Selbstverwirklichung in buddhistischen Tempeln

Seit Jahren sind Eskapaden von Gelbröcken heisse Themen heimischer Gazetten. Mönche mit Frauen, Kindern, Villen, Fahrzeugen der Oberklasse, Vergewaltigungen beider Geschlechter, Drogen, Alkohol und Glücksspiele sind üblich und beinahe selbstverständlich.
Ende April veröffentlichte ein Reformkommittee der nicht gewählten Militär-Regierung Ideen, Tempel und Mönche mit Einkommen über 20‘000.00 Baht pro Monat zu besteuern. Die Amtszeit der Äbte sollte auf fünf Jahre beschränkt werden, um Missbrauch zu verhindern. Manche der älteren Äbte verwalteten die Andachtsstätten wie persönliches Eigentum.

Bei einem Minimaleinkommen von 300 Baht pro Tag verdient ein Arbeiter knapp 10‘000 Baht im Monat und muss damit üblicherweise eine Familie ernähren und Schulgelder eventuell mit Krediten finanzieren.
Mönche ohne Anhang, könnten bei freier Unterkunft und Verpflegung im Tempel, bei höheren Einkünften problemlos Abgaben für Gemeinwohl und Armee entrichten. Aber ein gellender Aufschrei aus fast 300‘ 000 Kehlen von Gelbröcken erscholl im Lande des gequälten Lächelns.

Nach den Regeln des Tripitakas sollten Mönche weder Frauen noch Geld berühren. Ich beobachtete in Chiang Mai jüngere Ordensangehörige mit hunderttausenden von Baht im Aktenköfferchen. Möglicherweise spekulierten sie mit Drogen. Kreditkarten waren in den massgebenden Regeln nicht erwähnt. Deshalb sind sie nach zeitgemässer, grosszügiger Auslegung des Tripitaka erlaubt.
Es ist ganz klar, weder Äbte noch Mönche dürfen oder wollen Abgaben auf ihren teils horrenden Einnahmen entrichten. Buddha der Ohnmächtige, richtete bei der Konkurrenz, den Banken des Vatikans, Konten ein. (Mit dieser Bemerkung vermied ich listig, erneut auf gebeutelten helvetischen Finanzinstituten herum zu trampeln.)

Der Herr Vorsitzende Mönch von Khon Kaen, seine erhabene Gelbrockigkeit Phra Rajapariyat Sophon, behauptete das Verbot, Mönche dürften kein Geld berühren, sei nicht mehr relevant. (Als Spezialist für Glaubensfragen trank ich vor einigen Tagen in Khon Kaen im Untergeschoss des Hotels Pullman ein hausgebrautes Bier!)

Der Bahtist Rajapariyat Sophon hat eine Menge Reformvorschläge für den Premier Minister:
Der Buddhismus ist alleinige Staatsreligion.
Offizielle und Staatsangestellte müssen Gebete rezitieren.
Novizen und Mönche sollen die Stimmberechtigung erhalten.
(Nach Tripitaka dürfen sie sich zu politischen Fragen nicht äussern.)
Freie Elektrizität und Wasser für alle Tempel.
Gratis Mahlzeiten für Mönche innerhalb und ausserhalb der Tempel,
Gratis Transporte innerhalb und ausserhalb des Landes.
Kostenfreie medizinische Versorgung.
Gratis Telekommunikation. (Vor allem Internet für Smartphones. Der Zugang für Sangha Mitglieder zum Nibbana muss jederzeit gewährleistet sein.)
Freier Zugang zu Universitäten.
Genügend finanzielle Mittel zum Bau von Tempeln und für Mönche zur Unterweisung des Volkes.
Fünf Jahre Gefängnis oder hohe Geldstrafen für Kritiker von Mönchen.
KaeoKu d
Thai Tempel darben nicht. Nach Erhebungen des ”National Institute of Development Administration”, sammeln sie pro Jahr 100 Milliarden Baht. Das ergibt bei 300‘000 Gelbröcken pro Nase über 300‘000 Baht. Diese Riechkolben oder Rotznasen werden nach buddhistischer Tradition zum Nichtbesitz, zum absoluten Verzicht aufgefordert, aber sie verlangen mehr. Sie bemerken nicht, dass ihr Unwesen bereits seit Jahren bis ins Nibbana stinkt.

