Gedanken zu Würsten: Philosophie zwischen zwei Zipfeln

Üblicherweise verspeisen Menschen Nahrungsmittel mehr oder weniger Gedankenlos. Einheimische werden bei der Fütterung durch Fernseher oder Smartphones abgelenkt.
Farang dagegen versuchen beim Kauen tiefsinnige Gespräche zu führen, oder sie studieren Börsenkurse und Intelligenzblatt. Nur selten wird die Qualität der Speisen erwähnt.
Der einzige Thai, der seine Beurteilung des Futters lautstark in die Umgebung krähte, war der kleine Goon. Der sagte jedem: „Du kannst nicht Pasta kochen. Ich mag Nudeln und Spaghetti von Ta-Taa!“

In Chiang Mai war es relativ einfach, hervorragenden Wurstwaren zu kaufen – unter Meidung einer Anzahl von Anbietern.
Mit Salami aus Italien hatten wir nie Probleme. Die Ware aus Bangkok schmeckte mir nicht. In Satun gibt es keine Importware.
Zum frisch gebackenen Brot wäre eine Auswahl an Charcuterie willkommen gewesen. In Satun lagen im Gestell bloss zwei Stück Salami aus Bangkok. „PEPPERONI“ stand auf dem ein Kilogramm schweren fünfzehn Zöller. Haltbar bis nächsten Februar. Ich rechnete und überlegte, fünfundsiebzig Gramm pro Woche sollten machbar sein.
Zusätzlich war das Würstchen, wie in Italien, mit Salamigarn bewickelt. Zu Hause sah ich, die Schnur war nur auf die Kunststoffhülle gedruckt.
Ich schnitt die Wurst an. Ein fast aufdringlicher Paprikaduft verbreitete sich. Das Fleisch wies zahlreiche Pfefferkörner auf und war rot vom Peperoni. Ich biss vorsichtig ein Stücklein ab und kaute. Geschmacklos langweilig war das Fleisch nicht, aber nicht vergleichbar mit italienischen, spanischen oder ungarischen Würsten.
Als annähend achtzig Prozent des Anschnitts verspiesen waren, meldete mein Magen: „Nichts für mich!“ Die nächste halbe Stunde sass ich hustend, spuckend, teilweise atemlos würgend im Badezimmer.

Am Tag darauf wiederholte ich den Selbst-Versuch. Auf ein Stück leicht gebuttertes Roggenbrot legte ich eine dünne Scheiben Salami. Extrem langsam kaute ich am Sandwich. Der Magen liess sich vorerst überlisten. Aber den ganzen Nachmittag lang, rülpste ich unangenehme Paprika-Schwaden.

Wir sahen uns das Angebot an Brüh- und Bratwürsten an. Alle diese Spezialitäten waren dank Zusatzstoffen dreissig Tage haltbar. MSG – Mononatriumglutamat – C5H8NNaO4 – und Zucker ergänzten die undefinierbaren Mischungen. Möglicherweise fanden einige Tropfen Formalin den Weg in den Wurstteig. Schwächliche Individuen geben ihren Geist sofort auf. Starke Persönlichkeiten werden dagegen lebenslänglich unsterblich. Nichts für unseren besch..eidenen Einkaufskorb.
In der Schweiz empfahlen einst versierte Metzgermeister, frische Würste nicht länger als fünfzehn Stunden zu lagern.

Zu unserer „Multione“ Küchenmaschine gehörte als Zubehör ein Fleischwolf. Dick war nicht zu faul, das Gerät zu benutzen. Inspiriert wurden wir vom Koch Sandro Zinggeler, Schweizer LandLiebe TV, Staffel 4, Sendung 2. (1,2) Wir erzeugten erstklassige Schweins-Bratwürste ohne chemische Zusätze. Mein durch deutsch-thailändische Salami (Original Deutsches Rezept) gefolterter Magen vergab meine Sünden und verdaute die hausgemachten Bratwürste.

