Sieger sind fast immer über alle Zweifel erhaben

Ein Videoclip gab zu reden:
Eine Reihe junger Marineoffiziere in strahlend weißen Uniformen und mit glänzend schwarzen Schuhen, wurde von ihrem Vorgesetzten überprüft. Auf dem Boden vor jedem Seemann lagen ein Smartphone und ein Block aus Beton.
Der Vorgesetzte, sein Gesicht war nicht zu sehen, fragte jeden Offizier, welcher Hersteller ihre geschätzten Handys fabrizierte.
„Soeben gekauft, hä? Sau teuer, gäu he?“ meinte er – seine Macht und die damit verbundene kleine Gehirnwäsche geniessend. Dann liessen sich die angehenden Marineoffiziere auf den Boden fallen und zerschlugen mit den Betonblöcken ihre Handys in kleine Stücke.

Ohne jegliche Begeisterung, ja kraftlos, den Anforderungen keinesfalls gewachsen, tätschelten die jungen Männer ihre Kommunikationsgeräte und befürchteten offenbar, bei der Aktion die zerbrechlichen Zementklötze zu beschädigen.
(Schafft so die Navy Platz für die zukünftige U-Boot Flotte?)

Das berichtete am 16. September Sanitsuda Ekachai in der Bangkok Post (1) und schrieb weiter: …
Dies demonstriert, wie das System Militär funktioniert. Wenn wir unglücklich darüber sind, zeigt dies nur, wir akzeptierten die Tatsache noch nicht, dass das Land nun zu einem Militärlager reduziert wurde.

Ein alter Witz aus der wissenschaftlichen Vergangenheit kam mir in den Sinn. Dessen Inhalt behandelt das Tär als Einheit der Intelligenz, des IQ. Um nicht immer wieder Albert E’s e=mc2 zu erwähnen, nenne ich Werner Heisenberg. Er war ein deutscher Wissenschaftler und Nobelpreisträger und zählte zu den bedeutendsten Physikern des 20. Jahrhunderts. Heisenberg hatte einen IQ von einigen Tera-Tär. (2) Der Schweizer Paul Scherrer wies bescheidener wahrscheinlich über einige Giga-Tär auf. (3) Meine unvergessliche Chefin aus Österreich, wirkte an der Universität Bern hatte mit einigen Mega-Tär Weltruf.
Diesen Monat sollen in Thailand fünfhundert Generäle den Dienst quittieren. Das ergibt genau 0.5 Tär.

Unsere Nachbarn fühlten sich als zweite Sieger irritiert und akzeptierten absolut keine Niederlagen. Als deren Tochter für ein Darlehen von 150‘000 Baht bei mir abblitzte, liess die Rache nicht lange auf sich warten. Es erfolgte eine telefonische Verleumdung wegen Drogenkonsums bei der Polizei in Chiang Mai.
Als die Furie danach von Dicks Tochter keine Kreditkarte erhielt, sprach die Polizei von HangDong trotz Spitalaufenthalts zwecks Drogentests vor. (4) Vergeblich – Befund negativ.
Gestern wartete ich länger als eine Stunde auf eine Flasche Wein. Dieser Einkauf beansprucht inklusive Reise am Mittwoch üblicherweise zwanzig Minuten. Mittwoch ist Markttag am Kad Farang und da herrscht ein riesiges Gedränge, weil Märkte in Thailand Seltenheitswert haben und Nahrungsmittel in Lan Na Land offensichtlich rationiert sind und deshalb leider beinahe täglich teurer werden.

Die kreditschnorrende Nachbarin stoppte die heimkehrende Dick auf dem Moped. Sie erzählte von einer Luxusreise zu dritt nach Bangkok und Pattaya. Die ausgesuchten Hotels hätten mehr Sterne als die gesamte Milchstrasse gehabt. Wir waren ahnungslos vom seltenen Ereignis, weil wir einige Tage in Laos weilten und keine Zeitungen lasen. (Von Laos erwähnte Dick nichts). Aber jetzt, nach all dem quälenden Luxus in Bangkok und Pattaya, hätte die Familie neuerdings im Dorf ein weiteres Haus gekauft!!! Wahrscheinlich vergass oder verlor ein Kunde im Tante Emma Laden einen Goldbarren.

(1) http://www.bangkokpost.com/opinion/opinion/694684/smashing-up-beliefs-no-way-to-instil-order
(2) https://www.google.ch/?gws_rd=ssl#q=heisenberg
(3) https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Scherrer
(4) https://de.wikipedia.org/wiki/Erinnyen
(video) https://www.youtube.com/watch?v=OH_-WRX-hHc

 

Heisse Eiszeit in PhonPhat

Keiner hätte erwartet, meine Ablehnung einer bescheidenen Spende von 150‘000 Baht für eine junge, reiselustige Frau, würde unser fast langweilig beschauliches Leben wesentlich beeinflussen.
Dick und ihre erwachsenen Kinder liefern Gesprächsstoff im Dorf. Sie arbeiten alle. Sie fahren nicht nur Mopeds. Jeder Haushalt hat zusätzlich einen anständigen Mittelklasse-Wagen. Woher stammt all das viele Geld? Nur die Mutter benutzt neuerdings wegen eines typisch ausländischen Geizhalses eine billige Karre mit einem zwölfhundert Kubikzentimeter Motörchen. Bei Bedarf funktionieren sogar die Scheibenwischer.