Dennoch gibt es sie noch, die echten Jünger Buddhas. In unserer Nähe steht ein bescheidener Tempel. Der gütige ältere Abt erzählte, ihm fehlen die Finanzen zum Erwerb von Särgen für mittellose Verstorbene. Das Publikum aus dem Dorf meidet die Stätte. Sie bevorzugen reich geschmückte, mit viel Gold verzierte Tempel. Sie bewundern, sie verehren die Luxuskarossen habgieriger Äbte der Oberklasse.

http://www.bangkokpost.com/opinion/opinion/594920/monks-need-to-break-from-feudal-ways

Fragwürdiger Therawada Buddhismus?

Während Jahren beschrieb ich unverblümt den schleichenden Zerfall der grundlegenden Regeln des Buddhismus, des Tripitaka. Es gab Luxusmönche wie Wirapol, die mit hunderttausenden von Dollars im Designer-Gepäck (barfuss) unterwegs waren. Ein anderer Jünger Buddhas sammelten über sechzig Luxuslimousinen deutscher Fertigung. Kürzlich wurde eine Nonne am Steuer eines Porsche Cayman, Preis ab 6‘300‘000 Baht, mit einem Täschchen von Louis Vuitton kritisiert. (1) Vuitton scheint bei Klosterfrauen, ganz in Weiss und standesbewussten Gelbröcken ein unentbehrliches Accessoire zu werden.
Das Wissen, dass heilige Mönche Schulmädchen schwängerten, alkoholische Getränke konsumierten, in Lotterien Millionen gewannen und sich mit Pornofilmen auf ihre Meditation vorbereiteten, gehört fast zur Allgemeinbildung. Mindestens Farang wie ich, nahmen solche Ereignisse anfänglich verwundert zur Kenntnis. Dennoch scheint das Vertrauen der breiten Bevölkerung in Tempel und Klerus ungebrochen.

Suthep Thaugsuban, der selbsternannte Führer des ‘Komitees für Demokratische Volksreform‘, PDRC, sorgte während eines halben Jahres für Schlagzeilen. Er lähmte mit seinen Spiessgesellen ganz Thailand, die Stadt Bangkok, Industrien und Tourismus. Zu den beinahe täglich wandernden Reformern gehörte die gefürchtete Schlägertruppe des geldgierigen Protestmönchs Buddha Issara.
Suthep ermöglichte schlussendlich, mit seinen, durch mächtige Drahtzieher im zwielichtigen Hintergrund, streng geschützten Aktionen, das generalstabsmässig geplante Eingreifen der Armee in die Politik.

Suthep schaffte es immer wieder, in verschiedenen Regierungen aufzufallen. Von 1992 bis 1994 war er Mitglied des Kabinetts von Chuan Leekpai. Es gab einen Plan Sor Por Kor 4-01. Regierungseigenes Land sollte landlosen Bauern abgegeben werden. Das Land erhielten jedoch einflussreiche Familien aus Phuket. Suthep war in die Affäre verstrickt und musste zurücktreten. Die Episode bedeutete zugleich das Ende der Regierung Chuan.
Unter Abhisit Vejjajiva war Suthep im April und Mai 2010 Direktor des ’Centre for the Resolution of the Emergency Situation‘, CRES. Er sollte die öffentliche Ordnung wiederherstellen. Wegen der brachialen Gewalt Sutheps und seiner Leute, forderte die UDD Sutheps Entlassung als Vizepremier, sowie die strafrechtliche Verfolgung.
Er stellte sich zu Befragungen beim ‘Department of Special Investigation‘, DSI, betonte aber, er könne nicht zur Verantwortung gezogen werden, weil zu diesem Zeitpunkt der Ausnahmezustand gegolten habe.
Weitere rechtliche Verfahren verliefen, wie wir sie in Thailand kennen. Gegen eine bescheidene Kaution blieb er frei. Weitere Gerichts-Termine wurden bis zum Putsch endlos verschoben.

Zukünftige Mönche, noch grün, später gelb bis orange-gelb.

Zukünftige Mönche, noch grün, später gelb bis orange-gelb.

