Museen in Hinterindien nach 1970

Unsere Kwan Yin ist krank. Diagnose: Lochfraß, verursacht durch die Luftverschmutzung, besonders in den Wintermonaten. Dazu kommt die falsche Pflege. Ich beschrieb die Misshandlung durch die Haushälterin mit Möbelpflege-Mitteln. Als ich einige Fotos benötigte, musste erst das bräunliche Geschmier weg. Sorgfältig entfernte Dick die Rückstände der Möbelpflege. Anstatt die Figur im gereinigten Zustand zu belassen, behandelte sie die Kwan Yin ohne jegliche Nachfrage, dafür in Windeseile, mit farblosem Kokosöl. Als ich endlich im Rollstuhl saß, roch ich die Kokosnuss. Ich dachte daran, dass das Öl bald ranzig stinken würde. Das Öl glänzte und spiegelte derart, dass es nicht möglich war, eine durchschnittliche Fotografie zu klicken. Nach einigem Suchen fand ich glücklicherweise im Archiv eine Aufnahme mit echter Kamera von 2005.
Um langfristig zu überleben, braucht die Göttin einen sauberen Platz mit gereinigter Luft und ausgebildetem Personal. Gibt es vielleicht in einem Museum einen Ort für sie?
In Hinterindien besuchte ich mehrere Museen. Die Qualität der Wartung und der Sicherheit gegen Beschädigung und Diebstahl führte zu Zweifeln meinerseits. Die Helfer waren kaum ausgebildet. Sie verkauften zur Einkommensverbesserung teilweise seltene Exponate. In Thailand, Bangkok, fand man die besten gestohlenen Artefakte aus ganz Hinterindien seit 1985 in River City. Angkor Wat war Zentnerweise vertreten. Angeblich von Generalissimus Chiang Kai-Shek stammte ein wunderschöner Buddha.

Eine der trübsten Erfahrungen machte ich auf der Insel Penang, einst „Prince of Wales Island“ genannt. Sir Thomas Stamford Raffles wurde am 6. Juli auf einem Schiff 1781 vor der Küste von Jamaica geboren. Nach der Schule war er mit 14 Jahren in London Angestellter der Britischen Ostindien Kompanie. Raffles wurde 1805 als Sekretär des Gouverneurs auf die Insel Penang versetzt.  Danach war er Gouverneur von Java und Bencoolen, Benkulu. Derselbe Raffles gründete am 6. Februar 1819 den Handelsposten Singapur. 

1972 hatte ich die Gelegenheit von Songkhla nach Penang zu fliegen. Nach der Ankunft besuchte ich keine Bordelle, aber einen der letzten Opium-Den in der Chulia Strasse. Vor dem luxuriösen Laden lag ein zugedröhnter, zahlungsunfähiger chinesischer Kuli in seinen Exkrementen auf der Straße.  Im sehr gepflegten Eingang traf ich einen netten, gesprächigen  Herrn.  Er war Direktor der Einwanderungsbehörde. Er empfahl mir ein besseres Hotel anstelle dessen, wo mein bescheidenes Gepäck lagerte.  Er ließ meinen Koffer In die neue Bleibe transportieren. Er bat um meinen Pass und erlaubte mir, anstelle von drei Tagen, zwei Wochen auf der Insel zu bleiben.

Atemberaubend hübsch gestylte Hostessen in Cheongsam aus Seide gehüllt, übernahmen die Vorbereitung der Pfeife und fügten akrobatisch Chandu-Kügelchen hinzu. Nach der ersten Pfeife verließ ich den verruchten, für mich glücksbringenden Ort. Fortan logierte ich im Hotel Eastern & Oriental, wie seinerzeit Sommerset Maugham. Er schrieb Bücher wie: Der Menschen Hörigkeit, Silbermond und Kupfermünze, Auf Messers Schneide.

George-Town Penang. Pfahlbau-Siedlung 1972. Ort: gegenüber dem Festland.

Ich rollte zum Museum in George Town und sah mich um. An einer Wand entdeckte ich eine Land-Karte der Insel Penang, damals „Prince of Wales Island“, vermessen im Auftrag von Stamford Raffles.

Ich war begeistert. Dann sah ich die Ameisen, welche das kostbare Werk ohne jegliches Nachdenken über Kartographie auffrassen. Entsetzt informierte ich gleich einen der herumstehenden Angestellten. Er zuckte mit den Schultern. Seine Aufgabe war, die Besucher zu überwachen. Schädlinge zu bekämpfen, gehörte nicht zu seinen Pflichten.

Ich hoffte insgeheim, die Landkarte sei bloß eine Kopie. Das Original sei in Sicherheit im britischen Museum in London. Ich war einmal in diesem Museum. Grossartig! Die Landkarte sah ich nicht. Dagegen beeindruckte mich auf dem WC das Papier. Jedes Blatt war bedruckt mit: Eigentum der Königin. Ich wagte es kaum, meinen Hintern zu polieren. Danke Majestät!

Literatur: The lost heritage. Reality of Artifact smuggling in South East Asia. Masayuki Nagashima. Post Books, 2002

Jubiläum

Am 21. Oktober 2019 verließ ich das Bangkok Hospital in Chiang Mai nach10 Monaten.  Die Killer Ambulanz lieferte mich mit frischen blutenden Wunden am Hintern vor mein Haus nach Porn Phat.

Ohne ausgebildetes Fachpersonal überlebte ich ein Jahr ohne weitere Infektionen. Bereits im Januar heilte meine Verletzung an der Schulter. Im Dorf sind alle kleinen Grundstücke zu betoniert. Topfpflanzen bringen etwas Farbe in die teilweise trist-graue Umgebung. Um unser Haus gedeiht Gras, wachsen Bäume, Blumen und Sträucher. Trotzdem wollte Dick wie die  Nachbarn, zusätzlich Töpfe haben. Ich war dagegen, weil Töpfe gegossen werden müssen. In der Erde haben Pflanzen größere Überlebenschancen. Dick meinte, der Vorstand meiner Transfer Truppe sei unterbeschäftigt und könne Töpfe gießen. Sie entschied, sie giesse die Töpfe vor dem Haus. Der Mann dagegen sei für das Grünzeug hinter dem Haus verantwortlich.