Einer der Bengel passt all den Tratsch-Tanten und geistlosen Dorf-Weibern nicht ins Lan Na Konzept. Der Kerl ist bleich und geht seit Monaten keiner regelmässigen Arbeit nach…. Der Holzschnitzer. Noch schlimmer, an eindeutigen sexuellen Angeboten zeigt er absolute Interesselosigkeit. Als Künstler schluckt er für Phantasien und neue Ideen offenbar Drogen. Sein Hirn ist benebelt. Die Banane unerregbar, ausgenommen fürs Pinkeln. Er ist total abhängig.
Sein schönes, armes Weib sorgt für ein regelmässiges Einkommen, während man ihn im Dorf kaum noch sieht. Er trinkt nicht einmal Bier oder Schnaps in geselligen Runden. Seit langem kaufte er kein Chang im Tante Emma Laden. Das ganze schöne Geld weg, nur für Drogen….
Verschiedentlich sprach man Dick besorgt an und forderte die unaufmerksame Frau und Mutter auf, die Untaten des Sohnes und seinen Drogenkonsum zu beenden. Neulich tuschelten die Tanten, Fahnder in Zivil würden Sohn und Tochter, sie fliegt zu oft, wegen Drogen-Handels und Konsum beobachten. Die Gesetzes-Hüter hätten sich wichtige, wesentliche Informationen der Dorf-Bewohner beschafft.

Der Mann hatte Pech. Er kam vor Jahren zur Behandlung eines Leistenbruchs nach Chiang Mai. Die Chirurgen untersuchten vorbildlich. Sie vollzogen den Eingriff und fixierten wie meist üblich, zusätzlich ein Netz. Die Ärzte rieten dem Patienten, trotz der erfolgreichen Operation zur Vorsicht. Wann immer er als junger, kräftiger Mann aufgefordert wurde, schwere Lasten anzuheben, gab er sein Leiden preis und hielt sich zurück.
Vor einigen Monaten packte er einmal zu. Es genügte. Entweder holte er sich einen neuen Bruch, oder der reparierte Teil wurde beschädigt. Diesmal blieb er länger im Krankenhaus. Die Heilung benötigte mehr Zeit. Er fand eine Tätigkeit, die er im Haus ausführen kann.
Als vor kurzem die ersten ergiebigen Regenschauer fielen, drohte der überfliessende Kanal, die Garten-Mauer ohne Fundament zu beschädigen. Er überlegte nicht lange, stieg ins strömende Dreckwasser und rettete das Bauwerk.
Einige Tage später hatte er Fieber und zusätzlich Blut im Urin. Er holte sich im Wasser Würmer oder Bakterien, die seine Nieren angriffen. Im Provinzspital verordnete ein freundlicher Arzt ohne bakteriologische Abklärung Antibiotika. Es half nicht. Gegenwärtig ist er in Behandlung in einem Privatspital mit den erforderlichen Laboratorien.

Es war bereits dunkel, als Dick für unseren Aperitif im Garten des Hauses am Kanal – mit Reisfeld – frische Kokosnüsse holen wollte. Am ehemaligen Kinderspielplatz, jetzt Kehrichtdeponie, sah sie mehrere Dienstfahrzeuge der Polizei aus Chiang Mai, nicht aus Hang Dong. Sie gelangte zum Haus, wo gegenwärtig der Sohn wohnt und wunderte sich, denn das Gebäude war von einem guten Dutzend grimmiger Beamter umstellt.
Dick fragte die Beamten, was sie wollten.
„Hausdurchsuchung.“
„Haben sie einen Durchsuchungsbefehl? Ohne Vollmacht gibt es keine Durchsuchung!“
Dick war einst Hilfskraft einer Anwältin und Freundin. Diese resolute Dame geniesst gegenwärtig unfreiwillig Unterkunft und Verpflegung der erlauchten Regierung.
Die Beamten gaben nach, verlangten jedoch vom Bewohner eine Urinprobe. Strahlend pinkelte der gerettete Sohn ins Fläschchen. Dick selbst brachte den Urin mit uniformierter Begleitung im Polizeiwagen mit Leuchtbalken ins Spital.
Der Patient und dessen Urin waren im Krankenhaus bekannt. Der Befund auf Drogen war negativ. Der Arzt erklärte, der Patient sei leider immer noch krank, die Leukozyten seien noch vorhanden.
Der Offizier stammelte zerknirscht: „Kathod khrap.“2003AussichtReisfeld
Zurück am Haus sammelten die wartenden Polizeibeamten im Garten fleissig Mango. Einer meinte anerkennend:
„Sie haben viele schöne Früchte.“
Dick kassierte innerlich wütend, doch lächelnd, pickelhart den Siegerpreis, ihre Früchte von den erfolglosen Polizisten ein.

https://de.wikipedia.org/wiki/Leistenbruch
https://wahnsinnausdemwok.wordpress.com/2015/08/24/warum-sind-thailands-gesellschaft-und-menschenrechte-inkompatibel

Die alten Säcke sind nicht auszurotten

In Indien starben vor einigen Jahren massenhaft heilige Kühe. Untersuchungen zeigten, die Tiere frassen nicht nur unbezahlte Blumen und klauten unbehelligt Gemüse von den Marktständen. Sie bedienten sich ebenfalls mit gefüllten Plastiksäcken. Diese führten zu Verstopfungen in den Mägen. Die Tiere verhungerten darauf elendiglich.

In den Kantonen des Appenzeller-Landes gab es ein Männersterben. Ein fröhliches Lied, sogar Japaner singen mit, schilderte den traurigen Vorgang:
„Mein Vater ist ein Appenzeller
Er frisst den Käse samt dem Teller!“ (1)
Die Regierungen beider Appenzell verboten darauf die Teller. Der Sollbestand der Schweizer Armee war gerettet.