Suthep wurde am 15. Juli im Wat Tha Sai, Surat Thani, ordiniert. Wir fragten uns, wie das möglich war. In Lan Na Land braucht zum Tempeleintritt jeder einen Persil-Schein, eine amtliche Bescheinigung, dass keine Straftaten vorliegen.
Wat Tha Sai liegt in Tha Tong Mai im Distrikt Kanchanadit. Suthep erhielt den Ordensnamen “Prapakaro“, der Lichtmacher. Er wird als Mönch im Tempel Suan Mokkh leben. (4) Wat Suan MokkhWapalaram, ‘Garten der Befreiung‘ ist ein Waldtempel im Chaiya Distrikt.
Dieser Tempel wurde 1932 vom hochverehrten Buddhadhasa Bhikkhu gegründet. Vor seinem Ableben 1993 errichtete Buddhadhasa das ‘International Dhamma Hermitage Center‘ in der Nähe des Tempels. Damit gab er Interessenten eine Möglichkeit, die Lehren Buddhas und die Vipassana-Meditation zu studieren.
80 Jahre zuvor trug der Ort den Namen Wat Tharnnamlai oder Wat Trapangjik. (Was ist richtig?)

Möge Phra Suthep als Lichtmacher im Dunkel durch hinreichend Helligkeit den schmalen Pfad der Tugend des Tripitaka erkennen.
Nicht der Therawada Buddhismus ist fragwürdig. Es sind seine Repräsentanten.

(1) http://www.bangkokpost.com/most-recent/417525/warning-to-porsche-driving-nun
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Persilschein
(3) http://www.bangkokpost.com/news/local/420689/suthep-takes-up-a-monk-life
(4) http://www.suanmokkh-idh.org/idh-wat.html
(5) http://de.wikipedia.org/wiki/Buddhadasa

Vom Risiko – Geschichten zu schreiben

Ab 23. Juni las ich in Prachatai und anderen Quellen:
Die Königliche Thai Polizei wird 500 Baht für jedes Foto bezahlen, das zu einer Festnahme von Anti-NCPO, National Council for Peace and Order, demonstrierender Personen führt. Solche Aufnahmen können auch von Facebook und anderen Internetquellen stammen, sagte Polizei General Somyot Poompanmoung.
Über weitere Disziplinierungsmassnahmen der Medien, sowie des Internet, werde ich später berichten.

Alle diese Äusserungen liessen mich freiwillig auf eine der skurrilsten Geschichten des Jahres verzichten. Ich möchte die Leiter der NCPO bei ihrer schwierigen Aufgabe nicht unnötig provozieren.
Die Angelegenheit traf offenbar nicht nur mich. Einer der wenigen anständigen Akteure meiner Erzählungen ringt mit der Entscheidung, seine bisherige Tätigkeit aufzugeben und seine nähere Zukunft als Mönch in einem Tempel zu suchen.
Die Aktivitäten in Thailands Wat werden zusehends anspruchsvoller, wie ein Bericht der Bangkok Post vom April zeigt.

Mönche in Petchabun wandelten ihren Tempel in eine Schönheitsklinik „Buddhisak Clinic“ um. Sie verpassen opferbereiten und schönheitswütigen Buddhistinnen Gesichtsmasken.
Die Mixtur besteht aus Sandelholz-Öl und Goldfolie. Die Behandlungen, durch im Gebet geläuterte Mönchshände kosten, je nach Gesichtsgröße zwischen 5.000 und 10.000 Baht für einen Pfluschti-Gring. Das Wort stammt aus dem berndeutschen Sprachschatz und lässt sich kaum übersetzen. (3)
Durch die illegalen Dienste der heiligen Männer geriet Dicks Schönheits-Farm finanziell ins Trudeln. Aber vielleicht könnte die gesegnete Medizin der Gelbröcke, meinen – durch fehlende Kraft in den Armen – arg in Mitleidenschaft geratenen Hintern kurieren.

Einmal mehr gerieten Lehren des Tripitaka in Vergessenheit. Mönche sollten keinen direkten Kontakt, weder mit Frauen, noch mit Geld pflegen.

(1) http://prachatai.org/english/node/4152
(2) http://www.bangkokpost.com/news/local/401655/gold-foil-sandalwood-mask-to-improve-their-womanly-charm
(3) http://www.indermuehlespiez.ch/app/download/5243065759/text.pdf?t…

Endlich: Grüne Regierung in Thailand!