Am 12. Januar entdeckte die Chefin in Töpfen verdorrtes, einst grün – als braunes und graues Zeug. Dick erhob laut klagend ihre Stimme. Ihre Geisterbeschwörung war erfolglos, das  Chlorophyll kam nicht zurück. Dagegen verließ mein Helfer den Platz augenblicklich. Ich bezahlte die teure Zeche , indem ich beispielsweise den Eismann in meinem Bett hatte. Mein Verhältnis zu Topfpflanzen veränderte sich von gleichgültig zu aggressiv, als sich auch die Schulter durch die neuen, ungeübten Helfer wieder öffnete. Krampfhaft suchte ich nach anderen Lösungen.

Nach Tagen fand ich im Internet bei Ali Baba ein Wundermittel: 
Antigravitations Salbe,  Phantasie Preis, hergestellt in einem geheimen Labor in China. Es war ein zwei Komponenten Medikament. Auf der Packung stand: 死亡風險
Lebensgefahr!

Ich musste genau vier Quadratzentimeter Haare am Kopf opfern. Dort wurde ein Tröpfchen von dem Gemisch aufgetragen. Auf der Brust und auf beiden Füßen braucht er es ebenfalls ein Tröpfchen der Wundermedizin. Ich wollte meine Eier nicht hängen lassen. Deshalb fragte ich die Waschfrau, ob sie einen Spritzer auf meinen Sack geben könnte. Nach einigen Minuten quetschte die Waschkatze, 44 Jahre jung / 44 kg leicht, ihr zartes Händchen unter meinen Hintern und bewegte mich, absolut schwerelos, zum Bettrand. In Sitzposition zog sie mich in den Rollstuhl. Sie brauchte nur noch meine Beine herunter zu klappen und ich saß ohne jegliche Anstrengung im Rollstuhl. Fehlende Schwerkraft verhinderte, dass ich den Rollstuhl antreiben konnte. Ich musste die Frau bitten, mich zum Esstisch zu schieben. Am Vortag ass ich ein prickelndes Thai Gericht. Es wirkte etwa wie Sauerkraut mit Berner Platte und zum Dessert Schlagrahm mit Meringue.Unter fürchterlichen Geräuschen gab ich aus meinem Hintern eine stinkende Gaswolke ab. Das Gebläse war so stark, dass ich aus dem Rollstuhl über den Tisch flog und mit den Füßen einige Bordeauxgläser,  handgemacht in Tschechien, auf den Fußboden wischte. Offenbar wirbelte mein Raketenantrieb Staub auf. Ich nieste. Das führte dazu, dass ich mit dem Rücken in ein Gemälde an der Wand knallte. Bei der  unfreiwilligen Flug-Demonstration verlor ich mein Lendentuch. Ganz langsam näherte ich mich dem Boden. Der Hodensack segelte wie ein Fallschirm zwischen den Schenkeln. Die aufmerksame Körperpflegerin rettete mich, indem sie schnell den Rollstuhl unter den Hintern schob. 

Das Bild blieb dank Schwerelosigkeit unbeschädigt.

Nun seid ihr auch darüber aufgeklärt, wie spektakulär die Chinesen die Rückseite des Mondes eroberten.


Gerne würde ich meine Beschwerden über das Jubiläumsjahr fortsetzen. Daran hindert mich das Mikrowellen produzierende Kommunikationsgerät, das dumme Smartphone. Die Hochfrequenzelektronik versteht meine niederfrequente Sprache nicht mehr. Ich diktiere bis die Zunge verkrampft, danach lösche icn neunzig Prozent. Die Aufsätze werden zu Streich-Konzerten.

BH zu mieten gesucht

Anfang des Jahrhunderts erwarb ich im Dorf ein kleines Haus. Auf 50 Quadratmetern fanden 3-Zimmer, eine Küche und ein Badezimmer Platz. Das Bad war so eng, dass man nicht vom WC fallen konnte. Im Schlafzimmer hatten nur das Bett und der Rollstuhl Platz. Aber es genügte meinen bescheidenen Ansprüchen vollkommen. Ich hatte einen Garten von etwa 12 Quadratmetern mit Gras, einem Pomelo-, einem Granatapfel-Baum und zwei Rosenstöcken. Die Fassade war äußerst langweilig.
Vom Rollstuhl aus konnte ich die Wände nicht bemalen. Ich fand einen Tempelmaler, welcher mir zur Hand gehen würde. Er hatte weder Ideen oder Phantasie. Ich lieferte die Skizzen. Er vergrößerte und malte.Mit dem Resultat war ich relativ zufrieden. Ein Jahr später erhielt ich einen damals seltenen Telefonanschluss. Monteure kamen und beschädigten unter lautem Gelächter einige Ziegel auf dem Dach. Sie wollten eine Verbindungsdose auf einer der Damen montieren. Ich verwies die Herren auf einen Platz ganz links an eine der tragenden Säulen. Danach wollten sie in einem Nippel der Dame ein Loch bohren, um die Leitung ins Haus zu führen. Ich gab den beiden ein Trinkgeld, verlangte ihr Material und entließ sie. Ein Freund bohrte für mich das Loch auf der linken Seite. Meine Damen wurden nicht mit einer chinesischen Bohrmaschine vergewaltigt. Nur zwei Jahre später wurde das Haus von Baumaschinen zerstört.

Zeitgemäße Version

Psycho-Terror

Die weltweite Covid-19 Seuche beeinflusst die deutsche Sprache. Englische Floskeln, Neu-Deutsch, verharmlosen behördliche Beschlüsse und kaschieren sie. Während der Einschliessungs-Phase litten verschiedene Menschen in der Schweiz an psychologischen Störungen im Zeitraum von bloss zwei Monaten. Die Leute hatten es schwer, trotz Unmengen zuverlässiger elektronischer Kommunikationsgeräte auf Anlässe jeglicher Art, Konzerte, Theater, Kino, Bar- und Restaurant-Besuche zu verzichten.

