Jubiläum

Am 21. Oktober 2019 verließ ich das Bangkok Hospital in Chiang Mai nach10 Monaten.  Die Killer Ambulanz lieferte mich mit frischen blutenden Wunden am Hintern vor mein Haus nach Porn Phat.

Ohne ausgebildetes Fachpersonal überlebte ich ein Jahr ohne weitere Infektionen. Bereits im Januar heilte meine Verletzung an der Schulter. Im Dorf sind alle kleinen Grundstücke zu betoniert. Topfpflanzen bringen etwas Farbe in die teilweise trist-graue Umgebung. Um unser Haus gedeiht Gras, wachsen Bäume, Blumen und Sträucher. Trotzdem wollte Dick wie die  Nachbarn, zusätzlich Töpfe haben. Ich war dagegen, weil Töpfe gegossen werden müssen. In der Erde haben Pflanzen größere Überlebenschancen. Dick meinte, der Vorstand meiner Transfer Truppe sei unterbeschäftigt und könne Töpfe gießen. Sie entschied, sie giesse die Töpfe vor dem Haus. Der Mann dagegen sei für das Grünzeug hinter dem Haus verantwortlich.

Am 12. Januar entdeckte die Chefin in Töpfen verdorrtes, einst grün – als braunes und graues Zeug. Dick erhob laut klagend ihre Stimme. Ihre Geisterbeschwörung war erfolglos, das  Chlorophyll kam nicht zurück. Dagegen verließ mein Helfer den Platz augenblicklich. Ich bezahlte die teure Zeche , indem ich beispielsweise den Eismann in meinem Bett hatte. Mein Verhältnis zu Topfpflanzen veränderte sich von gleichgültig zu aggressiv, als sich auch die Schulter durch die neuen, ungeübten Helfer wieder öffnete. Krampfhaft suchte ich nach anderen Lösungen.

Nach Tagen fand ich im Internet bei Ali Baba ein Wundermittel: 
Antigravitations Salbe,  Phantasie Preis, hergestellt in einem geheimen Labor in China. Es war ein zwei Komponenten Medikament. Auf der Packung stand: 死亡風險
Lebensgefahr!

Ich musste genau vier Quadratzentimeter Haare am Kopf opfern. Dort wurde ein Tröpfchen von dem Gemisch aufgetragen. Auf der Brust und auf beiden Füßen braucht er es ebenfalls ein Tröpfchen der Wundermedizin. Ich wollte meine Eier nicht hängen lassen. Deshalb fragte ich die Waschfrau, ob sie einen Spritzer auf meinen Sack geben könnte. Nach einigen Minuten quetschte die Waschkatze, 44 Jahre jung / 44 kg leicht, ihr zartes Händchen unter meinen Hintern und bewegte mich, absolut schwerelos, zum Bettrand. In Sitzposition zog sie mich in den Rollstuhl. Sie brauchte nur noch meine Beine herunter zu klappen und ich saß ohne jegliche Anstrengung im Rollstuhl. Fehlende Schwerkraft verhinderte, dass ich den Rollstuhl antreiben konnte. Ich musste die Frau bitten, mich zum Esstisch zu schieben. Am Vortag ass ich ein prickelndes Thai Gericht. Es wirkte etwa wie Sauerkraut mit Berner Platte und zum Dessert Schlagrahm mit Meringue.Unter fürchterlichen Geräuschen gab ich aus meinem Hintern eine stinkende Gaswolke ab. Das Gebläse war so stark, dass ich aus dem Rollstuhl über den Tisch flog und mit den Füßen einige Bordeauxgläser,  handgemacht in Tschechien, auf den Fußboden wischte. Offenbar wirbelte mein Raketenantrieb Staub auf. Ich nieste. Das führte dazu, dass ich mit dem Rücken in ein Gemälde an der Wand knallte. Bei der  unfreiwilligen Flug-Demonstration verlor ich mein Lendentuch. Ganz langsam näherte ich mich dem Boden. Der Hodensack segelte wie ein Fallschirm zwischen den Schenkeln. Die aufmerksame Körperpflegerin rettete mich, indem sie schnell den Rollstuhl unter den Hintern schob. 

Das Bild blieb dank Schwerelosigkeit unbeschädigt.

Nun seid ihr auch darüber aufgeklärt, wie spektakulär die Chinesen die Rückseite des Mondes eroberten.


Gerne würde ich meine Beschwerden über das Jubiläumsjahr fortsetzen. Daran hindert mich das Mikrowellen produzierende Kommunikationsgerät, das dumme Smartphone. Die Hochfrequenzelektronik versteht meine niederfrequente Sprache nicht mehr. Ich diktiere bis die Zunge verkrampft, danach lösche icn neunzig Prozent. Die Aufsätze werden zu Streich-Konzerten.

