Verwerfliche Verwerfungen

Thailands Wetterfrösche vermitteln ebenfalls Erdbebeninformationen. Die Wetterprognosen waren und sind wenig informativ und detailliert. So gelten für die nächsten sieben Tage in Chiang Mai folgende Voraussagen:
Temperaturen von 24°C bis 37 °C mit täglicher Neigung zu Gewittern.
In der kalten Jahreszeit gibt es keine Gewitter. Da dekoriert stattdessen ein Nikolaus mit Mantel und Kapuze die täglichen Fensterchen, bei Angaben: kalt, 26 °C.
Diese ausserordentlichen Informationsfluten überzeugten mich, am Anfang des Jahrtausends eine luxuriöse Wetterstation mit mehreren Aussensensoren zu erwerben und zu importieren. Weitere antike Geräte ergänzen die Elektronik: Ein mechanisches Dosen- oder Aneroidbarometer, sowie ein Haarhygrometer. Wann knabbert ein bösartiges Insekt das Haar an? Im Prinzip müsste ich das gefährdete Instrument unter eine Käseglocke stellen.
Meine Warnungen: „Waschmaschine nicht benutzen, in zwei Stunden regnet es“, verhallten trotzdem oft ungehört in Windstürmen. Schamanen und Wahrsagern wird eher Vertrauen geschenkt, als technischen Geräten wie Barometer, Hygrometer und Thermometer.
Sofern ich bei dreissig Prozent Luftfeuchtigkeit giessen des Gartens und der Kehle empfahl, wurde bloss das persönliche Wohl berücksichtigt.
Die besten Wetterprognosen liefern mir die Norweger. (1)

Torricelli erfand das Quecksilber-Barometer

Torricelli erfand das Quecksilber-Barometer

Die Informationen des Amtes über Erdbeben dürfen angezweifelt werden. Muss ich demnächst einen eigenen Seismometer beschaffen?
Die thailändischen Angaben weichen von den Werten des USGS ab. (2)
Am 5. Mai 6,3 Thailand, USGS 6,0,
am 12. Mai 5,0 Thailand, USGS 4,2.
Der Direktor des Nationalen Disaster Warnungs Centers, NWDC, Suebsak Khaosuwan, erklärte am Samstag, den 10. Mai:
„Die Häufigkeit und die Stärke der Nachbeben haben seit dem 5. Mai wesentlich abgenommen. Die Menschen können nun in ihre Häuser zurückkehren.“ (3) Ich zählte täglich 16 Erdstösse.
Als es zwei Tage später im Distrikt Phan, in der Nähe des kopflosen Buddhas, in der Phayao Verwerfung (4), wieder kräftig schüttelte, dozierte Herr Direktor Suebsak Khaosuwan gegen Gesichtsverlust:
„Das ist kein Nachbeben, das ist ein neues Erdbeben!“ (5)

Eine Zusammenfassung der Erdstösse bis am 12. Mai, Angaben ohne Gewähr – NWDC, seit dem 5. Mai zeigt:
Es gab 6 grössere Nachbeben, 5,0 bis 5,9.
28 Erdstösse hatten Intensitäten zwischen 4,0 und 4,9.
Im Bereich 3,0 bis 3,9 wurden 116 Beben registriert.
Mit kleineren Amplituden als 3,0 wurden über 560 Erschütterungen registriert.

Das sind ideale Wohngebiete für Cocktailliebhaber. Sie mischen die Getränke, geschüttelt wird gratis und automatisch.

(1) http://www.yr.no/place/Thailand/Chiang_Mai/Hang_Dong/hour_by_hour.html
(2) http://www.tmd.go.th/en/earthquake_report.php
(3) http://www.bangkokpost.com/news/local/409084/earthquake-risk-declared-over
(4) http://de.wikipedia.org/wiki/Verwerfung_(Geologie)
(5) http://www.bangkokpost.com/news/local/409635/chiang-rai-suffers-fresh-earthquake
(Blog) http://wp.me/p2ljyL-1p5

Schwere Erdbeben erschütterten Lan-Na Land

Am Montagabend, 5. Mai 2014, um 18 08 bestand unser Haus in der Nähe von Hangdong eine echte Zerreissprobe. Wir hielten uns im Badezimmer auf, als das Haus zu schütteln und schaukeln begann. Ich schrie Dick an:
„Lauf hinaus in den Garten, schnell, Erdbeben!“
Als nicht italienischer oder koreanischer Kapitän trug ich für meine Passagierin eine gewisse Verantwortung.