Die Regierung Indiens lernte aus dem Vorfall. In Indien verbot man nicht die Teller, sondern die Plastiksäcke. Der Fortbestand der heiligen Kühe war gesichert. Fladenlose Strassen gab es fortan nicht mehr. Gleichzeitig war der gute alte Papiersack saniert!Spielplatz
Trotz Kehrichtabfuhr: Ehemaliger Kinderspielplatz im Dorf am Reisfeld

Im verschmutzten Thailand – inbegriffen Strassen, Plätze und Küsten – benutzen Bewohner, es sind meist ungebildete Ausländer, durchschnittlich acht Plastiksäcke pro Tag. Was bereits in einem Beutel steckt, kriegt spätestens an der Kasse einen zusätzlichen Schutzbehälter.
Am Schlimmsten sind für mich die Käseverpackungen. Käse ist teuer. Folglich wird zum Verpacken besonders dicke Folie benutzt. Sie wird anschliessend verschweisst. Zusätzlich halten auf hundert Gramm Käse drei Meter Klebeband die Verpackung luftdicht zusammen. Während ich die viereinhalb Meter Kleber von hundertfünfzig Gramm Gruyère mit 720 Kalorien zu entfernen versuche, tropft mir durch die Delikatesse ausgelöst, der Speichel aus dem Mund, mein Beinkleid verschmutzend. Ich kenne die Leiden heiliger Kühe. Käse ist auch Kuh.

Das Umweltschutzamt, Pollution Control Departement, berechnete: Täglich fallen 7’000 Tonnen oder 7 Millionen Kilogramm Kunststoffabfälle an. Davon seien achtzig Prozent, gleich 5‘300 Tonnen Qualitätsschrott, der zum Verrotten bloss 450 Jahre benötigt. Die systemüblichen, wahrscheinlich korruptionsbedingten Rechenfehler stammen nicht von mir.

Die Militärregierung beschloss für 15 Einzelhändler eine Kampagne zur Abfallverminderung. Am 15. eines jeden Monats sollten keine Kunststoffbeutel abgegeben werden. Dagegen dürfen die guten alten Tante Emma Läden wie bisher weiter Säcklein verteilen.

(1) https://www.youtube.com/watch?v=ZjR012TK0yk
(CH) https://www.youtube.com/watch?v=6V9KSoOnIo8

Geschäftsmodelle trotz fantastischer Bierideen ausgebremst

Mit Hirn, Papier und Bleistift entwickelte ich neuartige Bauklötze, mit welchen Kleinkinder kreativ spielen könnten. Häuser, Tiere, und Fahrzeuge hätten sich leicht und einfach zusammenstecken lassen.
Der Raum Ban Tawai war lange Zeit für seine holzverarbeitenden Betriebe bekannt. In Hangdong und Umgebung gab es eine Anzahl stattlicher Anbieter. Sie verkauften Holz-Halbfabrikate wie Bretter, Stangen, Rundholz und Profile aller Abmessungen und Arten. Wir versuchten neulich mehrmals vergeblich, die gewünschten, kleinformatigen Stangen zu beschaffen. Die meisten Geschäfte wurden durch das staatliche Reformgremium eliminiert. Holz wurde National-Heiligtum und ist fast nur noch über die Schattenwirtschaft (Schwarzhandel) erhältlich. Eine Frau verkaufte früher Teak. Wir hofften, dort kleinere Rundhölzer zu erwerben. Sie sagte traurig:
„Holzdübel werden nicht mehr gebraucht. Die Industrie nagelt und leimt.“ Dübel, nicht Nieten

Einer der dominierenden Betriebe für künstlerische Holzbearbeitung im Raum Chiang Mai erhielt von den Herren Generälen eine schriftliche Aufforderung, den Laden zu schliessen. (1) Dutzende Arbeiter verlieren dann ihre Beschäftigung und ihr Einkommen. Die seit Generationen überlieferte traditionelle Schnitzkunst dürfte in Vergessenheit geraten. Der Eigentümer des Ladens lieferte jährlich Millionen Steuergelder an die Staatskasse ab. Wieviel Schmiergelder zusätzlich für Exporte erpresst wurden, weiss ich nicht.

Eines der hochbesteuerten Produkte des Detailhandels sind alkoholische Getränke. Anstatt diese Geschäfte so anzukurbeln, dass die klingenden Kassen überhitzen und der Staat unter Platzmangel für Banknoten leidet, drosselt man den Absatz mit noch restriktiveren Verkaufszeiten. Angeblich verbessert man dadurch die Volksgesundheit. Mit den geregelten Verkaufszeiten werden aber lediglich Tante Emma Läden gefördert. Diese kümmern sich nicht, wie Grossmärkte um Verkaufszeiten, sondern verschleudern ihre Vorräte jederzeit auf Pump (Anschreiben).
Als ich vor einiger Zeit Alkohol (Ethanol) für Reinigungszwecke kaufen wollte, erklärte mir die aufgeklärte Geschäftsfrau:
„Ah, das ist die Flüssigkeit, aus der Bier gemacht wird. Die verkaufe ich auf Geheiss der Regierung nicht.“ Das angebotene Chang (Bier) wollte ich nicht.

Rein wirtschaftlich erlebte Thailand früher bessere Zeiten. Der Baht ist so schwach, wie seit vierzehn Jahren nicht mehr.
Die Exporte fielen im Juni auf den niedrigsten Wert seit dreieinhalb Jahren.
Der Absatz der Vehikel der Automobilindestrie stagniert. Eigentlich plante Toyota, 2015 im Land 330‘000 Fahrzeuge zu vermarkten. Die Verkaufszahlen mussten bereits jetzt auf 280‘000 korrigiert werden.