Verborgene Schönheiten, peinliche Wahrheiten


Meine Muskelkneterin musste selbst ins Krankenhaus. Als sie nach drei Wochen wieder nach Hause durfte, war sie freundlich genug, mir eine Ersatzkraft zu präsentieren. Die leicht jüngere Dame war überdurchschnittlich gut, erreichte aber ihre Vorgängerin nicht. Ihr schönes Gesicht kam mir irgendwie bekannt vor. Vor 16 Jahren arbeitete sie als Hilfskraft einer Gärtnerei – in Lumpen gewickelt – in meinem Garten. Im Vergleich zu den anderen  Arbeiterinnen wirkte sie ziemlich zivilisiert. Ich suchte damals eine Haushälterin und sprach sie darauf an. Sie sagte, sie sei mit einem Gärtner verheiratet und suche keine andere Tätigkeit.

Ich fand eine Frau aus dem Dorf, welche die Hausarbeiten erledigen wollte. Einige Tage später kam eine junge Frau in einem duftigem Kleidchen und wollte die Stelle im Haushalt. Es war die Frau des Gärtners, die ihre Meinung änderte. „Die Stelle ist leider besetzt“, erwiderte ich. Vielleicht war es gut so.

Als ich sie kürzlich wieder sah, hatten einige Schönheits-Künstler in ihrem Gesicht herum gepfuscht. Das thailändische Näschen war zu einem europäischen Rüssel umgeformt. Die Augenbrauen waren operiert. Vielleicht wurde einige  Gesichts-Stellen mit Botox lahmgelegt. Ihre Massagen war waren gut. Meine Beine bewegen konnte sie nicht.
Die Vorgängerin erholte sich zusehends. Eines Tages fragte sie Dick per Smartphone, ob sie mich wieder massieren dürfte. Hocherfreut sagte ich ja und war mehr als zufrieden. Mich störte das unzimperliche Vorgehen der Schönheitsbesessenen, die ihrer Kollegin die Tätigkeit auf 2 Tage pro Woche reduzieren wollte. Einerseits begriff ich die junge Frau, welche die Existenz der Familie sichern wollte. Die Rezession in Chiang Mai forderte viele Arbeitslose. Gärtner konnten in der Regenzeit nicht einmal gießen, waren praktisch chancenlos, da viele vermögende Ausländer das Land verließen. In den Tropen kann es vorkommen, dass die Nachkommen zu früh kommen. Davon könnten eventuell arbeitslose Gärtner betroffen sein, wenn ein voller Samen-Sack den angelutschten Setz-Knebel reizt und die erregte Gießkanne eine spermatöse Erektion aushustet.

Andererseits war ihr Verhalten gegenüber der älteren Dame nicht gerade freundlich, weil die Frau ebenfalls für jeden Baht kämpfen muss. Weil ich nur noch auf einem Auge sehen kann, fiel mir die Entscheidung leicht.
Vor zwanzig Jahren begann ich, in Thailand zu malen. Erst kopierte ich Tänzerinnen im traditionellen Stil. Später sassen Frauen aus dem Dorf Modell. Nach zwei Porträts hatte ich genug von lackierten Gesichtern mit viel Wimperntusche. Darum gab ich danach natürlichen Rückenansichten ohne jegliche Schminke den Vorzug.

Oben: Gemalt von Tempel-Maler gemäss meiner Skizze.

Unten: Die Schönheit war über 2000 Wochen alt.

Ein Ende aller Tage

Kommentator Tom schrieb zu „Ein Tag im Leben des Genossen Low“:
„Für mich kreisen deine Beschreibungen um eine Hölle auf Erden.“
Das ist eigentlich richtig, aber es ist erst die Vorstufe. Das Schicksal hat noch viele Möglichkeiten in der Trickkiste. Vor 60 Jahren besuchte ich im Krankenhaus in Bern junge Menschen mit ähnlichen Lähmungen. Sie waren zusätzlich am Respirator, an die Beatmungsmaschinen angeschlossen. Mein Freund Heini ließ sich seinen rechten Arm aufhängen. Die Maschine wurde gestoppt. Er rauchte danach selbständig, mühsam unter gewaltigen Anstrengungen, eine Peter Stuyvesant Zigarette, zu ehren seiner holländischen Verwandtschaft.
Seine Nachbarin Heidi bemalte Keramik mit einem Pinsel im Mund.
Damals bemerkte ich mein Glück, nur im Rollstuhl zu sitzen, noch nicht. Heute sehe ich das ganze Bühnenbild. Weniger erfreulich ist meine Beobachtung, dass meine Behinderungen zunehmen.

