Die nützlichste und preisgünstigste Erfindung meines Lebens ist der Kokosnusswasserstecher. Einst entwickelte ich erste elektronische Einheiten zur Datenerfassung und Steuerung analytischer Geräte. Sie befreiten qualifizierte Wissenschaftler von stundenlanger, präziser, leider fast stupider Handarbeit. Meine Wunderkisten verminderten Bedienungsfehler und erhöhten gleichzeitig die Messgenauigkeit.
Es waren neue, faszinierende Anblicke heutiger Selbstverständlichkeiten. Sie bedeuteten die Ernte teurer Früchte jahrelanger, ruheloser, manchmal schlafloser Suche zur Verbesserung eigentlich simpler Abläufe. Die Resultate erzeugten eine innere Befriedigung. Aber das echte Vergnügen, das wahre Behagen von Seele und Sinnen, vermittelt beinahe täglich der äusserst bescheidene Kokosnusswasserstecher.
Kokosnusswasser sollte nicht mit der aromatischen Kokosnussmilch verwechselt werden. Kokosnusswasser ist die Flüssigkeit noch unreifer, grüner Kokosnüsse. Kokosnussmilch dagegen wird aus dem weißen Fleisch der reifen, braunen Kokosnuss gewonnen und sieht aus wie Milch. Diese Milch schützt in extrem scharfem Curry die Magenwände vor Auflösung. Kokosnussmilch wird im Handel flüssig oder als Pulver angeboten.
Kokosnusswasser ist mit 10 kcal auf 100 Milliliter kalorienarm. Kokosnusswasser enthält Mineralstoffe. Es hat einen sehr hohen Gehalt an Kalium. Im Zusammenspiel mit Natrium reguliert es den Wasserhaushalt des menschlichen Körpers. Kokosnusswasser ist isotonisch. Die Zusammensetzung des Wassers ähnelt der des menschlichen Blutes.
Der fast fade Geschmack ist nicht jedermanns Sache. Beigaben von Limonen-Saft, weiteren Fruchtsäften oder Rum ergeben faszinierende Cocktails.
Wie kommt man bequem an die Flüssigkeit, sofern man sie nicht in Tetrapacks, Dosen oder Flaschen im Laden erwirbt? Wir haben Palmen in den Gärten. Die Nüsse enthalten je nach Grösse und Reife einen halben bis einen Liter Flüssigkeit. Sie werden im Verkauf zwischen zehn und fünfzig Baht angeboten. Durstig entwickelte ich den Kokosnusswasserstecher, denn das Bohren oder Stechen waren keine sauberen Lösungen.
Zur einfachen, hygienischen Gewinnung des Saftes schnitt ich ein Chromstahlrohr von ungefähr einem Zentimeter Durchmesser und 15 Zentimetern Länge schräge wie eine Injektionsnadel an und schärfte die Schnittstelle. Zwei, drei Hammerschläge auf das flache Ende genügen, um den Stahl in die Nuss zu treiben. Danach wird mit einem Essstäbchen die Nussschale, sie ist über zwei Zentimeter dick, aus dem Rohr gestossen und der köstliche Trank fliesst durch das Rohr via Glas in die Kehle.
Dick mischt Kokoswasser mit braunem und weissem Rum. Als preisgünstige einheimische Alternativen genügen Sang Som oder Mekhong. Der Schnaps hält ungebetene Ameisen vom Mittrinken ab.
Anstelle eines Hammers könnten kleine Kniehebelpressen verwendet werden. (2) Der Höhepunkt wäre ein integrierter Schalen-Ausstosser. Ich fand in Chiang Mai noch keine geeigneten Pressen.
Irgendein schlauer, gewinnorientierter Geschäftsmann wird praktische Lösungen finden, patentiert das Ganze und verdient damit Millionen.
Die Anregung zur Geschichte verdanke ich einem Kommentar von Ulrike vom Bambooblog. (1)
(1) http://bamboobloghh.wordpress.com/
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Kniehebelpresse
Was? ich habe Dich zu dieser Geschichte angeregt? Ich weiß zwar nicht, wie das passieren konnte. Doch danke! Ich liebe Kokoswasser! Und gut, dass Du dieses Gerät hast! Hier wachsen leider nicht so viele Kokospalmen. ;) LG Ulrike
Hallo Ulrike,
Du schriebst: „Wein in Südostasien? Ich trinke immer Bier, wenn ich dort unterwegs bin.“
Meine Antwort: „Thai-Biere erträgt mein Magen nicht.“
Plötzlich erinnerte ich mich, dass wir hier fast täglich Kokoswasser geniessen.
Toll! Danke! Sehr schön! Kokoswasser ist ja auch nicht so süß. das mag ich gerne.