Ich müsste eigentlich total verrückt sein, denn seit drei Jahren konnte ich in keiner Form in den Ausgang, oder man stuft die zehn Monate Hospitalisierung im vergangenen Jahr bereits als Vergnügen ein.
Im Januar hatte ich zwei angenehme Besucher aus der Schweiz. Im Februar besuchte mich ein Ehepaar aus dem Dorf. Diese Leute belogen mich, dass das Eis im Tiefkühler krachte. Auf solche Visiten verzichte ich gerne.
Im Vergleich zum mehrjährigen Spitalaufenthalt ab 1957 gibt es heutzutage Internet. Bedingt durch meine praktisch gelähmten Arme und Finger kann ich leider E-Mail kaum nutzen. Filme auf YouTube kann ich schlecht auswählen, denn mein kleiner Finger tippt manchmal einen Film an, den ich freiwillig kaum aussuchen würde. Über Internet empfange ich Schweizer Radio – heimatliche Klänge, Jodel-Gesang mit einem Hauch alpiner eidgenössicher Kuhfladen-Kultur – und weitere geschriebene oder gesprochene Nachrichten aus aller Welt. Den Blog Hinterindien, an welchem ich seit Jahren arbeite, kann ich kaum weiterführen.

Im Tiefenauspital hatte ich vergleichsweise viel Besuch, Eltern, Großeltern, Verwandte und Freunde. Mein Vater klassifizierte junge Männer in engen Beinkleidern, mit langen Haaren und saloppen Lederjacken als Halbstarke. Als mich solche Typen besuchten und sahen, was was mir als Abendessen beschert wurde, sassen einige junge Herren auf ihre Motorräder, lärmten in die Stadt Bern und kamen Minuten später mit einem heißen Hähnchen in einem Alubeutel zurück.
Ein Privat-Lehrer weihte mich in die damaligen Geheimnisse der Elektrotechnik ein. Halbleiter und Digital-Technik eroberten die Welt.
Manche Pflegerinnen ärgerten sich über meine Freundin, die sich aufs Bett setzte um zu flirten und zu küssen. Eine Krankenschwester sagte ihr wenig freundlich:
„Es ist minderjährigen Besucherinnen verboten, sich auf das Bett der Patienten zu setzen!“
Bärbeli setzte darauf einen Griff des Rollstuhls unter die Türfalle. Eintritt unmöglich!
Später besuchte ich Schulen, Konzerte und Kinos. Brenzlig wurde die Situation mit dem Personal, als ich meinen eigenen Wagen vor dem Eingang 4 parkierte und einen Schlüssel fürs Haus verlangte. Den erhielt ich problemlos, weil ich nicht nur in den Ausgang ging, sondern arbeitete und gutes Geld verdiente.
1964 fand ich endlich eine Wohnung, die mir erlaubte, den Spitalaufenthalt zu beenden. Der Lift war so klein, dass ich in der Garage die Fußstützen vom Rollstuhl entfernen musste. Das WC und die Badewanne konnte ich nur über einen Hocker erreichen. Dafür war die Aussicht auf die Altstadt phänomenal. Image42
Die teure neue Wohnung am Liebeggweg wurde dennoch für wenige Jahre zum Hauptquartier für Reisen in die Welt, inbegriffen Europa, Afrika, Amerika und Asien. Der Horizont des Krankenhauses genügte mir nicht mehr. Einige Ausflüge waren Arbeitsaufenthalte: Amerika, Israel, Malaysia und weiterer Nervenkitzel.

Gegenwärtig liege ich am Rande eines selbst verursachten Müllberges und blicke in ein  tropisches Tal des Grauens; umgeben von Lügnern, Dieben, Betrügern, und geistig behinderten Analphabeten. Übliche Konversation ist unmöglich. Die Frauen plappern den ganzen Tag unermüdlich bloß Dorftratsch. Meine Wenigkeit ist eine wichtige Erscheinung in diesen Nachrichten. Die außergewöhnliche hübsche und sanfte Masseurin fiel auf das dumme Geschwätz herein. Sie fragte vor wenigen Tagen, ob ich wirklich nach Abheilung der Geschwüre sogleich in die Schweiz reisen würde.
Die Englisch-Lehrerin versteht kein Englisch. Dick ist beschäftigt mit ihrer Mutter, den Geschwistern, dem kleinen Mädchen Phuy und dem 10 jährigen Goon, Schüler und Sohn ihrer Tochter. Morgens nach 7 Uhr reist sie mit den Kindern zur Schule. Abends sammelt sie die Kinder ein. Wenn ich Glück habe, ist sie um 19 Uhr zurück und kocht.
So ein Tag kostet mich im Mittel 10.000 Thai Baht. Ich habe genügend Zeit um Probleme zu finden und nach Lösungen zu suchen.
Covid19 behindert den Luftverkehr und damit den Nachschub für medizinisch- technisches Material. Es gibt gegenwärtig keine sterilen Katheter mit einfacher und sicherer Anwendung. Ich bat die schweizerische Vertretung in Bangkok erfolglos um Hilfe. Mit einem annähernd brauchbaren Finger und 4 unbeherrschbaren, schmerzhaften Dingern schrieb ich Mails. Denn es geht schlicht um mein Leben. Ich möchte nicht fiebrig schmerzhaft verrecken.
Ich checkte den ganzen asiatischen Raum nach Vertretungen des Herstellers ab. Die Händler in den Ländern wie Hongkong, Thailand, Malaysia änderten. Alle Lagerbestände waren Null. Ich schrieb an die regionale Hauptvertretung in Singapur und erklärte, ich sei Kunde seit über 10 Jahren und möchte den Artikel Nummer XXY kaufen.
Singapur verwies mich an einen Vertreter in Bangkok. Er schrieb mir, ohne mein Mail zu verstehen:
( I am Nam, marketing manager…
I would like to inform you to place online purchasing order from oversea in a maximum of 4 retail boxes and send to you personally by registered mail.
Thai customs is allowed for this quantity for personal used.
I am not sure how long you will stay in Thailand but it may be easier for you to go to see the urologist at hospital nearby and get the product recommendation that suit for your lifestyle.)
Als ich sein Schreiben las, dachte ich der Herr Manager wolle mich veräppeln, denn offenbar benutzte er ein i-Phone. Aber nach einigem Nachdenken fand ich heraus, dass er keine Ahnung von seinem Business hat. Denn er schrieb mir:
„Ich bin Nam, Vertriebsmanager. Bestellen sie ihre Ware in Übersee und lassen sie 4 Pakete eingeschrieben an ihre Adresse senden. Die thailändische Zollverwaltung erlaubt 4 Pakete zum persönlichen Gebrauch. Ich weiß nicht wie lange sie in Thailand bleiben möchten, aber es wäre einfacher für sie, im nächstgelegenen Krankenhaus einen Urologen aufzusuchen und das Produkt auszuwählen, das ihrem Lebensstil entspricht.“
1. Wenn sie mehrere Tage nicht urinieren können, sind ihre Nieren tot oder mindestens beschädigt.
2. Kliniken, inbegriffen Privatspitäler im Land des Lächelns, kennen zeitgemäße Produkte nicht.
3. Sie brauchen immer noch uralte Latex-Katheter mit Gleitmittel. Das funktioniert in meinem Falle überhaupt nicht.
4. Die 4 erlaubten Pakete reichen nur für 33, oder maximal 50 Tage.