Meine einzige, äusserst vorsichtige Frage ist: Werden die mannigfaltigen Anliegen des Umweltschutzes jetzt durchgesetzt?
Ich arbeitete bereits einige Tage an einer meiner seltenen politischen Äusserungen. Die sorgfältig recherchierten Begebenheiten veralteten noch auf der rotierenden Festplatte durch radikale Massnahmen hochdekorierter Generäle. Solche Artikel sind relativ heiss, besonders wenn zweifelhafte Freunde im Hintergrund heulen und auf einen Fauxpas eines feixenden Frührentners und fabulierenden Frauenfeindes lauern.

Meine Rückkehr nach der Sabah-Rundreise in den Norden Thailands war unsicher. Die politischen Unruhen im Land und die Kälte in Chiang Mai warnten mich eindringlich. Es gab nur einen Grund zur Reise. Die benötigte Medizin erhielt ich kurzfristig weder in Singapur noch in Malaysia. Das Zeug war aber im Häuschen im Dorf an den einstigen Reisfeldern vorrätig. Der Reis verschwand grösstenteils. Dafür gibt es jetzt drei grosse Sportplätze. Wozu benötigt man Reis, wenn es besser mundende, kalorienreichere, amerikanische Schnellimbisse gibt?
Die nächtliche Kälte ab dem 19. Januar war Gift für meine alten, angeschlagenen Schulter- und Handgelenke. Innerhalb weniger Tage wurde ich vom Para- zum Tetra-Plegiker. Meine Arme funktionierten nicht mehr. Transfers Rollstuhl-WC, -Bett, -Auto wurden unmöglich. Ebenso das Öffnen von Flaschen oder Getränkedosen.
Gegenwärtig arbeite ich an meiner bescheidenen Unabhängigkeit. Es geht leicht besser. Aber die entscheidende Kraft fehlt immer noch. Deswegen kann ich nicht reisen. Spätestens im November benötige ich eine Unterkunft in einem Land mit gemässigterem Klima. Eine weitere Kälteperiode in Nordthailand überlebe ich wegen der Arme, mit oder ohne Armee, nicht. Stichwort Armee:

Ausgehverbote werden in der Region kaum eingehalten. Am Morgen der Machtergreifung segneten Mönche ein Haus ein. Danach feierte das Dorf. Noch um dreiundzwanzig Uhr zerrissen Karaokefetzen die Nachtruhe und störten die Konzerte der Frösche im Garten.
Auf der Strasse 108 in die Stadt bemerkten wir am Samstag kein Militär. In Chiang Mai gab es täglich Demonstrationen, neulich mit Schüssen und Verhaftungen. In unserer Gegend wurde wieder bis gegen Mitternacht lautstark gefeiert und über leistungsstarke Lautsprecher gejohlt, unter dem Motto:
„Wo man singt, da laß‘ dich ruhig nieder,
böse Menschen haben keine Lieder.“ (2)

Aus meinem, durch die Ereignisse überholten Politthriller, stammen folgende Zeilen:
Einschlägige Gesetze wurden seit Jahrzehnten nicht befolgt. Wohlhabende Kreise sühnten Untaten und Verbrechen nie. Sie standen und stehen über den Gesetzen.
Der einstige Vize Premier und allgegenwärtige Rädelsführer wurde öfter verurteilt und zur Verhaftung ausgeschrieben. Dennoch bewegte er sich sogar im Regierungsviertel frei, eskortiert und beschützt von machtlosen Polizeistatisten. Er zeigte seine Autorität und hielt mit seinen Anhängern sogar Sitzungen in Parlamentssälen ab.
Das ganze Leben in Thailand besteht aus Schauspiel und Farce. Als billigst Fernsehunterhaltung findet solches Verhalten überall Nachahmer. Die Menschen unterscheiden zwischen Spiel und Wirklichkeit schon lange nicht mehr. Die Feststellung, ich lebe in einem Dorf voller unzuverlässiger Menschen, Lügnern, Betrügern und Dieben, die nicht einmal erröten, wenn sie auf frischer Tat ertappt werden, wurde für mich schwer verdaulich.

Die Gesetzlosigkeit zeichnet sich ebenfalls im thailändischen Buddhismus ab.
Der oberste Sangha Rat, geführt vom eingesetzten Patriarchen, hätte Pflichten und Rechte, um Regeln und Vorschriften zu erlassen. Die Sangha Verwaltung wird vom Nationalen Büro des Buddhismus, als Sekretariat des Obersten Sangha Rates unterstützt. Dieses Amt wäre für die Versorgung der Mönche und Klöster, die finanzielle Unterstützung aus öffentlichen Mitteln und die Unterstützung von Sangha Offiziellen in ihren administrativen Aufgaben zuständig.
Vom rechten Pfad der Lehre abgewichene Mönche und Äbte wurden nur auf außerordentlichen Druck der Presse verwarnt und selten bestraft. Die Regeln des Tripitaka scheinen im Gremium der alten, gleichgültigen, teils vollgefressenen Diabetiker und dementen Religionsfürsten nicht mehr zu existieren.