Kranke sind ein Ideales Experimentierfeld für Kräuterhexen, Giftmischer, Geistheiler, Okkultisten und dergleichen. Ich bin ein ideales Versuchskaninchen. Von ekelerregend stinkenden Salben bis zu bewusstseinsverändernden Drogen überlebte ich alles. Sogar im Krankenhaus erhielt ich 3 Tropfen von dritter Seite unter die Zunge. Nach kurzer Zeit tauchte ich weg. Die Pflegerinnen hatten plötzlich Fratzen anstelle von Gesichtern. Im Bett raste ich im Zimmer herum. Kein Mediziner kontrollierte die Pupillen. Nach der tagelangen Tortur war ich praktisch blind.

Das Problem bei Hilflosigkeit ist die Abhängigkeit von den Pflegenden. Die Dümmsten oder schlecht Gelauntesten bestimmen dein Leben. Du musst ja dankbar sein, für jede Hilfe, welche dir geleistet wird.
Unvorstellbar für Europäer ist, dass hierzulande keine Prioritäten existieren. Das bedeutet im Klartext, die Fische werden eher gefüttert als der Patient. Das Gras wird schneller gemäht, als der Patient umgelagert wird. Als ich im Krankenhaus um Hilfe bat, zwecks ärztlicher Verordnung zum Wenden des Körpers nach 2 Stunden, teilten die naiven Pflegerinnen mit, ich müsse etwa zwei Stunden warten, sie wären mit Neuzugängen beschäftigt.
Absoluten Vorrang haben eigene Interessen. Alle Eingeborenen leiden an Blasenschwäche und Schließmuskeldefekten. Sie rasen mit vollem Mund zum Ort des metabolischen Übergangs.
Sofern Telefon, Smartphone oder Waschmaschine Geräusche erzeugen, steht mir eine halbstündige Warteschlaufe bevor.
Dazu kommt, dass die Pflegenden nicht zuhören. Sind sie am Smartphone, existieren sie in einer anderen, der Cyber-Welt und hören nichts mehr. Als ich vor wenigen Tagen bat, die Beine sollten etwas gestreckt werden, ich hätte Probleme beim Sitzen, gab mir die Lady Butterbrot mit Himbeermarmelade.
Im Dorf wird getratscht. Es gibt keine Diskretion. Meine Körperpflegerin sagte vor kurzem:
„Du siehst müde aus.“
Ich erwiderte:
“ Ich schlief kaum. Als ich um 1:30 Uhr rief, kam die unglückliche Hilfskraft, gestört durch mich, vom hochinteressanten Fernsehprogramm. Schockierende zwei Minuten später schaute sie sich die Sendung zu Ende.“
Die Wäscherin wusste nichts besseres zu tun, als das Ereignis rasch-möglichst zu verbreiten. Als die betreffende Person am Sonntagmorgen den Markt besuchte, vernahm sie die Geschichte. Darauf erhielt ich eine kräftige Kopfwäsche mit buddhistischer Kapuziner-Predigt. Ich vernahm Kose-Wörter wie undankbare Gift-Schlange. Dabei erzählte ich keine Lügen. Ich lernte, ich kann niemandem trauen.
Die Abfolge der Reihe im Falle von Hilfeleistungen ist bereits in der Bibel beschrieben: Deine Mutter, dein Vater, dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh und der Fremdling, der in deinen Toren lebt. Diese Regel gilt strikt im buddhistischen Thailand.
Dick hat als Mutter eine Dramakönigin. Dick ist Schwester und hat Brüder. Alle sind arbeitslos und geldgierig. Sie hat zwei Söhne und eine drogenabhängige Tochter mit ausgeprägtem Dachschaden. Sie ist dreifache Großmutter. Sie ist Urgroßtante. Ich fühle: In diesem Verein bin ich zur Zeit am falschen Platz, denn sie möchte die arbeitslosen Geschwister für meinem Pflege anstellen. Für einen Demokraten helvetischer Prägung wäre dies zu viel Familien-Diktatur.

Herr He

Vor vielen Jahren hatte ich die Ehre und das Vergnügen, einen chinesischen Studenten zu betreuen. Er war sehr bemüht, den unbekannten Stoff zu erlernen und half mir öfters bei Arbeiten und Reparaturen an den Geräten. Bei heiklen Operationen mit teuren Teilen läutete oft das Telefon. Gelegentlich fragte ich Herrn He, ob er den Anruf beantworten könne. Herr He wurde ein Anrufbeantworter.
Dazumal gab es in China nur wenige Telefonapparate. Schnurlose Telefone existierten in der Schweiz nur in Koffern zu 10 Kilogramm. Die Verständigung in China war offenbar schwierig. Er rannte zum Apparat, nahm den Hörer in seine Hand, presste ihn ans Ohr und schrie: „He“.
In Berndeutsch, der Nationalsprache der Berner, bedeutet He: „Entschuldige bitte, ich habe dich nicht verstanden, kannst du die Mitteilung bitte wiederholen?“
Oft hingen die Anrufer nach dem unerwarteten Hä entsetzt auf.
Ich musste Herrn He helfen, zu telefonieren und bat ihn das folgende Verslein zu rezitieren: „Universität Hinterfultigen, Abteilung Felsbrocken, Transistoren, integrierte Schaltkreise und Urgestein. Mein Name ist He. Kann ich ihnen helfen?“