(1) https://www.schweizerfleisch.ch/gastronomie/la-cuisine-des-jeunes/portraits/2014-sandro-zinggeler.html
(2) https://www.youtube.com/watch?v=L2fj98LqpjI

Bequemlichkeit, Gedankenlosigkeit und Dummheit

Es scheint beinahe unmöglich, alle diese Eigenschaften in einer einzigen Person zu kombinieren.
Aber mit diesen drei Eigenschaften werden potente Stinkbomben erzeugt. Im Nebeneffekt wird oft zusätzlich, ohne böse Absichten, gemordet.
Gekochte Speisen an Strassenständen und motorisierten Küchen sind spottbillig. Das führt dazu, nicht selbst am heimischen Herd zu stehen, dabei kostbare Zeit fürs Tratschen und Zocken zu vertrödeln, sondern fertige Mahlzeiten in Plastikbeuteln zu kaufen und damit die Familie zu verpflegen. Sofern die Erzeuger bekannt sind und als Verpackung ungebrauchte Beutel benutzt werden, ist das in Ordnung. Lag vorher verdorbenes Fleisch im Beutel, wie Kakerlaken, Maden, Mäuse, Ratten oder Schlangen, erwischte der Käufer in der Lotterie des Lebens Hinterindiens schlechtes Karma.
Die Verpflegung in Kindergärten und Schulen im LOS schien nicht optimal zu sein. Der kleine Goon verbrachte nach seinen Mahlzeiten im Kindergarten durchschnittlich alle drei Monate einige Tage im Spital. Jeden Monat legten Lebensmittelvergiftungen im Land der Freien ganze Schulklassen flach. Seit der Militärregierung verbesserte sich offensichtlich die Situation. Zeitungen berichten jedenfalls nicht mehr über jeden kümmerlichen Scheissdreck in Schulzimmern und Höfen.

Diese Woche vernahm ich von drei Todesfällen Erwachsener. Sie alle verspeisten Reissuppe. Dicks Mutter kämpft in einem Privatspital seit einer Woche ums Überleben. Magen, Darm, Leber und Nieren sind schwer betroffen. Im kleinen Krankenhaus in Hang Dong hatte es kein Bett für sie. Dadurch stiegen ihre Überlebenschancen. Dicks Schwester vergiftete mit einem eingekauften delikaten Süppchen ihren Mann und ihre Mutter. Der Mann, Amerikaner ohne jegliche Abwehrstoffe gegen verdorbene Thai-Suppen, kaut vermutlich bereits im Nibbana Gummi. Die Ärzte konnten ihn trotz reichlichem Dollar Guthaben nicht retten.

Reis-Suppen mit Huhn, Schwein oder getürkten Elefanten werden von Knorr als Pulver in Beuteln für wenige Baht angeboten. Mit etwas Wasser aufkochen und nach kurzer Zeit ist das bekömmliche Süppchen bereit. Die meisten fünfzehnjährigen Schulmädchen sind mit der Zubereitung überfordert.
Sie verstehen die illustrierten Instruktionen auf der Verpackung nicht. Das verdeutlicht brutal die Qualitäten der teuren Schulen und die Intelligenzquotienten der jungen Damen.

Wir blieben von den Entgleisungen der Nahrungslieferanten in den letzten Wochen trotz aller Vorsicht nicht verschont. Es ist gegenwärtig Mode im Land, Fleisch, vor allem Fisch und Garnelen, durch die Verwendung von Formalin haltbarer zu machen.
Dick fand auf dem Markt in Klong Khut einen ausserordentlich frisch aussehenden Fisch. Ich staunte über die Struktur des gebratenen Fleisches im Teller. Vom Fisch ass ich nur wenig. Mir schmeckten die gekochten, leicht bebutterten Kartoffeln mit – im Süden seltener Petersilie besser.
Stunden danach quälten mich Bauchgrimmen und Krämpfe. Der Kot roch verdächtig nach einer Substanz, die ich von meiner Zeit in einem Institut für Pathologie her kannte. Die Präparatoren legten ihre Fundstücke in Formalin. Wie gut Formalin wirkt, bestätigten mir bestens erhaltene, eingelegte Föten. Sie hätten bereits damals Altersrenten erhalten. (1)

Ein Offizier in der Nachbarschaft wurde zum Dienst nach Koh Lipe entsandt. Dort fing er riesige Garnelen. Er schenkte uns ungefähr ein Kilogramm der schönen Tiere. Mich interessierte, wie das Fleisch auf dem stundenlangen Weg frisch gehalten wurde. Er grinste und sagte: „Die Boote der Marine haben Kühlschränke“.
Nach dem Genuss der Garnelen, wir spülten mit einem Fläschchen Chardonnay, Lagerung im Fass aus Eichenholz, konnte ich meinen Darm rauschen hören. Erneut der fatale Gestank des Kotes.
Dass mit den Garnelen etwas nicht stimmte, zeigte ein Besuch der Schwiegermutter des Offiziers. Der Gast aus Hat Yai hatte einen gesunden Appetit und langte kräftig zu. Sie klappte kurz nach der Mahlzeit zusammen. Gegenwärtig liegt sie in einem Krankenhaus in Bangkok.