Die Kosten spielen natürlich eine wesentliche Rolle. Ich benutzte Katheter zu 80 Baht das Stück. In Malaysia kostete mich das selbe Produkt nur 40 Baht. Der neue Agent in Thailand wollte 90 Baht. 300 Stück zu 90 Baht kosten demnach 27’000 Baht und reichen maximal 150 Tage. Lagerbestand: Null!
Dick fand eine Firma, welche ein japanisches Produkt verkauft. Ich ermittelte, dass japanische Katheter 10 cm kürzer sind. In meinem Falle ist das sehr knapp. Der stolze Preis für die Luxusware war 600 Baht pro Stück. Pro Tag würde mich das Pinkeln nahezu 40 bis 60 Franken kosten. Für 300 Stück müsste ich 180’000 Baht hinlegen. Ein Flug nach Europa und zurück mit der kostbaren Fracht wäre günstiger.
Ob meine neue Problemlösung funktioniert, werde ich demnächst herausfinden. Das nenne ich angewandten Psycho-Terror.

Massagen Geflunker

Gehen Sie in einen Massagesalon in Thailand. Sie werden mit einem  vertrauten „Wai“ mit gefalteten Händen begrüßt. Ein Hauch von Jasmin hängt in der Luft. Weniger ansprechend ist der Geruch von Desinfektionsmittel und das Geräusch von Latexhandschuhen.
Die traditionelle thailändische Massage muss sich in der Covid-19-Ära neu erfinden, in der die menschliche Berührung Barrieren aufweist und Masken die Gesichter von Therapeuten in einem Land verbergen, das als Land des Lächelns bekannt ist. Dies hat Auswirkungen sowohl auf die Attraktivität als auch auf die Rolle als Arbeitgeber, während auch andere Branchen in Südostasiens zweitgrößter Volkswirtschaft ins Stocken  geraten.
“ Dies ist die größte Krise, die wir jemals gesehen haben. Thailändische Massage verliert ihren Charme hinter Masken und sozialer Distanzierung“, sagte Wiboon Utsahajit, Präsident der Siam Wellness Group Pcl, die etwa 70 Massagegeschäfte und Spas in ganz Thailand besitzt. „Wir mussten unsere Arbeitsweise ändern. Wir haben in jedem Raum UV-Desinfektionsgeräte installiert und Gesundheits- und Reinigungsmittel bereitgestellt. Die Kosten sind höher und die Kunden weitaus geringer.“
Das Überleben dieser Branche ist in Thailand von Bedeutung, wo der Wellnesstourismus 2017 Ausgaben in Höhe von 12 Milliarden US-Dollar einbrachte, mehr als die Gesamtbeträge in Indonesien und Malaysia, so ein Bericht des Global Wellness Institute. Laut der in Miami ansässigen Gruppe sind rund 530.000 Thailänder direkt in der Branche beschäftigt. Diese Summen entsprechen 1,4% der thailändischen Belegschaft und 2,6% des jährlichen BIP.
Massagen, Spa-Therapien und medizinische Behandlungen sind ein wesentlicher Bestandteil der Wellness-Tourismusbranche. Allein auf Thailands 2.800 Luxus-Spas entfallen 1,3 Milliarden US-Dollar. Landesweit gibt es nach Schätzungen des Gesundheitsministeriums etwa 10.000 Massagestellen.
„Massage ist ein sehr arbeitsintensiver Service mit Fähigkeiten für Masseurinnen, die sich nur schwer auf einen anderen Job übertragen lassen“, sagte Somprawin Manprasert, Chefökonom bei der Bank of Ayudhya Pcl. „Die Konkurrenz war aufgrund der vielen Geschäfte im ganzen Land bereits ziemlich hoch, so dass es für viele eine Herausforderung sein wird, zu überleben.“
Die thailändische Regierung wandte sich während der asiatischen Finanzkrise Ende der neunziger Jahre der Massage zu, indem sie die Berufsausbildung ausbaute, um Arbeitslosen unabhängig vom Bildungsniveau eine beschäftigungsfähige Fähigkeit zu vermitteln. Das erste Outlet von Siam Wellness entstand 1998 aus diesem Vorstoß.
Nur die ersten drei Sätze stammen von mir.
Quellen: Bloomberg,  WochenBlitz 14/07/20
Ich wurde mehrfach Opfer der beschäftigungsfähigen Unfähigkeiten. In HangDong gab es Massagekurse, in der bildungsniveaulose Menschen in drei Wochen ein buntes Diplom mit Porträt im Kreditkartenformat erwerben konnten.
Für Gefälligkeits-Massagen,  Feinmassagen zwecks Entsaftung, Body-Body-Übungen oder blosse Streicheleinheiten genügte diese Ausbildung durch Einbildung.
Echte Spezialistinnen finden Sie am oberen Ende der Preis Skala. Dies betrifft Hoden und Prostata Massagen.  Eine spaßige Ferkelei sind Nuru-Gel Massagen, weil die flutschige Flüssigkeit zu einer neuen Haut eintrocknet. Ähnlich wie eine Kartoffel wird gepellt. Die Höchsten der Gefühle sollen Tantramassagen vermitteln.
Mein ohnehin gebeutelter Körper verlangte nach mehr, nach Kenntnissen von Muskulatur, Nerven und Skelett. Neun von zehn Masseurinnen waren den Anforderungen nicht gewachsen.
Vor einigen Wochen noch, hatte ich eine gut ausgebildete Frau. Sie war selbst einige Zeit behindert und saß im Rollstuhl.  Sie hatte ein unglaubliches Einfühlungsvermögen. Ihr Gesicht strahlte Ruhe und Vertrauen aus. Sie überschätzte sich mit Garten-Arbeit und ist nun selbst im Krankenhaus. Wir suchen eine Nachfolgerin.
Die eine Frau quetschte meine Zehen grün und blau. Eine andere brachte mir innerhalb zwei Stunden einen Hautschaden am Unterschenkel bei. Dick testete die Damen vorgängig. Als ich sie fragte, wie die Behandlung verlief sagte sie:
„Nicht schlecht.“
Ich erzählte, dass ’nicht schlecht‘ kaum gut genug sei. Ich benötige eine sehr gute Frau. Ich wollte die ’nicht schlechte‘ Masseuse gar nicht treffen. Dick schleppte sie trotzdem ins Haus. Ich war gänzlich unzufrieden mit der Behandlung. Anstatt Linderung der Schmerzen fügte sie mir neue Leiden zu.
Ich litt auch heute wieder unter Oberflächlichkeit und grinsender Gedankenlosigkeit. Als sie weg rannte, vergaß sie, mir das Telefon ins Bett zu geben. Wie sollte ich Hilfe anfordern? Meine Geschrei hörte sie nicht. Bis um vier Uhr morgens hatte ich Krämpfe im linken Bein.