Herr He hatte Probleme mit seinen Schlüsseln. Bei einem Discounter fand er einen Schlüsselring, der auf Pfiffe reagierte und einen Signalton aussandte. Er war begeistert und erwarb gleich drei Stück. Die einzige Schwierigkeit war, er konnte nicht pfeifen.VG March 1987
Was geschah mit ihm? Wurde er Doktor, Professor oder sogar Dekan? Nur eines ist ziemlich sicher. Er benutzt ein chinesisches Smartphone und flüstert hinein: „Hä“.

Vom tiefen Teich in den seichten Morast

Nach ein paar Tagen erfreuten wir uns an den Fortschritten, welche die Zwillinge machten. Schreien um etwas zu erreichen war nicht mehr üblich. Phoy tanzte zu Kinderliedern.
Dann kam der erste Stolperstein in Form des thailändischen Kindertages. Die Armee zeigt zu Gunsten des Nachwuchses jährlich ihre Waffen. Kinder dürfen auf Panzern klettern und an verschiedenen Geräten herum fummeln. Die Luftwaffe verlor in den letzten Jahren regelmäßig Kampf-Jets bei Flug-Demonstrationen am Kinderfest.
Mutter und Großmutter wollten an diesem Wochenende die Kinder betreuen. Wir waren naiv und stellten keine Fragen. Am Morgen besuchten die Kinder einen Anlass im Dorf. Sie erhielten chinesischen Plastik-Plunder. Die zwei absolut rücksichtslosen Weiber brachten danach die Zwillinge in einen preisgünstigen Baby-Care, um ungehindert ihren persönlichen Geschäften nachgehen zu können.
Sonntagabend brachte die Großmutter die geschockten, heulenden und schreienden Kinder kommentarlos zurück. Die Frau ließ die quengelndene Kinder mit ihren Spielsachen wie Lego, Autos und Puppe Fußball spielen. Aggressivitäten übersah sie geflissentlich und reagiert nicht.
Wir assen zu zweit. Die Reste würden ein schmackhaftes Frühstück ergeben. Die Zwillinge zeigten keinen Hunger. Die Großmutter war zu faul um zu erklären, dass sie bereits gegessen hätten. Im Badezimmer bereitete sie die Kinder für die kommende Nacht vor. Sie gab weisses Pulver in die Trinkflaschen und schüttete heißes Wasser dazu. Bevor sie die Flaschen an die schreienden Kleinen weitergeben konnte, prüfte ich die Temperatur in meine Armbeuge. Die Pulver-Milch war viel zu heiß. Sie war bereits als Mutter ein totaler Versager und lernte seitdem nichts dazu.
Großmutter machte es sich im Schlafzimmer bequem. Am Morgen brachte sie nach dem Frühstück die Kinder in den Hort. Gegen 17 Uhr holte Dick die Kleinen ab. Nach einer Zwischenverpflegung machten die Beiden die Straße mit ihren zwei Drei-Rädern unsicher. Während Phoy gemütlich herum radelte, riss ihr Bruder bei jedem Start nach Spezialisten-Manier das Vorderrad hoch. So schnell lernen Zweijährige Dummfug.
Ohne Heulen und Geschrei genossen wir das Abendessen. Die Zwillinge fanden die Cervelat-Wurst köstlich. Ich erinnerte mich an meine Kindheit und dachte an meinen Vater, zu dem ich sagte:
„Papi, wenn du eine weitere Wurst isst, verzehre ich gerne die Haut,“ denn Fleisch war in den Nachkriegs-Jahren rar und relativ teuer.
Als ich einmal im Schlafzimmer leicht hungrig ein für mich unbekanntes, gebrauchtes Kondom entdeckte, fragte ich mich: „Hat er die Wurst allein gefressen?“
Zurück zum Heiland, ich meinte nach Thailand.- Die Spracheingabe versteht mich öfters nicht!
Nach dem Abendessen zeigte uns Phet, was er übers Wochenende gesehen hatte. Er entriss seiner Schwester die Puppe, legte sie auf den Boden und wälzte sich eindeutig zweideutig darauf. Die Kinder durften sich ins Schlafgemach zurückziehen.
Wieder litt das Mädchen unter Angstträumen. Dick war beschäftigt.
Am Mittwoch besuchte mich meine Tochter aus der Schweiz für einige Tage. Die Zwillinge hatten sofort vertrauen.
Es störte sie, dass der Bengel sein Spielzeug herum kickte. Leider hatten wir keine leere, rostige Konservendose, wie in Entwicklungs-Ländern üblich. Es fehlten ebenfalls Stühle zum Essen. Sie waren bestellt, aber nicht lieferbar. Die Kinder saßen auf Hockern am Boden an kleinen Tischen. Wenn ihre Reisschalen leer waren, rannten sie zu Dick und holten neue Nahrung. Ein zweiter Besuch kam aus der Schweiz, ein lieber Freund und Wohltäter. Er brachte mir gegen die schlechte Luft in Chiang Mai kubanische Zigarren erster Güte und freundete sich sogleich mit den Kindern an.
( Meine schlechteste Luft-qualitäts Messung lag für PM 10 bei 600. Übliche Werte am Nachmittag lagen bei 350. Für PM 2,5 entspricht das etwa 250. Ein formschönes Gerät von Samsung reinigt die Luft im geschlossenen Haus in einigen Stunden auf einen Wert unter 20. )
Als eines Abends die Großmutter wieder erschien, heulten die Kinder gleich los und fielen in ihre hergebrachte Konversation zurück. Ihre Mutter verlor mittlerweile ihre Anstellung. Sie hing tagelang ohne jegliche Aktivitäten im Hause ihrer Schwiegermutter herum.
Wenn ich diese Weiber sehe, denke ich an Schillers Fritz. Er schrieb in seiner Jungfrau von Orleans: „Mit (der) Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens.“
Selbst die Ärzte in Phoys Spital empfanden die Eltern als hoffnungslosen Fall.

