Fortsetzung aus:
Neue
Allgemeine Geographische
und Statistische
EPHEMERIDEN
Redigirt
von
dem Prof. Dr. G. Hassel
Weimar, im Verlage des Landes- Industrie Comptoirs
XXII. Bandes drittes Stück 1827
6) Die Insel Sincapur oder Sincapore, die letztere der Britischen Besitzungen in Hinterindien. Ein Eiland, das am äussersten Ende der Halbinsel Malaca in der sogenannten Meerenge von Sincapur liegt, durch welche die Schiffe segeln, welche in die Schinesischen Meere gehen oder von da zurückkehren. Als nach dem Frieden von 1814 die Holländer in ihre alten östlichen Besitzungen wieder eingesetzt wurden, befürchtete die Englisch-Ostindische Regierung, dass jene in diesen Gewässern ein zu grosses Uebergewicht erlangen und den ganzen Handel der Hinterindischen Halbinsel an sich ziehen möchten, sie wünschte daher eine bessere Station in der Strasse von Malaca, die näher am Wege nach Schina liegen möchte, als das entfernte Prince Wales. Sir Thomas Stamford Raffles schlug dazu das kleine Sincapur vor, das ihm dazu am gelegensten schien; es war unbesetzt, hatte kaum 200 Einwohner, aber einen vortrefflichen Haven. 1818 nahm ein Bengalisches Geschwader das Eiland in Besitz und seitdem ist daselbst eine blühende Stadt entstanden, die jetzt schon in der Handelswelt eine grosse Rolle spielt.
Das Eiland Sincapur ist etwa 4 ¼ Q.M. gross und wird von einem breiten Meeresarme eingeschnitten, der bei seiner Einmündung etwa 300 Fuss breit seyn mag. Dieser Meeresarm hat regelmässige Ebbe und Fluth, und trägt Schiffe von 250 Tonnen. Die Oberfläche der Insel selbst wechselt mit Hügeln und Thälern, der Boden ist fruchtbar, und schon sieht man überall Pflanzungen von Pfeffer, Ingwer, Gewürzen, Reis, Zucker und andern Indischen Producten: Holz ist im Ueberflusse vorhanden, das Wassser aus Quellen und Bächen vortrefflich, das Clima gesund und die Cholera morbus, die 1820 und 1821 Indien verheerte, hatte sich hier nur einige Tage gezeigt. 1824 hatte das Eiland bereits 14‘366 Einw., wovon in der Stadt 11‘851 lebten, nämlich 84 Europäer, 132 eingeborne Christen, 9 Armenier, 10 Araber, 690 Decaner, 226 Hinduer, 5‘180 Malaien, 1‘701 Buggisen, 88 Javanesen und 3‘828 Schinesen, worunter aber nur 3‘231 Weibspersonen waren, und diess nachtheilige Verhältnis des weibl, Geschlechts gegen das männl., ist bis jetzt eine der grössten Unbequemlichkeiten der Colonie, woran sie leidet und die sich erst in der Folge ausgleichen kann. Jetzt soll die Volksmenge schon über 30‘000 Menschen angewachsen seyn. Was sie zusammentreibt, ist der Handel. Die Stadt liegt an dem Meeresarme, der in die Insel eindringt und den schönsten, sichersten Haven bildet: sie hatte 1824 bereits 911 Häuser, deren Werth man auf 1‘013‘314 Gulden berechnete. Handel und Schiffahrt waren in stetem Zunehmen: 1823 belief sich die Zahl der zu dem Haven gehörigen Schiffe auf 1‘552 Tonnen: 31 Schiffe segelten nach Westindien, 59 nach Schina, 14 nach Mañila, 6 nach Anam, 6 nach Siam, wogegen 44 Siamische und 15 Schinesische Junken den Haven besuchten.
Der Werth der Ausfuhr betrug 1824 13‘009‘202, der Einfuhr 13‘829‘072 Gulden. Die vornehmsten Geschäfte wurden in Benzoe, Kaffee, Pfeffer, Reis, Zucker, Zinn, Gewürzen, Europ. Waaren und Schildpatt gemacht: 1823 brachten die Schinesen 609 Kisten Seide, 2‘257 Ballen Nankin und 1‘250 Pikuls Kampher. – Aber dieser Platz ist nicht allein für die Briten als Stapelplatz des Hinterindischen Handels und weil er die Strasse von Sincapur beherrscht, wichtig, sondern auch weil er zum Ruheplatze und der Hauptstation ihrer Schiffe in die Schinesischen Meere, die nun nicht mehr in die Häven von Java einzulaufen brauchen, dient, und dazu herrlich gelegen ist.
(S) http://wp.me/p2ljyL-159 Hinterindien: Wachstum in Singapur
(S) http://de.wikipedia.org/wiki/Singapur
(S) http://www.yoursingapore.com/content/traveller/en/experience.html
(S) http://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Stamford_Raffles
Eine gediegene Dokumentation über Briten in Hinterindien entdeckte ich in:
(L) http://entdeckeengland.com/2013/08/29/31-august-hari-merdeka-malaysias-unabhangigkeitstag/
Vorzüglich!
Großes Kompliment
Wolfram
Wolfram, danke.
Professor Hassel lieferte den Stoff. Ich schrieb unverändert ab und übernahm bewusst sämtliche Fehler. Es ist trotz aller Ungereimtheiten interessant, die Entwicklung Hinterindiens aus alter Weimarer Sichtweise zu beobachten.
Meine Beiträge waren bloss verstaubte, eigene Aufnahmen aus Penang, Melaka und Singapur. Hunderte, heute einzigartiger Diapositive, schmiss ich weg. Die hätten Feuchtigkeit, Hitze und Dreck hier nicht überlebt. Die Zeit war zu kurz, um alles zu digitalisieren.
Es bleibt noch ein Inselchen, Borneo, über welches ich beinahe unglaubliche, unbekannte Einblicke über die westliche Einflussnahme vermitteln könnte. Hassels bleibende Eindrücke waren vor allem die Kopfjäger.
Mit freundlichen Grüssen
Rolf