Ein Ende aller Tage

Kommentator Tom schrieb zu „Ein Tag im Leben des Genossen Low“:
„Für mich kreisen deine Beschreibungen um eine Hölle auf Erden.“
Das ist eigentlich richtig, aber es ist erst die Vorstufe. Das Schicksal hat noch viele Möglichkeiten in der Trickkiste. Vor 60 Jahren besuchte ich im Krankenhaus in Bern junge Menschen mit ähnlichen Lähmungen. Sie waren zusätzlich am Respirator, an die Beatmungsmaschinen angeschlossen. Mein Freund Heini ließ sich seinen rechten Arm aufhängen. Die Maschine wurde gestoppt. Er rauchte danach selbständig, mühsam unter gewaltigen Anstrengungen, eine Peter Stuyvesant Zigarette, zu ehren seiner holländischen Verwandtschaft.
Seine Nachbarin Heidi bemalte Keramik mit einem Pinsel im Mund.
Damals bemerkte ich mein Glück, nur im Rollstuhl zu sitzen, noch nicht. Heute sehe ich das ganze Bühnenbild. Weniger erfreulich ist meine Beobachtung, dass meine Behinderungen zunehmen.

Kranke sind ein Ideales Experimentierfeld für Kräuterhexen, Giftmischer, Geistheiler, Okkultisten und dergleichen. Ich bin ein ideales Versuchskaninchen. Von ekelerregend stinkenden Salben bis zu bewusstseinsverändernden Drogen überlebte ich alles. Sogar im Krankenhaus erhielt ich 3 Tropfen von dritter Seite unter die Zunge. Nach kurzer Zeit tauchte ich weg. Die Pflegerinnen hatten plötzlich Fratzen anstelle von Gesichtern. Im Bett raste ich im Zimmer herum. Kein Mediziner kontrollierte die Pupillen. Nach der tagelangen Tortur war ich praktisch blind.

Das Problem bei Hilflosigkeit ist die Abhängigkeit von den Pflegenden. Die Dümmsten oder schlecht Gelauntesten bestimmen dein Leben. Du musst ja dankbar sein, für jede Hilfe, welche dir geleistet wird.
Unvorstellbar für Europäer ist, dass hierzulande keine Prioritäten existieren. Das bedeutet im Klartext, die Fische werden eher gefüttert als der Patient. Das Gras wird schneller gemäht, als der Patient umgelagert wird. Als ich im Krankenhaus um Hilfe bat, zwecks ärztlicher Verordnung zum Wenden des Körpers nach 2 Stunden, teilten die naiven Pflegerinnen mit, ich müsse etwa zwei Stunden warten, sie wären mit Neuzugängen beschäftigt.
Absoluten Vorrang haben eigene Interessen. Alle Eingeborenen leiden an Blasenschwäche und Schließmuskeldefekten. Sie rasen mit vollem Mund zum Ort des metabolischen Übergangs.
Sofern Telefon, Smartphone oder Waschmaschine Geräusche erzeugen, steht mir eine halbstündige Warteschlaufe bevor.
Dazu kommt, dass die Pflegenden nicht zuhören. Sind sie am Smartphone, existieren sie in einer anderen, der Cyber-Welt und hören nichts mehr. Als ich vor wenigen Tagen bat, die Beine sollten etwas gestreckt werden, ich hätte Probleme beim Sitzen, gab mir die Lady Butterbrot mit Himbeermarmelade.
Im Dorf wird getratscht. Es gibt keine Diskretion. Meine Körperpflegerin sagte vor kurzem:
„Du siehst müde aus.“
Ich erwiderte:
“ Ich schlief kaum. Als ich um 1:30 Uhr rief, kam die unglückliche Hilfskraft, gestört durch mich, vom hochinteressanten Fernsehprogramm. Schockierende zwei Minuten später schaute sie sich die Sendung zu Ende.“
Die Wäscherin wusste nichts besseres zu tun, als das Ereignis rasch-möglichst zu verbreiten. Als die betreffende Person am Sonntagmorgen den Markt besuchte, vernahm sie die Geschichte. Darauf erhielt ich eine kräftige Kopfwäsche mit buddhistischer Kapuziner-Predigt. Ich vernahm Kose-Wörter wie undankbare Gift-Schlange. Dabei erzählte ich keine Lügen. Ich lernte, ich kann niemandem trauen.
Die Abfolge der Reihe im Falle von Hilfeleistungen ist bereits in der Bibel beschrieben: Deine Mutter, dein Vater, dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh und der Fremdling, der in deinen Toren lebt. Diese Regel gilt strikt im buddhistischen Thailand.
Dick hat als Mutter eine Dramakönigin. Dick ist Schwester und hat Brüder. Alle sind arbeitslos und geldgierig. Sie hat zwei Söhne und eine drogenabhängige Tochter mit ausgeprägtem Dachschaden. Sie ist dreifache Großmutter. Sie ist Urgroßtante. Ich fühle: In diesem Verein bin ich zur Zeit am falschen Platz, denn sie möchte die arbeitslosen Geschwister für meinem Pflege anstellen. Für einen Demokraten helvetischer Prägung wäre dies zu viel Familien-Diktatur.