Die nicht geahndeten, selbstherrlichen Verhöre und finanziellen Erpressungen des PDRC, des ‘Volksdemokratischen Reformkomitee‘ – Mönchs Luang Pu Buddha Issara zeigen, wie unsäglich die edlen Ideale des Tripitaka an Bedeutung verloren haben. Die hemmungslose Prügeltruppe des Mönchs schlug mehrere Menschen spitalreif. Luang Pu wäre als brutaler Leiter einer Kampfsportschule besser vorstellbar, als in der Position eines ursprünglich barmherzigen, mildtätigen Gelbrockes. (3)

(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Fauxpas
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Gottfried_Seume
(3) http://www.bangkokpost.com/news/local/412222/protest-monk-denies-rebellion-blocking-polls

Tripitaka

Tripitaka bezeichnet mehrere buddhistische Kanons,
A. üblicherweise den Pali-Kanon der Theravāda-Schule
B. Dazangjing, die chinesische Tripitaka
C. Taishō Shinshū Daizōkyō, die japanische Tripitaka
D. Tripitaka Koreana, die koreanische Tripitaka.

Der Pali-Kanon ist die älteste zusammenhängend überlieferte Sammlung von Lehrreden des Buddha Siddhartha Gautama.
Die andere übliche Bezeichnung „Dreikorb“ ist eine wörtliche Übersetzung von Tipiṭaka (Pali), Tripitaka (Sanskrit). Sie weist auf die Gliederung der Textsammlung in drei große Teile, „Körbe“, hin.
Diese bestehen wiederum aus mehreren Sammlungen, Abteilungen und Abschnitten.

1. Vinayapitaka − Ordensregeln
1. Maha Vibhanga − Mönchsregeln vgl. Patimokkha
2. Bikkhuni Vibhanga − Nonnenregeln
3. Mahavagga − Größere Unterteilung
4. Culla Vagga − Kleinere Unterteilung
5. Parivara − Zusammenfassung
2. Suttapitaka − Lehrreden Buddhas
3. Abhidhammapitaka − Abhandlungen, Höhere Lehrreden

WENN DIE VERHALTENS-ETHIK DAUERT,
DANN DAUERT AUCH DIE LEHRE.

Seid vollkommen in Sittlichkeit ihr Mönche, vollkommen im Pâtimokkha! Seid beherrscht durch die Selbstbeherrschung gemäss dem Pâtimokkha und vollkommen im Wandel und Umgang! In geringsten Fehlern Gefahr erblickend, übt euch in den auf euch genommenen Schulungsregeln!

Rad der Lehre, Mowgli, April 2010

Rad der Lehre, Mowgli, April 2010


Die Einleitung ist schön. Doch die Regeln sind so gut wie unbekannt. Selten halten sich in Thailand gelbgewandete Schauspieler und Statisten, seien es Novizen, Mönche oder Vorgesetzte, daran.

Unser Zögling feierte Geburtstag. Ein sinnvolles Geschenk zu finden, war nicht einfach. In einer Buchhandlung stolperte ich auf der Suche über die Drei-Korb-Literatur in Thai. Ich kann Thai nicht lesen, bereits Deutsch bereitet meinen Augen Mühe. Aber nach dem logischen Aufbau zu schliessen, enthält das Buch nicht die streng gegliederte Darstellung. Möglicherweise ist es eine populäre, verwässerte Volksausgabe.