Wegen Wassermangels müssen Bauern ihren Anbau einschränken. In Thailand gibt es 280 Golfplätze. Davon gehören siebzig Prozent zur Weltklasse. Löcher zu zertifizieren ist offenbar einfacher als Abläufe bei Airlines. Haben sie irgendwo im Land einen ungepflegten, dürren Golfplatz entdeckt? In nicht allzu ferner Zukunft werden sich die Menschen Hinterindiens von Golfbällen ernähren.
Die Armee unterhält eigene Golfplätze. Die Armee hat eigene Radiostationen, Fernsehkanäle und eine Bank mit vielen Filialen. Warum braut die Armee nicht eigenes Bier (TAB) und destilliert zwecks Einsparung wertvoller Devisen eigenen Whiskey (TAW) mit dem Label: Still striking slow?

Die Mönche könnten nach altem bayerischem Brauch Bier herstellen, alkoholfrei natürlich. Dem klösterlichen Gerstensaft würden Mönchspfeffer (vitex-agnus-castus) und Soda zur Dämpfung des Geschlechtstriebes beigemischt. (2) Der Umsatz von unversteuertem Lao Khao und Sexualstraftaten unter Alkoholeinfluss würden gleichzeitig deutlich gesenkt. Dem Umweltschutz zuliebe, könnten gläubige Gelbröcke für fünfzig leere, zurückgebrachte Flaschen, geweihte heilige Amulette gegen Drogenkonsum abgeben.

Mit diesen neuen industriellen Betrieben, zusätzlich könnten Thai Army Knives (TAK) und Golfausrüstungen (TAG) produziert werden, würden lukrative Posten für verdienstvolle Offiziere geschaffen. Die gescheffelten Milliarden würden für die schlagkräftigste U-Boot Flotte der Welt mehr als genügen. Dübel, siehe oben, würden in einer modernen Marine nicht mehr verwendet. Nieten müssten ausreichen.

(1) https://hinterindien.com/2014/08/27/auf-dem-holzweg-holz-weg/
(2) http://www.tremmener-archiv.de/archiv/naturheilkunde/arzneimittel-der-naturheilkunde/moenchspfeffer-vitex-agnus-castus.html

Fahrzeug-Navigation am Wurstzipfel

Seit Jahren benutzen wir in Europa, Malaysia und Thailand erfolgreich Navigationsgeräte. In unbekannten Großstädten sind sie für mich unentbehrlich. Sie sind wesentlich hilfreicher als veraltete Stadtpläne, sofern die Fahrzeuglenkerin für den Lautsprecher oder meine Empfehlungen ein offenes Ohr hat.
Wir sassen im nigelnagelneuen Wagen und fuhren trainingshalber Richtung Chiang Rai. Vor zwei Jahren assen wir bei den heissen Quellen unvergesslich gut gewürzte Würste und gegrilltes Schweinefleisch. Das Mahl rutschte von der Zunge ohne Zahnverluste schmerzlos in den Magen, während uns Düfte vom Grill und Schwefel von den heissen Quellen umwehten.

Die Vorgabe war, auf der Strasse 118, mit Ausnahme der Kurven, immer schön gerade aus bis zu den Quellen zu fahren, dann vor dem Springbrunnen gleich links abzubiegen.
Ich erklärte der hungrigen Lenkerin, wie ich mich auf die Wurst freue und dass wir in spätestens fünfzehn Minuten ankommen würden.
Unvermittelt, meine Hymnen auf Würste und Strassen missachtend, bog die Lenkerin von der Hauptstrasse nach rechts auf eine Nebenstrasse ab. Da war eine Hinweistafel: Heisse Quellen, zwei Kilometer.
Ich redete zwei Kilometer lang, sprach Klartext und überzeugte sie, dass wir diese Wurstqualität wahrscheinlich nur an der Hauptstrasse finden würden. Die Magensäfte stimulierten ihr Gehirn. Sie gab auf, wendete das Fahrzeug und folgte darauf gehorsam dem nördlichen Wurstkurs.

Die Expedition „Wurst des Nordens“ hatte ein Vorspiel. Das Fahrzeug verfügt über einen
Multifunktions-Bildschirm mit Menu. Auf Wunsch wird das Radio angezeigt oder der Equalizer. Er kann Filme abspielen oder Fotos darstellen. Fürs Smartphone existiert eine Bluetooth Funktion. Es gibt einen UBS Anschluss. Der Bildschirm dient ebenfalls zur Navigation.
Genau da lag unser Problem. Ich versuchte, in englischer Sprache Chiang Mai oder Chiang Rai einzugeben. Chiang ging gut. Nach der Leertaste schlug die super-intelligente Logik Dao vor und sperrte gleichzeitig die Tastatur. Laut der Navigationshilfe hätten wir nach Chiang Dao reisen müssen. Das wollte ich nicht. Folglich fuhren wir zum Verkäufer und klagten unser Leid.
Einer der jungen Angestellten setzte sich in den Wagen, lächelte und dachte offenbar:
„Ihr Vollblutidioten, das haben wir gleich! Geld für ein Fahrzeug haben diese Leute. Genügend Hirn um die moderne Elektronik zu bedienen – – – haben sie nicht.“
Er fummelte behende, aber hilflos an Tasten herum. Dann sagte er:
„Ich verstehe Englisch schlecht, darum wechsle ich auf Thai.“
Ich grinste hämisch, als ich sah, dass die Logik die Tastatur auch für Eingaben in Thai sperrte. Nach dreissig Minuten warf er das Handtuch und bat einen Kollegen, das Problem zu lösen.
Dieser Herr fingerte noch schneller, noch gedankenloser. Auch er musste sich nach einer weiteren halben Stunde von der Technik geschlagen geben, während ich ihm mein dreijähriges Gerätchen demonstrierte. Wir verliessen die erfolglosen Spezialisten.

