Sultane und Schlitzohren I

Am Mittwoch, den 06.03.2013, meldeten verschiedene Zeitungen:
Seit drei Wochen besetzen philippinische Rebellen Gebiete im malayischen Teil Borneos. Die Besetzer und das malaysische Militär liefern sich Kämpfe. Die Besetzer sind Anhänger des Sultans von Sulu in den benachbarten Philippinen. Teile von Sabah gehörten einst dem Sultan von Sulu. Er verpachtete das Land 1878 an eine britische Kolonialfirma.
Die Briten überliessen dieses Gebiet später dem neuen Staat Malaysia. Indonesien, das den Süden der Insel Kalimantan beherrscht, versuchte gleich, sein Gebiet zu erweitern.
Dieses Wissen genügte für meinen Entscheid, im April den Südosten von Sabah nicht zu bereisen. Durch Schwermetalle belastete Luft ist allgemein ungesund.
Der Informationsgehalt war bescheiden und ungenau. Der Ursprung des Konflikts liegt im Jahr 1878. Der Sultan von Sulu, Jamal-ul Azam, trat damals teilweise Land, das aus der Hand des Sultans von Brunei stammte, an die North Borneo Chartered Company ab.

Das erfolgreiche Vorbild dieser Gesellschaft war die British East India Company. (1) Die Geschäftsleute: Baron von Overbeck aus Österreich, Alfred und Edward Dent, Leiter einer britischen Handelsgesellschaft mit Niederlassungen in Hongkong, Schanghai und London, trafen sich mit den Herrschern von Nord-Borneo. Sie forderten Konzessionen, um ihre kolonialen Interessen zu verwirklichen.

Konzession Brunei

Konzession Brunei


Der Gouverneur von Labuan, (2,3) einer britisch besetzten Insel vor Brunei, begleitete die Verhandlungen. Am 29. Dezember 1877 wurde er von Sultan Abdul Mumin in Brunei empfangen und erhielt eine Konzession für 15.000 Straits Dollar. Es zeigte sich leider, der Sultan von Brunei trat einige Gebiete bereits an den Sultan von Sulu ab. Neue Verhandlungen wurden nötig.
Unter Mitwirkung des schottischen Ingenieurs William Clarke Cowie, (4) einem Freund und Waffenlieferanten des Sultans von Sulu, unterzeichnete dann Sri Paduka Maulana al Sultan Mahomet Al Alam Bin Al Morham Sri Paduka Al Sultan Mahomet Fathlom,* Sultan of Sulu, am 22. Januar 1878 die Konzession für 5.000 Straits Dollar pro Jahr. Damit wurden die Herren Overbeck und Dent Herrscher eines Teils von Nord-Borneo. Overbeck wurde zum Datu Bendahara, Maharaja von Sabah und Raja von Gaya und Sandakan ernannt.(5) Der Freiherr von Overbeck gab sich wirklich frei und über-zeugend. In Hongkong hatte er vier Kinder mit Lam Tsat-Tam: Lily Overbeck, Oi Mond Overbeck, Annie Overbeck und Victoria Overbeck. 1870 heiratete Baron Gustav von Overbeck die Amerikanerin Romaine Madeleine Goddard unter Anwesenheit des Präsidenten Ulysses S. Grant. Das Paar hatte drei Söhne: Gustav Convers, Oscar Karl Maria und Alfred von Overbeck.Sultan Sulu
Im Territorialstreit um Nordborneo machen die Philippinen Ansprüche auf das Gebiet des malaysischen Bundesstaats Sabah geltend. Die Basis der Ansprüche ist dabei der historische Einflussbereich des Sultanats von Sulu. Es erstreckte sich vom Sulu-Archipel bis in die nördlichen Teile von Borneo.
Die tropischen Palmen-Inseln mit ihrer teils seenomadischen Bevölkerung, Bajau, sind das islamische Zentrum mit der Bezeichnung Bangsamoro. Die Inseln Jolo und Basilan wurden als Stützpunkte der 1991 gegründeten terroristischen Islamistengruppe Abu Sayyaf bekannt.
Die Philippinen wurden 1521 vom Portugiesen Fernão de Magalhães entdeckt. Die Bevölkerung ist vorwiegend katholisch. Ein Verdienst der spanischen Eroberer der einst muslimischen Sultanate.

* Diese Namenskette wurde auf der Konzession vermerkt
(1) http://de.wikipedia.org/wiki/East_India_Company
Labuan
(2) http://wp.me/p2ljyL-SI
(3) http://wp.me/p2ljyL-TL
Api Api, Jesselton, Kota Kinabulu, Bajau
http://wp.me/p2ljyL-SU
(4) http://de.wikipedia.org/wiki/William_Clarke_Cowie
(5) http://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Overbeck_(Diplomat)
(6) http://de.wikipedia.org/wiki/Sulu-Archipel

Fortsetzung folgt
http://hinterindien.com

Betrug

Anfänglich genoss ich Abenteuerreisen teilweise in abgelegenen, vom Tourismus unerschlossenen Dörfern. Die grassierende Armut erkannte ich durch meine rosa Brille kaum. Ich fand es  lustig, dass die Schweine gleich beim Verrichten der Notdurft meine Exkremente frassen. Überwältigende Eindrücke blockierten das Gehirn.
Warum sechzehn jährige, anmutige Mädchen mit zwei und mehr Kindern – ohne bezahlende Väter, die Dörfer verliessen, ahnte ich nicht. Nicht einmal, wenn sie offensichtlich, liebenswürdig aggressiv, nebst Müttern, Tanten und weiteren weiblichen Verwandten, um einen jämmerlichen Farang buhlten. Ich nahm an, die Kleinen seien Geschwister. Da gab es Tanten und Onkel, die kaum älter waren. Nachdenken war nicht nur für mich ein Fremdwort. Liebestriebe überlisten Hirn und Verstand dauernd oder noch so lange, bis Fernsehprogramme interessanter werden. 

In kleine Weiler verirrten sich nur selten Fremde. Etwa Leute des amerikanischen Peace Corps. Dessen Schöpfer war Präsident Kennedy. Der Grund war der sogenannte kalte Krieg. Die US Regierung wollte damit den gefährlich wachsenden chinesischen und sowjetischen Einfluss bekämpfen. Diese jungen Amerikaner jagten Ungeziefer – wie Kommunisten – und mit dem in westlichen Industrieländern verbotenen, hochwirksamen Dichlordiphenyltrichlorethan, DDT, Moskitos. (1) Aus der Luft lieferten mächtige, achtstrahlige B52 von U Tapao  wahrend dessen Teppiche, Bombenteppiche. (2) Die Friedensarbeiter waren  wissbegierig, was ich, weit weg von üblichen Feriendestinationen, treibe.
„Ich bringe bildungswilligen Bauern Kultur, – Bücher.“
„Bücher kauft doch hier keiner!“
„Ich verschenke sie.“
„Was verschenkst du denn?“
„Die roten Bibeln – Worte des Vorsitzenden Mao Tse Dong!“ (3)
Der Applaus hielt sich in Grenzen. Selbst christliche Missionare hätten wenig Grund zur Fröhlichkeit gefunden

Fortsetzung folgt

(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Dichlordiphenyltrichlorethan

(2) http://www.fdevault.net/HW_silde/Aircraft/UTapao.htm

(3) http://de.wikipedia.org/wiki/Worte_des_Vorsitzenden_Mao_Tsetung