Wieder kam ein Wochenende, das die Kinder mit den Eltern verbringen mussten. Am späteren Abend besuchte Dick ihre Unterkunft. Es war verdächtig still im Haus. Die Kinder lagen im Bett. Jedes hatte ein Smartphone in der Hand. Die Eltern haben kein Geld für Miete, Möbel, Elektrizität, Windeln, Kinderhort und anständiges Essen. Aber für Alkohol, Zigaretten, Drogen und technisches Spielzeug sind immer ein paar Baht verfügbar. Am Sonntag Nachmittag, es war 27 Grad Celsius, machten die Zwillinge ihren Mittagsschlaf im Beauty Salon. Sie schwitzen, weil sie zu warm bekleidet waren. Die Mutter stellte einen Ventilator in die Nähe. Das Gerät blies unter Volllast.
Großmutter schlief mit den Kindern in unserem Haus. Nachts, gegen 11 Uhr meldete sie sich aufgeregt:
„Phet hat Fieber!“
„Wie viel?“ wollte ich wissen.
„27°,“ sagte sie.“
„Dann ist er tot,“ erwiderte ich und sagte Dick:
„Nimm das Fieber-Thermometer.“
Der Wärmeschub lag etwas über 38 Grad. Nach knapp einer Stunde mit Essigwickeln, war der Bub wieder gesund.
Am Montag in der Frühe stellte Dick Eltern und Großmutter ein Ultimatum. Sofern sie an Wochenenden weiterhin keine Sorgfalt und Vernunft anwenden würden, sei am 28. Februar Schluss mit unserer Betreuung.
Am Abend litt Phoy unter Verstopfung. Die überaus weise Großmutter sagte:
„Das ist wegen eurer Ovomaltine.“
Beim nächsten Verstopfungs-Unfall stellte sich heraus, dass die Mutter gekaufte, gegrillte Fleisch-Kugeln verfütterte.
Während der Woche geben wir uns Mühe, die Kinder zu erziehen. Am Wochenende gibt es jeweils für uns Prügel.
An einem Samstagabend inspizierte Deck die Wohnung erneut. Mutter lag betrunken, schlafend in einer Ecke des Hauses, nach dem Genuss einiger Flaschen Spy Win Cooler. Das ist eine überteuerte, sprudelnde Brause von Fruchtsäften, versetzt mit Alkohol. Davon werden pro Jahr über 180 Millionen Flaschen verkauft. Der Verkaufs-Hit ist das Aroma Wassermelone. Es wird in Champagner-Flaschen nachempfundenen Behältnissen an die Frau gebracht.
Phet setzte sich kühn ein Fläschchen an die Lippe. Ich hätte es kaum geglaubt, hätte ich nicht eine unscharfe Fotografie des Geschehens gesehen. Das ist das harte Gesetz des Dschungels: keine Gläser, sondern Flaschenzug. Weil die Großmutter unfähig war, an ihrem Smartphone den Blitz einzuschalten, war das Bild verwackelt.
Am nächsten Tag zogen die Zwillinge samt Mobiliar aus dem Haus, wo bisher Milch und Honig floss. Als KiNiao, Geizkragen, stehen keine Spy Flaschen in meinem Kühlschrank.
Bei der Entlassung aus dem Krankenhaus, wog Phoy bloß 9 Kilogramm. Gegen Ende Januar zeigte unsere Waage 12 Kilogramm. Brüderchen wog 13 Kilogramm.
Zehn Tage nach dem Auszug rief eine Pflegerin des Hortes Dick an und fragte, was geschehen sei. Beide Kinder hätten 1.5 Kilogramm an Gewicht verloren.