Später hatte ich die Idee, das Gerät über Koordinaten und Favoriten wenigstens für den Heimweg zu programmieren. Danach überlistete ich die Technik mit den Vorgaben Robinson und Chiang Rai zu einem nördlichen Kurs.
Während wir schweinisch speisten, wir begnügten uns nicht mit Wurstzipfeln, meldeten die Herren telefonisch, am nächsten Tag würde ein Spezialist um zehn Uhr unser Problem lösen.
Die Programmierung des Navigationsgerätes ist für bescheidene Eingaben zu üppig ausgelegt. Nach vielen Tastendrücken des Fachmanns fand das Navi unser Dorf und dessen Koordinaten. Die genaue Position unseres Hauses konnte der Ingenieur leider nicht eingeben.
Das ausgeklügelte Gerät mit grossem Bildschirm lässt den Fahrer also Orte ansteuern, wo er dann im Tante Emma Laden für nähere Auskünfte anstehen darf.
Unser altbewährtes Nüvi hat noch lange nicht ausgedient, oder der Fahrzeughersteller lässt neue Software schreiben.
Eine der Todsünden dieser Geräte ist, dass Distanzen üblicherweise als Luftlinien angegeben werden. Die Fahrzeit wird dann aus irdischen Kilometern errechnet. In Satun wurde beispielsweise die Distanz nach Padang Besar mit 26 Kilometern angegeben, die berechnete Fahrzeit dagegen betrug annähernd drei Stunden. Die Zeit für den Grenzübertritt wurde nicht einkalkuliert.

Südliche Aufenthalte

Die Entscheidung, im warmen Süden zu bleiben, war richtig. Das Winterwetter in Chiang Mai ist gegenwärtig weniger grimmig als letztes Jahr. Für intensive Beschwerden hätte es allerdings mehr als gereicht. Mit Grausen erinnere ich mich an den vergangenen Januar.
Meine Erholungsphase der Gelenke ist noch nicht beendet. Der mehrmals aufgerissene Hintern schmerzt beim Sitzen immer noch.

Wir lernten neue, sehenswerte Landschaften und andere Menschen und Bräuche kennen. Die Lebensmittel sind nicht nur wesentlich preisgünstiger, aber entscheidend – von besserer Qualität. Die Hühner sind nicht die uns bekannten, mageren, zudem zähen, oft von Reifen flach gewalzten, LanNa Dorfstrassenscharrer. Die Hähne des Nordens krähen nicht wegen der Fleischeslust. Es ist der Schmerz, den ihnen die spindeldürren Hennen mit ihren teils unbefiederten Hintern zufügen. Wäre ich ein Hahn, würde ich die wohlgenährten, breitarschigen, lüstern gackernden Eierproduzentinnen des Südens bevorzugen. Objekt1
An einer Entenbrust für vierzig Baht schlemmten wir über die Neujahrs-Tage. Zum Glück marinierten wir nicht das gesamte Fleisch. Das südthailändische Pa-Lo Pulver, die fünf Gewürze Version, enthielt unverschämte fünfundsechzig Prozent Zucker, anders als chinesische oder vietnamesische Mischungen.
Verdauungsbeschwerden nach dem Verzehr von Gemüse wie Gurken und Peperoni hatte ich hier nie. Croissants mögen wir nicht. In Satun sind sie ölig und kräftig gezuckert. Einheimische schmieren zum Ausgleich gesalzene Butter und – wenn möglich süsse Marmelade, darauf.
Fische und Garnelen kommen nicht aus überfüllten Zuchtbecken mit reichlich Chemie und Antibiotika, sondern frisch aus der Andamanensee, Lieferung frei Haus zum halben Preis oder noch günstiger. An Weihnachten gab es einen kleinst Crevetten-Cocktail. Klein deshalb, weil zwei Monster-Garnelen vollkommen genügten.
Beim Bier übten wir Zurückhaltung. Das Beer Lao heisst hier schlicht Leo und stammt nicht aus Laos. Dafür können wir preisgünstigen Wein von Herrn Penfolds kaufen. In Chiang Mai hätte diese Qualität Negativbudgets verursacht. Bei den Büchsen-Sardinen hätten wir zwangsweise auf Öl und Brot verzichten müssen.Objekt2
Die kopftuchtragenden Kassiererinnen fassen, anders als ihre Kolleginnen in Malaysia, verpacktes Schweinefleisch an. Zur verdienten Stärkung genehmigen sie sich zwischendurch einen Hot-Dog.
In Melaka durften wir unsere ‘Nicht-Halal Einkäufe‘ selber scannen. In Johor Bahru erledigten in den einschlägigen Geschäften Chinesinnen das grausame Handwerk des Umgangs mit verbotenen Genussmitteln. Objekt3
Die Nachbarn der Siedlung leben, nach ersten Eindrücken, in gesunden finanziellen Verhältnissen. Dem entsprechend leistungsfähig sind ihre Karaoke Maschinen.
Unsere Milchlieferantin, kein Tante Emma Laden, wollte mit ihrem hart arbeitenden Gemahl Weihnachten in Süd-Korea verbringen. Ihre Familie beliefert Satun, Hat Yai und Langkawi mit frischem Kuhsaft.
Die Idee, sich vor Reiseantritt über Kleinigkeiten wie Währung, das Essen, ideale Kleidung und das Klima zu informieren, hatten die guten Leute nicht. Als sie den Flughafen im Traumland verliessen, traf sie ein Kälteschock, mit dem sie nie gerechnet hatten. Sie waren ja in Süd-Korea. Ihre Kleidung war geeignet für Süd-Thailand. In Satun werden weder gefütterte Stiefel, Wollpullover noch Pelzmäntel angeboten. Die Frau erkrankte schwer. Sie konnte kaum atmen. Nach zwei Tagen, vielleicht waren es zwei Nächte, trat das unterkühlte Paar die Rückreise nach Bangkok an. Die Leute hätten sich Erkältungen in Chiang Mai, auf Doi Inthanon, preisgünstiger einhandeln können.

