Disharmonien in Satun

Es gibt Kommentare, die ich aus Gründen strapazierter Höflichkeit übersehe. Selten bin ich zum Antworten zu faul. Am 5. Februar traf mich ein wirres Geplauder. Deshalb ergänze ich meinen zu kurz gehaltenen Beitrag: „Misstöne im Haus“.

Satun ist eine friedliche Provinz im thailändischen Süden. Buddhisten, Alt-Neu-Presbyterianer, die Heiligen der letzten Tage, Hindus, Juden, Katholiken jeder Art – wie griechisch Orthodoxe, Christen sämtlicher abtrünniger reformierter Bekenntnisse – inklusive der Zeugen Jehovas, Scientologen, bleiben zusammen gezählt eine Minderheit. Trotzdem lebt es sich gut in Satun.
Rings um diese Provinz, in Yala, Pattani, Hat Yai, Songkla, etc. sind tägliche, religiös begründete Kämpfe und Morde üblich. Praktizierte Zurückhaltung aller ist darum angesagt.

Budh21 Seit Jahren wird im kleinen Tempel Wat Tham Khao Chin Thira Pradit in unserer Nähe gespendet und gesammelt, denn die Menschen möchten dort für ihre verstorbenen Angehörigen ein Krematorium errichten. Zu dem Zweck gibt es Kathin Zeremonien. Die Einwohner versammeln sich im Tempel. Sie bringen Geld, Essen und Getränke für ein beschauliches Fest mit ihren Nachbarn. Dieses Jahr war Besuch angesagt. Ein bekannter Mönch einer benachbarten Provinz, wollte die Feier mitgestalten. Zusätzlich bot er Geld an. Er wollte seine Bücher für vierhundert Baht verkaufen. Die Hälfte des Erlöses war für den Tempel, beziehungsweise für das Krematorium, bestimmt.

Um sieben Uhr morgens brachen die Einwohner zu Fuss, per Motorrad oder mit Kleinlastern zum Tempel auf. Als dann um halb acht Uhr ein ehrwürdiger Mönch das Mikrophon ergriff und die Feier eröffnete, staunten die Leute. Sie vernahmen ungewohnte Töne eines Ordensmannes und verstanden den bösartigen Inhalt der Ansprache erst nach einiger Zeit und leerem Schlucken. Der Gelbberockte forderte, entgegen aller buddhistischen Regeln, die Anwesenden zu Mord und Totschlag auf. Die empörten Zuhörer aus der Umgebung handelten. Sie behändigten ihre mitgebrachten Vorräte, luden diese kurzerhand in ihre Fahrzeuge und fuhren bitter enttäuscht nach Hause.
Er war auf diese einheimischen Gäste nicht angewiesen. Anhänger und Claqueure brachte er vorsichtigerweise gleich selber mit. (1)

Wenn einer unverfroren zur Gewalt aufrufen will, wählt er mit dem Buddhismus den falschen Verein. Dafür wären andere Glaubensrichtungen besser geeignet.
Der Willkürvertreter und Selbstverwirklicher hielt sich in seinem Leben nie an Anstand, Sitte und Verordnungen. Er versagte als Amtschef in Surat Thani, als Abgeordneter und Politiker in Bangkok. Als Mönch – eines Lichts des Glaubens – ist er keine Leuchte in der Finsternis irdischen Daseins. Er schreitet selbstgerecht trotzig weiter, auf der Überholspur der Autobahn, weit weg vom schmalen Pfad der Erleuchtung.

(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Claqueur

6 Gedanken zu „Disharmonien in Satun

    • Im Norden hätten die Gläubigen die Situation verschlafen. Achtzig Prozent der Besucher dösten im Tempel, wie ich mehrmals abzählen durfte, weitere zehn Prozent spielten mit ihren Smartphones.

  1. —–Es gibt Kommentare, die ich aus Gründen strapazierter Höflichkeit übersehe. Selten bin ich zum Antworten zu faul. Am 5. Februar traf mich ein wirres Geplauder.—–

    Hallo,
    wie du sehen kannst bin ich auch höflich ……

    Satun liegt vor unserer Haustüre, ca. 150 km und wir sind dort öfter unterwegs. Mit der Friedlichkeit ist es in der gesamten Region eine trügerische Angelegenheit …….

    Zu Suthep – was ich weiss ist, dass er in Suan Mokkh ordiniert sein soll. Ob die Schilderungen von dir zutreffen kann ich nicht beurteilen — aber wirklich ausschliessen kann man gar nichts, es würde aber ein ganz schlechtes Licht werfen – ungeachte dessen kann ich es mir gut vorstellen, dass es den Tatsachen entspricht …. es würde zu unserer Zeitepoche passen.

    Da es nach Surat von uns aus auch nur ca. 150 km sind, werde ich in naher Zukunft mir einen eigenen Eindruck verschaffen – wollte ich schon länger einmal machen, ich denke in der Ferienzeit unseres Sohnes bietet sich dazu eine Gelegenheit.

    Im übrigen kann der buddhistische Weg von jeder Person nur selbst gegangen werden – die Mönche sollten zwar die Richtung weisen können, aber in diversen Zeitepochen waren sie oft auch keine Hilfe – der Suchende war auf sich selbst gestellt und musste damit klar kommen.

    So ist es mir persönlich auch am liebsten ……. und damit beende ich mein wirres Geplauder.

  2. Ich hatte deinen Text vom 5.2. schon aufmerksam gelesen (was Durch deinen Schreibstil immer wieder erfreut). Aus dem fernen Deutschland sieht immer alles so verklärt aus und umgekehrt wird die örtliche Kirche gerne kritisch und negativ gesehen. Umso spannender ist es zu sehen, dass anderswo nicht alles Gold ist was glänzt. Letzte Woche kam im Deutschlandfunk ein Bericht über Ausschweifungen von Buddhistischen Mönchen und über Gewalt, die von diesen gegen andere Religionsgruppen geschürt wird. Diesen Beitrag hätte ich vielleicht „überhört“, wenn ich Deinen Artikel nicht gelesen hätte.
    Ich finde es toll, dass die Bevölkerung merkt, dass Religion bzw. Position missbraucht wird und dies auch direkt zeigt. Hut ab!

    • Danke Reissi,
      im Norden werden solche Entgleisungen beflissentlich übersehen. Heutiger Buddhismus in Thailand hat mehr Löcher als der beste Emmentaler-käse!

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