In Thailand spricht der gehobene Mittelstand nicht über unangenehme Dinge des Lebens wie Urin, Fürze oder Fäkalien. Lässt ein fahrlässiger Flatulenzler hörbar Gas ab, schickt der Gastgeber den Hund aus dem Raum. (2) Deshalb lautete die Diagnose des Leidens der Mutter über Line nicht auf Dünnschiss, sondern vornehmer auf Herzattacke.

(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Formaldehyd
(2) https://de.wikipedia.org/wiki/Flatulenz

Guten Appetit

Gehöre ich zu den Gruppen der Hirschferkel oder der Stirnwaffenträger, den Gehörnten?
Beide Gruppen sind Paarhufer, Wiederkäuer. Sie sind Pflanzenfresser und besitzen einen mehrteiligen Wiederkäuermagen, der es ihnen durch mikrobielle Verdauung ermöglicht, Nahrungsmittel zu nutzen, die für andere Säuger mit nur einem Magen unverdaulich sind. (1)
Die Frage stellte ich mir bereits vor einigen Jahren, als ich jeweilen in aller Herrgottsfrühe erwachte und nach Schluckauf einen herben Geruch nach Peperoni, Gurken oder anderem Gemüse im Munde verspürte. Der Ausdruck ‚Wiederkäuer‘ entstand, weil der teilverdaute Nahrungsbrei nach Ruhephasen hochgewürgt und nochmals gekaut wird.
Die erwähnten Gewächse verdaue ich meistens schlecht, sofern sie aus Grossmärkten stammen. Mit Produkten aus Gärtnereien im Dorf oder auf Reisen in Malaysia hatte ich selten Probleme. Ich fragte mich, sind die Ursachen der Unverträglichkeit Düngezusätze oder Pflanzenschutzmittel?

Seit Jahren lese ich immer wieder von unerlaubten Hilfsmitteln, welche von listigen, unter Umständen bloss durch geistig unterbelichtete Produzenten und Verkäufer hemmungslos an Kunden verschleudert werden. (2)
Thailändische Schulen sind bessere Schlafanstalten. Orientierungen über Medikamente, Gifte und Chemie finden nicht statt. Kein Wunder, wenn nicht einmal der frisch diplomierte Herr Pharmakologe aus dem Dorf weiss, was H2O oder NaCl ist. Jeder Garnelen-, Gemüse-, Schweine-, oder Milch-Produzent kann ohne Rezepte Zentnerweise Antibiotika und andere Hilfsmittel beziehen.
Aus Thailand kenne ich keine vertrauenswürdigen Zahlen. Im zivilisierten, aufgeklärten Deutschland wurden von ausgebildeten Veterinären, nicht von Laien, im Jahr 1‘734‘000 Kilogramm Antibiotika gespritzt oder verfüttert. (3)

Diese Woche erschütterte ein Artikel der Bangkok Post erneut das Vertrauen in unsere Lebensmittelanbieter. (4)
Mitarbeiter des Gesundheitsamtes sammelten 275 Proben von fünf verschiedenen Märkten in Muang Nakhon Sawan, Tha Tako und den Distrikten von Chumsaeng. 102 untersuchte Proben, das sind 37%, enthielten Formalin. (F) In städtischen Märkten entdeckte man das Gift in 59 % der geprüften Lebensmittel. Spuren fanden sich in Garnelen, Tintenfischen, gehacktem Ingwer, verschiedenen Pilzsorten und den langen Thai-Bohnen.
Schädliche Stoffe, die gerne in frischen Nahrungsmitteln verwendet werden, sind: Borax, Natriumhydrosulfit = Natriumdithionit, Pestizide, Salicylsäure, Formalin und Salbutamol (5).TKSchädlich

Der verbrecherische Umgang mit Lebensmitteln hinterlässt Spuren bei Touristen, in Kindergärten und Schulen. Mitte Februar erkrankten in einem Kindergarten im Isan zwanzig Kinder nach dem Genuss von Wanton-Suppe. Wanton, auch WonTon, sind gefüllte Teigtaschen. (6) Zehn Kinder starben.
Unser kleiner Goon erkrankte in zwei Jahren vier Mal an verdorbenen Speisen im Kindergarten. Schulwechsel halfen nicht. Vor einer Woche kochten Unmenschen Fischklösschensuppe. Goon weigerte sich, die stinkenden Kugeln zu verspeisen. Der Sud allein genügte, um ihn krank zu machen. Grossmutter durfte ihn im Krankenhaus abholen.