Während zwei Minuten, einer gefühlten Ewigkeit, bewegte sich das Gebäude. Im Schlafzimmer wiegte sinnlos der Schaukelstuhl aus eigenem Antrieb.
Bisher erlebte ich im Dorf drei grössere Beben, jedes Mal im Badezimmer. Das hat den Vorteil, dass bei durch Angst ausgelöster Schliessmuskelschwäche die Bein-Kleidung nicht beschmutzt wird.
Nach zwanzig Minuten fand ich die Bestätigung im Internet. Der amerikanische Erdbeben-Dienst USGS, U.S. Geological Survey, (1) meldete ein Beben mit der Stärke von 6,0. Die Gelogen in Thailand beharren auf 6,3. Diese Erdpissenschaftler eichten ihre Seismographen offenbar nach alter Väter Sitte mit Chang (Bier). Die Erdbewegungen wurden von Hanoi über Bangkok bis Yangon verspürt.

Die meisten Pfahlbauten in Lan Na Land überstanden das heftige Rütteln mit diversen Rissen in den Mauern. Die Strasse von Chiang Mai nach Chiang Rai wurde stellenweise aufgeschlitzt und zerstört.
Ein Buddha am Wat Udom Waree im Bezirk Phan verlor den Kopf. Eine ältere Frau das Leben. BuddhaPhan Der Künstler und Erbauer von Wat Rong Khun im Distrikt Mae Lao, Chalermchai Kositpipat, musste seine weisse Anlage für Besucher und Touristen aus Sicherheitsgründen schliessen. Einige Gebäude, Dächer und Wandmalereien erlitten leider schwere Schäden.(2)

Chiang Rai liegt nur fünfundzwanzig Kilometer vom Epizentrum entfernt. Die Passagiere des Flughafens flüchteten gedankenlos aus dem Abfertigungsgebäude. Sie standen teilweise genau unter Dachrinnen. Sie bemerkten nicht, dass herabfallende Ziegel auf die ungeschützten Köpfe fallen könnten.
Im Flughafen von Chiang Mai schrien Passagiere in Panik das Personal an:
„Wo ist der Schutzraum? Wo zum Teufel sind die Schutzräume?“
Eine hübsche, mandeläugige Angestellte lispelte listig lächelnd: „Es gibt keinen Schutzraum.“
Für die nächsten Reisen nach Thailand empfehle ich: Anstelle von Lümmeltüte – Schutzraum und Valium im Gepäck. (*)

Es schüttelt munter weiter. Bis 7. Mai 07 00 wurden angeblich 180 Nachbeben mit Intensitäten zwischen 3 und 5,9 registriert. USGS zeigt fünf Nachbeben mit Stärken von 4,4 bis 5,0.
Die Epizentren befinden sich in den Bezirken Phan, Mae Lao und Mae Suai in der Provinz Chiang Rai. Geologen beschuldigen die Phayao-Verwerfungslinie. Sie ist 70 Kilometer lang und liegt sieben Kilometer unter der Erdoberfläche. (3)

Bereits holte uns der Alltag ein. Es regnet. Ein ungläubiger Gärtner giesst zusätzlich. In der einen Hand hält er den Regenschirm, in der anderen Hand einen Schlauch. Der letzte Rest des nicht durch Alkohol oder Drogen ausgeschalteten Hirns, ist offenbar erdbebengeschädigt.

(1) http://www.usgs.gov/
(2) http://wp.me/p2ljyL-JW
(3) http://www.wochenblitz.com/nachrichten/51379-erdbeben-sorge-vor-dominoeffekt.html?utm_source=Wochenblitz+Clean+All&utm_campaign=955c217008-Aktuelle+Nachrichten+aus+Thailand&utm_medium=email&utm_term=0_34a48916ce-955c217008-286912533#contenttxt
(*) Diazepam ist ein Medikament aus der Gruppe der Benzodiazepine. Er wird als Psychopharmakon zur Behandlung von Angstzuständen eingesetzt.

Zum Vergleich:
Bei einem Erdbeben mit 4,2 (RS) wurden am 18. Mai in Südhessen im Mühltaler Ortsteil Nieder-Beerbach mindestens 70 Häuser beschädigt. Das sind 14 Prozent. Die Magnitude oder Größenklasse leitet sich aus dem dekadischen Logarithmus der maximalen Amplitude, auch Auslenkung, im Seismogramm ab. Wegen des dekadischen Logarithmus bedeutet der Anstieg der Magnitude um einen Punkt auf der Skala einen etwa zehnfach höheren Ausschlag im Seismogramm. Dies entspricht näherungsweise der 32-fachen Energiefreisetzung im Erdbebenherd.