Nach einigen Wochen im Hotel in der Stadt, sehnte ich mich nach ländlichem Leben. Ich hatte in Chiang Mai eigentlich alles, was ein durchschnittlicher Tourist benötigt. Von Sehenswürdigkeiten wie Tempeln, Unterhaltungsschuppen mit Musik, Bars mit Bieren und Schnäpsen – bunt bemalten echten Girls, noch echteren Ladyboys – und grenzenlosen Einkaufsmöglichkeiten, herrschte ein umfassendes Angebot. Das Hotel selbst offerierte gutes Essen in drei Restaurants.
Beim benachbarten Mr. K. sassen Gäste aller Nationen. Man fand schnell interessante Gesprächspartner und erhielt vom Chef persönlich die letzten Informationen aus der Gerüchteküche. Der Herr verkaufte Frühstückbons des benachbarten Hotels günstiger, als man sie von den freundlichen Damen an der Rezeption erwerben konnte.
Einer der regelmässigen Gäste bei Mr. K., ein aus dem Militär-Dienst in den Ruhestand entlassener Engländer, lud mich eines Nachmittags in sein gemietetes Haus in einem Dorf auf dem Lande ein. Er kannte den Namen des Dorfes nicht. Bezirk oder Verwaltungsort waren ihm schnuppe. Für dienstliche Angelegenheiten und bürokratische Belange hatte er seine Thai-Frau.
Nach der praktisch leeren, vierspurigen Hauptstrasse fuhren wir an einigen Reisfeldern entlang. Ein Riesen-Python schlängelte über den Weg. In einem fragwürdigen Rinnsal, halb Kanal, Wasser aus den Reisfeldern gemischt mit Abwasser einiger Häuser, planschten Kinder. Ich erinnere mich an die vielen Kurven im Dorf. Hinter jeder Ecke prasselten neue Eindrücke auf mich ein.
Das Essen, einige Thai-Häppchen und eine Spezialität aus England – um den Hausherrn bei Laune zu halten, mundete grossartig. War es das Essen, war es das Bier, mir gefiel das Landleben unglaublich gut.
Um acht Uhr wurde es still. Die lärmende Kinderschar zog sich in die Häuser zurück. In den Häusern plärrten Fernsehapparate.
„Das Dorf gefällt mir“, sagte ich nach einem weiteren Schluck Bier. „Gibt es Mietobjekte in der Gegend?“
Die Köchin entfernte sich für wenige Minuten und kam mit einer lächelnden Nachbarin zurück. Diese erzählte:
„Das Haus neben meiner Wohnung ist zu haben. Ein Problem sind die Stufen am Eingang. Ich könnte die Reinigung und das Kochen übernehmen.“
Wir schauten uns die Wohnung an. Drei möblierte Zimmer, eine grosse Küche, davor ein überdachter Platz für Abwasch und Wäsche. Ein stufenloser Zugang wäre mit einer Holzkonstruktion durch die Garage über die Veranda machbar.
Bereits drei Tage später zog ich aus dem imperialen Hotel ins unbekannte, noch namenlose Dorf. Eine fremde Wunder-Welt erwartete mich im neuen Jahrtausend.
Mein erstes Haus im Dorf
Danke für deine tollen Berichte aus dem wahren LOS.
Danke für das Lob. Leider entwickelten sich die anfänglichen Beiträge mit lauter lustigen Schnurren und Schwänken zu teilweise fragwürdigen Reportagen aus dem Alltag.
Sind die Reportagen fragwürdig oder deine Umgebung? :-)
Beides! Ich zweifle oft an mir selbst.
Als ich im August 2014 das Land verliess, lagen die Pasta Preise bei 61 Baht.
Vor wenigen Wochen kosteten 500 g Agnesi 81 Baht. Vor kurzem sah ich sie für 84 Baht. Klar, man könnte die australischen San Remo kaufen. Sie kosten weniger als 50 Baht. Da sind aber bloss 375 g in der Verpackung.
Der Chef der Organisation würde sagen: „Hohe Pasta Preise fördern den Verkauf von Reis.“
>Ich zweifle oft an mir selbst.
„Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel.“ (B. Russell).
Übrigens sind sich die Thai immer totsicher. :-)