(t) http://en.wikipedia.org/wiki/Antimicrobials_in_aquaculture
Untreated animal manure and human waste are used as feed in shrimp farms and tilapia farms in China and Thailand, in addition to the collection of waste products accumulating from inadequate sewage treatment.
Nehmen wir an, meine Übersetzung ist fehlerhaft. Trotzdem verging sogar mir, mit animalischem Paarungs- und Essverhalten, die Lust nach Crevetten-Cocktail, wobei Cocktail für die angewandten Schludrigkeiten in Verbindung mit Antibiotika die richtige Bezeichnung sein dürfte:
“Unbehandelter Tiermist und menschliche Abfälle werden als Futter in Garnelen- und Tilapia-Farmen in China und Thailand, zusätzlich zu Abfällen aus unzureichender Abwasserbehandlung verwertet.“ Guten Appetit!

(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Wiederk%C3%A4uer
(2) http://wp.me/p2ljyL-FS
(3) http://www.spiegel.de/international/germany/analysis-of-the-hidden-cost-of-the-german-meat-industry-a-929251-2.html
(4) http://www.bangkokpost.com/news/local/396653/food-vendors-criticised-over-formalin-use
(5) http://de.wikipedia.org/wiki/Salbutamol
(6) http://de.wikipedia.org/wiki/Wan_Tan
(F) http://de.wikipedia.org/wiki/Formaldehyd
Delikatessen mit Gift:
(t) http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-47134760.html
(t) http://www.aseanfood.info/Articles/13006662.pdf

Nahrungsmittel: Bilder von BambooBlog aus China. Das Problem existiert dort ebenfalls.
(b) http://bamboobloghh.wordpress.com/2014/02/26/chinas-markte-die-schonen-bilder/
(b) http://bamboobloghh.wordpress.com/2014/02/26/chinas-markte-die-harten-fotos/

Konservierter Fisch

Formaldehyd
ist der Trivialname für die giftige chemische Verbindung Methanal, einem Aldehyd. Der Name leitet sich vom Methan durch Anhängen von -al für Aldehyde ab.
Formaldehyd kann bei unsachgemäßer Anwendung Allergien, Haut-, Atemwegs- oder Augenreizungen verursachen. Akute Lebensgefahr durch toxisches Lungenödem oder Lungenentzündung, Pneumonie, bestehen ab einer Konzentration von 30 ml/m³. Bei dauernder Exposition wirkt es karzinogen, krebserregend. Formaldehyddämpfe beeinträchtigten das Gedächtnis, die Konzentrationsfähigkeit und den Schlaf.
Formaldehyd findet als Konservierungsstoff in der Kosmetik Verwendung. Wegen des hautreizenden Potenzials des Stoffes gilt dies als problematisch.
Formaldehyd wird zur Leichenkonservierung, sowie zur Konservierung von anatomischen und biologischen Präparaten benutzt. Wie gut die Chemikalie wirkt, verstand ich, als ich einst im Institut für Pathologie, in Gläsern konservierte Föten betrachtete, welche bereits das Alter für Rentenbezüge überschritten hatten.

Malaysia hätte andere Sorgen, als Vorschriften für Artisten währen des Frühlingsfestes zu erlassen.  Die Zeitung “Sunday Star“, vom 20. Januar 2013, berichtete auf Seite 12 aus Kota Kinabalu:
Der Präsident der Anglervereinigung von Sabah, Datuk Wilfred Lingham rief die Autoritäten dazu auf, Abgabe und Benutzung von Formalin zu beschränken und zu kontrollieren. Formol oder Formalin ist eine 4–8%ige wässrige, gepufferte Lösung.Fische

Die Chemikalie wurde benutzt, um Fische auf den Märkten haltbarer zu machen !
Die Angler in Sabah fanden bei ihren Nachforschungen heraus, dass 80 Prozent der Konsumenten mit Formalin verseuchten Fisch assen. Dazu passt sicher ein mit Frostschutz gepanschter Weisswein.

http://de.wikipedia.org/wiki/Lungen%C3%B6dem
http://de.wikipedia.org/wiki/Lungenentz%C3%BCndung