einer Werksgarage, einer offiziellen Vertretung, ausgeschlossen. Solche Arbeiten würden (zur Hebung der allgemeinen Verkehrssicherheit) nur noch in Hinterhofbetrieben vergütet!
Entweder bringe ich demütig Rauchopfer in einem berühmten Tempel mit einhundertacht Mönchen, oder kaufe ein neues Fahrzeug. (3) Wie heisst doch das schlichte deutsche Wort für solches Verhalten? Erpressung.

(2) http://www.bangkokpost.com/learning/learning-from-news/322038/hospital-budget-freeze 
(3) http://machshell.de/108-neundutzend-die-heilige-zahl/

Damit schliesse ich dieses Kapitel. Der tägliche Betrug läuft gnadenlos, grenzenlos weiter.

Pech

Khun Ding erhob sich üblicherweise im Morgengrauen. Er hing seine ausgebleichte, verwaschene, dünne Decke an einen krummen, rostigen Nagel in einem Balken und schaute als erstes nach seinen Tieren.
Die Nachbarn kochten bereits aromatische Süppchen aus Knochen, Zitronengras, Chili und Galanga. Es roch in der feuchten Luft nach verbranntem Gummi. Holzkohle war fast unbezahlbar. Auch beim Gas musste man sparen. Reis und Gemüse waren kaum noch gefragt am Markt. Billige Importwaren zerstörten die Preise. Sprachfetzen aus den Fernsehgeräten vermischten sich mit dem Gegacker der Hühner, dem Heulen der Hunde und dem Knattern der Motorräder.

Heute war alles anders. Ding lag leise stöhnend am Schlafplatz. Wiederholt versuchte er sich zu erheben. Röchelnd brach er kraftlos zusammen. Frau und Kinder bemühten sich vergeblich, den Alten irgendwie aufzustellen. Suppen, Reis oder Lao Khao mochte er nicht.
Nach einigen Stunden dämmerte die Gewissheit im Letzten der wenig gebildeten Köpfe des Dorfes: Ding war ernsthaft krank. Ein Phi schlug verborgenerweise in den dunklen Schatten der Nacht zu. Der Zauberer und Hexenmeister des Weilers wurde gerufen.
Er prüfte den Puls des Darniederliegenden. Er blies ihm Schnapswolken ins bleiche Gesicht. Er ölte die Stirn des Kranken. Er opferte Weihrauch und feuerte riesige Dampfschwaden. Dann schlitzte er unter starken Zaubersprüchen und mit magischen Gesten einem schwarzen Huhn die Kehle auf. Ding blieb liegen.

Die verstörten Kinder starrten mit Rotz in den Nasen und mit verweinten Augen auf den schmierigen Bildschirm des halbblinden Fernsehers, während sich eine emsige Spinne über eine Fliege im Netz hermachte.
Später holten Verwandte Ding mit einem revisionsbedürftigen, russenden Kleinlaster. Sie brachten ihn ins Krankenhaus nach Phitsanulok. Hunderfünfunddreissig harte Kilometer ohne weiche Unterlage oder Schatten auf der Ladefläche.

Ding war nicht der einzige Hilfsbedürftige. Ein riesiges Gedränge versperrte den Zugang. Immer wieder versuchten verzweifelte Menschen einen kleinen Vorteil auszunutzen und zu den Göttern in weiss vorzudringen.
Die Sonne näherte sich bereits dem Horizont, als Ding endlich auf eine matratzenähnliche, dünne Unterlage gelegt wurde. Die medizinischen Abklärungen hatten angefangen. Dings Frau schätzte sich glücklich und dankbar. In wenigen Tagen wären sie wieder zu Hause, bei Klebreis und Papaya Salat.