Ein ungeheurer Verdacht

Die jungen Eltern der Zwillinge und ihre Großmutter sind dauernd beschäftigt. Mit nichts tun, sich am Smartphone vergnügen, faulenzen, fernsehen oder sie rennen hirnlos virtuellen Baht-Scheinen nach. Wenn immer sie keine Zeit hatten für ihre Kinder, deponierten sie ihre Ware im oder am Beauty-Salon. Als Kindernahrung dienten ihnen Milchpulver mit heissem Wasser, Klebreis mit Fleisch von Garküchen. Gemüse kannten die Kinder nicht.
Bei Sonnenaufgang spazierten diese Personen zum Haus und setzten die Kinder ohne Voranmeldung aus. Oft ging der Vater voraus, Smartphone im Gesicht. Die Kinder strampelten ihm nach. Diese selbstverliebten Leute kümmerten sich weiter um gar nichts als ihre ureigendsten Interessen, in ihrer grenzenlosen Gier nach Geld, Sex und drahtloser Kommunikation. Die ganze Menschheit ersäuft in einem strahlenden Ozean von unkontrolliert zunehmenden Mikrowellen-Geräten. Keiner bemerkt den Dummfug! Die durch Hochfrequenz-Einflüsse geschädigten Eltern nahmen an: Irgendjemand, Urgroßmutter, unsere Angestellten, würden schon im Hause sein, um die Kinder zu betreuen.

In der Morgenfrühe des 30. Dezember schmiss der Fettfleck, die Mutter, grusslos Ihre Kinder ins Haus. Mowgli war hier auf Urlaub von der Armee. Einer der Transport-Arbeiter war ebenfalls im Haus. Nach 14 Uhr verließen die jungen Herren den Ort, um selbst zu essen, nachdem sie die Kinder verpflegt und mich ins Bett transportiert hatten.
Eine ältere Frau war für mein körperliches Wohlbefinden zuständig, turnte und massierte. Ich hörte währenddessen die Urgroßmutter und die Zwillinge im Garten. Nachher vernahm ich nur noch die Urgroßmutter und erbärmliche Schreie des Mädchens. Danach wurde es ganz still. Der Hund bellte aufgeregt. Er führte das Knäblein zum Teich. Es sah seine Schwester im Wasser und holte Urgroßmutter. Die Alte, von momentaner Blindheit geschlagen, sah nichts – oder wollte nichts sehen. Sie verließ noch am selben Nachmittag, sehr wahrscheinlich von Ängsten geplagt, abschiedslos freiwillig das Haus.

Glücklicherweise kamen die jungen Herren von ihrer Mahleit zurück. Mowgli, unser Pflegesohn, hob das Mädchen an Land und versuchte möglichst viel Wasser aus dem Körper zu schütteln. Der Angestellte zog die nassen Kleider aus und versuchte Herzmassage. Nur die Pampers, vollgesogen mit Wasser von Teich, vergaßen die Männer. Die Telefone liefen heiß. Dick war in Hang Dong beschäftigt mit dem Besorgen von Medikamenten und Medizinal-Technik. Sie rief den Vorsteher des Dorfes und das Spital zwecks Rettungswagen an. Ein Fahrzeug brachte das Mädchen zum Dorfeingang. Dort, an der Hauptstrasse 108, wartete die Ambulanz des Krankenhauses.
Die Ärzte in HangDong überwiesen die Patientin in das Nakornping Hospital in Mae Rim. Der Arzt konnte uns nur wenig Hoffnung machen. Er erklärte, dass nur etwa ein Prozent der Kinder wieder erwachen. Nach 3 Tagen Intensivstation wurde das Mädchen, als es wieder selbst atmen konnte, in ein übliches Kinderzimmer verlegt.
Die Zwillinge hatten zum Spielen nur minderwertigen Plastik-Schrott. Die Zweijährige hatte keine Puppe. Ich bat Dick, sie solle unbedingt eine Puppe kaufen.
Am nächsten Tag, welch ein Wunder, stand das Mädchen im Bett auf und tanzte mit ihrer Puppe. Von 6 Kindern im Zimmer überlebte es als einziges.