Ein Tag im Leben des Genossen Low in der Abgeschiedenheit Nordthailands

Guten Morgen liebe Leser,
Wenn ich gegen 5 oder 6 Uhr erwache, muss ich mich drehen. Ich drehe mich während der Nacht mindestens alle zwei Stunden. Sonst entstehen neue Druckstellen.
Oft hilft mir Dick, andernfalls schaffe ich es selbst. Ich weiß, dass nach 8:30 Uhr meine Waschfrau kommt. Sie ist eine mittelalterliche Katze, alleinerziehende Mutter mit zwei Mädchen. Sie arbeitete als Englischlehrerin, ohne Talent und jegliche Sprachkenntnisse. Durch die Seuche verlor sie ihre Schüler. Sie bewegt sich wie eine anschmiegsame Mieze und ist sehr sanft. Erst lockert sie meine spastischen Beine etwas. Spätestens um 9:30 Uhr beginnt sie mit waschen. Das Gesicht und die Hände versuche ich zur Minimierung der Schmerzen selbst zu reinigen. Während der Nacht erzeugen die Augen eine Unmenge Kristalle. Ihnen gilt meine erste Aufmerksamkeit. Danach übernimmt sie die feucht-warmen Tücher. Während ich auf dem Rücken liege, betupft sie meine Brust und die Arme, danach den Bauchraum. Dann beginnt das erste Gefecht gegen die spastischen Beine. Fast täglich quetsche ich ihren zarten Körper mit den Knien und schüttle sie ausgiebig. Danach bearbeitet sie ernsthaft die empfindlichen Fortpflanzungsorgane. Gemäß des Zeitaufwandes berechnete ich, dass der Pimmel etwa einen Meter lang sein dürfte, oder ist es etwa die Nabelschnur. Da gibt es auch einen glockenförmigen Sack mit Kugel darin. Nicht zu selten kicke ich mit der Ferse voll hinein. Dann flimmern am hellichten Tag die Sterne, in der Ferne höre ich die Glocken im Elsass. Wenn ich dabei stöhne, massiert Kätzchen logischerweise die Ferse. Das ist ein Unfall-rückzieher. Sofern ich überlebe, drehe ich mich auf die linke Seite , damit der Rücken bearbeitet werden kann. Danach drehe ich auf die rechte Seite , um die andere Hälfte des Rückens zu waschen. Dann warten wir auf Dick. Sie ist für die Wundpflege verantwortlich.
Später werden die Transporteure angefordert. Sie drehen mich im Bett um 90°, von lang auf quer. Ich drehe mich auf den Rücken. Sie bringen mich in Sitzposition. Nachher hebt mich einer der Männer in den Rollstuhl. Ich brauche einige Minuten um mich zu erholen. Dann rolle ich ins Badezimmer. Dort wartet Frau Katze mit dem Katheter, um die Blase zu entleeren. Manchmal macht sie es gut, manchmal wäscht sie meine Beine mit Urin.
Ich prüfe im Spiegel, wie mein Gesicht die Nacht überlebte. Ein Problem sind die gespaltenen Lippen. Nachher rolle ich zurück ins Wohnzimmer an den Tisch, wo vielleicht mein Frühstück wartet. Ich sauge etwas warmen Tee. Danach gibt es Brot-Stücke mit Fleisch und Essiggurken. Als Fleisch dienen Aufschnitt, verschiedene Schinken, gekocht oder getrocknet, Pastrami, Salami, Wurst oder ähnliche Köstlichkeiten. Oft gibt es Salate oder Butterbrot mit Konfitüre. Das Brot muss in kleine Stücke geschnitten werden, weil meine Lippen das Abbeißen nicht zulassen, denn ich kann nicht einmal küssen. Mit Schutzmaske wäre es zur Zeit sowieso nicht sehr interessant. Die Brot-Stücke werden mir von Dick in den Mund geschoben. Ich selbst würde die Fleischstücke und die Gurken unfreiwillig durch Zittern auf den Boden schmeißen. Nach dem Essen habe ich genügend Kraft, um mich zu rasieren und die rissige Gesichtshaut zu pflegen.
Im Zimmer prüfe ich die seltenen Posteingänge und die Nachrichten des Internets. Bis um 14 Uhr habe ich Zeit, um kleinere Arbeiten zu erledigen. Danach darf ich wieder liegen und die Zeit bis 17:30 Uhr vertrödeln. Ich höre oft Radio SRF. Dank Corona gibt es keine Staumeldungen. Vielmehr könnten die Menschen nachempfinden, wie es ist, während Jahren unter Quarantäne zu Leben, ohne Ausgang oder (ausnahmsweise)l Besuch. Ich habe nur die Wahl zwischen Bett und Rollstuhl. Am späteren Nachmittag, meistens vor 18 Uhr, holen mich meine starken Männer wieder aus dem Bett in den Rollstuhl. Wenn Dick zugegen ist, bereitet sie mir mein tägliches Kokoswasser zu. Vor allem in der Hitze der Trockenzeit, mit Temperaturen über 40 Grad, bei einem Gehalt bis 600 Mikrogramm Feinstaub, ist es mir ein Bedürfnis, etwas Gutes in die Gurgel zu schlürfen. Wir besprechen vielleicht das künftige Abendessen oder ich gebe dem kleinen Goon Rechenaufgaben. Faulen Lehrern wie mir, hilft Treppenrechnen. Irgendeine Nummer wird mit 2 multipliziert. Resultate werden dann mit 3, 4 bis 9 multipliziert. Danach wird dividiert mit zwei, drei, bis neun. Bei Erfolg hat man nach den Operationen wieder die Ausgangsnummer. Schlitzohren betrügen indem sie von unten nach oben zwei drei Zeilen hochrechnen. Sie glauben nicht, dass ich den Fehler entdecke.
Nach dem Abendessen kommt vielleicht der Fernsehapparat zum Zuge, denn wir haben Internet oder gespeicherte Filme am Lager. Nach 22 Uhr geht es wieder ins Badezimmer zwecks Pinkeln, Zähneputzen und allgemeinen globalen Wasch-Zeremonien. Nach den Schlummer-Bechern ruft Dick die starken Männer, um mich ins Bett zu verfrachten. Danach wechselt sie ohne Assistentin die Verbände. Darauf besucht mich das Sandmännchen, ausgewählt durch die Gewerkschaft – und streut mir Sand in die Augen. Gute Nacht!