Das Krankenhaus war ein Bienenstock mit vielen Waben. In all den weissen Waben standen Apparate und Maschinen mit hunderten von Lämpchen. Die Geräte summten, brummten und spuckten Papiere aus. Bebrillte Leute diskutierten ernsthaft die langen Papierstreifen, als wären es Zeitungen. In diesem Labyrinth wurde Ding hunderte von Metern geschoben und immer wieder aufs Neue untersucht. Die holten die letzten Blutstropfen aus Armen und Fingern, injizierten Flüssigkeiten aus Spritzen und Flaschen in sämtliche Körperteile. Dazu gab es Pillen in allen Formen und Farben des Regenbogens. Da wurde geschmiert und geölt. Keine einzige, noch so winzige Stelle des Körpers ging vergessen.

Dings Erkrankung blieb ein Rätsel. Der Oberdoktor, der Herr aller Doktoren, sprach langsam  und hart drei Buchstaben:“ MRI!“
Einer der Ärzte unterhielt sich mit Dings Frau. In Chiang Mai stehe eine ganz neue Maschine. Nichts im Körper bleibe damit unentdeckt. Allerdings sei die Untersuchung nicht ganz gratis. Fünfzehn bis zwanzigtausend Baht müsste man schon rechnen. „Hat die Familie Geld? Hat die Verwandtschaft Geld?“
“Geld, in diesen Mengen?“ Sie schüttelte den Kopf: “Nein.“
Der letzte höhere Betrag sei ein Schulgeld gewesen und dann kleine Raten fürs Motorrad.

Im Dorf diskutierte man eifrig über das Suan Dok, oder Maharaj Spital in Chiang Mai. Die könnten dort alles. Neues Herz, bitte! Frische Niere zum Frühstück, kein Problem. Die Ärzte seien so erstaunlich gut, die Krematorien wären arbeitslos. Aber Geld, lausiges Geld, war keines aufzutreiben.

Dennoch legte man Ding eines frühen Morgens in einen Minibus. Sechs Stunden lang harrte der Kranke aus. Er ertrug das Schütteln, das banale Geschwätz, den Gestank nach Esswaren, Schweiss und schmutzigen Füssen im vollgestopften Bus. Er wartete geduldig auf sein persönliches Wunder.
Dann lag er lag voller Hoffnung in einer Reihe anderer Patienten. Die Stunde der Wahrheit kam in Form einer fülligen Kassiererin. Und als keine Scheine die Besitzer wechselten, bettete man den Schwerkranken, er war nicht der Einzige, zurück in die Warteschlangen für die Minibusse.

http://www.leckerbisschen.de/thailand-typisch/lachende-werbung.html

Soziale Netze einst und jetzt

13. September 2012

Der geschätzte Norwegerklaus schrieb: (Zitat aus: Wat Yai, Phitsanulok, http://wp.me/p2ljyL-kq)
„Wer so scharf beobachtet und mit Fotos belegt, was fast alle, die bewußt und kritisch beobachten, sehen können, darf dies nicht in Freudenhäuser tun!!!“
Du hast Recht und mein volles Verständnis. Mama San sehen es nicht gerne, wenn Kunden mit Kameras anrücken!

Ein Problem ist, ein Freudenhaus ist überschaubar. Das Angebot an der Theke oder im Salon ist limitiert. Wir leben aber in einem unübersichtlichen Freudendorf. Wer die Miete fürs (Freuden-) Haus schuldig bleibt, geht. Zurück bleiben unter Umständen 25 hungrige Miezen, wie Ende August. Die Nachfolger(innen) können wir nicht an einer Fleischschau auswählen. Bei Mieterwechseln beginnt anfänglich öfters ein harter Verdrängungswettbewerb.

In der näheren Umgebung leben drei diplomierte Masseurinnen. Ein Diplom ist ein Stück Papier, das bei Bedarf jeder Tintenstrahldrucker hergibt. Neunzig Prozent der restlichen Frauen, nach Bangkok Post und Durex sind es bei den Verheirateten im Lande 60 Prozent, massieren auch – alles. Nur beim Staubwedeln bekunden sie Mühe.
Es ist bedeutend einfacher, Freundinnen oder Mia Noi (Zweitfrau, es können mehrere sein) zu finden, als versierte Raumpflegerinnen.