Video von Dick(Smartphone): 4. Januar 2020, Puppentanz mit Puppe im Arm

 

Einssatzbereite Männer in ihren rollenden und fliegenden Kisten

Ein überaus freundlicher Mann aus dem Dorf, ein Augenoptiker, besuchte mich im Krankenhaus in Chiang Mai. Die monatlichen Abrechnungen konnte ich nur noch mit Brille und riesiger Lupe lesen und unterschreiben. Für die Pflegerinnen mit integrierten Smartphones war die Lupe eine moderne technische Errungenschaft, weil sie keine Batterien benötigte. Nun wurde selbst das Vergrößerungsglas zu schwach.

Ich brauchte mindestens eine neue Brille. Das erste Mal kam der  Spezialist mit einer minimalen Ausrüstung. Bereits am nächsten Tag erschien er wieder mit mehr geschliffenem Glas.  Er konnte mir nicht helfen. Er empfahl, einen Augen-Arzt zu konsultieren.  Ich sah so schlecht, dass ich mir kein Bild von seinem Gesicht machen konnte.  Eine Woche danach wurde ich erfolgreich operiert.

Mittags am 12. Januar  lief ein Angestellter davon. Ausgerechnet der Mann, welcher für meine Transfers vom Bett in den Rollstuhl zuständig war. Er fand keinen Gefallen an einem lautstarken Monolog von Dick.
Ich saß hilflos im Rollstuhl und fragte mich, wie ich um 2 Uhr zurück ins Bett gelangen könnte.
Kurz darauf sagte Dick, der Eye-man, für mich der Optiker, sei bei einem Nachbarn und würde gerne helfen, mich ins Bett zu heben.
Nach der Begrüßung danke ich dem Gesichtslosen für seine Besuche im Spital. Mit Freude erzählte ich ihm, dass ich auf dem linken Auge wieder gut sehen würde. Zum Glück verstand er von meinem Gefasel gar nichts.  Enttäuschender Weise war er – wie eine Jungfrau in Thailand nur selten eine Jungfrau ist, nämlich nicht der Eye-man, der Augenmann. Er war der Ice-Man, der Eismann des Dorfes.
Der hilfsbereite Mann war kräftig. Aber seine Körperlänge ließ zu wünschen übrig. Für den nächsten Einsatz brachte er eine leere Kiste mit. Damit wollte er seine fehlende Körpergröße kompensieren.
Ein Helfer hob meine Füße. Der Eismann griff mit den Händen unter meine Arme. Ein kühner Schwung. Es krachte. Die Kiste kippte. Eismännlein lag mit mir im Bett. Seitdem bevorzugt er wieder Eiswürfel.
„Schuster bleib bei deinen Leisten,“ rief bereits der große griechische Maler Apelles, geboren 370 v Chr..

Druckfehler und andere Teufel

Für den Artikel vom 8. Januar bitte ich um Verzeihung. Ich war am Diktieren und Korrigieren, als mein kleiner Finger auf Publizieren tippte. Das Smartphone zeigte, der Artikel war wirklich für die Welt sichtbar. Erschrocken ließ ich den fehlerhaften, unvollständigen Aufsatz im Papierkorb verschwinden. Da ich nicht Sprecher, sondern nur Erzähler bin, war es mir zuwieder das Ganze nochmals zu erzählen, denn meine Stimme ist nicht unbedingt Computer geeignet. Deshalb holte ich die Arbeit nach einigen Tagen wieder ans Licht der Öffentlichkeit. Es wurde ein Kampf zwischen fehlendem Intellekt und vorhandenen unkontrollierbar gelähmten Fingern. Ich versuche gar nicht die Behinderungen zu besiegen, sondern nur meine Schwächen zu überwinden. Bereits in einem Schul-Bericht in der dritten Klasse war zu lesen: „Spricht langsam und schwerfällig“.
Meine Eltern mussten einsehen, dass sie kein Wunder-Kind gezeugt hatten. Das langsame Sprechen hat aber den Vorteil, dass man in der gleichen Zeit weniger Unsinn von sich geben kann, als ein flinker Schnellsprecher.
Am 17. Januar fanden die Siegesfeierlichkeiten mit einem sortenreinen schottischen Malz-Destillat, unter Ausschluß von Behörden, Öffentlichkeit und Würdenträgern, statt. Johnny Walker war auch nicht dabei!
Sollten Sie beim Lesen meiner Beiträge auf Ungereimtheiten stoßen, bitte informieren sie mich. Danke.

„Gong xi fat cai“
wünsche ich  mit unseren Zwillingen allen zum Chinesischen Frühlingsfest!