Mit den besten Wünschen überreichte ich Mowgli das Buch. Erfreut zeigte er es seinen Brüdern beim Festessen. Jeder fragte sogleich:
„Darf ich es auch lesen?“
Unser Holzbearbeiter, er verbrachte einige Jahre in einem kleinen, abgelegenen Tempel in der Wildnis, erklärte ihm:
„Wenn du das Buch liest und verstehst, wirst du den Rest deines Lebens in Harmonie und Glück verbringen!“
Der feiernde Faulpelz wollte wissen:
„Ohne zu arbeiten?“

(t) http://www.palikanon.com/
(t) http://www.palikanon.com/vinaya/patimokkha/patimokkha.pdf
(Blog) http://wp.me/p2ljyL-12o

Falsche Ansichten

Es gelang mir mathematisch und im realen Leben schlecht, die Sanukfaktoren (Triebhaftigkeit, Gier, Unfälle, Verbrechen) der einheimischem Bevölkerung und der lustbetont Zugereisten mit meinen primitiven Vorstellungen eines geruhsamen Lebensabends zu verknüpfen.
Warum stolpere nur ich immer wieder über nichtlineare Ereignisse? Ich hatte Bekannte, deren Leben war mit Skat, Golf, Kegeln, Kino und Bierabenden dermassen angereichert, dass sie weder buddhistische Feiertage kannten, noch bemerkten, wie ihre angetrauten Peinlichkeiten sich täglich anderweitig begatten liessen und sie die Schmarotzer gar mitfinanzierten.
Sie hatten scharenweise erfolgreiche Freunde, mit Villen für zig Millionen und zwanzig Badezimmern, dafür ohne Bibliotheken. Bücher sind Staubfänger und als Insektenfutter in den Tropen veraltet. Heute döst man unter multimedialer Berieselung.
Die palmengesäumten Wege zu den Palästen waren mit Nobelkarossen aus Deutschland und England überstellt. Die studierenden Sprösslinge bevorzugten italienische Sportschlitten mit unaussprechbaren, unverständlichen Namen, wie Alko Romeo oder Bucatini alla matriciana.
Wir brüskierten diese Menschen, wenn wir Einladungen zu Glamour-Parties und Fress-Orgien per Drahtesel, immerhin Tesco DeLuxe, folge leisteten.
Ich lebe in einem bescheidenen Haus mit bloss zwei Türen in einem Armenviertel ohne biedere Bewacher. Draussen vor der Tür stehen ein alter Toyota und ein roter Flitzer von Yamaha. Trotzdem wurden bei dringenden Verbindlichkeiten, das heisst tieffliegenden Pleitegeiern über Unterkünften und Fahrzeugen, nicht die Multi-Milliardäre, sondern ich angepumpt. Sofern sie besoffen genug waren, versuchten sie es. Das hatte den Vorteil, sie konnten sich nicht erinnern, ob sie selbständig oder durch Fremdeinwirkung die Treppen hinuntersegelten.
LatSmall Andere Langnasen pedalten in frischer Morgenluft und sahen überall fröhliche Kinder. Fromme Mönche sammelten indessen reihenweise Essen und Geschenke. Die Radler fuhren auf sauberen, frisch geteerten Wegen. Wenn ich dieselben Strassen benutzte, wich ich Schlaglöchern aus. Abfälle garnierten Fahrbahn und Ränder. Fäkalien in verschiedenen Formen und Reifestadien zählte ich nicht. Für mich verblieben in frisch gebügelten Uniformen übermüdete, schläfrige, gähnende, auf einen Schulbus wartenden Knirpse.
Mönchen und Nonnen begegnete ich in Grossverteilern wie Big-C, Makro, und Tesco wie sie sich anstelle stiller Meditation an Hoch-Regalen selbst bedienten. Die Novizen dagegen studierten an Ständen Hehlerware für ihre Bildschirme. Sie suchten nicht nach heiligen Pali Tripitaka Texten und verliessen die Anbieter höchst zufrieden mit mir unbekannten hochreligiösen Titeln wie: ‚Assassins creed‘, ‚Final Fantasy‘, ‚Inglourious Basterds‘ und ‚The Cabin in the Woods‘.

(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Assassin%E2%80%99s_Creed
Auf einschlägigen Internetseiten tauchten Wochen vor der offiziellen Veröffentlichung illegal kopierte Versionen auf.
(3) http://de.wikipedia.org/wiki/Final_Fantasy
Bisher verkauften sich weltweit über 100 Millionen Einheiten, Raubkopien nicht gerechnet.
(4) http://de.wikipedia.org/wiki/Inglourious_Basterds
(5) http://en.wikipedia.org/wiki/The_Cabin_in_the_Woods

Als einarmiger Bandit, andere Möglichkeiten habe ich leider nicht, erlaubte ich mir,
den Aufsatz 1778 vom 13. März 2012 zu überarbeiten und warte auf bessere Zeiten.

