Sozial-Versicherungen holen regelmässig Lebensbestätigungen ein, um zu verhindern, dass Rentenleistungen an längst Verstorbene ausbezahlt werden. Im pleiten Griechenland kassierten Familien unberechtigter Weise teilweise zwanzig Jahre lang.
Ich finde die Erhebung von Lebensbestätigungen durchaus sinnvoll, sofern für Kunden die Umtriebe massvoll sind. Rentner sind im Grunde nichts anderes, als auf den Tod wartende, Versicherungskassen plündernde Schmarotzer.
Vor langer Zeit genügte es, wenn der Dorfvorsteher seinen Stempel auf die Formulare knallte und unterschrieb. Die Distrikts-verwaltung in Hang Dong konnte ich aus bautechnischen Gründen nicht aufsuchen. Die Büros im ersten Stock waren nur über Treppen erreichbar.
Ein Thaischriftgelehrter mit Lizenz ‘Made in Khao San Road, Bangkok‘ miss-interpretierte in Genf den offiziellen Dorfstempel als Siegel einer kirchlichen Organisation und sandte den Wisch mit entsprechenden Bemerkungen zurück.
Glücklicherweise installierte damals die schweizerische Eidgenossenschaft einen Honorarkonsul in Chiang Mai. Der Weg vom Dorf dorthin ist bloss bescheidene fünfundzwanzig Kilometer. Um die Luftverschmutzung gering zu halten, dürfen Rentner anstelle des Rollators ein Fahrrad mit Hilfsmotor benutzen.
Als ich fast notfallmässig Chiang Mai verliess, hatte ich einige Lebensbestätigungs-Formulare im Gepäck, weil ich den hilfsbereiten Herrn Konsul mangels Kraft und Zeit nicht mehr aufsuchen konnte. Nach den Bestattungsfeierlichkeiten in Muri und den erquickenden Augenblicken des Verkostens edler Weine von Vin d’oeuvre in Leuk, durfte ich die Heimtücken des Verwaltungsapparates erfahren. In der Bundesstadt Bern fühlte sich leider niemand zuständig, meine Formulare zu quittieren. Die Beamten weigerten sich nicht nur. Sie erklärten, es sei den Behörden verboten, ehemalige Wohnsitzgemeinden eingeschlossen, solche Dokumente zu unterzeichnen.
Andererseits begrüssen schweizerische Amtsstellen papierlose Immigranten aus sämtlichen Kontinenten wohlwollend. Diese Menschen erhalten, von Steuerzahlern finanziert, Verpflegung, Unterkünfte, zusätzlich Taschengeld und gestempelte Verordnungen jeglicher Art.
Jahrelang bezahlte ich Steuern und Abgaben im Heimatland. Als Auslandschweizer ohne Wohnsitz in der Schweiz, war es mir unmöglich, einen Stempel, eine Unterschrift einer Amtsperson, für schlussendlich schweizerische Institutionen zu erlangen.
Ganz langsam wurde ich wütend und stocksauer. Erst wollte ich Schreiberlinge der Regenbogenpresse, beispielweise ‘das triefende Auge‘, informieren. Weil noch kein Blut floss, plante ich, das Bundeshaus, die Zentrale helvetischen Irrsinns, mit Molotow-Cocktails zu attackieren. Vielleicht wäre danach ein Stempel der Polizei verfügbar gewesen, beglaubigt durch die Aussagen:
„Er lebt. Der unzurechnungsfähige Terrorist verübte Brand-Anschläge auf das hoch-heilige Parlamentsgebäude.“
Ohne Anschläge zu verüben, das Benzin war zu teuer und das Bundeshaus ist ein alter Steinklotz, reiste ich ohne gestempelte Dokumente im Gepäck nach Südostasien zurück. Aus Melaka sandte ich dem fernen Herrn Konsul in Chiang Mai ein Mail und suchte Hilfe. Postwendend erhielt ich die Antwort:
“Sehr geehrter Sender,
Wir danken für Ihre E-Mail und möchten Sie informieren, dass wir bis 20. Oktober 2014 in Europa sein werden.
Honorar Konsul – Nord-Thailand.“
Der freundliche Herr sandte ein zweites, persönliches Mail und bot mir seine Dienste an. Danke sehr!
Der Stempel auf dem Lebensbescheinigungs-Formular lässt sich umgehen.
Mein Bruder war einige Jahre in der Schweiz tätig und bezieht Rente. Das nächste Konsulat ist in Bangkok, über 400 Kilometer entfernt.
Der erste Versuch, das Formular von einem Schulleiter unterschreiben und abstempeln zu lassen, wurde zurückgewiesen.
Da mein Bruder behindert ist, habe ich die Schweizer Behörde dann gebeten, doch bitte eine Kopie des Visums zu akzeptieren, da die Fahrt nach Bangkok für ihn zu beschwerlich sei. Ebenfalls teilte ich ihnen mit, dass die Immigration weder bereit sei, ein Lebensbescheinigungs-Formular abzustempeln noch eine Visums-Kopie … die Schweizer Behörde war einsichtig.
Es mag vernünftig denkende Beamte geben. Leider traf ich in Bern keinen davon. Lobenswerte Ausnahmen waren die Herren der BPK und privatwirtschaftlicher Gesellschaften.