Um ideale Putzfeen leichter zu finden, gibt es nun digitalisierte soziale Netzwerke im Quadrat.  Binär codierte Nachrichten werden direkt aus Bildschirmen geklopft.
Die oft als primitiv empfundenen und belächelten Rauchzeichen bestanden ebenfalls aus logisch eins und null.
Vor fünfhundert Jahren waren die Brunnen in Bern Kommunikationszentren der Waschweiber.(2) Vor sechzig Jahren diente die Post als schnelles Verbindungs-Netzwerk. Sie stellte Sendungen zweimal täglich zu. Schulreisen ohne Postkartenorgien waren undenkbar und dies für 10 Rappen. Unverschlossene Neujahrsbriefe kosteten nur einen Fünfer.
Heute fingern weltweit halb Anal-fabeten an Smartphones und Tablet Computern. Anstelle von Worten benutzen Anwender Miniaturbildchen und Kürzel. Die Kommunikation wurde gleichzeitig unglaublich schnell und inhaltlich äusserst bescheiden.

Wenn ich Pacific Healthcare in Bangkok ein Mail mit einer Bestellung sende, muss ich meinen Healthcare-Spezialisten dort anrufen und ihm erklären, er habe ein Mail in seinem PC. Er spielt tagelang am Bildschirm, ohne je den Firmen-Posteingang zu öffnen.
Am Telefon erklären, was ich benötige, kann ich schlecht, weil es für moderne technische Wortschöpfungen kein Thai gibt. Jegliche teuren Missverständnisse müssen ausgeschlossen werden.

Schüler und Schülerinnen der Schule HangDong nutzen Email und Netzwerke mit etwa hundet empfangenen Mitteilungen pro Person und Tag! (Fragwürdige Internetnutzung 2, http://wp.me/p2ljyL-iB)  Wer kann diese Informationsflut übersehen?
Zwei Drittel der Botschaften stammen von liebeshungrigen Mädels ab dreizehn.
Der Name Facebook ist ein Hohn. Die betroffenen Körperteile liegen meist deutlich tiefer.

Trotz über einem Jahrzehnt andauernden Handy Boom, finden (ältere) Weiblein und Männlein in den Dörfern und Siedlungen ohne drahtlose Kommunikations-Technik zueinander.
Statt Facebook kraulen alte Weiber lieber direkt Bärte. Die Landeswährung ist der Baht. Die lockeren Sitten begannen bereits im zarten Alter in der Schule und hören bis ins reife Alter nimmer auf.
Leicht verwundert schrieb ich vor einem Jahr den Schulmädchen Report. Eine der herausragenden Figuren war die damals neue uralt Masseuse.

Fortsetzung folgt
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Berner_Brunnen

Schuld und Schludrigkeiten

Reisen bildet. Neue Kulturen und andere Menschen vermitteln Denkanstösse.
An einem Abendessen lernte ich in Phitsanulok einen jungen Mann kennen.
Er geht zur Schule – Universität, technisch etwa auf Sekundarschulniveau. Er ist total computerabhängig und stark computergeschädigt, ohne dass er die Technik sinnvoll nutzen könnte. Sein Sehvermögen ist nach Stunden am Bildschirm öfters beeinträchtigt. Langsam aber sicher entwickeln sich die Schlitzaugen zu einem 16 zu 9 Format, nachdem sture, uneinsichtige Quadratschädel bereits weit verbreitet sind.
Vermutlich leidet er nach durchgespielten Nächten an epilepsieähnlichen Anfällen.
Jedenfalls brachte er eine neue Theorie ins Spiel. Mowgli und er siechten an der grausamen Vietnam Krankheit dahin. Er meinte damit, sie zwei beide – verhinderte, behinderte, zukünftige Elite Hinterindiens – wären durch Agent Orange geschädigt.
Mit anderen Worten: Dioxin erzeugt Spielsucht und fördert Kriminalität.
Für Abhängige aller Art sind keine Ausreden billig genug! Ach, die bedauernswerten Jugendlichen!