Abbildungen: Nicht gewählte Mietobjekte

Rahmenbrüche

Der kleine Goon pedalte auf seinem Dreirad wild durchs Dorf. Einer Hundemeute gefiel der muntere Knabe auf dem Rad nicht. Drei Köter fielen Goon an und bissen ihn, nachdem sie zuvor ihre Beisserchen mit Colgate pflegten. Die Mutter nahm das geschockte, blutende Kind aufs Motorrad und brachte es rasch ins Krankenhaus. Dort wurde gereinigt, genäht, gepflastert und gespritzt.
Als die zornige Mutter nachher einen dieser streunenden Kläffer vor ihrem Haus prügelte, um ihn zu vertreiben, war Minuten später die Besitzerin dort und verlangte Schmerzensgeld und Schadenersatz. Die Spitalrechnung wollte die erregte, vor Wut schäumende (war es Tollwut?) Tierliebhaberin leider nicht begleichen. Bei den unerfreulichen Aktionen kam auch das Rad zu schaden, Rahmenbruch – unreparierbar.

Goon besuchte uns mehrmals und fragte freundlich nach einem Fahrrad. Wegen meiner Handgelenke konnte ich mich nicht bewegen und blieb untätig. Keine Reparaturversuche, kein Einkauf. Darum blieb er ohne Velo – solo, velolos.

Seit dem Putsch der Generale in Thailand besuchen Onkel Oberst und Konsorten fleissig Kindergärten, Schulen und verbreiten Freude. Sie verteilen Uniformen, Hüte, sowie Waffen aus Plastik. Weil Goon die Nationalhymne nicht beflissen schön, aber besonders laut sang und dabei salutierte, schenkten ihm die Soldaten ein neues Fahrrad.
Seitdem trägt er zum Radeln Uniform, in der grössten Hitze mit Unterhemd und Mütze – eben wie gute Soldaten.Goongrüsst Nach dem Besuch bei mir, trug er sein Samurai Schwert zum ‚Tante Emma Laden‘ von Khun Poo. Er grüsste militärisch und erklärte wichtig, Soldaten müssen den Leuten helfen. Khun Poo bot ihm Tee an. Goon erwiderte:
„Soldaten trinken keinen Tee. Sie trinken กระทิงแดง, Krating Daeng, „Red Bull“ oder Whiskey!“
Er liess sich doch zum Tee überreden. Dann bat er Poo, den Trinkhalm zu halbieren. Die eine Hälfte benutzte er für das Getränk. Der Rest diente als Zigarette.
Goonvelo Goonsteht

Traditionen folgend könnte Goon in ungefähr fünfzig Jahren als General eine gewählte Regierung in den Ruhestand bitten und die Macht übernehmen.

Kein Stuhl und dennoch hundert Pfeifer

Vor allem auf dem Land suchen wir in Häusern der Einheimischen vergeblich Stühle. Das ganze Leben findet auf dem Boden statt. Schlafen, trinken, essen, kochen, zeugen, gebären und sterben. Stühle sind für die Katze – Hundeschutz.
Beim Bechern mit Lao Khao und anderen geistigen Getränken in Bodennähe, wirken sich die Fallgesetze der bösartigen Farang Galilei und Newton weniger krass aus. (1) Apfelbäume um das Haus gibt es ohnehin keine.
An heissen Tagen räkelten sich früher meine hübschen und die weniger reizvollen Besucherinnen mehr oder weniger entblösst auf den kühlen Fussböden. Die waren anfänglich aus Teakholz, später aus Keramik. Sofa, Seiden-Kissen und Stühle fanden keine Beachtung.
Auf manchen Märkten, ausgenommen sind Grossstädte, sitzt die Mehrzahl der AnbieterInnen auf dem Boden. Eine weitere Ausnahme ist in unserer Nähe der Kad Farang. Da wird seit zehn Jahren gebaut, abgerissen und erneut aufgebaut. Meine eingebaute, bauernschlaue, schnapsgeschädigte Sensibilität meldete: Geldwäsche pur.

Kad Farang  -  Teilansicht 2007

Kad Farang – Teilansicht 2007


In der anfänglichen Blütezeit gab es sechs Restaurants, Thai, Italienisch, Französisch, alles was verwöhnte Mägen begehrten. Bloss ein einziger Betrieb überlebte. Die anderen wurden abgerissen. Es gab museumsartige Ausstellungshallen für gestohlene und gefälschte Kunstobjekte, vorwiegend im Thai oder Khmer Stil. Die grosszügigen Räume, sowie die schwergewichtigen Luxusobjekte, verschwanden praktisch über Nacht. Jetzt wird wieder gebaut, protzig, zweistöckig, ein neuer Kad Farang.
Wo gebaut wird braucht es Arbeiter. Einer der Vorarbeiter lebt mit seiner gesamten Truppe in einem grösseren Haus im Dorf.
Es könnte zehn Tage her sein und es war aussergewöhnlich heiss. Der Mann kam  kurz nach siebzehn Uhr von der Arbeit zurück. Er betrat Khun Poos ‘Tante Emma Laden‘. Poo war vor vielen Jahren meine geschätzte Haushälterin. Er verlangte trockenen Halses mit brüchiger Stimme eine Flasche `hundert Pfeifer`. 100 Pipers ist ein populärer, äusserst preisgünstiger Scotch. Ich empfehle ihn speziell zum Entfernen von Öl- und Fettspuren an Fahr- und Motorrädern. Auf dem bunten Etikett der Flasche prangen Dudelsackpfeifer, nicht ganz hundert, wie der Name vortäuscht.