Geschenke und Überraschungen

Mit mir, als Spezialist und Sammler schwerer Unfälle und Gebrechen, zog Dick kaum das große Los. Dafür ist sie im Glücksspiel unschlagbar. Es sind nicht Millionen, die sie in Lotterien gewinnt.
Während ich im Sommer im Krankenbett lag, zockte sie bei Firmen ab. Innerhalb eines Monats gewann sie eine Menge. Sie schleppte einen Computer, alle Einheiten waren im Bildschirm untergebracht, heran. Dann kam sie mit bluetooth Lautsprechern an. Zwei von drei waren ungenügend, gaben aber aber immerhin Töne, vor allem Bässe, von sich. Dann erspielte sie sich ein Milchstrassen Tablett eines koreanischen Herstellers.
Sie zeigte dem kleinen Goon, wie Frau gewinnt. Goon kam prompt mit einem chinesischen Smartphone stolz ins Spital zurück.
Bei einem mathematischen Problem durfte ich mitspielen. Es galt ein Dutzend höchstens zweistellige Zahlen zu addieren oder zu subtrahieren. Zur Erhöhung des Schwierigkeitsgrades wurde die Aufgabe in einer Schlangenlinie dargestellt. Für thailändische Rechenkünstler wurde das Problem durch eine Auswahl von drei Lösungen vereinfacht.
Nach einigen Tagen erhielt Dick einen Anruf, sie hätte einen goldenen Halsschmuck, etwa zehn Gramm, gewonnen. Während Wochen besuchte sie die Firma, zwecks Abholung ihres großen Preises vergeblich.
Dann stellte sich heraus, dass die Sekretärin das Gold an sich genommen und die Firma ohne weitere Kündigung verlassen hatte.
Dick war nicht kleinlich. Sie erklärte, sie würde anstatt Baht in Gold – auch Baht in Scheinen annehmen.
Frohe Weihnacht!

Persönliche Einsichten 2019

Unbekannte neue Erlebnisse drängten sich nach dem 10. Januar in mein Leben. Irgendwie überlebte ich die Operationen. Als ich richtig ruhig und drogenfrei im Spital-Bett lag, bemerkte ich, dass an beiden Händen die Finger merkwürdig gestreckt waren. Es sauste, brauste und summte in den Armen. Wieso denn, dachte ich, die haben doch den Hintern operiert.
Nach einigen Tagen versuchte ich, die Finger zu bewegen, denn ich erinnerte mich, solche Hände bei Polio-Patienten in den 50er Jahren gesehen zu haben. Dazu plagten mich Schmerzen in Fingern, Haenden, Ober- und Unter-Armen. Manchmal fühlt es sich an, wie wenn ich Backsteine im Unterarm tragen würde. Zitter-Krämpfe machen mir am Smartphone oder am Tablett das Leben schwer. Schreiben ist unmöglich. Wenn ich mit dem Zeigefinger einen Buchstaben erwische, löscht der kleine Finger das Getippte.
In der Ohren läutet Herr Tinnitus.
Sehschwäche: Von Zeitungen konnte ich nur die Schlagzeilen entziffern. Im Fernseher sah ich farbiges, unidentifizierbares Gewimmel. Der Ton war, wie bei Karaoke-Darbietungen in der Gegend, hauptsächlich auf Bässe ausgerichtet.
Den Laptop bedienen konnte ich nicht. Ich war durch die Behinderungen gänzlich unbeschäftigt, bis auf meine Übungen mit Fingern und Armen. Während Monaten nahm meine Sehstärke zusehends ab. Ein Optiker konnte mir nicht helfen.
Nach einer Star Operation konnte ich ab August endlich wieder sehen. Mit Dicks Hilfe programmierten wir mein Smartphone, damit ich interessante Staumeldungen vom Gotthard mitverfolgen konnte.

Ich habe nicht mehr viel, aber wesentliches zu verlieren.
Noch funktioniert mein Hirn. Ich bitte die Herren Alzheimer und Parkinson von einem baldigen Besuch abzusehen.
Hören kann ich relativ gut, das Ohrenpfeifen ist erträglich. Riechen kann ich alles, vor allem das Unangenehme. Katzen Exkremente lassen sich nicht mit Thai-Curry vergleichen !
Der Geschmackssinn ist vorhanden. Noch unterscheide ich Essig oder gepanschten Wein von reinem vergorenen Traubensaft. Häufig werden im warmen, total verschmutzten, Land leider gefälschte Artikel verkauft. Das betrifft besonders Jungfrauen.

Mit verschmutzt, meine ich Wasser und Luft. Im Norden gibt es keine Kläranlagen. Die Luftbelastung beträgt gegenwärtig um Chiang Mai im Tag bis 150 Mikrogramm Feinstaub. Wie wird es erst in der Feuer-Saison ab Januar aussehen? 500 Mikrogramm sind angesagt.
Deshalb verbot die Regierung aus Friedens-Aposteln (NCPO)und Generälen das Rauchen von Glimmstengeln sogar in den eigenen vier Wänden. Wenn dich deine Frau, Kinder oder Lebenspartnerin anzeigt, wird es echt teuer.
Kehricht, tote Katzen, sowie weitere Leichen darf im Freien jedermann jederzeit unbestraft verbrennen.