Weltweit sterben süchtige Spieler und Spinner an den Bildschirmen. Der asiatische Raum ist besonders betroffen.
http://www.pcgames.de/Diablo-3-PC-27763/News/Diablo-3-Todesfall-Taiwan-1001847
http://www.teltarif.de/pc-spielsucht-jugendliche/news/36239.html

Nach meinen bescheidenen Informationen ging der Vietnam Krieg am 30. April 1975 zu Ende. Die zwei jungen Schnösel wurden 1994 und 1998 weit weg von Vietnam geboren. Ihre thailändischen Mütter hatten zur kritischen Zeit kaum vietnamesische Liebhaber. Nicht ganz auszuschliessen wäre allerdings, dass sie zum Kochen billigste dioxinhaltige Transformatoren Öle verwendeten. Das hätten die Frauen schlecht, die Föten kaum überlebt. Den Vater des Knaben kannte ich. Seine spektakuläre Todesursache beschrieb ich in den ‚Geschichten aus Hinterindien‘.

Moderne Kriege sind Verbrechen. Dagegen waren in alter Zeit Schädelklopfen mit Morgenstern und Brust- oder Bauchpenetrationen mit Hellebarde und Schwert bloss Raufereien unter starken Männern, angezettelt durch Blaublütige und Geldadel.
Der Einsatz der Chemikalie war kriminell. Die amerikanischen Streitkräfte versprühten zwischen 1965 und 1971 insgesamt 45.677.937 Liter Agent Orange. Nach meinen Berechnungen kostete das Gift die Steuerzahler etwa 85 Millionen Dollar. Hobbygärtner aufgepasst: Krautkiller sind in größeren Mengen besonders preisgünstig.

Das Herbizid war herstellungsbedingt mit 2,3,7,8-Tetrachlordibenzodioxin, TCDD, verseucht. Mehrere Hunderttausend Bewohner der besprühten Gebiete und bis zu zweihunderttausend US-Soldaten erkrankten. Dioxine wirken fetotoxisch und fruchtschädigend. Sie sind äußerst langlebig.
Die andauernd hohe Belastung eines Teils der vietnamesischen Bevölkerung mit Dioxin wird bis in die Gegenwart mit erhöhtem Auftreten von schweren Missbildungen bei Kindern, mit Krebserkrankungen und Immunschwächen in Verbindung gebracht.
Betroffene ehemalige US-Soldaten wurden nach gerichtlichen Auseinandersetzungen von den Herstellerfirmen finanziell entschädigt. Vietnamesische Opfer erhielten nie pekuniäre Hilfeleistungen der USA.

Im teuren und letztendlich sinnlosen Gemetzel starben 2 Millionen Zivilisten. Sogar die Thailändische Armee verlor an die 1500 junge Männer.
In Seveso, Italien, richteten 1976 zwischen einigen hundert Gramm und wenigen Kilogramm TCDD verheerende Schäden an. In Vietnam wurden mehrere hundert Kilogramm eingesetzt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Agent_Orange
http://de.wikipedia.org/wiki/Morgenstern_(Waffe)
http://de.wikipedia.org/wiki/Hellebarde
http://www.enzyklo.de/Begriff/fetotoxisch
http://de.wikipedia.org/wiki/Sevesoungl%C3%BCck

http://www.spiegel.de/politik/ausland/agent-orange-opfer-in-vietnam-frau-truongs-endloser-krieg-a-674630.html
Nur für starke Nerven:
http://www.youtube.com/watch?v=XpSPKAqiAmY
Neu: 17. Sep. 2012
http://www.youtube.com/watch?v=1810e-9HSDQ&feature=player_embedded
Die Macht amerikanischer GenTechPioniere lässt Kritik offenbar nicht zu.