In Thailand wurden um 1921 auf Wunsch des Königs Rama VI in Grossbritannien Dudelsäcke bestellt. Er wollte damit seine marschierende Sua Pa, das `Wilde Tiger Korps` ausrüsten. Sua Pa war eine königliche Garde Einheit, die bisher die Oboen-artige ‘Pi Chawa‘ benutzte.
Die Dudelsäcke wurden prompt und inklusive Bedienungsanleitungen geliefert. Aber keiner der wilden Tiger war fähig, ein fremdartig kompliziertes Instrument zu benutzen. Der Fagottist Khun Saman Siang-prajak besuchte die Britische Gesandtschaft und lernte von anwesenden Soldaten das Sack-pfeifen. Danach wurde er Pfeifen-Instruktor der Truppe. Sie existiert noch heute, spielt Thai und Schottische Melodien und übt an der Rama VI Hochschule, auch ‘Vachiravuth High School‘ in Bangkok.

Die hundert Pfeifer begleiteten den Arbeiter nach Hause. Weil es keine Stühle im Hause gab, setzte sich der Mann im ersten Stock zum Trinken auf die Balustrade des kleinen Balkons. Er liess die Füsse und die Seele baumeln und war mit sich und der Welt im Reinen.
Gegen zweiundzwanzig Uhr erschien er wieder bei Khun Poo. Er verlangte eine weitere Flasche Scotch Hochland Saft auf anschreiben. Als guter Kunde erhielt er einen günstigen Kredit für ein hochprozentiges Destillat.
Er wanderte zurück zum Balkon mit Balustrade und Aussicht auf das Sternenmeer. Mit genügend Scotch im Kopf vernahm er Dudelsack-Klänge und in weiter Ferne sah er, sich im Wind wiegende Palmen am Meer. Die feinen Musikklänge vermischten sich mit dem Rauschen der Wellen. Dann knallte es gewaltig. Ein Paukenschlag!
Er fiel von der Balustrade auf ein geparktes Fahrzeug. Arbeiter erwachten, gestikulierten und brachten den Vorgesetzten ins Bezirksspital. Er wurde kurz angeschaut, geröntgt und ohne Befund, höchstens mit Paracetamol versehen, wieder nach Hause entlassen.
Am nächsten Morgen konnte er sich nicht erheben. Das Bezirkskrankenhaus sandte den Verletzten an die Universitätsklinik in Chiang Mai. Die Ärzte diagnostizierten immerhin zwei gebrochene Wirbel. Der Mann liegt noch im Krankenhaus. Möglicherweise besucht ihn Khun Poo und bringt ihm zur Genesung eine Pulle 100 Pipers.

(1) http://www.mahag.com/buch/sch.php
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Balustrade
(Amazing Grace) http://www.youtube.com/watch?v=0syjecXN_no

Entgleisungen aus ‚buddhistischen‘ Tempeln

„Da tat es schon ein kläglich Stöhnen. Auf der eisernen Straße heran kam ein kohlschwarzes Wesen. Es schien anfangs stillzustehen, wurde aber immer größer und nahte mit mächtigem Schnauben und Pfustern und stieß aus dem Rachen gewaltigen Dampf aus. Und hinterher …“
„Kreuz Gottes!“ rief mein Pate, „da hängen ja ganze Häuser dran!“. Und wahrhaftig, wenn wir sonst gedacht hatten, an das Lokomotiv wären ein paar Steirerwäglein gespannt, auf denen die Reisenden sitzen konnten, so sahen wir nun einen ganzen Marktflecken mit vielen Fenstern heranrollen, und zu den Fenstern schauten lebendige Menschenköpfe heraus, und schrecklich schnell ging´s, und ein solches Brausen war, daß einem der Verstand still stand. Das bringt kein Herrgott mehr zum Stehen! fiel‘s mir noch ein. Da hub der Pate die beiden Hände empor und rief mit verzweifelter Stimme: „Jessas, Jessas, jetzt fahren sie richtig ins Loch!“ Und schon war das Ungeheuer mit seinen hundert Rädern in der Tiefe.“ (1, 2)

Die Eisenbahn hinterliess tiefe Spuren im Leben der Europäer. Unser Dasein wurde von nun an in Form von Fahrplänen und Kursbüchern organisiert. Sogar die Schnellstrassen in Deutschland werden ‘Autobahn‘ genannt. Der Karneval beginnt am 11. 11. um 11 Uhr 11. Fast jeder hält sich an alte Empfehlungen der Dampfeisenbahngesellschaften: ‘Nicht auf den Boden spucken‘ und ‘Nicht zum Fenster hinauslehnen‘. Wer nicht mitmacht, ist asozial.

Ganz anders ist das Verhalten der Menschen im Gastland Thailand. Thais kennen weder Fahrpläne noch Kursbücher und absolut keine Regeln. Es gibt Fahrpläne für die Eisenbahnstrecken Bangkok – Uttaradit – Chiang Mai. Die Ankunft ist regelmässig verspätet. Die einzigen Konstanten sind planmässige Entgleisungen zwischen Uttaradit und Chiang Mai. Daran änderte der kürzliche teilweise Neubau der Strecke nichts.
Anlässlich der Einweihung wurden geladene Gäste und ein hoher Eisenbahn-Funktionär Opfer des teuflischen Schienen-Zaubers. Der Lokomotivführer vergass sein Amulett zu tragen.
Es gäbe Gesetze, es gäbe Regeln des Glaubens, es gäbe Regeln für den Verkehr und es gäbe Regeln für die Demokratie. Niemand, ausser einigen zugewanderten Deppen, hält sich daran.