Vom Klebreis zur mediterranen Leichtigkeit

Nach bangen Wochen gelang es mir endlich, einen positiven Satz zu kreieren.  Eventuell ist der nur geklaut. Die gekünstelte Verunfallung des Mädchens traf mich tief. So etwas sollte in meiner Umgebung nicht wieder geschehen.
Ohne offenbar lange zu überlegen, entschlossen wir die Zwillinge bei uns aufzunehmen. Auf diese Weise waren die Kinder der Willkür der herz- und gedankenlosen Eltern entzogen. Als das Mädchen das Krankenhaus verlassen durfte, blieben Dick etwa 5 Stunden um Betten,  Matratzen, Windeln und Milch einzukaufen.

Üblicherweise lagen die meisten Menschen in Nordthailand auf dem Boden.  Matratzen gab es selten. Bettgestelle waren rar. Gegessen wurde auf dem Boden. Schmutzige und gewaschene Kleider lagen auf dem Boden.  Schränke gab es kaum. Quer im Raum eine Schnur zum Aufhängen der Wäsche war bereits Luxus. Alles war bodenständig. Nur der oder die Fernseher standen, wie in Seifen-Opern, auf Tischen.
Die  Kleinen wurden uns gebracht. Sie freuten sich an den Betten, bestiegen sie und kletterten während fünfzehn Minuten immer wieder heraus. Obschon der Knabe relativ gut sprechen konnte, benutzten sie ihre bisher übliche Kommunikation. Die Kinder legten sich demonsstrativ auf den Rücken, strampelten mit den Beinen und schrien so laut sie könnten. Wir straften sie durch Nichtbeachtung.
Plötzlich konnten sie sprechen: „Ich habe Durst. Ich möchte essen.“  Sie tranken aus Bechern  und versuchten mit gewölbten chinesischen Kunststoff-Löffeln italienische Macaroni in den Mund zu schieben. Mitleidend empfahl ich Dick europäische Suppen-Löffel aus rostfreiem Stahl zu benutzen.  Damit konnten die Kleinen sogar gemischten Salat genießen.
Gesättigt baute der durch Mikrowellen geschädigte Knabe aus Pseudo LEGO ein L-förmiges Gerät, eine Maschinenpistole, mit der er diverse Buddhas – Auyutthaya, Phitsanuloke, Rattanakosin und Sukothai, blutgierig umbrachte – peng, peng, peng.
Vor dem Schlafen genossen die Kleinen die FKK-Freuden der  Badewanne. Das Mädchen schrie von Angstträumen geplagt, einige Male. Sobald es Dicks gütige Hand spürte, schlief es weiter.
Nach einem gesunden Frühstück, brachte Dick die Kinder in den Hort, um nachher meine Wunden zu Pflegen. Als Dick gegen 18 Uhr die Kinder zurück brachte, warteten Getränke und frisch geschnittene Äpfel auf sie.  Geschenke wurden verteilt. Der Knabe Phet erhielt einen Lastwagen. Ein Kinderwagen für das Baby wartete auf Phoy.
Phet wollte immer dasselbe Spielzeug, welches das Mädchen in der Hand hielt. Lustlos schob er sein Fahrzeug am Boden. Neidisch blickte er auf den Kinderwagen. Phoy sah offenbar auf einem Bildschirm, dass Frauen mit Kinderwagen Taschen trugen. Sie hing sich einen Beutel an die Schulter und spazierte lächelnd mit dem Kinderwagen durchs Haus. Phet hob seinen Laster auf einen Barhocker. Er schrie: „Zerstören, zerstören!“ und schubste sein Fahrzeug mehrmals in den Abgrund. Danach kickte er den Wagen wie einen Fussball. Phet setzte sich auf den Wagen. Es dauerte keine Stunde bis die Zerstörung erfolgreich war. Ein Vorderrad brach.
Flugs beschlagnahmte er Phoys Kinderwagen. Augenblicklich heulte das Mädchen in voller Lautstärke auf. Phet rannte mit dem Kinderwagen in Wände und Möbel, mit der Absicht, das Gerät ebenfalls zu beschädigen.  Der Missetäter rechnete nicht mit dem alten,  halbblinden Gelähmten im Rollstuhl.  Ich auch nicht, aber es gelang mir, ihm die Beute zu entreißen. Phet legte sich auf den Rücken, strampelte mit den Beinen und begann zu zwängen und zu heulen, dass sich der Bildschirm wölbte. Nun besitzen wir ein zeitgemäßes Heimkino.
Zur Stärkung der Stimmbänder gab es für die Kinder und für uns zum Abendessen gebratene Polenta mit Tomatensoße, verfeinert mit Hackfleisch und gehackten Kräutern.
Die Anforderungen für Dick waren hoch. Sie sorgte ja nicht nur für die Kinder, sondern auch für mich.
Fortsetzung folgt