Streben und Sterben

Im letzten Beitrag erwähnte ich, in Thailand gibt es mehr als dreissigtausend Tempel und über dreihunderttausend Mönche. Die Verteilung der Robenträger ist sehr unterschiedlich. In städtischen Gebieten ist die Anzahl der Mönche grösser, als in einsamen, abgelegenen Wat auf dem Lande.CandlesSala
Städtische Anlagen sind meist komfortabler eingerichtet. Unzählige Besucher aus allen Ländern der Erde bestaunen und beklicken exotische Glaubenswelten.
Die Almosengänge sind kürzer. Die Strassen sind geteert. Kuhfladen sind seltene Hindernisse. Unterhaltungsmöglichkeiten wie Computergeschäfte und Eisdielen sind leicht erreichbar. (1) Für junge Mönche sind solche Kriterien wichtiger, als das Studium der klassischen Literatur.

In einigen Software Verkaufsstellen traf ich mehr Mönche als in den benachbarten Tempeln. Den amerikanischen Fensterlieferanten Winzigweich* kennen sie besser als die Schriften des Tripitaka. (2)
Viele Europäer, die wenige Bücher über den Buddhismus lasen, verfügen über bessere Kenntnisse, als die meisten Safran tragenden Kurzzeitaufenthalter. In Tempeln zählen Äusserlichkeiten, wie das Einhalten genormter Abläufe und die Gewänder der verkleideten Schauspieler weit mehr, als jegliches erlernte Wissen. Ein alter Abt darf tonnenweise Güte und grenzenlose Toleranz walten lassen, ohne jegliche Gefahr für Leib und Leben Untergebener.
Dagegen explodiere ich trotz des Ruhestands fast, wenn ein Schüler wegen chronischer Gedankenlosigkeit in Lebensgefahr gerät. Nach spontanem Urschrei zeige ich auf die Steckdosen an der Wand und erkläre gefasst:
“Was da herauskommt ist nicht giftig. Trotzdem kannst du daran sterben.“
Die schlitzäugigen Schelme lächeln und nicken eifrig, ohne je zu begreifen, denn ich zelebriere das Herzkammerflimmern nicht.

In unserer Nähe steht ein rot-goldener Tempel. Ich zählte an die vierzig Unterkünfte für Mönche und Besucher. Der Abt hatte seit zehn Jahren selten mehr als ein halbes Dutzend Gelbröcke. Er war ein gebildeter Herr der traditionellen Schule und verlangte als Vorbild striktes Einhalten der Regeln.
Er erkrankte schwer und bildete keine Novizen mehr aus. Wegen Ungehorsams, Drogenkonsums, Weibergeschichten und Alkoholismus entliess er die restlichen Mönche.
Er hatte ein offenes Ohr für unsere Anliegen und war uns wohlgesinnt. Wir wurden Zeugen, als er einen Mönch wegen unerlaubten Verlassens der Anlage verwarnte.
Unterhaltsarbeiten und das tägliche Reinigen wurde seit Jahren von Freiwilligen und bezahlten Arbeitskräften ausgeführt.
Wenige Tage vor seinem Ableben erkundigte er sich nach uns. Als Abt starb er einsam, nachdem er für den Tod und seine Hinterlassenschaft alles schriftlich anordnete. Er war der einzige buddhistische Abt, der die Regeln einhielt und dem ich vertraute.

Der alte Abt von Wat Sala ist für mich unglaubwürdig, weil in seinem Prunksaal ein Lotterie-Nummernautomat steht. Gegen ein paar Baht, spuckt die magische Maschine mit flimmernden, farbigen Dioden, gesegnete Glückszahlen aus. Der Erlös, mehrere tausend Baht, wird monatlich von einem Spital für bedürftige Patienten eingesammelt.

Unser Dorftempelvorsitzender reiste trotz Khao Pansa, Fastenzeit, nach Malaysia. Reisen wären eigentlich untersagt. Er reiste ja nicht, er benutzte das Flugzeug.

Ein anderer, hochverehrter Ordensmann, bestellte bei mir Farang-Essen. Damit verstösst er gegen die Regeln, denn er müsste verzehren, was ihm gewährt wird und wäre es ein lepröser Finger, der in seine Almosenschale fällt.

*Microsoft Windows

(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Eisdiele
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Buddhistischer_Kanon