An buddhistischen Feiertagen wie Makha Bucha dürfen laut ehemaliger Verordnung von Sankt Thaksin Shinawatra keine alkoholischen Getränke verkauft werden. Menschen mit irreparablen Leberschäden, chronische Alkoholiker und unwissend feiernde Touristen pilgern vergebens in Grossmärkte, um einige Flaschen biologischen Hopfensafts zu erstehen. Buddhistische Toleranz fehlt, trotz kaufmännischen Nachteilen. Das Gesetz gilt für Grossmärkte. Tante Emma-Läden kennen die Regel nicht, respektive Tante Emma weiss nicht, was Alkohol ist. Die meisten Lehrkräfte führen als psychologischen Selbstschutz einen Flachmann auf sich, dozieren dennoch nie über den Prozess und die Gefahren biochemischer alkoholischer Gärung.

Ich erwähnte in ‘Valentinstag und Makha Bucha‘: verletzungsbedingt kann ich an der dreifachen Umrundung der verehrten Heiligtümer nicht teilnehmen. (3)
Entsprechend handelten die Menschen im Dorf. Sie wussten: der Farang bleibt heute im Haus. Zielstrebige Damen organisierten ein Fest unter Ausschluss von Religion. Khun Poo kochte während des ganzen Nachmittags unter Dicks Anleitung im Schönheitssalon heisse Speisen und andere scharfe Sachen.food1
Anstelle eines meditativen Tempelbesuchs mit Andacht und Kerzen, herrschte im Dorf tierische Fresssucht, verbunden mit ungehemmtem Alkoholgenuss: Bier, Lao Khao, Spy, Whiskey, Wein – alles ohne mich.
Kurz vor elf Uhr kam Dick zum ausgeschlossenen Zaungast zurück und beruhigte mein einsam erregtes Dasein, ohne Schnauben und Pfustern, mit einer angebrochenen Flasche hervorragenden Rotweins. Den Inhalt einer geöffneten Flasche sollte man nicht stehen lassen. Chemische Reaktionen, wie Oxydation, sind zu befürchten. Dieses Risiko wollte ich nicht eingehen.

(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Rosegger
(2) http://www.gigers.com/ernst/zip/Lesen_Rosegger_Waldbauernbub.pdf (S 82)
(3) http://wp.me/p2ljyL-1je Valentinstag und Makha Bucha

Büsst Kleptomanewitsch?

Der Dieb, Lügner, Schurke und Schläger Kleptomanewitsch litt und leidet. Während Jahren attackierten Blüten, Blätter, Bambus, Bäume und Bären böser Nachbarn sein Land und damit seinen persönlichen Seelenfrieden.
Er geniesst Protektion von ganz oben – jedoch nicht vom Nibbana. Anders ist es unerklärbar, dass er, trotz aller Schandtaten und Gesetzesbrüche, nie zu einer längeren Haftstrafe verurteilt wurde. Sämtliche Klagen gegen ihn verirrten, verwirrten sich irgendwo, im mit Bestechungsgeldern geschwängerten, rechtsfreien Raum.

Beim Angriff auf den Dorf-Obmann wurde unser demokratisch gewählter Amtsträger erheblich verletzt. (1) Erst behandelte man den Verletzten im Provinzspital. Die Ärzte entschieden sich, den Patienten an die Universitätsklinik nach Chiang Mai zu überweisen.
Bereits am späteren Donnerstagnachmittag beobachtete ich während des Schreibens, unseren Nachbarn und Pandaliebhaber auf Feinschmeckerart, in seinem eingezäunten Gelände.
Am Freitag telefonierte der beachtlich betrunkene Kleptomanewitsch ungefähr zehnmal mit der Polizei. Er verlangte Hilfe und Beistand: man versuche ihn umzubringen.
Offenbar begehrte eine lockere Schraube seines Dickschädels eine Behandlung mit einem mindestens zehn zölligen Rollgabelschlüssel. Je nach Gegend sind diese Werkzeuge als Engländer oder Franzosen bekannt. Rollgabelschlüssel Die Ordnungshüter fanden weder Sprengsätze, noch versteckte Angreifer oder Attentäter. Der schärfste Gegenstand war eine frisch frisierte Sex-Bombe, eine charakteristisch ausgeprägte Erscheinungsform des kapitalistischen Lan Na Barokoko, im knappen, kurvigen Kleidchen, in Dicks Beauty Salon. Wollte sie etwa den Obmann mit einem bunten Blumenstrauss im Krankenhaus überraschen?
Am Samstag lag unser Obmann noch immer gehbehindert in der Klinik.

Nun leidet Herr Kleptomanewitsch zusätzlich. Die Bevölkerung schneidet ihn. Aus Solidarität mit dem verletzten Dorf-Obmann, verkaufen und liefern sämtliche Tante Emma Läden, eingeschlossen die grösseren Geschäfte des Dorfes, dem feigen Angreifer und seiner Familie nichts mehr. Sie dürfen ihren täglichen Bedarf nach Belieben bei Grossverteilern stehlen oder bezahlen.
Für den verbitterten Nachbarn summte ich das traurig-heitere Lied von George Gershwin aus Porgy und Bess: (2)
„I got plenty of nothing“. (3)
Warum summte ich bloss? Gershwin verfügte, sein Hauptwerk darf szenisch nur von schwarzen Sängern aufgeführt werden.

(1) http://wp.me/p2ljyL-Qq
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/George_Gershwin
(3) http://www.youtube.com/watch?v=GBRd_oHxFSc