Einssatzbereite Männer in ihren rollenden und fliegenden Kisten

Ein überaus freundlicher Mann aus dem Dorf, ein Augenoptiker, besuchte mich im Krankenhaus in Chiang Mai. Die monatlichen Abrechnungen konnte ich nur noch mit Brille und riesiger Lupe lesen und unterschreiben. Für die Pflegerinnen mit integrierten Smartphones war die Lupe eine moderne technische Errungenschaft, weil sie keine Batterien benötigte. Nun wurde selbst das Vergrößerungsglas zu schwach.

Ich brauchte mindestens eine neue Brille. Das erste Mal kam der  Spezialist mit einer minimalen Ausrüstung. Bereits am nächsten Tag erschien er wieder mit mehr geschliffenem Glas.  Er konnte mir nicht helfen. Er empfahl, einen Augen-Arzt zu konsultieren.  Ich sah so schlecht, dass ich mir kein Bild von seinem Gesicht machen konnte.  Eine Woche danach wurde ich erfolgreich operiert.

Mittags am 12. Januar  lief ein Angestellter davon. Ausgerechnet der Mann, welcher für meine Transfers vom Bett in den Rollstuhl zuständig war. Er fand keinen Gefallen an einem lautstarken Monolog von Dick.
Ich saß hilflos im Rollstuhl und fragte mich, wie ich um 2 Uhr zurück ins Bett gelangen könnte.
Kurz darauf sagte Dick, der Eye-man, für mich der Optiker, sei bei einem Nachbarn und würde gerne helfen, mich ins Bett zu heben.
Nach der Begrüßung danke ich dem Gesichtslosen für seine Besuche im Spital. Mit Freude erzählte ich ihm, dass ich auf dem linken Auge wieder gut sehen würde. Zum Glück verstand er von meinem Gefasel gar nichts.  Enttäuschender Weise war er – wie eine Jungfrau in Thailand nur selten eine Jungfrau ist, nämlich nicht der Eye-man, der Augenmann. Er war der Ice-Man, der Eismann des Dorfes.
Der hilfsbereite Mann war kräftig. Aber seine Körperlänge ließ zu wünschen übrig. Für den nächsten Einsatz brachte er eine leere Kiste mit. Damit wollte er seine fehlende Körpergröße kompensieren.
Ein Helfer hob meine Füße. Der Eismann griff mit den Händen unter meine Arme. Ein kühner Schwung. Es krachte. Die Kiste kippte. Eismännlein lag mit mir im Bett. Seitdem bevorzugt er wieder Eiswürfel.
„Schuster bleib bei deinen Leisten,“ rief bereits der große griechische Maler Apelles, geboren 370 v Chr..

Angewandte Leichenschändung

Religiöse Funktionäre spenden nicht nur Segen, sondern auch Samen. In Bern gibt (gab?) es eine Firma. Sie verkaufte Samen in Tüten mit der Aufschrift: „Hundert Jahre Vatter und immer noch Samen!“ Derartige Spenden meinte ich nicht.
In den Rubriken Unfälle und Verbrechen der Zeitungen finden wir leider immer wieder Artikel, welche über Missbrauch  der Zöglinge  in Heimen und Pflegeheimen
 durch Angestellte berichten. Beinahe unglaublich ist es, dass sogar Greise, hilflose Kranke und lebende, teilweise bereits erkaltete Leichname unglaubliche Erfahrungen machen müssen.

Im Land des gequälten Lächelns ist es möglich, dass durch (buddhistische) Zauber-Mönche Leichen-Teile von Kindern zu teuren Amuletten verarbeitet werden. Je jünger das verstorbene Kind, desto wirksamer das Amulett. Diese Leichenfledderei ist in ganz Hinterindien verbreitet. Der Abt des Dorf-Tempels wurde wegen solcher Vergehen eingesperrt.  Bei Einsätzen im Süden des Landes  mussten die Truppen  als Schutz zusätzlich Amulette tragen.

Meine Arme, Hände und Finger sind unkontrollierbar und mehr als weniger gelähmt. Normale Temperatur- Empfindungen habe ich kaum mehr. Die Finger sind zeitweise fast gefühllos. Dafür bin ich auf Berührungen überempfindlich. Kleider, Seide und Tücher empfinde ich wie grobes Schmirgelpapier. Frottiertücher fühlen sich wie Marter-Werkzeuge an.
Dank sportlichen Tätigkeiten wie Rollstuhlfahren, Rudern, zusätzlich amerikanischem Hormon-Futter im mittleren Westen, entwickelten sich relativ große Brüste.
Mehrere Thaifrauen waren erfreut und sagten fast neidisch: „Du hast ja mehr als ich“.  Bei Zweifeln meinerseits bewiesen sie die Tatsachen  öfters gleich optisch anschaulich.

Eine verlustierte sich und zwickte mich fast schmerzhaft in die Brustwarzen. Danach gab sie ihre Nippel zwecks betasten frei. Das wäre eine gute Finger-Übung in der Physiotherapie gewesen. Leider musste ich dort Kunststoff-Klammern drücken und kleine Plastikkegel versetzen. Weil ich links nichts spürte, konnte ich auch nichts quetschen.
Flugs erfand die listig Lüsterne eine therapeutische Übung. Sie nahm meine Hand, legte sie aufs Bett und presste ihre Brust in meine Handfläche, dass ich schrie.
Ich wäre ein Heuchler, wenn ich nicht erklären würde, dass mir solche Spiele vor 2 bis 3 Jahren noch Spaß gemacht haben.